Wie isst man koreanisches Barbecue?

Koreanisches BBQ: Ein geselliges Erlebnis

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Das koreanische Barbecue, in Korea liebevoll als Gogigui (고기구이) bezeichnet, ist weit mehr als nur eine Mahlzeit. Es ist ein lebhaftes, interaktives und zutiefst geselliges Ereignis, das Menschen zusammenbringt. Stellen Sie sich vor: das Zischen von Fleisch auf einem heißen Grill, der Duft von marinierten Köstlichkeiten, eine Vielzahl bunter Beilagen, die den Tisch füllen, und das gemeinsame Lachen, während jeder seinen eigenen perfekten Bissen kreiert. Genau das ist die Essenz des koreanischen BBQs, einer der beliebtesten und bekanntesten kulinarischen Traditionen Koreas.

Wie isst man koreanisches Barbecue?
Die Gäste nehmen ein Stück Salat, meistens Perilla- oder Chinakohlblätter, geben ein Stück gegrilltes Fleisch darauf, fügen Banchan, Reis und Soßen hinzu und rollen das Ganze zu einem kleinen Päckchen zusammen. Diese Päckchen, auch “Ssam” genannt, werden dann in einem Bissen verzehrt.

Anders als bei vielen anderen Grillmethoden liegt beim KBBQ der Grill direkt in der Tischmitte. Die Gäste sind aktiv am Kochprozess beteiligt, wählen ihr Fleisch aus und grillen es nach Belieben. Dieses gemeinsame Zubereiten und Teilen macht das Erlebnis so besonders und unterscheidet es von einem gewöhnlichen Restaurantbesuch. Es ist ein Fest für die Sinne und eine Feier der Gemeinschaft.

Was ist Koreanisches BBQ (Gogigui)?

Im Kern bedeutet Gogigui einfach „gegrilltes Fleisch“. Doch diese simple Beschreibung wird der Komplexität und Vielfalt des koreanischen BBQs kaum gerecht. Das Erlebnis beginnt mit der Auswahl hochwertigen Fleisches, das oft mariniert oder pur serviert wird. Typischerweise werden Rind-, Schweine- oder seltener auch Hühnerfleisch verwendet. Der Grill kann mit Holzkohle (für ein rauchigeres Aroma) oder Gas betrieben werden und ist oft mit einem Belüftungssystem ausgestattet, das den Rauch absaugt.

Das Besondere ist die Art und Weise, wie das Fleisch serviert und gegessen wird. Es kommt roh an den Tisch und wird von den Gästen oder manchmal auch vom Personal direkt auf dem Tischgrill zubereitet. Während das Fleisch brutzelt, wird eine schier endlose Auswahl an Beilagen, Saucen und frischen Salaten serviert, die das Erlebnis komplettieren.

Das Herzstück: Die Fleischvielfalt

Die Auswahl des Fleisches ist entscheidend für ein gelungenes KBBQ-Erlebnis. Es gibt viele verschiedene Schnitte und Marinaden, die jeweils ihren eigenen Charakter haben:

Bulgogi (불고기)

Bulgogi ist wahrscheinlich eine der international bekanntesten koreanischen Fleischzubereitungen. Es besteht aus sehr dünn geschnittenem Rindfleisch (oft Rinderlende oder -hüfte), das in einer süßlich-würzigen Marinade aus Sojasauce, Zucker, Knoblauch, Sesamöl, Zwiebeln und oft auch Birnen- oder Apfelpüree mariniert wird. Die Frucht in der Marinade hilft, das Fleisch zarter zu machen und fügt eine natürliche Süße hinzu. Bulgogi wird schnell gegrillt und hat einen zarten, leicht karamellisierten Geschmack.

Galbi (갈비)

Galbi, auch bekannt als Kalbi, bezieht sich auf Rinder- oder Schweinerippchen. Rinder-Galbi ist besonders beliebt und gilt als Premium-Fleisch für KBBQ. Die Rippchen werden oft quer zum Knochen geschnitten und dann in einer ähnlichen, aber manchmal reichhaltigeren Marinade als Bulgogi eingelegt. Das Grillen von Galbi erfordert etwas mehr Geduld, da die Stücke dicker sind, aber das Ergebnis ist saftiges, aromatisches Fleisch, das sich leicht vom Knochen löst.

