Konstablerwache: Name, Geschichte und mehr

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Die Konstablerwache in Frankfurt am Main ist vielen Frankfurtern und Besuchern nur als „Konsti“ bekannt. Sie ist ein pulsierender Punkt im Herzen der Stadt, das östliche Ende der berühmten Zeil-Fußgängerzone und ein zentraler Umsteigeknotenpunkt für den öffentlichen Nahverkehr. Doch hinter dem alltäglichen Treiben verbirgt sich eine lange und wechselvolle Geschichte, die eng mit der Entwicklung Frankfurts verbunden ist und dem Platz seinen ungewöhnlichen Namen gab.

Woher kommt der Name Konstablerwache?
Der Name Konstablerwache kommt daher, dass es die Wache des Frankfurter Konstablers war. Im Jahr 1833 wurde sie von aufständischen Studenten im Frankfurter Wachensturm überfallen und geplündert. In der Gründerzeit war die Wache zu klein für die wachsende Stadt geworden.

Woher kommt der Name Konstablerwache?

Der Name „Konstablerwache“ klingt heute vielleicht etwas altertümlich und wirft Fragen auf. Stammt er von einem bestimmten Ereignis, einer Person oder einer Funktion? Die Antwort liegt in der Historie des Ortes als militärischer und später polizeilicher Stützpunkt.

An der Stelle des heutigen Platzes, an der Ecke zur Fahrgasse, stand bereits seit dem Jahr 1544 ein bedeutendes Gebäude: ein Zeughaus der Frankfurter Stadtwehr. Dieses Zeughaus diente der Lagerung von Waffen und Munition und war ein wichtiger Bestandteil der städtischen Verteidigungsanlagen in einer Zeit, in der Städte noch ihre eigenen Milizen unterhielten. Es markierte lange Zeit das östliche Ende der Zeil.

Mit der Zeit wandelte sich die Funktion des Gebäudes. Es wurde zu einer Wachstation ausgebaut, einem Ort, an dem ständig Soldaten oder Wächter präsent waren, um für Sicherheit zu sorgen. Im Jahr 1822 wurde dieses militärische Wachgebäude schließlich aufgegeben und stattdessen zu einem Polizeirevier umgebaut. Und genau hier liegt der Ursprung des Namens:

Das neue Polizeirevier war die Wache des städtischen Konstablers. Ein Konstabler war in dieser Zeit eine Art Polizeibeamter oder militärischer Offizier im städtischen Dienst, vergleichbar mit einem heutigen Aufseher oder Polizisten. Die Bezeichnung Konstablerwache bedeutete also schlicht die „Wache des Konstablers“.

Der Name etablierte sich schnell im Sprachgebrauch und überdauerte die Jahrhunderte, auch wenn das ursprüngliche Gebäude und die Funktion des Konstablers in dieser Form längst verschwunden sind. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich ein funktionaler Name aus dem 19. Jahrhundert bis heute gehalten hat und nun einen der belebtesten Plätze der modernen Großstadt bezeichnet.

Frühe Geschichte und der Frankfurter Wachensturm

Nachdem das Gebäude zum Polizeirevier umgewandelt worden war, spielte es eine Rolle in einem bedeutenden historischen Ereignis Frankfurts. Im Jahr 1833 war die Konstablerwache neben der Hauptwache ein zentraler Schauplatz des sogenannten Frankfurter Wachensturms.

Der Wachensturm war ein missglückter Versuch von revolutionär gesinnten Studenten und Handwerkern, die Wachen der Freien Stadt Frankfurt zu stürmen und die Regierung zu stürzen. Ziel war es, eine gesamtdeutsche Revolution auszulösen. Die Aufständischen erhofften sich Unterstützung durch das Militär, die jedoch ausblieb.

