Der Große Feldberg im Taunus ist nicht nur ein beliebtes Ziel für Sportler und Naturliebhaber, sondern beherbergt auch ein besonderes Wahrzeichen: das Gipfelkreuz. Viele, die den Gipfel erreichen, ob nach einem anstrengenden Aufstieg oder einem gemütlichen Spaziergang, sehen das markante Kreuz stehen. Doch seine Geschichte ist oft unbekannt. Es ist eine Erzählung von persönlichem Engagement, lokaler Handwerkskunst und einer überraschenden Verbindung in die Ferne.

Für Ausdauersportler, die sich am Feldberg fordern, wie die sogenannten ARQUE-Sprinter, ist das Erreichen des Plateaus auf 1.078 Metern nach der herausfordernden Nordbahn ein Moment der Erleichterung. Von dort ist der Weg zum Ziel bei 1.249 Metern, nahe dem Gipfelkreuz, nur noch eine flache Passage. Genau hier, unweit des höchsten Punktes, steht das Kreuz, dessen Ursprung und Bedeutung eine nähere Betrachtung wert sind.
Die Geburt einer Idee: Ein Kreuz zum Geburtstag
Die Entstehungsgeschichte des Feldberg-Gipfelkreuzes ist eng mit einer Person verbunden: Thomas Eckermann aus Niederreifenberg. Zu seinem 50. Geburtstag vor über zehn Jahren hatte er einen ungewöhnlichen Wunsch. Statt materieller Geschenke wünschte er sich die Errichtung eines Gipfelkreuzes auf seinem Heimatberg. Seine Geburtstagsgäste folgten diesem Wunsch und schenkten Arbeitszeit und Geld, um dieses besondere Projekt zu ermöglichen. Was als private Idee begann, entwickelte sich zu einem Gemeinschaftsprojekt, das fast anderthalb Jahre in Anspruch nehmen sollte, bis das Kreuz an seinem Bestimmungsort stand.
Für Thomas Eckermann hatte die Wahl des Standortes eine besondere Bedeutung. Das Kreuz wurde auf dem ehemaligen Grund und Boden der Gemeinde Niederreifenberg errichtet, was gleichzeitig fast dem höchsten Punkt der Gemarkung Niederreifenberg entspricht. Obwohl der Große Feldberg insgesamt höher ist (879,5 Meter sind hier wohl eine fehlerhafte Angabe im Originaltext bezogen auf den gesamten Feldberg, korrekt sind 879,5 m ü. NHN für den Gipfel), war dieser spezielle Punkt auf Niederreifenberger Gebiet für ihn emotional und lokal bedeutsam.
Ungewöhnliche Materialien: Vom Plan zur Realität
Ursprünglich gab es Pläne, das Gipfelkreuz aus Edelstahl zu fertigen. Ein Entwurf lag bereits vor. Doch dieser Ansatz scheiterte an zwei wesentlichen Punkten. Zum einen waren die Kosten enorm hoch, geschätzt auf rund 25.000 Euro, was das gesammelte Budget bei weitem überstieg. Zum anderen bestand die Sorge, dass ein Kreuz aus so wertvollem Material aufgrund des hohen Schrottwertes demontiert und gestohlen werden könnte – eine reelle Gefahr, die das Projekt von Anfang an bedrohte.
Thomas Eckermann, der in vierter Generation das Familienunternehmen Eckermann leitete (gegründet 1895), hatte eine geniale Alternative: die Verwendung von Rohrschellen. Seine Firma stellte diese Schellen her, unter anderem schon zwischen den Weltkriegen für die Hoechst AG. Diese Rohrschellen waren nicht nur verfügbar, sondern boten auch eine kostengünstigere und gleichzeitig robuste Lösung. Geschweißt wurde das Kreuz von der renommierten Schlosserei Sturm aus Oberreifenberg, einem Traditionsbetrieb, der bereits 1872 gegründet wurde. So konnte das gespendete Geld sinnvoll für die handwerkliche Umsetzung eingesetzt werden.