Samgyeopsal (삼겹살)

Samgyeopsal ist gegrillter Schweinebauch und gehört zu den beliebtesten KBBQ-Varianten in Korea selbst. Das Fleisch wird in dicke Scheiben geschnitten (oft 1-2 cm dick) und typischerweise nicht mariniert, um den reinen Geschmack des Schweinefleisches zu genießen. Es wird knusprig gegrillt und dann oft in mundgerechte Stücke geschnitten. Samgyeopsal wird gerne in eine Mischung aus Sesamöl, Salz und Pfeffer getunkt.

Chadolbaegi (차돌박이)

Chadolbaegi ist sehr dünn geschnittenes Rinderbrustfleisch. Aufgrund seiner dünnen Form und des höheren Fettgehalts brutzelt es schnell und wird sehr knusprig. Es hat einen reichen, fleischigen Geschmack und wird oft ebenfalls ohne Marinade serviert und in eine leichte Sauce getunkt.

Neben diesen Klassikern gibt es noch viele weitere Optionen wie Schweinenacken (Moksal), verschiedene Rindfleischschnitte und manchmal sogar Ente oder Meeresfrüchte.

Die Unverzichtbaren Begleiter: Banchan (반찬)

Kein koreanisches BBQ ist komplett ohne eine Fülle von Beilagen, den sogenannten Banchan. Diese kleinen Gerichte werden in einer beeindruckenden Vielfalt serviert und sind oft im Preis des Fleisches inbegriffen, wobei Nachschub in der Regel kostenlos ist. Banchan dienen dazu, die reichen Aromen des Fleisches auszugleichen, Texturkontraste zu bieten und das Mahl abwechslungsreich zu gestalten.

Die Auswahl an Banchan ist riesig und kann je nach Restaurant und Saison variieren. Zu den häufigsten gehören:

  • Kimchi: Fermentierter Chinakohl, oft scharf und säuerlich. Es gibt unzählige Kimchi-Varianten, auch aus Rettich (Kkakdugi) oder Gurken (Oisobagi).
  • Kongnamul: Marinierte Sojasprossen, leicht gewürzt mit Sesamöl, Knoblauch und Sojasauce.
  • Sigeumchi-namul: Blanchierter und gewürzter Spinat.
  • Muchim: Verschiedene Salate, oft scharf angemacht, z.B. aus Rettich oder Frühlingszwiebeln.
  • Japchae: Süßkartoffel-Glasnudeln mit Gemüse und manchmal Fleisch, gewürzt mit Sojasauce und Sesamöl.
  • Gyeran-jjim: Gedämpftes Ei, ähnlich einem fluffigen Eierstich.
  • Doenjang-jjigae: Eine herzhafte Eintopfsuppe auf Basis fermentierter Sojabohnenpaste, oft mit Tofu, Gemüse und manchmal Meeresfrüchten oder Fleisch. Diese wird oft während oder nach dem Grillen serviert.

Die Kombination aus heißem, saftigem Fleisch und den frischen, oft kühlen und würzigen Banchan schafft ein harmonisches Gleichgewicht.

Die Kunst des „Ssam“ (쌈): Der Perfekte Bissen

Das Herzstück des Essens von koreanischem BBQ ist die Kreation des „Ssam“, wörtlich übersetzt „eingewickelt“. Anstatt das Fleisch einfach pur zu essen, wickelt man es zusammen mit verschiedenen Beilagen und Saucen in ein frisches Blatt ein. Dies ist der interaktivste und persönlichste Teil des Erlebnisses, da jeder seinen Ssam nach eigenem Geschmack zusammenstellt.

So kreieren Sie Ihren Ssam:

  1. Nehmen Sie ein frisches Blatt Salat (oft Kopfsalat) oder Perillablatt (Kkaennip), das einen minzigen, leicht pfeffrigen Geschmack hat. Manche verwenden auch Reisblätter.
  2. Legen Sie ein oder zwei Stück gegrilltes Fleisch darauf.
  3. Fügen Sie eine kleine Menge Ssamjang hinzu. Ssamjang ist eine dicke, würzige Paste, die oft aus einer Mischung von Doenjang (fermentierte Sojabohnenpaste), Gochujang (scharfe Chilipaste), Knoblauch, Zwiebeln und Sesamöl hergestellt wird.
  4. Wählen Sie einige Ihrer Lieblings-Banchan zum Hinzufügen, z.B. ein Stück Kimchi, eine Scheibe Knoblauch (oft gegrillt), eine grüne Chili-Scheibe oder etwas Reis.
  5. Wickeln Sie das Blatt fest zusammen, sodass ein kleines Päckchen entsteht.
  6. Essen Sie den gesamten Ssam in einem Bissen! Dies mag für Anfänger eine Herausforderung sein, aber es ermöglicht, alle Aromen und Texturen gleichzeitig zu erleben.

