Was ist am Karfreitag geschlossen?

Karfreitag: Ein Tag der Stille und Bedeutung

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Wenn am Freitag vor Ostern eine besondere Stille herrscht und viele Geschäfte geschlossen bleiben, hat dies einen tiefen Grund: Es ist Karfreitag. Dieser Tag ist für Christen weltweit von zentraler Bedeutung und unterscheidet sich stark von anderen Feiertagen. Doch was genau macht den Karfreitag so besonders, und welche Bedeutung hat er in den verschiedenen Konfessionen?

Der Karfreitag, dessen Name vom althochdeutschen Wort „kara“ für Klage, Kummer oder Trauer stammt, ist der Freitag unmittelbar vor Ostern. Er bildet den zweiten Teil der österlichen Dreitagefeier, des sogenannten Triduums, das am Gründonnerstag beginnt und in den Segen am Ostermorgen mündet. Dieses Triduum gilt in allen christlichen Konfessionen als das älteste und höchste Fest des Kirchenjahres. Am Karfreitag gedenken Christen des Leidens und Sterbens Jesu Christi am Kreuz. Er wird auch als stiller Freitag oder hoher Freitag bezeichnet.

Haben Lokale an Karfreitag geöffnet?
Restaurants, Kneipen und Bars, die über eine Gaststättenerlaubnis verfügen, dürfen an den Feiertagen öffnen und ihren Schankbetrieb in jedem Bundesland fortführen. Verboten hingegen sind musikalische und sonstige unterhaltende Attraktionen in Gaststätten am Karfreitag.17. Apr. 2025

Ein Blick in die Geschichte des Karfreitags

Die Bedeutung des Karfreitags als Feiertag hat sich im Laufe der Geschichte verändert. Im Mittelalter war er keineswegs mit den hohen Festen wie Ostern gleichgestellt, sondern galt lediglich als halber Feiertag. Die Arbeit sollte nur während des Gottesdienstes oder bis zum Mittag ruhen.

Nach der Reformation gab es unterschiedliche Entwicklungen. Viele Landeskirchen führten die Tradition des halben Feiertags fort. Die reformierte Kirche in Zürich sah ihn 1526 nicht als Feiertag vor. Die Kirchenordnung Sachsens von 1528 meinte, er solle „in Maßen gehalten“ werden, und die hessische Kirchenordnung erwähnte ihn 1532 gar nicht mehr als Feiertag. Die lutherische Kirche hingegen vergrößerte die Bedeutung des Karfreitags und stellte ihn, wie etwa in der Oldenburgischen Kirchenordnung von 1573, den kirchlichen Hauptfesten wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten gleich. Dies trug dazu bei, dass der Karfreitag in der evangelischen Tradition eine sehr hohe theologische Bedeutung erlangte.

Die theologische Tiefe des Karfreitags

Das Geschehen des Karfreitags wird im Christentum nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil des „Pascha-Mysteriums“, das Leiden, Tod und Auferstehung umfasst. Im Zentrum steht nicht allein das Opfer Jesu, sondern der Sieg über Tod und Grab. Für Christen ist der Karfreitag mit der Passion Jesu im Zusammenhang mit Ostern einer der höchsten Feiertage. An diesem Tag gedenkt die Kirche des Kreuzestodes Jesu Christi in Erwartung seiner Auferstehung.

Nach christlichem Glauben litt und starb Jesus Christus als „Gottesknecht“ und nahm freiwillig die Sünde und Schuld aller Menschen auf sich. Durch seinen Tod und seine Auferstehung wird den Menschen Sündenvergebung und damit Errettung aus dem Tod und ewiges Leben zuteil. Insbesondere die katholische Theologie betont zudem die Konsequenz seiner Gottessohnschaft, deren Botschaft von der Zuwendung des Schöpfergottes zu den Menschen auch angesichts von Gewalt und Tod Bestand hat.

