Frankfurt am Main ist bekannt für seine beeindruckende Skyline, die Finanzwelt und eine reiche Geschichte. Doch wer die Stadt wirklich erleben möchte, kommt an einer Sache nicht vorbei: dem Apfelwein. Dieses traditionelle Getränk ist tief in der hessischen Kultur verwurzelt und hat sich über Jahrhunderte zu einem echten Wahrzeichen entwickelt. Er ist nicht nur ein Durstlöscher, sondern ein Stück Lebensgefühl, das sowohl Einheimische als auch Besucher begeistert.

Der Apfelwein, oft liebevoll „Äppelwoi“ genannt, ist in Hessen mehr als nur ein Getränk; er ist eine Institution. Seine Geschichte reicht weit zurück, eine Tradition, die über Generationen gepflegt wird. Vom Apfel auf der Wiese bis zum fertigen Glas in der Hand – der Weg des Apfelweins ist ein Handwerk, das Wissen und Sorgfalt erfordert.
Woher kommt der Apfelwein? Seine Geschichte und Herkunft
Die Tradition des Apfelweins in Hessen ist, wie bereits erwähnt, jahrhundertealt. Die Region um Frankfurt bot schon immer ideale Bedingungen für den Anbau von Äpfeln. Da Weinreben in kälteren Klimazonen weniger zuverlässig gediehen, wurde der Apfel zu einer wichtigen Grundlage für ein vergorenes Getränk. So entwickelte sich der Apfelwein als Alternative zum Wein und wurde schnell zum Volksgetränk Nummer eins in der Region. Er war nahrhaft, erfrischend und konnte gut gelagert werden, was ihn zu einem wichtigen Bestandteil des Lebens in ländlichen und städtischen Gebieten machte.
Wie wird aus einem Apfel Wein? Der Herstellungsprozess
Die Herstellung von Apfelwein ist im Grunde ein einfacher Prozess, der auf natürlichen Gärungsprozessen basiert, aber dennoch viel Erfahrung erfordert, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Alles beginnt mit der Ernte der Äpfel. Traditionell werden spezielle Apfelsorten verwendet, die sich besonders gut für die Apfelweinherstellung eignen. Diese Äpfel werden gewaschen und anschließend zu Most gepresst. Dieser Apfelmost ist die Grundlage für den Apfelwein.
Der frische Most wird dann in großen Fässern, oft aus Holz oder modernen Materialien wie Edelstahl, gelagert. Hier beginnt der entscheidende Schritt: die alkoholische Gärung. Hefen, die entweder natürlich auf den Äpfeln vorkommen oder gezielt hinzugefügt werden, wandeln den Zucker im Most in Alkohol und Kohlendioxid um. Dieser Gärungsprozess kann mehrere Wochen bis Monate dauern, abhängig von der Temperatur und der gewünschten Art des Apfelweins. Während dieser Zeit reift der Apfelwein und entwickelt sein charakteristisches Aroma. Nach Abschluss der Gärung und einer Klärungsphase ist der Apfelwein bereit zum Genuss.
Vielfalt im Glas: Welche Sorten und Mischungen gibt es?
Auch wenn Apfelwein auf den ersten Blick einfach erscheint, gibt es durchaus verschiedene Geschmacksrichtungen und vor allem beliebte Arten, ihn zu trinken. Die Art des Apfels und der Herstellungsprozess beeinflussen den Grundgeschmack, der von herb-säuerlich bis leicht süßlich reichen kann. Die wohl bekannteste Unterscheidung in Frankfurt ist jedoch die Art der Mischung:
Stil | Beschreibung | Geschmack | Beliebtheit |
---|---|---|---|
Pur | Unverdünnter Apfelwein | Herb, säuerlich, erfrischend | Für Kenner und Liebhaber des unverfälschten Geschmacks |
Süßgespritzter | Apfelwein gemischt mit süßer Limonade (oft Orangenlimo) | Süßlich, mildert die Säure | Ideal für Einsteiger oder als Erfrischung |
Sauergespritzter | Apfelwein gemischt mit Mineralwasser | Weniger herb als pur, aber immer noch säuerlich und spritzig | Eine leichtere Variante, beliebt im Sommer |
Apfelwein-Cola | Apfelwein gemischt mit Cola | Ungewöhnlich süß, maskiert den Apfelweingeschmack stark | Eine moderne, weniger traditionelle Mischung |
Diese verschiedenen Varianten bieten für jeden Geschmack eine passende Option und sind ein Grund dafür, warum Apfelwein so vielfältig genossen werden kann.
Mehr als nur Trinken: Die Kultur rund um den Apfelwein
Apfelwein ist eng mit der Frankfurter Identität verbunden. Er wird traditionell in gerippten Gläsern serviert, dem sogenannten Schoppen, der meist 0,3 oder 0,5 Liter fasst. Gekauft wird er oft flaschenweise oder als „Bembel“. Der Bembel ist ein graublauer Steinkrug mit kobaltblauen Verzierungen, der in verschiedenen Größen erhältlich ist (vom kleinen 4er-Bembel bis zum großen 12er oder mehr). Das Ausschenken aus dem Bembel gehört zum geselligen Ritual in einer Apfelweinwirtschaft.