Die Kombination aus dem reichen Fleisch, der würzigen Ssamjang-Paste, der Frische des Blattes und den Aromen der Beilagen macht jeden Ssam zu einem kleinen Geschmackserlebnis.

Saucen und Dips

Neben Ssamjang gibt es weitere wichtige Saucen und Dips:

  • Gireumjang (기름장): Eine einfache Mischung aus Sesamöl, Salz und Pfeffer. Besonders beliebt für unmariniertes Fleisch wie Samgyeopsal oder Chadolbaegi.
  • Gochujang (고추장): Eine fermentierte Chilipaste, die pur oder als Basis für andere Saucen verwendet wird. Sie ist scharf und umami-reich.
  • Soja-basierte Dips: Oft eine Mischung aus Sojasauce, Essig, Chili und Zwiebeln, die gut zu mariniertem Fleisch passt.

Der Ablauf: Ein Interaktives Mahl

Ein typisches KBBQ-Erlebnis folgt einem bestimmten Ablauf:

Nachdem Sie Platz genommen und Ihre Fleischsorten bestellt haben, wird der Grill angeheizt. Kurz darauf werden die ersten Banchan-Schalen, Salate, Saucen und Blätter für den Ssam gebracht. Das rohe Fleisch folgt. Oft legt ein Mitarbeiter die erste Portion Fleisch auf den Grill, um Ihnen zu zeigen, wie es gemacht wird. Mit einer speziellen Zange und Schere wird das Fleisch gewendet und in mundgerechte Stücke geschnitten, sobald es gar ist.

Von da an sind Sie am Zug! Halten Sie das Fleisch in Bewegung, damit es gleichmäßig gart. Das gemeinsame Grillen, Schneiden und Zusammenstellen der Ssam ist ein großer Teil des Spaßes. Man teilt die Zange und Schere, reicht sich Beilagen zu und probiert verschiedene Kombinationen aus. Das Gespräch dreht sich oft um das Essen selbst: Welches Fleisch ist am besten? Welche Ssam-Kombination schmeckt am besten? Das Geräusch des brutzelnden Fleisches und der lebhafte Austausch schaffen eine einzigartige Atmosphäre.

Mehr als nur Fleisch: Andere Köstlichkeiten

Während Fleisch die Hauptattraktion ist, werden oft auch andere Dinge auf dem Grill zubereitet. Scheiben von Zwiebeln, Knoblauchzehen (die durch das Grillen süßlich werden) und Pilze (wie Champignons oder Königsausternpilze) sind beliebte Grillbegleiter, die ebenfalls in den Ssam integriert werden können.

Die Passenden Getränke

Zu einem reichhaltigen KBBQ passen bestimmte Getränke besonders gut. Der Klassiker ist Soju (소주), ein klarer Reis- oder Getreideschnaps. Oft wird Soju pur in kleinen Gläsern getrunken, um den Geschmack des Fleisches zu ergänzen und die Verdauung anzuregen. Auch koreanisches Bier (wie Cass oder Hite) ist beliebt und wird oft mit Soju zu einem „Somaek“ (Soju + Maekju/Bier) gemischt. Makgeolli (막걸리), ein milchiger, leicht kohlensäurehaltiger Reiswein, bietet eine süß-säuerliche Balance, die ebenfalls gut zu den würzigen Aromen passt.

KBBQ-Etikette

Einige kleine Etikette-Regeln können das Erlebnis noch angenehmer machen:

  • Legen Sie nicht zu viel Fleisch auf einmal auf den Grill, um Überfüllung und ungleichmäßiges Garen zu vermeiden.
  • Nutzen Sie die bereitgestellten Zangen und Scheren, um das Fleisch zu handhaben und zu schneiden.
  • Es ist üblich, die Getränke für andere am Tisch einzuschenken, nicht für sich selbst.
  • Wenn Sie mit Älteren essen, warten Sie, bis diese mit dem Essen beginnen, und nehmen Sie Ihre erste Ssam oft mit zwei Händen an, als Zeichen des Respekts.
  • Stecken Sie Ihre Essstäbchen niemals senkrecht in eine Reisschüssel, da dies an Bestattungsrituale erinnert.

