Simon Schwarz ist ein Gesicht, das aus der deutschen und österreichischen Fernseh- und Kinolandschaft nicht mehr wegzudenken ist. Vielen ist er als verlässlicher Partner des schrulligen Dorfpolizisten Franz Eberhofer in den erfolgreichen Krimikomödien bekannt. Doch Simon Schwarz ist weit mehr als nur der „Eberhofer-Partner“. Sein Leben und seine Karriere sind geprägt von Brüchen, Herausforderungen und einer bemerkenswerten Resilienz, die ihn zu dem vielseitigen Künstler gemacht hat, der er heute ist.
In einem aktuellen Interview gab der 53-Jährige tiefe Einblicke in seine Vergangenheit, seine späte ADHS-Diagnose und seinen ungewöhnlichen Ansatz, im Job bewusst nach Möglichkeiten zu suchen, um zu scheitern. Diese Offenheit und der Mut, unkonventionelle Wege zu gehen, zeichnen ihn aus und machen ihn zu einer spannenden Persönlichkeit jenseits der Leinwand.
Eine schwierige Kindheit und der Kampf ums System
Die Kindheit von Simon Schwarz war alles andere als geradlinig. Von der Schulbehörde wurde ihm das Urteil „sozial nicht integrationsfähig und nicht beschulbar“ ausgestellt. Er wechselte sechsmal die Schule und verließ sie mit 17 Jahren ohne Abschluss. Diese frühen Erfahrungen waren prägend und schmerzhaft. Er erzählt von Schwierigkeiten, Emotionen zu kontrollieren, von Wutausbrüchen und sogar von kindlicher Epilepsie, die sich glücklicherweise verwachsen hat.
Schon im Kindergarten wurde er in die Schublade „sozial nicht integrierbar“ gesteckt – ein Stigma, das ihn lange begleitete. Er berichtet von Strafen, wie einem halben Jahr, in dem er in den Pausen nicht im Hof spielen durfte, sondern im Sekretariat in der Ecke stehen musste. Diese Erfahrungen hätten ihn beinahe gebrochen, doch ein entscheidender Faktor rettete ihn: der unerschütterliche Glaube seiner Mutter.
Seine Mutter gab ihm das Gefühl, dass nicht er das Problem sei, sondern das System. Sie bestärkte ihn darin, dass er intelligent sei, entgegen den Behauptungen anderer. Sie setzte alle Hebel in Bewegung, um die Strafen abzumildern. Diesen Rückhalt seiner Eltern nennt er heute als Grund für seine Resilienz. Ohne ihre Unterstützung hätte er diese schwierige Zeit wohl nicht so überstanden. Die Dankbarkeit für seine Eltern schwingt in seinen Worten deutlich mit.
Die späte ADHS-Diagnose: Ein Wendepunkt
Erst vor wenigen Jahren erhielt Simon Schwarz die Diagnose ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung). Er stieß auf einen Artikel über ADHS bei Erwachsenen und erkannte sich sofort wieder. Dieses Erkennen war für ihn eine enorme Erleichterung. Er verstand auf einmal, warum so vieles in seinem Leben schiefgelaufen war, warum er an bestimmten Dingen scheiterte. Die Diagnose gab seinem bisherigen Lebensweg einen neuen Sinn.
Obwohl die Diagnose eine Erleichterung war, verfolgt er derzeit keine Therapie und nimmt keine Medikamente. Er ist sich der Herausforderungen bewusst, insbesondere der Konzentrationsprobleme, die mit ADHS einhergehen können. Er begegnet ihnen mit viel Disziplin. Interessanterweise hat er einen Beruf gewählt, der ihm in dieser Hinsicht entgegenkommt: Die Schauspielerei bietet viel Abwechslung und neue Reize, was für Menschen mit ADHS oft vorteilhaft sein kann.
Die Frage, ob die mit ADHS verbundene Impulsivität und das ungefilterte Wahrnehmen von Emotionen auch Stärken für einen Schauspieler sein können, verneint er pauschal. Er glaubt nicht, dass ADHS-Menschen per se kreativer sind. Vielmehr habe er einfach andere Denkstrukturen und chemische Reaktionen im Gehirn. Inzwischen versucht er aber bewusst, die positiven Seiten von ADHS besser zu nutzen, und das gelingt ihm nach eigener Aussage gut.
Das paradoxe Streben nach Scheitern im Beruf
Im Alltag scheitert Simon Schwarz nach eigener Aussage an allem, was nur im Entferntesten mit Bürokratie oder Formularen zu tun hat. Hier hilft ihm oft sein großer Sohn. Doch im Job verfolgt er eine Strategie, die auf den ersten Blick paradox erscheint: Er sucht aktiv nach Möglichkeiten, um zu scheitern, „auf die Fresse zu fallen“, um dann wieder aufzustehen und Dinge besser zu machen.