Liturgische Praxis: Uralte Traditionen leben

Für die Liturgiewissenschaft ist die Karfreitagsliturgie in den verschiedenen Konfessionen besonders interessant, da sich hier älteste Überlieferungen erhalten. Zu den frühesten Riten am Karfreitag zählen der Wegfall der Eröffnungsriten im Gottesdienst, der Gesang oder die Lesung der Passionsgeschichte, die Verwendung von Holzklappern oder Ratschen anstelle von Glocken, die Prostratio (Niederwerfung), der Gesang der Improperien (Vorwürfe Christi an sein Volk) und die Großen Fürbitten. Bereits ab dem Jahr 500 übernahm die römisch-katholische Kirche unter Papst Gelasius I. die Kyrielitanei aus den orthodoxen Kirchen, in deren Liturgie noch viele frühkirchliche Riten erhalten sind. Im Stundengebet wird die Vesper nur von jenen gebetet, die nicht an der nachmittäglichen Feier vom Leiden und Sterben Christi teilnehmen können.

Der Karfreitag in der Katholischen Kirche

In der römisch-katholischen Kirche ist der Karfreitag fest in das Triduum Sacrum eingebunden. Er ist ein strenger Fastentag und Abstinenztag. Die Tradition, freitags kein Fleisch zu essen, leitet sich direkt vom Karfreitagsgeschehen ab.

Als Tag der Trauer und des Gedenkens werden am Karfreitag keine mit Festfreude verbundenen Sakramente gefeiert, insbesondere keine heilige Messe. Der Altar bleibt schmucklos, ohne Kerzen und Altartücher. Kreuze sind verhüllt, Triptychen und Flügelaltäre oft zugeklappt. Das Ewige Licht brennt nicht, nur Kerzen am Aufbewahrungsort des Allerheiligsten (am Gründonnerstag geweihte Hostien).

Der Hauptgottesdienst ist die Feier vom Leiden und Sterben Christi am Nachmittag, meist um 15 Uhr, der überlieferten Todesstunde Jesu, und keinesfalls später als 18 Uhr. Die liturgische Farbe ist Rot, als Zeichen für das im Leiden und Sterben Jesu vergossene Blut. Auf Weihrauch wird verzichtet.

Die Feier besteht aus drei Teilen: Dem Wortgottesdienst mit der Verkündigung der Passion (meist nach Johannes) und den Großen Fürbitten, der Erhebung und Verehrung des Heiligen Kreuzes (Adoratio crucis), und einer schlichten Kommunionfeier mit am Gründonnerstag „vorgeheiligten Gaben“ (Hostia praesanctificata). Die Großen Fürbitten tragen die Anliegen der Kirche, der Welt und der Notleidenden vor Gott, einschließlich der Fürbitte für die Juden.

Bei der Kreuzverehrung wird das verhüllte Kruzifix enthüllt und gezeigt, begleitet vom Ruf „Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt. Kommt, lasset uns anbeten.“ Die Gläubigen verehren das Kreuz, oft durch eine Kniebeuge oder einen Kuss.

Bräuche und Prozessionen am Karfreitag

Nach alter Tradition schweigen in katholischen Kirchen nach dem Gloria der Messe vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag die Orgel und die Kirchenglocken. Stattdessen rufen vielerorts Ratschen und Klappern zum Gottesdienst.

In manchen Diözesen und Gemeinden schließt sich an die Liturgie die „Feier der Grablegung“ an. Dabei wird an die Abnahme des Leichnams Jesu vom Kreuz erinnert und das Kreuz symbolisch in ein „Heiliges Grab“ gelegt. Eine Prozession, angeführt vom Priester mit dem Kreuz, begleitet von Ministranten mit Klappern, führt zum Heiligen Grab. Das dort niedergelegte Kreuz oder ein Bild des im Grab ruhenden Christus wird von den Gläubigen am Karfreitag und Karsamstag aufgesucht (Visitatio crucis). Ein Verweilen im Gebet vor dem Heiligen Grab gilt als Ursprung des Vierzigstündigen Gebetes.

