Das Kloster Speinshart, gelegen in der malerischen Oberpfalz in der Diözese Regensburg, ist ein Ort von tiefer historischer und geistlicher Bedeutung. Es ist eng verbunden mit einem bestimmten Orden, der seine Geschichte über viele Jahrhunderte hinweg prägte und bis heute prägt. Dieses Kloster, eine beeindruckende barocke Anlage mit vier Flügeln, beherbergt eine Stiftskirche, die unter dem Patrozinium Maria Immaculata steht und sowohl als Kloster- als auch als Pfarrkirche dient.

Doch welcher Orden ist es, der die Geschichte und das Leben in Speinshart so maßgeblich bestimmt hat? Es ist der Prämonstratenserorden. Die Geschichte dieser Abtei ist eine Erzählung von Gründung, Blütezeiten, schweren Rückschlägen und bemerkenswerten Wiedererrichtungen.
Die Anfänge: Gründung im Spechtswald
Die Ursprünge des Klosters Speinshart reichen weit zurück ins Hochmittelalter. In einem ausgedehnten Waldgebiet, das einst als Spechtswald bekannt war, stifteten das kinderlose Ehepaar Adelvolk und Richenza von Reifenberg vermutlich im Jahr 1145 dieses geistliche Zentrum. Sie wurden dabei von den Brüdern Adelvolks, Eberhard und Reinhold, unterstützt, die Güter zur Ausstattung der Stiftung beisteuerten. Eberhard wurde später sogar Bischof von Bamberg.
Eine frühe und wichtige Anerkennung erfuhr das Kloster durch Kaiser Friedrich Barbarossa, der im Jahr 1163 eine Bestätigungsurkunde ausstellte. Dies unterstrich die Bedeutung der Gründung und stellte das Kloster unter kaiserlichen Schutz, was auch das Vogteirecht über das Kloster umfasste.
Der Prämonstratenserorden in Speinshart
Die Frage, ob die ersten Chorherren des Prämonstratenserordens bereits bei der Stiftung anwesend waren, lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit beantworten. Man nimmt an, dass die ersten Prämonstratenser aus dem Kloster Wilten bei Innsbruck in Tirol kamen. Die erste urkundliche Erwähnung der Prämonstratenser in Speinshart findet sich in einem Schutzbrief von Papst Alexander III. aus dem Jahr 1181. In diesem Dokument wurde das Kloster von jeder weltlichen Herrschaft und Bedrückung für frei erklärt.
Interessanterweise liegt das Kloster in einem sumpfigen Tal. Diese Lage ist ein starkes Indiz dafür, dass es tatsächlich für die Prämonstratenser gegründet wurde. Der Gründerorden, benannt nach dem ersten Kloster Prémontré, wählte traditionell solche abgeschiedenen und oft feuchten Orte für ihre Niederlassungen. Die Prämonstratenser übernahmen in den folgenden Jahrhunderten die Seelsorge in verschiedenen Orten der Region und prägten dort das religiöse und kulturelle Leben.
Entwicklung im Spätmittelalter und erste Blüte
In den Anfangsjahren wurde der Konvent von einem Propst geleitet. Der erste bekannte Propst, Grimo, schloss sich 1147 sogar dem zweiten Kreuzzug an. Unter den Propsten Konrad IV. und Heinrich III. im späten 13. Jahrhundert vergrößerte sich der Besitz des Klosters durch Stiftungen lokaler Adelsgeschlechter, darunter die Landgrafen von Leuchtenberg.
Doch die Geschichte war nicht ohne Rückschläge. Das Kloster wurde zweimal schwer beschädigt: 1310 durch ein königliches Heer und 1429, als die Hussiten das Kloster plünderten. Trotz dieser Schwierigkeiten erlebte Speinshart im 15. Jahrhundert eine erste bedeutende Blütezeit unter Propst Georg Ochs von Gunzendorf. Ein Höhepunkt dieser Ära war die Erhebung des Klosters zur Abtei durch Papst Pius II. Nun stand ein Abt an der Spitze des Konvents, der mit seinen Pontifikalien das hohe Selbstbewusstsein des Chorherrenstiftes repräsentierte. Zeitweise fungierte Speinshart sogar als Mutterabtei für das Kloster Tepl in Böhmen.
