Wie hieß Kelkheim früher?

Kelkheims Wurzeln: Eine historische Reise

Rating: 4.67 (9363 votes)

Um einen Ort wirklich zu verstehen, lohnt sich oft ein Blick in seine Vergangenheit. Kelkheim im Taunus, heute eine lebendige Stadt am Rande Frankfurts, hat eine reiche und vielschichtige Geschichte, die weit zurückreicht. Die Erkundung der Wurzeln Kelkheims führt uns durch Jahrhunderte der Entwicklung, von einem kleinen Dorf im Liederbachtal bis hin zum heutigen Zentrum einer Gemeinde mit mehreren Stadtteilen. Die uns vorliegenden Informationen erlauben uns, einige wichtige Stationen dieser Reise nachzuzeichnen und die Veränderungen zu beleuchten, die das Gesicht Kelkheims über die Zeit geprägt haben.

Wie hieß Kelkheim früher?
Er führte ursprünglich die Bezeichnung Kelkheim-Fischbach, der heutige Stadtteil Fischbach liegt jedoch rund zwei Kilometer vom Bahnhof entfernt. Nach der Eingemeindung Fischbachs erhielt er den Namen Kelkheim-Mitte, heißt heute allerdings nur noch Kelkheim.

Das heutige Kelkheim, insbesondere der Stadtteil Kelkheim-Mitte, der der gesamten Stadt ihren Namen gibt, liegt eingebettet im Vortaunus, westlich der Metropole Frankfurt am Main. Mit rund 8000 Einwohnern ist Kelkheim-Mitte der bevölkerungsreichste Teil der Stadt. Geografisch prägend ist das Tal des Liederbachs, einem Nebenfluss des Mains. Während das Gelände im Westen ansteigt, ist der Anstieg östlich des Tals, besonders an der Hangkante am Mainblick, deutlich stärker ausgeprägt. Die Bebauung des Stadtteils geht im Norden nahtlos in den angrenzenden Stadtteil Hornau über, im Süden in den von Münster. Im Nordwesten gibt es nur wenige unbebaute Flächen, die Kelkheim-Mitte von Fischbach trennen. Innerhalb von Kelkheim-Mitte bieten zwei Stadtparks, der Mühlgrund im Norden und die Sindlinger Wiesen im Süden, Grünflächen und Erholungsraum entlang des Liederbachs.

Das Dorf Kelkheim und seine frühen Namen

Die Geschichte des Siedlungsgebietes, das wir heute als Kelkheim kennen, reicht weit zurück. Die erste bekannte schriftliche Erwähnung des ursprünglichen Dorfes Kelkheim findet sich in Dokumenten aus dem Jahr 880. Zu dieser Zeit wurde der Ort unter dem Namen Kadelcamf geführt. Dieser frühe Name ist ein faszinierendes Zeugnis der sprachlichen Entwicklung und der Veränderungen, die Ortsnamen über die Jahrhunderte erfahren können. Die uns vorliegenden historischen Aufzeichnungen zeigen eine bemerkenswerte Vielfalt an Schreibweisen und Namen für denselben Ort in den folgenden Jahrhunderten.

Weitere Erwähnungen des Ortes sind unter Namen wie Cadelcanf im Jahr 977 dokumentiert, Kadelcamp im Jahr 1228, Cadelkamph im Jahr 1304, Cadercamp im Jahr 1284 und Calcamp im Jahr 1333. Diese Variationen spiegeln möglicherweise unterschiedliche Dialekte, Schreiber oder einfach die mangelnde Standardisierung von Schriftsprache in jenen Zeiten wider. Im Jahr 1355 finden wir die Bezeichnung Kalcamp, gefolgt von Kalcheim und Kelkam im Jahr 1369. Spätere Formen umfassen Kalkhem (1381), Kelckheim (1434/39), Kelkem (1471), Kalckheym (1482) und erneut Kelckheim im Jahr 1492. Diese Liste zeigt eindrucksvoll, wie sich der Name des Ortes allmählich dem heutigen Namen annäherte, wobei die Form Kelckheim bereits im 15. Jahrhundert auftauchte.