Dieser Wunsch rührt aus seinem Erfolg mit den „Eberhofer“-Krimis. Er könnte problemlos eine Komödie nach der anderen drehen, da er in diesem Genre sehr erfolgreich ist. Doch das Risiko, als Schauspieler auf bestimmte Rollen festgelegt zu werden, stört ihn. Er möchte nicht die nächsten Jahre nur das machen, was er schon kann und was das Publikum erwartet – ganz ohne Risiko. Das reizt ihn nicht. Stattdessen sucht er Projekte, bei denen er richtig scheitern kann, um sich künstlerisch weiterzuentwickeln und nicht in einer Schublade zu verharren.
Vom Filmset auf die Kabarettbühne: „Das Restaurant“
Ein solches Projekt, bei dem er bewusst ein Risiko einging, ist sein Kabarett-Programm „Das Restaurant“, das er zusammen mit seinem Freund, dem Kabarettisten und Schauspieler Manuel Rubey, auf die Bühne bringt. Manuel Rubey hatte die Idee, nicht mehr allein auf Tour zu gehen, und fragte Simon Schwarz, ob er Lust hätte, ein gemeinsames Programm zu entwickeln.
Die Zusammenarbeit war anfangs eine Herausforderung, insbesondere für Manuel Rubey. Simon Schwarz sprühte vor Ideen, gab viel Input, verwarf aber auch vieles wieder – etwas, das er selbst als „ADHS-Ding“ bezeichnet. Trotz des anfänglichen kreativen Chaos wurde „Das Restaurant“ zu einem großen Erfolg. Die Tickets sind in den meisten Städten rasch ausverkauft, was für Simon Schwarz selbst „Wahnsinn“ ist und nicht gerade nach Scheitern klingt.
Er erkennt in Manuel Rubey einen wichtigen Partner, der ihm hilft, seine Ideen und seinen „Wahnsinn“, wie er es nennt, zu kanalisieren und zu strukturieren. Für Simon Schwarz, der nach eigenen Worten zum ersten Mal in seinem Leben jemanden an seiner Seite hat, der ihm bei der Strukturierung hilft, ist diese Zusammenarbeit besonders wertvoll.
Mit dem Wohnmobil unterwegs: „Bezzel und Schwarz – Die Grenzgänger“
Ein weiteres gemeinsames Projekt verbindet Simon Schwarz mit seinem Schauspielkollegen Sebastian Bezzel, dem Hauptdarsteller der Eberhofer-Krimis. Zusammen drehen sie für den Bayerischen Rundfunk die Reisedoku „Bezzel und Schwarz – Die Grenzgänger“. Kürzlich wurde die sechste Staffel gedreht, bei der sie mit dem Wohnmobil die größten Flüsse Bayerns entlangfuhren.
Ein Blick hinter die Kulissen zeigt ein kleines, eingespieltes Team. Simon Schwarz und Sebastian Bezzel teilten sich während der Dreharbeiten ein Wohnmobil, was eine besondere Nähe erforderte. Er betont, dass dies nur möglich ist, weil sie sich sehr mögen und gut miteinander auskommen. Mit einem Kollegen, den er nicht gut kenne, hätte er das nicht machen können. Die Enge auf engstem Raum erfordert gegenseitige Rücksichtnahme und eine gute Chemie.
Auf ihrer Reise begegneten sie Menschen, die in besonderer Weise mit den Flüssen verbunden sind. Besonders beeindruckt zeigten sich die beiden von Renaturierungsprojekten entlang von Flüssen wie der Altmühl, dem Inn und der Isar. Sie erkannten, dass die Begradigung von Flüssen und das Bauen in Überschwemmungsgebieten in der Vergangenheit ein großer Fehler war. Heute erobern die Menschen die Flüsse zurück und erkennen ihren Wert als Erholungsraum und ökologisch wichtige Zonen.
Die Bedeutung der Isar in München als wilde Flusslandschaft mitten in der Stadt wurde ihnen besonders bewusst. Sie sahen, wie wichtig der Fluss für die Menschen ist und wie die Auenlandschaften bei Starkregen Wasser aufnehmen und speichern, was für Trockenperioden und die Kühlung der Stadt essenziell ist.
Auch die Arbeit der Wasserwacht beeindruckte Simon Schwarz tief. Er war sich nicht bewusst, welch wichtigen, oft ehrenamtlichen Job diese Menschen machen – sie retten in ihrer Freizeit Leben, was er als heldenhaft bezeichnet. Für die Dokumentation sprangen Schwarz und Bezzel sogar selbst in die eiskalte Isar, um sich von der Wasserwacht „retten“ zu lassen – ein bisschen Action für die Zuschauer, obwohl Simon Schwarz kaltes Wasser eigentlich nicht ausstehen kann.