Neben den Hauptgottesdiensten sind die Kreuzwegandacht und die Andacht von den Sieben letzten Worten Jesu verbreitete Frömmigkeitsformen. Regional gibt es auch Karfreitagsprozessionen, die das Leiden Christi darstellen, beispielsweise in Lohr am Main, Menden, Stuttgart-Bad Cannstatt oder Neunkirchen am Brand. Besonders bekannt sind die großen Prozessionen in Süditalien, Spanien (insbesondere Andalusien) und Guatemala. Auch der Kreuzweg durch die Via Dolorosa in Jerusalem und der im Kolosseum in Rom mit dem Papst sind von überregionaler Bedeutung.

Der Karfreitag in den Evangelischen Kirchen

In der evangelischen Tradition erlangte der Karfreitag durch die Konzentration auf das Erlösungswerk Christi (Solus Christus) und die „Theologie des Kreuzes“ eine besondere Bedeutung. Er entwickelte sich zeitweise zum wichtigsten Feiertag im Kirchenjahr und galt als dezidiert protestantischer Feiertag. Die Rede vom „höchsten Feiertag in der evangelischen Kirche“ findet sich bis heute, auch wenn sich dies kulturell gewandelt hat.

Im Zentrum der Feier stand die Betrachtung der Passionsgeschichte durch Predigt, Gebet und Lieder. Johannes Bugenhagen legte in seinen Kirchenordnungen fest, dass die von ihm zusammengestellte Passionsharmonie am Karfreitag verlesen werden sollte. Wichtige Elemente waren auch Passionschoräle (wie „O Haupt voll Blut und Wunden“) und die Entwicklung des Passions-Oratoriums (Bach: Johannespassion, Matthäuspassion).

Nachdem die lutherischen Kirchen zunächst viele vorreformatorische Praktiken beibehielten, verlor das Abendmahl unter dem Einfluss von Rationalismus und Pietismus an Bedeutung. Ironischerweise wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert der Karfreitag einer der wenigen Tage, an dem in fast allen evangelischen Kirchen Abendmahl gefeiert wurde. Auch heute noch ist der Empfang des Abendmahls am Karfreitag in manchen Gemeinden wichtig, während andere ihn in altkirchlicher Tradition ohne Abendmahl begehen.

Die liturgische Farbe ist Schwarz oder Violett. Blumenschmuck und Kerzen sind unüblich. Mancherorts schweigen die Glocken oder es läutet nur die größte Glocke (Pulsglocke).

Die Lesungen umfassen oft Psalm 22, ein Gottesknechtslied aus Jesaja (Jes 53), eine Epistel aus 2 Kor 5 und die Passionsgeschichte aus Johannes (Joh 19 oder Joh 18–19). Die Fürbitten werden oft nach dem Muster der Großen Fürbitten oder als Litanei unter dem Kreuz gestaltet.

Neben dem Hauptgottesdienst am Morgen finden oft Liturgische Feiern zur Todesstunde Jesu um 15 Uhr oder Aufführungen von Passionsmusik statt. Auch gemeinsame Kirchgänge und das Fischessen gehören zum Brauchtum evangelischer Familien.

Der Karfreitag in den Ostkirchen

In den orthodoxen und katholischen Ostkirchen byzantinischer und slawischer Tradition beginnt die Karfreitagsfeier bereits am Donnerstagabend mit dem Morgengottesdienst (Orthros/utrenja), oft „Die zwölf Evangelien“ genannt, geprägt von zwölf Evangelienlesungen und dem Gesang von Antiphonen. Ein dramatischer Höhepunkt ist das Heraustragen und Aufstellen eines Kruzifixes in der Mitte der Kirche zur Verehrung durch die Gemeinde.

Am Freitagmorgen folgen die „königlichen Stunden“. In der griechischen Tradition wird dabei der Kruzifixus vom Kreuz abgenommen und in ein weißes Tuch gehüllt.

In der anschließenden Vesper erfolgt die feierliche Auslegung des Grabtuch Christi (epitaphios oder plaschtschanica) in der Kirche. Dieses Tuch mit einer Ikone des gestorbenen Christus verbleibt bis Ostern als Ort der Verehrung des ins Grab gestiegenen Christus. Am Abend findet die Prozession des Epitaphios statt. Die Hymnen des Karfreitags enthalten bereits zahlreiche Vorgriffe auf die Auferstehung.