Die Apfelweinwirtschaften selbst sind Orte der Gemütlichkeit und des Zusammenkommens. Oft sind es traditionelle Lokale mit rustikalem Charme, Holztischen und einer Atmosphäre, die zum Verweilen einlädt. Hier trifft man sich auf einen Schoppen nach der Arbeit, verbringt den Abend mit Freunden oder genießt ein deftiges Essen, das perfekt zum Apfelwein passt.
Kulinarische Begleiter: Was isst man zum Apfelwein?
Zum Apfelwein gehören traditionell auch bestimmte Speisen, die seine herbe Note wunderbar ergänzen. Die bekanntesten Frankfurter Spezialitäten, die man in einer Apfelweinwirtschaft findet, sind:
- Handkäs mit Musik: Ein kleiner Harzer Käse, der in einer Marinade aus Essig, Öl, Zwiebeln und Kümmel eingelegt wird. Die „Musik“ sind die geruchsintensiven Zwiebeln, die später im Verdauungstrakt für „Töne“ sorgen können. Ein Muss für Mutige!
- Grüne Soße (Grie Soß): Eine cremige Kräutersoße aus sieben verschiedenen Kräutern (Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch), oft serviert mit gekochten Eiern und Kartoffeln oder als Beilage zu Fleisch wie Rinderbrust oder Schnitzel.
- Frankfurter Rippchen: Gepökelter Schweinebauch oder -kotelett, der gekocht und oft mit Sauerkraut und Kartoffelpüree serviert wird.
- Frankfurter Würstchen: Die weltberühmten Würstchen, die in Frankfurt ihren Ursprung haben.
Diese deftigen und oft säuerlichen Gerichte bilden eine perfekte Harmonie mit dem erfrischenden, leicht säuerlichen Apfelwein und machen das kulinarische Erlebnis komplett.
Der Apfelwein und der Naturschutz: Eine unerwartete Verbindung
Die Geschichte und Herstellung des Apfelweins ist auch eng mit dem Naturschutz verbunden. Viele Apfelweine werden aus Äpfeln von Streuobstwiesen gewonnen. Diese traditionellen Obstbaumwiesen sind nicht nur Lieferanten für das Rohmaterial, sondern auch unersetzliche Biotope. Sie bieten Lebensraum für eine immense Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten, von seltenen Insekten über Vögel bis hin zu kleinen Säugetieren. Durch den Kauf und Genuss von regionalem Apfelwein, der aus Äpfeln von Streuobstwiesen hergestellt wird, unterstützt man indirekt den Erhalt dieser wertvollen Kulturlandschaften und ihrer Artenvielfalt. Dies zeigt, dass Genuss und Umweltbewusstsein Hand in Hand gehen können.
Das Buch "Best of Apfelwein": Ein Führer durch die Apfelwein-Welt
Für alle, die tiefer in die Materie eintauchen möchten, bietet das Buch „Best of Apfelwein“ von Bernd Buchterkirch und Julia Söhngen einen umfassenden Überblick. Es beleuchtet all die spannenden Aspekte rund um das Kultgetränk: von seiner Herkunft und der traditionellen Herstellung über die verschiedenen Sorten und Geschmacksnuancen bis hin zur Bedeutung der Streuobstwiesen für die Natur. Das Buch fasst das Wichtigste rund um den Apfelwein in einem Band zusammen und ist damit eine wertvolle Lektüre für Kenner und Neugierige.
Häufig gestellte Fragen zum Apfelwein
Hier beantworten wir einige gängige Fragen, die rund um den Frankfurter Apfelwein aufkommen:
Ist Apfelwein immer alkoholisch?
Ja, Apfelwein ist ein vergorenes Getränk und enthält Alkohol. Der Alkoholgehalt entsteht durch die natürliche Gärung des Zuckers im Apfelmost.
Wie viel Alkohol hat Apfelwein?
Der Alkoholgehalt von Apfelwein liegt in der Regel zwischen 4,8 % und 6,5 % Vol., ähnlich wie bei Bier oder leichtem Wein.
Schmeckt Apfelwein süß?
Reiner, durchgegorener Apfelwein schmeckt meist herb bis säuerlich. Süße Varianten entstehen durch das Mischen mit Limonade (süßgespritzter) oder durch spezielle Herstellungsverfahren, die Restzucker im Getränk belassen.
Wo kann ich authentischen Apfelwein in Frankfurt probieren?
Die besten Orte sind die traditionellen Apfelweinwirtschaften in Stadtteilen wie Sachsenhausen. Achten Sie auf Lokale mit langer Geschichte und regionalem Angebot.
Fazit
Apfelwein ist weit mehr als nur ein Getränk in Frankfurt. Er ist ein Symbol für Tradition, Gemütlichkeit und Lebensfreude. Von der Ernte auf der Streuobstwiese über die traditionelle Herstellung bis zum geselligen Schoppen in der Wirtschaft – der Apfelwein erzählt eine Geschichte von Kultur, Handwerk und sogar Naturschutz. Wer Frankfurt besucht, sollte es nicht verpassen, dieses einzigartige „flüssige Gold“ zu probieren und die damit verbundene Kultur auf sich wirken zu lassen. Egal ob pur, süß- oder sauergespritzter – ein Schoppen Äppelwoi gehört zu jedem echten Frankfurt-Erlebnis.
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