Die wundervolle Hansestadt Bremen blickt auf eine bemerkenswerte Kaufmanns- und Handelsgeschichte zurück. Durch ihre direkte Lage an der Weser konnte sie frühzeitig Waren sowohl auf dem Land- als auch auf dem Flussweg empfangen und versenden. Dies machte Bremen zu einer bedeutenden Drehscheibe für Handelsleute und Güter in ganz Norddeutschland. Auch heute noch sind der Handel und der hanseatische Gedanke tief in der Bremer Kultur und Mentalität verwurzelt. Diese Vielfalt im Handel begünstigte natürlich auch die Entwicklung der Bremer Handwerkskunst, woraus zahlreiche einzigartige Spezialitäten entstanden sind. Viele dieser Rezepte wurden über Generationen hinweg bewahrt, sodass wir auch heute noch das Glück haben, diese legendären Bremer Köstlichkeiten genießen zu dürfen. In diesem Beitrag möchten wir Ihnen einige dieser besonderen Spezialitäten aus der Hansestadt Bremen näher vorstellen.

Süße Verführungen: Bremer Kluten und Schnoorkuller
Wenn man an Bremen denkt, fallen einem sofort die Stadtmusikanten ein. Doch kulinarisch gehört auch ein süßer Klassiker untrennbar zur Stadt: die Bremer Kluten. Diese finden sich auf traditionellen Veranstaltungen wie dem legendären Bremer Freimarkt oder dem stimmungsvollen Weihnachtsmarkt und sind auch im Einzelhandel weit verbreitet. Die Kluten zeichnen sich durch ein feines, zart schmelzendes Pfefferminz-Fondant aus, das hauchdünn mit Zucker kandiert ist. Eine Hälfte dieser süßen Kreation wird zudem liebevoll mit einer Schicht Zartbitterschokolade umhüllt. Optisch erinnert dies manchmal an Dominosteine, doch geschmacklich bieten die Kluten ein ganz eigenes Erlebnis, besonders für Liebhaber von Pfefferminz. Sie sind definitiv eine sehr empfehlenswerte Spezialität.
Ein weiterer süßer Höhepunkt, der eng mit einem der malerischsten Stadtteile Bremens verbunden ist, ist der Schnoorkuller. Das Schnoorviertel, bekannt für seine verwinkelten, mittelalterlichen Gassen, liegt im Herzen der Bremer Innenstadt und ist für viele Besucher, insbesondere aus Übersee, ein absolutes Muss. Dieses wunderschöne Viertel gilt als das Herzstück Bremens. Genau hier, in diesem historischen Ambiente, befindet sich das kleine Café des Konditormeisters Rudolf Dövener, der die köstliche Gebäckspezialität namens Schnoorkuller kreiert hat. Diese kleinen Köstlichkeiten bestehen aus einem zarten Nussbaiser, das mit einer cremigen Nougat-Cremefüllung gefüllt ist. Umhüllt wird das Ganze von feiner Vollmilchschokolade und frisch gerösteten, gemahlenen Haselnüssen. Ein wahrer Genuss für alle Naschkatzen und ein echter Geheimtipp, den man sich bei einem Besuch im Schnoorviertel nicht entgehen lassen sollte.
Herzhaftes aus Bremen: Von Wurst bis Eintopf
Bremen hat nicht nur süße Leckereien zu bieten, sondern auch eine reiche Tradition an herzhaften Spezialitäten, die oft auf die maritime Geschichte und die ländliche Umgebung zurückzuführen sind.
Der Bremer Knüppel und seine Sage
Eine dieser rustikalen Köstlichkeiten ist der Bremer Knüppel. Um diese Spezialität rankt sich sogar eine Sage, die mit dem berühmten Märchen der Brüder Grimm verbunden ist: In Bremen erzählt man sich, dass die Räuber, die im Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ vorkommen, gerade dabei waren, einen Bremer Knüppel zu verspeisen, als die vier Tiere auftauchten und sie aus ihrem Haus vertrieben. Daraufhin sollen die vier Stadtmusikanten diese rustikale Wurstspezialität selbst genossen haben.
Der Bremer Knüppel wird traditionell in einem Seemannsack angeboten und nach alt überlieferten Bremer Rezepten hergestellt. Besonders bekannt ist seine Herstellung rund um die historische Söge- und Knochenhauerstraße. Er besteht aus reinem Schweinefleisch und wird mit erlesenen Gewürzen verfeinert. Aufgrund seiner traditionellen Herstellung und seiner Geschichte ist diese Spezialität aus dem Herzen Bremens oft auch eine originelle Geschenkidee.