Als besonderes Zeichen der Stille im Angesicht des Todes wird am Karfreitag keine Eucharistie gefeiert. Die karfreitägliche Kommunionfeier nach Konstantinopler Tradition verschwand im 15. Jahrhundert. Eine volle Liturgie wird nur gefeiert, wenn Karfreitag mit dem Fest der Verkündigung des Herrn (25. März) zusammenfällt, wofür es eine spezielle kombinierte Liturgie gibt. Feiertage werden in den Ostkirchen nicht verlegt.

Der Karfreitag ist in den orthodoxen Kirchen ein sehr strenger Fastentag. Wenn überhaupt gegessen wird, beschränkt sich dies auf einfachste, fettfreie pflanzliche Lebensmittel.

Der Karfreitag in der Alt-Katholischen Kirche

In der alt-katholischen Kirche wird der Tag des Leidens und Sterbens des Herrn mit einem Wortgottesdienst zur Todesstunde Jesu begangen. Eröffnung und Entlassung sind schlicht: kein Gesang beim Einzug, Niederwerfung oder Knien vor dem entblößten Altar, Stille am Ende.

Der Wortgottesdienst umfasst Lesungen, die Lesung der Passion, die Predigt, die Großen Fürbitten und die Kreuzverehrung mit Improperien. Mancherorts gibt es auch eine Kommunionausteilung. Die Kreuzverehrung kann an unterschiedlicher Stelle im Gottesdienst erfolgen. Die Großen Fürbitten werden vor dem enthüllten Kreuz gesprochen und mit dem Vaterunser abgeschlossen.

Die Drei-Stunden-Andacht

Eine nicht-liturgische Andachtsform, die im 18. Jahrhundert vom Jesuiten Alonso Messia Bedoya in Lima entwickelt wurde, ist die Drei-Stunden-Andacht. Sie konzentriert sich auf Lesungen und Betrachtungen der Sieben letzten Worte Jesu, verbunden mit Liedern und Gebeten. Über Rom verbreitete sich diese Andachtsform in Europa; Joseph Haydn schuf dazu eine bekannte musikalische Fassung. Im englischsprachigen Raum wurde die Feier, die von 12 bis 15 Uhr dauerte und deshalb „Three-Hours service“ genannt wurde, im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert sowohl in der katholischen als auch in verschiedenen protestantischen Konfessionen sehr beliebt.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Warum heißt der Karfreitag Karfreitag?

Der Name stammt vom althochdeutschen Wort „kara“ ab, was Klage, Kummer oder Trauer bedeutet. Der Tag ist dem Gedenken an das Leiden und Sterben Jesu gewidmet.

Ist Karfreitag ein Fastentag?

Ja, in der römisch-katholischen Kirche ist Karfreitag ein strenger Fast- und Abstinenztag. Auch in den orthodoxen Kirchen ist es ein sehr strenger Fastentag mit rein pflanzlicher, fettfreier Kost.

Welche Bedeutung hat Karfreitag im Oster-Triduum?

Karfreitag ist der mittlere Tag des österlichen Triduums (Dreitagefeier), das am Gründonnerstag beginnt und am Ostermorgen endet. Es betrachtet das Leiden, Sterben und die Grabesruhe Jesu als Teil des großen Pascha-Mysteriums.

Warum schweigen am Karfreitag oft die Glocken?

In vielen Kirchen, sowohl katholisch als auch evangelisch, schweigen die Glocken ab Gründonnerstag als Zeichen der Trauer und Stille. Sie werden oft durch Holzklappern oder Ratschen ersetzt, um zu Gottesdiensten zu rufen.

Gibt es am Karfreitag eine Eucharistiefeier?

In der römisch-katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen findet am Karfreitag keine volle Eucharistiefeier statt, da es ein Tag der Trauer und Stille ist. In der katholischen Kirche gibt es eine Kommunionfeier mit am Vortag geweihten Gaben. In den Ostkirchen ist eine Eucharistie nur möglich, wenn Karfreitag mit dem Fest der Verkündigung des Herrn (25. März) zusammenfällt.

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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