Mittelalterliche Herrschaftsverhältnisse

Die Zugehörigkeit und die Herrschaftsverhältnisse von Orten wie Kelkheim und Hornau waren im Mittelalter und der frühen Neuzeit oft komplex und wechselhaft. Aus den uns vorliegenden Informationen erfahren wir, dass Kelkheim und Hornau bereits seit dem 9. Jahrhundert dem Bartholomäusstift in Frankfurt gehörten. Diese Zugehörigkeit zum Stift bildete die Basis für die sogenannte Vogtei Kelkheim. Das Stift verlieh die Rechte an dieser Vogtei zunächst an die Herren von Eppstein. Dies war eine gängige Praxis, bei der geistliche oder weltliche Herrscher ihre Rechte und Güter an Adlige weitergaben, die dann die Verwaltung und Gerichtsbarkeit ausübten.

Die Belehnung der Herren von Eppstein durch das Bartholomäusstift ist durch verschiedene Lehnsurkunden dokumentiert, die von den Jahren 1369, 1404, 1469 und 1478 stammen. Diese Urkunden sind wichtige Zeugnisse der damaligen Rechts- und Besitzverhältnisse. Nach dem Aussterben der Herren von Eppstein im Jahr 1535 ging die Belehnung auf die Grafen von Stolberg über. Auch für diese Übergangsperiode und die Herrschaft der Stolberger gibt es urkundliche Nachweise, konkret aus den Jahren 1535 und 1575.

Die politischen Verhältnisse in der Region waren jedoch im ständigen Fluss. Kurmainz, eine bedeutende geistliche und weltliche Macht, erwarb im Jahr 1581 die Grafschaft Königstein und verfolgte eine expansive Politik. Im Jahr 1594 gelang es Kurmainz, alle Vogteirechte des Bartholomäusstifts abzukaufen. Dies bedeutete eine wesentliche Veränderung der Herrschaftsstruktur für Kelkheim. Gleichzeitig gab es weitere Akteure mit Ansprüchen, wie den Landgrafen von Hessen. Dieser hatte bereits im Jahr 1492 neben dem westlichen Teil der Herrschaft Eppstein auch das halbe Gericht Heusels erworben. Die Rechte des Landgrafen von Hessen in diesem Gebiet wurden jedoch früh zurückgedrängt, was die Dominanz von Kurmainz in der Folgezeit unterstreicht.

Eine weitere tiefgreifende Veränderung brachte die Säkularisation des Erzstifts Mainz in den Jahren 1802/03 mit sich. Im Zuge dieser Umwälzungen, die durch die napoleonischen Kriege und die Neuordnung Europas ausgelöst wurden, fielen die drei Dörfer, die später Kelkheim bilden sollten (Kelkheim, Hornau, Münster), an Nassau-Usingen. Dieser Übergang markiert das Ende der kurmainzischen Herrschaft und den Beginn einer neuen Ära unter nassauischer Verwaltung.

Die Entstehung der Stadt Kelkheim

Es ist wichtig zu verstehen, dass der heutige Stadtteil Kelkheim-Mitte nicht einfach der historisch gewachsene Kern der heutigen Stadt Kelkheim ist. Die Stadt in ihrer heutigen Form ist ein Ergebnis administrativer Entscheidungen und Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. Die Stadt Kelkheim entstand im Jahr 1938 durch die Zusammenlegung, genauer gesagt die Eingemeindung, der drei bis dahin eigenständigen Dörfer Hornau und Münster sowie des Dorfes Kelkheim. Im Zuge dieser Eingemeindungen wurde dem neuen Gebilde der Stadtstatus verliehen.

Der Name Kelkheim wurde als Bezeichnung für die neu geschaffene Kleinstadt gewählt. Die Begründung dafür war pragmatischer Natur: Kelkheim lag geografisch in der Mitte der drei zusammengelegten Dörfer. Diese zentrale Lage machte den Namen zum passenden Kandidaten für die neue gemeinsame Stadtidentität. Seit der Stadtgründung im Jahr 1938, und insbesondere nach einer weiteren bedeutenden Erweiterung im Jahr 1977, als drei weitere Stadtteile – Fischbach, Ruppertshain und Eppenhain – hinzukamen, entwickelte sich Kelkheim-Mitte zum unbestrittenen Zentrum der Gesamtstadt. Die heutige Stadt Kelkheim zählt etwa 29.000 Einwohner.