Bremer Grünkohl und die Kohlfahrten
Der Grünkohl, in manchen Regionen auch liebevoll als friesische Palme bezeichnet, ist ein Gemüse mit langer Tradition in Deutschland, das bereits seit dem 16. Jahrhundert verzehrt wird. Er hat somit eine über Jahrhunderte gewachsene Präsenz auf unseren Tellern. Typischerweise beginnt die Grünkohl-Saison, sobald die Außentemperaturen fallen. Die Kälte spielt hierbei eine wichtige Rolle, da sie Enzyme blockiert, die sonst den Zuckergehalt im Gemüse reduzieren würden. Durch kühle Temperaturen und leichten Frost wird die Pflanze süßlich-herb und entwickelt so ihren charakteristischen Geschmack. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass Frost nicht zwingend notwendig ist, um den typischen Geschmack zu entwickeln, da auch bei kühlen Temperaturen und Sonnenschein durch Photosynthese Zucker entsteht. Trotzdem startet die Grünkohl-Saison traditionell nach dem ersten Frost. Zu kalt sollte es allerdings auch nicht werden; Temperaturen unter -12 Grad sind selbst für den Grünkohl zu extrem.
Die traditionelle Genussweise in Bremen
In Bremen wird der Grünkohl oft auch Braunkohl genannt. Dieser Name rührt daher, dass das Gemüse während des Kochvorgangs etwas an Farbe verliert und eine leicht bräunliche Note annimmt. Die traditionelle Art, Grünkohl in Bremen zu genießen, ist die Kombination mit Kartoffeln und der berühmten Pinkel. Die Pinkel ist eine spezielle Grützwurst, deren Hauptbestandteile Gerste, Schweinefleisch, Hafer und Speck sind. Neben der Pinkel dürfen bei einem deftigen Bremer Grünkohlessen auch eine leckere Kochwurst oder ein Stück Kasseler nicht fehlen. Diese Kombination aus zartem Grünkohl, dampfenden Kartoffeln und herzhaften Wurstspezialitäten ist ein Muss in der kalten Jahreszeit.
Mit der Kohlfahrt zum Grünkohlessen
Eine besondere Tradition, die eng mit dem Grünkohl verbunden ist, sind die sogenannten Kohltouren. Diese feuchtfröhlichen Ausflüge haben in Bremen seit dem 19. Jahrhundert Tradition. Freunde, Familien oder Kollegen versammeln sich zu einer Kohlfahrt, bei der sie gemeinsam, oft ausgestattet mit einem Bollerwagen voller Getränke und Snacks, Spiele spielen und durch die Umgebung spazieren, bevor sie schließlich in einem Restaurant einkehren, um das traditionelle Grünkohlessen zu genießen. Besonders in den Wintermonaten sind in Bremen und im umliegenden Umland unzählige dieser fröhlichen Kohltouren zu beobachten. Sie sind ein lebendiger Ausdruck der norddeutschen Geselligkeit und der Freude am gemeinsamen Genuss.
Rustikales Bremer Knipp
Wo wir gerade beim Thema deftiges Essen sind, darf eine weitere Bremer Spezialität nicht unerwähnt bleiben: das Bremer Knipp. Zugegeben, für jemanden, der es noch nie probiert hat, mag die Beschreibung von Knipp zunächst etwas speziell klingen. Im originalen Rezept wird für diese Art von Hackgrütze im Regelfall Schweinskopf, Schweinebauch, Schwarte, Rinderleber sowie Brühe verwendet. Dieses Gemisch wird gekocht, gewolft und gewürzt. Serviert wird das gebratene Knipp klassischerweise mit Bratkartoffeln und einer sauren Gewürzgurke.
Es gibt jedoch auch Varianten des Knipp. Beispielsweise wird unser Heidschnucken-Knipp etwas anders hergestellt. Dabei wird saftiges Fleisch von der Heidschnucke verwendet, einer robusten Schafrasse, die in der Lüneburger Heide beheimatet ist. Das Fleisch wird zunächst in einem großen Kessel gekocht, dann grob gewolft und mit Zwiebeln, Pfeffer und Piment abgeschmeckt. Auch dieses Knipp muss vor dem Verzehr in der Pfanne angebraten werden und wird ebenfalls gerne mit knusprigen Bratkartoffeln und einer erfrischenden Gewürzgurke genossen. Trotz der unterschiedlichen Fleischbasis bleiben Knipp und seine Varianten ein fester Bestandteil der rustikalen Bremer Küche.
Ahoi Labskaus!
Durch die direkte Lage Bremens an der Weser und die jahrhundertelangen Besuche von Seefahrern aus aller Welt ist auch Labskaus zu einem traditionellen Bremer Gericht avanciert. Labskaus ist ein Gericht mit Wurzeln in der Seefahrt, das den Matrosen auf langen Reisen als nahrhafte Mahlzeit diente. Es wird basierend auf überlieferten alten Seemannsrezepten zubereitet, wobei bestes gepökeltes Rindfleisch und Kartoffeln die Hauptbestandteile bilden. Nach dem Kochen und Stampfen wird das Labskaus üblicherweise erhitzt und traditionell mit einem Spiegelei belegt serviert. Zusätzlich kann Labskaus mit verschiedenen Beilagen genossen werden, die den Geschmack abrunden und eine säuerliche Komponente hinzufügen, wie zum Beispiel Rote Bete, eine Gewürzgurke und ein Rollmops. Diese Kombination aus deftigem Stampf, Ei und sauren Beilagen ist charakteristisch für dieses norddeutsche Seefahrergericht.