Das Herzstück: Ein Stein aus dem Taunus
Das etwa 3,50 Meter hohe Gipfelkreuz besitzt in seiner offenen Mitte ein ganz besonderes Element: einen Taunus-Quarzit. Dieser Stein stammt ursprünglich aus einem Quarzit-Werk in der Nähe von Usingen. Die Beschaffung war ebenfalls unkonventionell; Thomas Eckermann erhielt den Stein aus dem Garten von Freunden in Niederreifenberg, die ihn zuvor mit ihrem Sohn dort geholt hatten. Dieser Taunus-Quarzit symbolisiert die Verbundenheit des Kreuzes mit der Region und ist sein unverwechselbares Herzstück.
Die Verwirklichung: Ein Marathon mit Hindernissen
Der Weg von der Idee bis zur Aufstellung des Kreuzes war nicht geradlinig. Verschiedene Behörden und Grundstückseigentümer hatten Mitspracherechte, was den Prozess verkomplizierte und verzögerte. Doch schließlich konnte die Umsetzung in Angriff genommen werden.
In einer „Blitzaktion“, nachdem die Zuständigkeiten geklärt waren, hob Thomas Eckermann mit Freunden das Fundament aus und betonierte den Sockel. Glücklicherweise spielte das Wetter mit. Später gestaltete sein Schwager Frank Herr, der einen eigenen Gartenbaubetrieb in Bad Soden besitzt, die Fläche rund um das Fundament. Die eigentliche Aufstellung des Kreuzes fand am 15. November 2011 statt. Gemeinsam mit der Schlosserei Sturm wurde das Gipfelkreuz an seinem Bestimmungsort aufgerichtet. Der Taunus-Quarzit wurde erst vor Ort montiert und verklebt.
Die Zeit drängte für die offizielle Weihe. Landrat Ulrich Krebs hatte Ende 2011 nur noch am 20. November einen freien Termin. So fand die Weihe am 20. November 2011 statt, nur wenige Tage nach der Aufstellung. Unser damaliger Pfarrer Hanns Jörg Meiller vollzog die Zeremonie, an der rund 100 Gäste teilnahmen. Mit dieser Einweihung übergab Thomas Eckermann das Gipfelkreuz symbolisch an die Gemeinde Schmitten, um die Verantwortung für die Sicherheit zu übertragen. Trotzdem kümmert er sich bis heute um das Kreuz und sein Umfeld, oft ein- bis zweimal pro Woche mit dem Fahrrad.
Ein Ort der Begegnung und Bedeutung
Das Gipfelkreuz hat sich zu einem Ort mit tiefer Bedeutung für viele Menschen entwickelt. Thomas Eckermann freut sich immer wieder zu sehen, wie wichtig das Kreuz auch anderen ist. Viele Radfahrer nutzen es als Motiv für ihr Profilbild zusammen mit ihrem Fahrrad. Besonders an Heiligabend wird das Kreuz zu einem Anziehungspunkt. Hunderte von Motorradfahrern und Besitzern alter Traktoren versammeln sich zwanglos dort oben. Dazu kommen die Guckesmusiker aus Neuenhain, die am Kreuz musizieren. Es ist immer wieder ein beeindruckendes Erlebnis, wenn sich manchmal über 500 Gäste um das Kreuz gruppieren.
Ein unerwarteter Zwilling in Fernost
Die Geschichte des Feldberg-Gipfelkreuzes birgt eine weitere Besonderheit: Über 10.000 Kilometer entfernt, in Bani auf den Philippinen, steht ein Duplikat. Die dortige Partnergemeinde der vier katholischen Kirchengemeinden Schmittens war bei einem Freundschaftsbesuch vom Gipfelkreuz so beeindruckt, dass sie es nachbauen ließen. Besonders die Konzeption und die offene Gestaltung, die eine gute Winddurchlässigkeit gewährleistet, beeindruckten die Besucher. Dies ist auf den Philippinen, die häufig von schweren Stürmen heimgesucht werden, von großer Bedeutung. Von einem bei einem Sturm zerstörten Holzkreuz konnte nur noch ein Teil gerettet und – anstelle des Taunus-Quarzits des Originals – in der Mitte des philippinischen Duplikats montiert werden.