Die Konstablerwache wurde bei diesem Sturm ebenfalls überfallen und geplündert. Das Ereignis von 1833 war zwar militärisch ein Fehlschlag für die Revolutionäre, zeigte aber die aufkeimenden politischen Spannungen der Vormärzzeit und die Bestrebungen nach nationaler Einheit und liberalen Reformen. Die Tatsache, dass die Konstablerwache ein direktes Ziel dieses Aufstands war, unterstreicht ihre damalige Bedeutung als staatliche Institution und Symbol der Ordnung.

Veränderungen in der Gründerzeit

Mit dem rasanten Wachstum Frankfurts in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der sogenannten Gründerzeit, stieß auch das Polizeirevier Konstablerwache an seine Grenzen. Es war schlichtweg zu klein geworden, um den Anforderungen einer modernen Großstadt gerecht zu werden.

Daher wurde entschieden, ein neues, größeres Polizeipräsidium zu bauen. Dieses entstand am Hohenzollernplatz, dem heutigen Platz der Republik. Mit der Fertigstellung des neuen Präsidiums verloren die alten Wachen an Bedeutung.

Während die Hauptwache, das Pendant zur Konstablerwache am westlichen Ende der Zeil, erhalten blieb und später umgebaut wurde, entschied man sich bei der Konstablerwache für einen radikaleren Schritt: Im Jahr 1886 wurde das historische Gebäude abgerissen. An seiner Stelle entstanden neue, repräsentative Geschäftshäuser, die dem wachsenden Handel und Wohlstand der Gründerzeit Rechnung trugen. Eines der heute prägenden Gebäude an dieser Stelle ist das spätere Bienenkorbhaus, das an der Ecke zur Zeil steht und die Stelle der ehemaligen Wache markiert.

Die Entstehung des Platzes und der Fuldermarkt

Bevor die Konstablerwache zu dem großzügigen Platz wurde, den wir heute kennen, war die städtebauliche Situation eine ganz andere. Bis etwa 1881 handelte es sich lediglich um eine verhältnismäßig enge Straßenkreuzung. Die breite Zeil, die hier endete, setzte sich nach Südosten hin als Allerheiligenstraße fort. Quer dazu verlief die wichtige Nord-Süd-Verbindung der Altstadt, gebildet durch die Fahrgasse und die Große Friedberger Straße, die von der Alten Brücke bis zum Friedberger Tor führte.

Im Jahr 1881 kam es zu einer entscheidenden städtebaulichen Veränderung: Es wurde ein Straßendurchbruch geschaffen, die sogenannte Neue Zeil. Diese breite Geschäftsstraße führte von der Konstablerwache in östlicher Richtung zur Friedberger Anlage und entlastete so die alte Wegeführung. Durch diesen Durchbruch und die Anpassung der umliegenden Straßen entstand ein Platz. Dieser Platz war zunächst allerdings wesentlich kleiner als die heutige Fläche.

Woher kommt der Name Konstablerwache?
Der Name Konstablerwache kommt daher, dass es die Wache des Frankfurter Konstablers war. Im Jahr 1833 wurde sie von aufständischen Studenten im Frankfurter Wachensturm überfallen und geplündert. In der Gründerzeit war die Wache zu klein für die wachsende Stadt geworden.

Dieser kleinere Platz entwickelte schnell eine besondere Funktion. Er wurde zum Treffpunkt für Tagelöhner, die vor allem aus Osthessen, der Gegend um Fulda, nach Frankfurt kamen, um Arbeit zu suchen. Sie warteten hier in der Hoffnung, für Gelegenheitsarbeiten engagiert zu werden. Im Volksmund wurden diese Arbeiter abfällig als „Fulder“ bezeichnet, und der Platz erhielt die Namen Fuldermarkt oder auch „Dalles“ – letzteres ein Ausdruck, der Armut und Not beschreibt und die soziale Situation dieser Menschen widerspiegelte.

Dieser Aspekt der Geschichte der Konstablerwache zeigt nicht nur die städtebauliche Entwicklung, sondern auch die sozialen Verhältnisse Frankfurts im späten 19. Jahrhundert. Der Platz war nicht nur ein Verkehrsknoten oder Standort von Gebäuden, sondern auch ein sozialer Raum, ein Spiegelbild der Arbeitsmigration und der städtischen Armut.