Die Zäsur der Reformation
Eine tiefgreifende Veränderung brachte die Reformationszeit mit sich. Im Jahr 1556 führte Kurfürst Ottheinrich in der gesamten Oberpfalz die lutherische Lehre ein und verbot katholische Riten und Praktiken. Abt Johann III. Georg von Gleißenthal erhielt zunächst die Genehmigung des Landesherrn, zu heiraten und seine Abtswürde zu behalten. Eine Visitation Ende 1556 zeigte jedoch eine weitgehend protestantisch geprägte Einrichtung. Die endgültige Krise kam mit dem Übergang der Oberpfalz an den kalvinistischen Kurfürsten Friedrich III. Die Abtei Speinshart brach zusammen, wurde säkularisiert und in ein Staatsgut umgewandelt. 1564 wurde Abt Johann III. Georg in Pension geschickt und ein Klosterrichter, Hans von Schlammersdorf, eingesetzt.
Wiederaufbau und barocke Prachtentfaltung
Nach der ersten Säkularisation kehrten im Jahr 1661, während der Herrschaft des bayerischen Kurfürsten Ferdinand-Maria, wieder Prämonstratenser nach Speinshart zurück. Sie stammten aus dem Kloster Steingaden. Der neue Konvent widmete sich in den folgenden Jahrzehnten intensiv der baulichen Instandsetzung der Stiftskirche und des Konventtraktes. Diese Bemühungen führten dazu, dass das Kloster 1691 erneut den Status einer Abtei erlangte.
Die Pläne für den prachtvollen barocken Kirchenbau, der 1696 vollendet wurde, stammen von Wolfgang Dientzenhofer, einem Mitglied der berühmten Baumeisterfamilie. Die opulente barocke Dekoration im Inneren schufen die Gebrüder Carlo Domenico und Bartolomeo Lucchese aus Mellide am Luganersee, deren italienischer Einfluss in der Ausgestaltung unübersehbar ist. Diese Epoche des Barock prägt das Erscheinungsbild des Klosters bis heute.
Barocke Frömmigkeit und Wallfahrten
Im Einklang mit der allgemeinen barocken Volksfrömmigkeit belebten die Chorherren von Speinshart um 1684 die mittelalterliche Wallfahrt zum Barbaraberg wieder. Pater Hugo Strauß entwarf die Pläne für einen Neubau der Wallfahrtskirche im Stil des Rokoko, der von 1741 bis 1756 entstand. Von diesem Bauwerk steht heute nur noch die monumentale Fassade.
Im 18. Jahrhundert entwickelte sich in Speinshart auch die Verehrung des gegeißelten Heilands, ähnlich wie in der berühmten Wieskirche bei Steingaden. Neben der Stiftskirche wurde dafür eine Kapelle errichtet, die ebenfalls den Namen Wieskapelle trägt und dem gegeißelten Heiland geweiht ist. Diese Kapelle gehört heute dem Landkreis Neustadt an der Waldnaab und wird für verschiedene kulturelle Veranstaltungen genutzt. Für die Stiftskirche schuf Michael Wild 1745/46 einen Kreuzweg mit 14 Stationen.
Das Ende der barocken Abtei: Die zweite Säkularisation
Die Blütezeit des Barock unter Abt Dominikus I. von Lieblein Mitte des 18. Jahrhunderts fand ein jähes Ende. Am Markustag, dem 25. April 1803, kam es zur erneuten Säkularisation. Bereits zum zweiten Mal fielen das Kloster und seine umfangreichen Besitzungen an die weltliche Macht. Das Kloster wurde Staatsgut und diente in der Folgezeit verschiedenen Zwecken, darunter als Pfarrhof, Schule und Forstamt.
Ein neues Kapitel: Die zweite Wiedererrichtung
Die Geschichte des Klosters Speinshart wäre unvollständig ohne die Erzählung seiner zweiten Wiedererrichtung. Am 30. September 1921 gelang es dem Prämonstratenserorden, die weitläufige Klosteranlage vom bayerischen Staat zurückzukaufen. Dies geschah maßgeblich auf Vermittlung des Münchner Domherrn Prälat Michael Hartig. Nur zwei Tage später, am 2. Oktober 1921, zogen Prämonstratenser aus dem Stift Tepl im Egerland in Speinshart ein. Im Jahr 1923 bestätigte der apostolische Stuhl das Kloster erneut als Abtei mit allen Rechten. Zunächst übernahm Abt Gilbert Helmer von Tepl die Administration von Speinshart.