Die Chroniken des Gipfelbuches
Nach dem Winter 2011/2012 kam die Idee auf, einen Kasten für ein Gipfelbuch am Kreuz anzubringen. Am 21. Mai 2012 wurde dieser montiert. Seitdem haben sich 40 Gipfelbücher gefüllt. Die Einträge reichen von einfachen Kritzeleien bis hin zu berührenden Nachrichten aus vielen verschiedenen Ländern. Eine bemerkenswerte Anekdote betrifft den hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier, der am 15. September 2013 mit seiner Gattin am Kreuz war und sich eintragen wollte. Ausgerechnet das damalige Buch war verschwunden – bis heute das einzige, das abhandenkam. Seine Sekretärin rief daraufhin an und spendete ein neues Gipfelbuch, das mit einem Bild des Ehepaares am Kreuz und einer Widmung versehen ist.
Für die ARQUE-Sprinter und alle anderen Besucher, die den Gipfel erreichen, bietet sich die Möglichkeit, sich im aktuellen, nunmehr 41. Gipfelbuch zu verewigen. Die Einträge werden vom Stifter Thomas Eckermann gelesen, und wer weiß, vielleicht findet die ein oder andere interessante Notiz Erwähnung bei zukünftigen Anlässen wie dem 10-jährigen Jubiläum im Jahr 2021.
Vergleich: Original vs. Duplikat
Obwohl das Kreuz auf dem Feldberg und sein Zwilling auf den Philippinen eng verwandt sind, gibt es einige Unterschiede:
Merkmal | Original (Großer Feldberg/Taunus) | Duplikat (Bani/Philippinen) |
---|---|---|
Standort | Großer Feldberg, Taunus, Deutschland | Bani, Philippinen |
Material | Hauptsächlich aus Rohrschellen | Nachgebaut, genaue Materialien nicht genannt (vermutlich lokal verfügbar) |
Herzstück | Taunus-Quarzit (aus der Region Usingen) | Teil eines zerstörten Holzkreuzes |
Höhe | ca. 3,50 Meter | Nicht explizit genannt, vermutlich ähnlich dem Original-Design |
Inspiration | Geburtstagswunsch von Thomas Eckermann | Beeindruckung durch das Feldbergkreuz (Design, Winddurchlässigkeit) |
Errichtung | Initiiert von Thomas Eckermann mit Spenden & Helfern | Nachgebaut von der Partnergemeinde |
Häufig gestellte Fragen zum Gipfelkreuz
Wer hat das Gipfelkreuz gestiftet?
Das Gipfelkreuz wurde von Thomas Eckermann aus Niederreifenberg zu seinem 50. Geburtstag initiiert und mit Hilfe von Spenden (Geld und Arbeitszeit) seiner Geburtstagsgäste sowie lokaler Handwerker errichtet.
Wann wurde das Kreuz aufgestellt und geweiht?
Das Kreuz wurde am 15. November 2011 aufgestellt und am 20. November 2011 feierlich geweiht.
Woraus besteht das Gipfelkreuz?
Es wurde hauptsächlich aus Rohrschellen gefertigt, die aus der ehemaligen Firma von Thomas Eckermann stammen. In der Mitte befindet sich ein Taunus-Quarzit.
Gibt es ein Gipfelbuch am Kreuz?
Ja, seit dem 21. Mai 2012 gibt es einen Kasten mit einem Gipfelbuch. Mittlerweile gibt es über 40 gefüllte Bücher mit Einträgen aus aller Welt.
Warum steht ein Duplikat auf den Philippinen?
Die Partnergemeinde in Bani/Philippinen war vom Design und der Winddurchlässigkeit des Feldbergkreuzes beeindruckt und baute es nach. Sie integrierten einen Teil eines bei einem Sturm zerstörten eigenen Holzkreuzes.
Kümmern sich noch Leute um das Kreuz?
Ja, der Stifter Thomas Eckermann besucht das Kreuz regelmäßig und kümmert sich um das Umfeld. Die Gemeinde Schmitten hat nach der symbolischen Übergabe die Verantwortung übernommen.
Das Gipfelkreuz auf dem Großen Feldberg ist somit weit mehr als nur ein Orientierungspunkt. Es ist ein Symbol für Gemeinschaft, lokale Identität und sogar internationale Verbundenheit, dessen einzigartige Geschichte es zu einem wahren Wahrzeichen des Taunus macht.
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