Diese Entwicklung zum Zentrum bedeutet, dass Kelkheim-Mitte seither die meisten zentralen Einrichtungen der Stadt beherbergt. Dazu gehören Verwaltungsgebäude, Schulen und andere öffentliche Infrastrukturen. Trotz dieser zentralen Funktion ist Kelkheim-Mitte nach wie vor auch ein bedeutendes Wohngebiet. Abseits der Hauptverkehrsadern finden sich zahlreiche Wohngebiete, die ganz überwiegend aus Einfamilienhäusern bestehen. Dies verleiht dem Stadtteil eine Mischung aus urbanen Funktionen im Kernbereich und eher dörflich-suburbanen Strukturen in den Wohngebieten.

Entwicklung der Stadtmitte

Das ursprüngliche Dorf Kelkheim entwickelte sich als sogenanntes Straßendorf. Die Bebauung konzentrierte sich entlang der ehemaligen Dorfstraße, die heute noch den Namen Hauptstraße trägt. Diese Hauptstraße war über lange Zeit die zentrale Achse des Dorflebens. In den 1950er Jahren verlor die Hauptstraße jedoch ihre dominierende Bedeutung zugunsten der westlich parallel verlaufenden Frankfurter Straße. Grund für diese Verschiebung war die Erschließung der westlichen Seite der ebenfalls parallel verlaufenden Bahnlinie. Gleichzeitig bestand der Wunsch, die drei ursprünglichen Ortsteile, die bisher durch Freiflächen voneinander getrennt waren, besser miteinander zu verbinden. Die Frankfurter Straße entwickelte sich zu einer wichtigeren Verkehrsader und Geschäftslage.

Während die Frankfurter Straße mit ihrer drei- bis viergeschossigen Bebauung und zahlreichen Geschäften heute eher städtisch wirkt, hat die Hauptstraße bis heute ihren dörflichen Charakter weitgehend bewahrt. Sie bietet einen Kontrast zur moderneren Geschäftsstraße. Zwei wichtige Querverbindungen zwischen der Frankfurter Straße und der Hauptstraße entwickelten sich zu weiteren Einzelhandelsstandorten und zentralen Punkten im Stadtteil. Dies sind zum einen die verkehrsberuhigte Bahnstraße im Norden von Kelkheim-Mitte und zum anderen die sogenannte „Neue Stadtmitte“ rund um die Frankenallee im Süden des Stadtteils.

Die Entstehung der „Neuen Stadtmitte“ war ein bedeutender Schritt in der Entwicklung Kelkheims. Sie wurde konzipiert, um der gesamten Stadt ein echtes, modernes Zentrum zu geben. Die Planungen dafür begannen bereits Anfang der 1980er Jahre auf einem Gelände, das zuvor als Parkplatz genutzt wurde. Dieses Projekt im Süden der Stadtmitte war der erste Teil der Neugestaltung des Zentrums.

Die Planungen für den nördlichen Teil der Stadtmitte, die „Stadtmitte Nord“, durchliefen in den folgenden Jahren mehrere Änderungen. Im Mai 2007 begannen schließlich die Bauarbeiten für diesen Bereich. Die Fertigstellung erfolgte im Jahr 2009. Für dieses umfangreiche Projekt, das eine Fläche von 13.000 Quadratmetern umfasst, konnte nach einem Investorenwettbewerb die Hochtief AG als Investor gewonnen werden. Die „Stadtmitte Nord“ beherbergt heute neben Ladengeschäften für den örtlichen Einzelhandel und Wohnungen auch die Stadtbibliothek. Darüber hinaus sind dort ein Verbrauchermarkt und eine Seniorenresidenz untergebracht. Ein wichtiger Bestandteil des Lebens in der „Neuen Stadtmitte“ ist der regelmäßig stattfindende Wochenmarkt, der mittwochs und samstags abgehalten wird und ein beliebter Anziehungspunkt ist.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die Verwaltungsgeschichte eines Ortes ist oft ein Spiegelbild größerer politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen. Die uns vorliegenden Informationen geben einen Überblick über die verschiedenen Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Kelkheim im Laufe der Zeit angehörte. Auch wenn keine detaillierte Tabelle vorliegt, können wir aus den Texten einige wichtige Zugehörigkeiten festhalten, die die administrative Einordnung des Ortes prägten:

  • Ab dem 9. Jahrhundert: Bartholomäusstift in Frankfurt (Vogtei Kelkheim)
  • Belehnung an: Herren von Eppstein (bis 1535)
  • Belehnung an: Grafen von Stolberg (ab 1535)
  • Ab 1594: Kurmainz (durch Abkauf der Vogteirechte)
  • Ab 1802/03: Nassau-Usingen (nach Säkularisation)
  • Ab 1938: Stadt Kelkheim (Zusammenlegung von Kelkheim, Hornau, Münster)
  • Ab 1977: Erweiterte Stadt Kelkheim (mit Fischbach, Ruppertshain, Eppenhain)

Diese Abfolge zeigt die wechselnden übergeordneten Herrschaften, von kirchlichen Institutionen über Adelsgeschlechter bis hin zu territorialen Fürstentümern und schließlich der modernen kommunalen Struktur. Jede dieser Phasen hatte Einfluss auf das Leben der Bewohner, die Verwaltung und die Entwicklung des Ortes.

Häufig gestellte Fragen zur Geschichte Kelkheims

Basierend auf den uns vorliegenden historischen Informationen können wir einige häufige Fragen zur Vergangenheit Kelkheims beantworten:

Wie hieß Kelkheim in seiner ältesten bekannten Erwähnung?

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des Dorfes Kelkheim stammt aus dem Jahr 880, und zu dieser Zeit trug der Ort den Namen Kadelcamf.

Wann wurde Kelkheim zur Stadt ernannt?

Die Ernennung zur Stadt erfolgte im Jahr 1938. Dies geschah im Zuge der Zusammenlegung der Dörfer Kelkheim, Hornau und Münster.

Warum wurde der Name Kelkheim für die neue Stadt gewählt?

Der Name Kelkheim wurde gewählt, weil das ursprüngliche Dorf geografisch in der Mitte der drei zusammengelegten Dörfer Kelkheim, Hornau und Münster lag.

Wem gehörte Kelkheim im Mittelalter ursprünglich?

Seit dem 9. Jahrhundert gehörten Kelkheim und Hornau dem Bartholomäusstift in Frankfurt.

Wann und wie erwarb Kurmainz Rechte in Kelkheim?

Kurmainz erwarb 1594 alle Vogteirechte des Bartholomäusstifts in Kelkheim. Zuvor hatte Kurmainz bereits 1581 die Grafschaft Königstein in Besitz genommen.

Wann kamen weitere Stadtteile zu Kelkheim hinzu?

Die Erweiterung der Stadt Kelkheim um die Stadtteile Fischbach, Ruppertshain und Eppenhain erfolgte im Jahr 1977.

Wann wurde die „Neue Stadtmitte“ in Kelkheim-Mitte entwickelt?

Die Entwicklung der „Neuen Stadtmitte“ begann Anfang der 1980er Jahre (südlicher Teil) und wurde mit der „Stadtmitte Nord“ fortgesetzt, deren Bauarbeiten 2007 begannen und 2009 abgeschlossen wurden.

Zusammenfassung der historischen Entwicklung

Die Geschichte Kelkheims ist eine Geschichte des Wandels. Von einem kleinen Dorf, dessen Name sich über Jahrhunderte wandelte, über die Zugehörigkeit zu verschiedenen Feudalherren und Fürstentümern bis hin zur administrativen Neugliederung im 20. Jahrhundert, die zur heutigen Stadt führte. Die Entwicklung der Stadtteile, insbesondere von Kelkheim-Mitte als zentralem Punkt, und die Schaffung moderner Infrastrukturen wie der „Neuen Stadtmitte“, zeigen die fortlaufende Anpassung und das Wachstum des Ortes. Das Verständnis dieser historischen Schichten bereichert den Blick auf das heutige Kelkheim und lässt die verschiedenen Facetten des Stadtbildes und der Gemeinschaft besser erkennen.

Obwohl die uns vorliegenden Informationen sich primär auf die historische Entwicklung und Geografie konzentrieren, legen sie das Fundament für das Verständnis des Ortes als Ganzes. Die Kenntnis der Vergangenheit hilft uns, die Struktur und das Wesen einer Stadt heute besser zu erfassen.

Hat dich der Artikel Kelkheims Wurzeln: Eine historische Reise interessiert? Schau auch in die Kategorie Gastronomie rein – dort findest du mehr ähnliche Inhalte!

Avatar-Foto

Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

Go up