Private Einblicke und Zukunftspläne
Simon Schwarz ist bekennender Talkshow-Muffel und kann auch mit sozialen Medien wenig anfangen. Er hört lieber Podcasts über Geopolitik oder liest Sachbücher. Dieses starke Interesse an Wissen und Bildung führt er auf seine Komplexe zurück, die er aufgrund seines Scheiterns in der Schule entwickelt hat. Er versucht, dieses Gefühl durch Lesen und Lernen zu kompensieren. Er hat Unmengen gelesen, weiß aber nach eigener Aussage immer noch viel zu wenig und findet sehr vieles interessant.
Auch über sein Privatleben gibt der Schauspieler Einblicke. Simon Schwarz war zuvor mit Nana Spier verheiratet und hat aus dieser Ehe zwei erwachsene Kinder. Seit 2012 ist er mit der Regisseurin und Drehbuchautorin Alexandra Makarová liiert, mit der er eine gemeinsame Tochter hat. Im Mai 2024 gaben sie bekannt, dass sie mittlerweile verheiratet sind. Bei Makarovás Spielfilm „Zerschlag mein Herz“ (2018) war Simon Schwarz erstmals als Produzent tätig. Diese Einblicke zeigen, dass neben seiner vielfältigen beruflichen Tätigkeit auch sein Familienleben eine wichtige Rolle spielt.
Seine Karriere, die vom Theater über Film und Fernsehen bis hin zu Kabarett und Reisedokus reicht, zeigt seine ständige Suche nach neuen Herausforderungen und die Bereitschaft, ausgetretene Pfade zu verlassen. Die Kombination aus seiner Resilienz, seiner späten ADHS-Diagnose, die ihm geholfen hat, sich selbst besser zu verstehen, und seinem Mut, bewusst das Scheitern zu suchen, macht Simon Schwarz zu einer einzigartigen Figur in der Unterhaltungsbranche.
Häufig gestellte Fragen zu Simon Schwarz
Wo lebt Simon Schwarz heute?
Der vorliegende Text enthält keine Information darüber, wo genau Simon Schwarz heute lebt. Er spricht über seine Arbeit, seine Projekte und seine Vergangenheit, aber nicht über seinen Wohnort.
Ist Simon Schwarz verheiratet?
Ja, laut dem Text ist Simon Schwarz verheiratet. Er ist seit 2012 mit der Regisseurin Alexandra Makarová liiert, mit der er eine Tochter hat. Im Mai 2024 gaben sie bekannt, dass sie geheiratet haben.
Hat Simon Schwarz Kinder?
Ja, Simon Schwarz hat Kinder. Aus seiner früheren Ehe mit Nana Spier hat er zwei mittlerweile erwachsene Kinder. Mit seiner jetzigen Ehefrau Alexandra Makarová hat er eine gemeinsame Tochter.
Wofür ist Simon Schwarz bekannt?
Simon Schwarz ist einem breiten Publikum vor allem durch seine Rolle in den „Eberhofer“-Krimis bekannt. Er hat aber auch eine erfolgreiche Karriere im Kino, Fernsehen und Theater. Zudem ist er als Kabarettist (mit „Das Restaurant“) und durch die Reisedoku „Bezzel und Schwarz – Die Grenzgänger“ bekannt.
Hat Simon Schwarz ADHS?
Ja, Simon Schwarz hat eine späte ADHS-Diagnose erhalten. Er spricht offen darüber, wie ihm diese Diagnose geholfen hat, viele Aspekte seines Lebens und Verhaltens besser zu verstehen.
Was ist das Kabarett-Programm von Simon Schwarz?
Simon Schwarz hat zusammen mit Manuel Rubey das Kabarett-Programm „Das Restaurant“ entwickelt und tritt damit auf.
Was ist „Bezzel und Schwarz – Die Grenzgänger“?
„Bezzel und Schwarz – Die Grenzgänger“ ist eine Reisedokumentation für den Bayerischen Rundfunk, bei der Simon Schwarz zusammen mit Sebastian Bezzel (dem Eberhofer-Darsteller) verschiedene Regionen erkundet, zuletzt die größten Flüsse Bayerns per Wohnmobil.
Welche Rolle spielt Simon Schwarz im „Jedermann“?
Simon Schwarz spielte in den Jahren 2013 und 2014 die Rolle des Teufels in der „Jedermann“-Inszenierung bei den Salzburger Festspielen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Simon Schwarz ein Künstler mit Ecken und Kanten ist, dessen spannende Lebensgeschichte und vielfältige Karriere weit über seine bekannteste Rolle hinausgehen. Seine Offenheit im Umgang mit persönlichen Herausforderungen und sein Mut, neue Wege zu beschreiten, machen ihn zu einer bemerkenswerten Persönlichkeit in der deutschsprachigen Unterhaltungswelt.
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