Warum Koreanisches BBQ so Beliebt ist

Die Popularität von KBBQ liegt in der Kombination vieler Faktoren. Es ist nicht nur das köstliche Essen – die saftigen Fleischstücke, die Geschmacksexplosionen der Ssam, die erfrischenden Beilagen. Es ist auch das Erlebnis selbst. Das gemeinsame Kochen und Essen fördert die Interaktion und schafft eine lockere, fröhliche Atmosphäre. Es ist ein Essen, das Spaß macht, bei dem man experimentieren und seinen perfekten Bissen kreieren kann. Die Vielfalt der Aromen und Texturen, von scharf über süß bis hin zu salzig und erfrischend, spricht viele Geschmäcker an.

Vergleich beliebter Fleischsorten

FleischsorteMarinadeTexturGeschmacksprofilIdeal für ...
BulgogiJa (süßlich-würzig, Soja-basiert)Sehr zart, dünnSüßlich, umami-reichEinsteiger, Liebhaber milder Aromen
GalbiJa (reichhaltiger, Soja-basiert)Zart, saftig (oft mit Knochen)Reichhaltig, süßlich-würzigEin intensiveres Geschmackserlebnis
SamgyeopsalNeinKnusprig (Haut), zart (Fleisch)Reichhaltig, purer FleischgeschmackPuristen, die den Eigengeschmack schätzen
ChadolbaegiNeinSehr dünn, schnell knusprigRein fleischig, leicht nussigSchnelles Grillen, leicht und knusprig

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

F: Muss ich mein Fleisch selbst grillen?

A: Ja, das ist ein wesentlicher Teil des Erlebnisses! In den meisten Restaurants grillen die Gäste selbst. Manchmal hilft das Personal anfangs oder bei bestimmten Fleischsorten, aber die meiste Zeit haben Sie die Kontrolle über den Grill.

F: Was sind die Beilagen und kann ich mehr davon bekommen?

A: Die Beilagen (Banchan) sind eine Vielzahl kleiner Gerichte wie Kimchi, marinierte Gemüse und Salate. Sie sind dazu da, das Fleisch zu ergänzen und auszugleichen. Ja, in den meisten authentischen KBBQ-Restaurants können Sie so viel Banchan nachbestellen, wie Sie möchten, ohne zusätzliche Kosten.

F: Ist koreanisches BBQ immer scharf?

A: Nein, nicht alles ist scharf. Viele Fleischsorten wie Bulgogi oder unmariniertes Fleisch sind nicht scharf. Die Schärfe kommt oft von Saucen wie Gochujang oder Kimchi. Sie können selbst entscheiden, wie viel Schärfe Sie durch die Auswahl der Beilagen und Saucen hinzufügen möchten.

F: Wie macht man einen „Ssam“?

A: Nehmen Sie ein Blatt Salat oder Perilla, legen Sie gegrilltes Fleisch darauf und fügen Sie etwas Ssamjang und andere Beilagen Ihrer Wahl hinzu (Knoblauch, Kimchi, Reis). Wickeln Sie das Blatt zusammen und essen Sie es in einem Bissen.

F: Welche Getränke passen am besten?

A: Klassische Begleiter sind Soju (koreanischer Schnaps), koreanisches Bier oder Makgeolli (Reiswein). Diese Getränke ergänzen die reichen Aromen des Fleisches gut.

Fazit

Koreanisches BBQ ist mehr als nur eine Mahlzeit; es ist ein unvergessliches kulinarisches Abenteuer, das alle Sinne anspricht. Das Zischen des Grills, der verlockende Duft, die Vielfalt der Aromen und Texturen und vor allem die gemeinschaftliche Erfahrung machen es zu einem einzigartigen Genuss. Egal, ob Sie ein Fleischliebhaber oder einfach nur neugierig auf neue Kulturen sind, ein Besuch in einem koreanischen BBQ-Restaurant ist eine absolute Empfehlung. Tauchen Sie ein in die Welt des Gogigui und erleben Sie koreanische Gastfreundschaft und Geschmacksvielfalt hautnah!

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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