Konstablerwache als Verkehrsknotenpunkt

Mit dem Aufkommen moderner Verkehrsmittel an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert begann sich die Rolle der Konstablerwache erneut zu wandeln. Sie entwickelte sich zu einem zentralen Verkehrsknotenpunkt der Stadt.

Zunächst waren es die Straßenbahnen, die den Platz frequentierten und ihn zu einem wichtigen Umsteigepunkt machten. Später kam der zunehmende Automobilverkehr hinzu, der die Kreuzung zu einem Nadelöhr machte. Ihre zentrale Lage im Stadtzentrum und die Verbindung wichtiger Achsen (Zeil, Fahrgasse/Kurt-Schumacher-Straße, Neue Zeil/Friedberger Anlage) prädestinierten sie für diese Funktion.

Diese Rolle als Verkehrsknotenpunkt verstärkte sich im Laufe des 20. Jahrhunderts erheblich, insbesondere mit dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs unter Tage. Heute ist die Konstablerwache einer der wichtigsten unterirdischen Bahnhöfe Frankfurts, an dem sich U-Bahn- und S-Bahn-Linien kreuzen. Auch oberirdisch bleibt sie ein Hauptkreuzungspunkt für Straßenbahnen und Busse, insbesondere für die Nachtbuslinien, die hier sternförmig zusammenlaufen.

Zerstörung, Wiederaufbau und die moderne Konstablerwache

Die städtebauliche Gestalt der Konstablerwache wurde im Zweiten Weltkrieg dramatisch verändert. Bei den schweren Luftangriffen auf Frankfurt am Main wurden große Teile der Innenstadt, einschließlich vieler Gebäude an der Zeil und im Bereich der Konstablerwache, zerstört.

Nach dem Krieg entschied man sich beim Wiederaufbau der Innenstadt oft für eine modernere, offenere Gestaltung. Im Bereich der Konstablerwache verzichtete man auf eine lückenlose Wiederbebauung und ließ stattdessen einen großzügigen Platz frei. Dies trug zur heutigen Weitläufigkeit bei.

Eine weitere wichtige Veränderung war die Neugestaltung des Straßennetzes. Die Kurt-Schumacher-Straße wurde als neue, breite Nord-Süd-Verbindung in der östlichen Innenstadt angelegt und löste die alte, engere Fahrgasse ab. Die Kurt-Schumacher-Straße bildet seither die östliche Begrenzung des Platzes der Konstablerwache.

Die heutige Gestalt als Fußgängerzone erhielt die Konstablerwache im Zuge weiterer Umgestaltungsmaßnahmen. Eine Besonderheit ist die Anhebung des Platzniveaus um fast 80 Zentimeter. Dies war notwendig, um trotz der darunter liegenden Schnellbahnstation eine ausreichende Erdüberdeckung für die Anpflanzung von Bäumen zu schaffen. Die charakteristische zweireihige Bepflanzung mit Platanen auf dem erhöhten Podest prägt heute das Bild des Platzes.

Das erhöhte Podest ist von allen Seiten über Stufen erreichbar. Um den Platz für alle zugänglich zu machen, wurden zusätzlich zwei Rampen für Rollstuhlfahrer und Personen mit Kinderwagen oder Gepäck angelegt. Die moderne Konstablerwache ist somit das Ergebnis einer langen Entwicklung, gezeichnet von militärischer Nutzung, politischen Unruhen, städtebaulichen Veränderungen, Zerstörung und modernem Wiederaufbau.