Kloster Speinshart heute
Heute ist das Kloster Speinshart wieder ein lebendiges geistliches Zentrum des Prämonstratenserordens. Der Konvent besteht gegenwärtig aus fünf Chorherren. Seit 2007 ist Abt Hermann-Josef Kugler vom Kloster Windberg Administrator von Speinshart. Die Gemeinschaft wird von Prämonstratensern aus den Klöstern Windberg und Roggenburg bei ihren vielfältigen Aufgaben unterstützt, insbesondere in der Pfarrseelsorge und bei der Organisation der umfangreichen Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen.
Diese Maßnahmen waren über viele Jahre hinweg dringend notwendig. Nach einer Bauzeit von 22 Jahren wurden die umfassenden Sanierungsarbeiten am Kloster Speinshart im Oktober 2017 abgeschlossen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf über 22 Millionen Euro. Der Freistaat Bayern unterstützte die Sanierung maßgeblich mit rund 15 Millionen Euro. Das Ergebnis ist eine beeindruckend restaurierte Anlage, die die reiche Geschichte und die Bedeutung des Klosters für die Oberpfalz und den Prämonstratenserorden widerspiegelt.
Historische Entwicklung im Überblick
Die Geschichte des Klosters Speinshart ist geprägt von Kontinuität, aber auch von Brüchen und Neuanfängen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Phasen:
Zeitraum | Status | Wichtige Ereignisse / Merkmale |
---|---|---|
~1145 - 1556 | Propstei / Abtei | Gründung, erste Prämonstratenser, Bestätigung durch Barbarossa, Blüte unter Georg Ochs, Erhebung zur Abtei, Zerstörungen (1310, 1429). |
1556 - 1661 | Staatsgut | Reformation, Säkularisation, Kloster wird Staatsgut. |
1661 - 1803 | Abtei | Erste Wiedererrichtung, Bau der barocken Kirche, barocke Frömmigkeit, Wallfahrten. |
1803 - 1921 | Staatsgut | Zweite Säkularisation, Nutzung als Pfarrhof, Schule, Forstamt etc. |
Seit 1921 | Abtei | Zweite Wiedererrichtung, Rückkauf durch den Orden, Wiederherstellung des Abteistatus, umfassende Sanierung. |
Häufig gestellte Fragen zum Kloster Speinshart
Hier finden Sie Antworten auf einige oft gestellte Fragen zum Kloster Speinshart:
- Welcher Orden lebt im Kloster Speinshart?
Im Kloster Speinshart lebt der Prämonstratenserorden. Sie waren bereits kurz nach der Gründung hier ansässig und haben das Kloster nach zwei Säkularisationen wieder besiedelt. - Wann wurde das Kloster Speinshart gegründet?
Das Kloster wurde vermutlich im Jahr 1145 von Adelvolk und Richenza von Reifenberg gestiftet. - Ist die Klosterkirche für Besucher geöffnet?
Ja, die Stiftskirche Maria Immaculata ist heute sowohl Kloster- als auch Pfarrkirche und in der Regel für Besucher geöffnet. Sie ist ein bedeutendes Beispiel barocker Architektur. - Was ist das Besondere am Kloster Speinshart?
Besonders sind die lange und wechselvolle Geschichte mit zwei Säkularisationen und Wiedererrichtungen, die beeindruckende barocke Architektur von Wolfgang Dientzenhofer und den Gebrüdern Lucchese sowie die Rolle des Klosters als lebendiges geistliches Zentrum und wichtiger kultureller Ort in der Region. Auch die umfassende und langwierige Restaurierung in jüngerer Zeit ist bemerkenswert.
Das Kloster Speinshart bleibt ein faszinierendes Zeugnis der Geschichte, der Architektur und des Ordenslebens in der Oberpfalz. Seine Geschichte, geprägt von Glauben, Zerstörung und Wiederaufbau, macht es zu einem Ort, der weit mehr ist als nur ein historisches Gebäude.
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