Gebäck mit Geschichte: Klaben und Kaffeebrot
Neben deftigen Mahlzeiten und kleinen Süßigkeiten hat Bremen auch Gebäckspezialitäten mit langer Tradition zu bieten.
Schon von Seemännern geliebt: Der Bremer Klaben
Besonders in der Winterzeit ist der Bremer Klaben eine herrliche Spezialität, die auf eine jahrhundertelange Tradition zurückblickt. Früher, im Vegesacker Hafen, verließen die Segelschiffe mit einem ganz besonderen Proviant die Stadt in Richtung Meer: das handgebackene Rosinenbrot, der Bremer Klaben. Ein großer Vorteil dieses Gebäcks war damals schon, dass es den Seeleuten auch nach Monaten auf See noch sehr gut schmeckte. Gleichzeitig weckte der vertraute Geschmack des Klabens Erinnerungen an die ferne Heimat, was auf langen, einsamen Reisen von unschätzbarem Wert war. Auch heute noch wird der Klaben nach dem überlieferten traditionellen Rezept gebacken. Die Basis bilden frische Butter, reichlich Sultaninen und Sukkade. Verfeinert wird der Teig oft mit einem Schuss Wein und Rum, was dem Klaben sein unverwechselbares Aroma verleiht.
Besonders gut schmeckt diese Spezialität aus Bremen, wenn sie in Scheiben geschnitten und mit etwas Butter oder, für eine besonders cremige Note, mit Clotted Cream bestrichen wird. Der Genuss einer Scheibe Klaben zu einem köstlichen Kaffee oder Tee ist eine beliebte Tradition, die Gemütlichkeit und den Geschmack der Bremer Geschichte vereint.
Bremer Kaffeebrot
Last but not least, eine weitere alte Bremer Gebäckspezialität ist das Bremer Kaffeebrot. Dieses traditionelle Gebäck wird von echten Bremern gerne zum Tee oder Kaffee genossen. Eine Besonderheit beim Verzehr ist, dass das Gebäck oft in den Kaffee oder Tee „gestippt“, also eingetaucht, wird. Daher hat das Brot auch seinen Namen erhalten: Es wird zwar nicht mit Kaffee zubereitet, aber traditionell zum Kaffee oder Tee verzehrt. Die Kaffeebrote aus Bremen haben übrigens einen süßlichen Geschmack. Dies liegt daran, dass sie nach dem Backen mit flüssiger Butter bestrichen und großzügig mit Zimtzucker bestreut werden. Anschließend wird das Kaffeebrot im Backofen ein zweites Mal geröstet, wodurch es die Konsistenz eines Zwiebacks erhält. Diese Zubereitung macht es ideal zum Eintauchen in heiße Getränke und verleiht ihm sein charakteristisches süß-zimtiges Aroma.
Häufig gestellte Fragen zu Bremer Spezialitäten
Bei der Vielfalt der Bremer Küche tauchen oft Fragen zu den einzelnen Gerichten auf. Hier beantworten wir einige davon:
Was ist Pinkel?
Pinkel ist eine spezielle Grützwurst, die traditionell als Beilage zu Grünkohl in Norddeutschland, insbesondere in Bremen, serviert wird. Sie besteht hauptsächlich aus Gerste, Schweinefleisch, Hafer und Speck.
Was sind Bremer Kluten?
Bremer Kluten sind eine Süßigkeit aus Pfefferminz-Fondant, das hauchdünn kandiert und zur Hälfte mit Zartbitterschokolade überzogen ist. Sie sind eine bekannte Spezialität, besonders zur Weihnachtsmarktzeit und auf dem Freimarkt.
Woraus besteht Labskaus?
Labskaus ist ein Seemannsgericht, das traditionell aus gepökeltem Rindfleisch und Kartoffeln zubereitet wird. Es wird oft mit einem Spiegelei, Roter Bete, Gewürzgurken und Rollmops serviert.
Ist Knipp eine Wurst?
Knipp ist technisch gesehen keine reine Wurst, sondern eine Hackgrütze. Sie wird aus verschiedenen Fleischteilen (traditionell Schweinskopf, Bauch, Schwarte, Rinderleber) und Grütze hergestellt, gekocht, gewolft und dann gebraten.
Wird Bremer Kaffeebrot mit Kaffee gebacken?
Nein, Bremer Kaffeebrot wird nicht mit Kaffee als Zutat gebacken. Der Name kommt daher, dass das süße, zimtige Zwieback-ähnliche Gebäck traditionell zum Kaffee oder Tee gegessen und oft darin eingetaucht wird.
Die kulinarische Landschaft Bremens ist so vielfältig wie ihre Geschichte. Von süßen Verführungen, die auf Märkten zu finden sind, über deftige Eintöpfe und Wurstspezialitäten mit ländlichen und maritimen Wurzeln bis hin zu traditionellem Gebäck für die Kaffeetafel – die Hansestadt bietet eine Fülle an einzigartigen Geschmackserlebnissen. Jede dieser Spezialitäten erzählt ein Stück Bremer Geschichte und ist einen Versuch wert, um das authentische Flair der Stadt auch geschmacklich zu erleben.
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