Historische Entwicklung im Überblick

Epoche / ZeitraumZustand der KonstablerwacheWichtige Merkmale / Ereignisse
Mitte 16. Jh. - frühes 19. Jh.Zeughaus der Stadtwehr, später WachstationLager für Waffen und Munition, östliches Ende der Zeil
Ab 1822Polizeirevier (namensgebende Konstablerwache)Wache des städtischen Konstablers, Schauplatz des Wachensturms (1833)
Ab 1881Entstehung eines kleineren PlatzesDurchbruch der Neuen Zeil, Treffpunkt für Tagelöhner (Fuldermarkt)
1886Abriss des alten WachgebäudesErsetzt durch Geschäftshäuser (später Bienenkorbhaus)
Um 1900Entwicklung zum VerkehrsknotenpunktEinbindung in das Straßenbahn- und Autonetz
Nach 1945Großer, offener PlatzZerstörung im Krieg, neue Straßenführung (Kurt-Schumacher-Straße), kein Wiederaufbau der Vorkriegsbebauung
Spätes 20. Jh. / NeuzeitModerner Fußgängerplatz mit erhöhtem NiveauAusbau als zentraler U-Bahn/S-Bahn-Knotenpunkt, Umgestaltung zur Fußgängerzone mit Platanen und Barrierefreiheit

Häufig gestellte Fragen zur Konstablerwache

Woher stammt der Name "Konstablerwache"?
Der Name geht auf das Polizeirevier zurück, das sich hier ab 1822 befand. Es war die Wache des städtischen Konstablers, einer Art früherer Polizeibeamter oder Aufseher. Der Name bedeutet wörtlich "Wache des Konstablers".
Was war der "Wachensturm" im Jahr 1833?
Der Wachensturm war ein Aufstand von Studenten und anderen Revolutionären, die versuchten, die Wachen in Frankfurt zu stürmen und die Regierung zu stürzen. Die Konstablerwache war neben der Hauptwache eines der Hauptziele dieses Aufstands.
Warum wurde das ursprüngliche Gebäude der Konstablerwache abgerissen?
Mit dem rapiden Wachstum der Stadt in der Gründerzeit wurde das alte Gebäude zu klein für die Anforderungen eines modernen Polizeireviers. Es wurde 1886 abgerissen, um Platz für größere Geschäftshäuser zu schaffen.
Was bedeutet der Name "Fuldermarkt" oder "Dalles"?
Dieser Name bezog sich auf den kleineren Platz, der nach dem Bau der Neuen Zeil im späten 19. Jahrhundert entstand. Er war ein Treffpunkt für Tagelöhner, viele davon aus Osthessen (der Gegend um Fulda). "Fuldermarkt" leitet sich von "Fulda" ab. "Dalles" ist ein umgangssprachlicher, abfälliger Ausdruck für Armut oder Elend und bezog sich auf die oft prekäre Situation der Wartenden.
Ist die Konstablerwache heute nur ein Verkehrsknotenpunkt?
Nein, obwohl sie ein extrem wichtiger Verkehrsknotenpunkt ist, an dem sich U-Bahn, S-Bahn, Straßenbahn und Busse kreuzen, ist sie auch ein zentraler, belebter öffentlicher Platz, Teil der Fußgängerzone Zeil, ein beliebter Treffpunkt und Standort für Veranstaltungen und Märkte.
Warum ist der Platz heute erhöht?
Die Anhebung des Platzniveaus um etwa 80 Zentimeter war notwendig, um den darunter liegenden Schnellbahntunneln und Stationen genügend Erdüberdeckung zu geben. Dies ermöglichte die Anpflanzung von Bäumen auf dem Platz, was sonst nicht möglich gewesen wäre.

Die Konstablerwache ist somit weit mehr als nur ein moderner Verkehrsknoten oder ein Platz zum Einkaufen. Sie ist ein Ort mit tiefen historischen Wurzeln, dessen Name von einem längst vergangenen Beruf erzählt und dessen Fläche die städtebaulichen und sozialen Umwälzungen Frankfurts über Jahrhunderte hinweg widerspiegelt. Vom mittelalterlichen Zeughaus über die Wache des Konstablers, den Schauplatz politischer Unruhen, den Treffpunkt der Tagelöhner bis hin zum heutigen belebten Verkehrsknotenpunkt und modernen Stadtplatz – die "Konsti" bleibt ein zentraler und geschichtsträchtiger Ort im Herzen Frankfurts.

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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