Wie hieß unter den Linden früher?

Vom Reitweg zur Prachtstraße: Unter den Linden

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Unter den Linden – allein der Name weckt Bilder von prunkvollen Gebäuden, flanierenden Menschen und der bewegten Geschichte Berlins. Heute ist sie eine der bekanntesten und wichtigsten Straßen der deutschen Hauptstadt, ein Symbol für Wandel und Beständigkeit zugleich. Doch wie hat sich dieser weltberühmte Boulevard entwickelt? Seine Geschichte ist ein Spiegelbild der Stadt selbst und beginnt weit bescheidener, als man heute vielleicht annehmen würde.

Wie hieß unter den Linden früher?
Unter den LindenOrtBerlinOrtsteilMitteAngelegt1573Hist. NamenErste Straße (1673–1674), Neustädtische Allee (um 1674–1690), Lindenallee (1690–1723), Lindenstraße (1723–1734)

Lange bevor „Unter den Linden“ zu einer der glanzvollsten Adressen Europas wurde, war sie nicht mehr als ein einfacher Reitweg. Im 16. Jahrhundert, genauer gesagt im Jahr 1573, ließ Kurfürst Johann Georg diesen Weg anlegen. Sein Zweck war rein praktischer Natur: Er sollte das Berliner Stadtschloss mit dem kurz zuvor (1527) eingerichteten Tiergarten verbinden, einem beliebten Jagdgebiet der Kurfürsten.

Die Wurzeln einer Legende: Vom Reitweg zur Allee

Die Idee, den schlichten Reitweg in eine repräsentative Allee umzuwandeln, entstand nach den verheerenden Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges. Kurfürst Friedrich Wilhelm, der „Große Kurfürst“, trieb den Wiederaufbau und die Verschönerung seines Landes voran. Inspiriert vom kurfürstlichen Statthalter Johann-Moritz von Nassau-Siegen, der Alleen nach holländischem Vorbild kannte, wurde der Plan gefasst, den alten Jagdweg in eine sechsreihige Allee umzugestalten. Die Vision war beeindruckend: 1000 Nussbäume und 1000 Lindenbäume sollten gepflanzt werden, das Berliner Stadtschloss sollte dabei den Mittelpunkt eines Systems von Sichtachsen bilden.

Die Umsetzung dieses ehrgeizigen Plans stieß jedoch auf praktische Schwierigkeiten. Die umliegenden Förstereien konnten die benötigten 2000 Bäume nicht so schnell liefern. So verzögerte sich die Pflanzung bis ins Frühjahr bzw. den Herbst 1647. Im Herbst desselben Jahres konnte der Kurfürst die neu angelegte Allee besichtigen. Sie erstreckte sich über eine Länge von 250 rheinländischen Ruten, was etwa 942 Metern entsprach.

Zu dieser Zeit war die Straße noch weit davon entfernt, das pulsierende Herz Berlins zu sein. Sie führte durch sandige Felder, gesäumt von einigen wenigen Bauernhöfen. Das 1663 am Anfang der Straße errichtete Kurprinzenpalais blieb zunächst unbewohnt.

Eine einschneidende Veränderung ergab sich ab 1658 durch den Bau neuer Festungswerke. Berlin wurde zur Festung ausgebaut, und die jungen Bäume im Ostteil der Allee fielen diesen Bauarbeiten zum Opfer. Der Tiergarten und die Lindenstraße lagen nun außerhalb des Festungswalls. Um die Verbindung zum Schloss aufrechtzuerhalten, wurde vor dem Schloss das Neustädtische Tor errichtet. Doch die Stadt wuchs schnell, die „Neue Stadt“ entstand, und der Wall wurde immer weiter nach Westen verschoben. Dies führte dazu, dass der östliche Teil der Lindenallee endgültig beseitigt wurde und der Anfang der Straße ungefähr dorthin rückte, wo er auch heute liegt.

Der verbleibende Teil der Allee, der nun außerhalb der Festung lag und noch unbebaut war, wurde 1670 von Kurfürst Friedrich Wilhelm seiner Gattin Dorothea überlassen. Die Fürstin zeigte sich geschäftstüchtig: Sie teilte die sandigen Äcker in Parzellen auf und verkaufte sie. So entstand die neue Vorstadt, die ab 1674 den Namen Dorotheenstadt trug. Erst durch die zunehmende Bebauung und den damit einhergehenden Verkehr gewann die Straße an Bedeutung. Die Bäume wurden nun sorgfältig gepflegt, und es kamen weitere holsteinische Winterlinden hinzu. Viele Hugenotten, die in Berlin Zuflucht suchten, ließen sich in der Neustadt nieder, die im Süden durch die Lindenallee begrenzt wurde. Diese Allee, die damals auch Neustädtische Allee genannt wurde, entwickelte sich zu einem beliebten Ziel für Spaziergänge und wurde zum Motiv vieler Maler. Ein Mangel blieb jedoch lange bestehen: Die Straße war noch nicht gepflastert, und Spaziergänger beschwerten sich über die Staubwolken, die von vorbeifahrenden Kutschen aufgewirbelt wurden. Auf eine Pflasterung musste man noch warten, und die einfachen Häuser wurden zunächst von Bauern und unteren Hofbeamten bewohnt.

Aufstieg zur Prachtstraße: Glanz und Wandel

Unter Friedrich I., dem ersten König in Preußen, setzte sich die Entwicklung zur Prachtstraße fort. Er ließ 1696 eine Akademie der Künste und 1700 eine Akademie der Wissenschaft an der Lindenallee gründen, auch wenn diese später verlegt wurden. Südlich der Allee entstand die Friedrichstadt. Die Straße erhielt nun zunehmend öffentliche Gebäude und imposante Palais für Hofbedienstete. Der Verkehr nahm weiter zu, besonders als die Königin ihr Sommerschloss in Lietzenburg (dem späteren Charlottenburg) errichten ließ und dort rauschende Feste feierte. Friedrich I. legte großen Wert auf die Pflege seiner Allee, aber selbst königliche Dekrete konnten nicht verhindern, dass sich zeitweise Schweine auf der Straße herumtrieben und den Boden aufwühlten. 1707 erließ er ein Gesetz, das die Anwohner verpflichtete, auf die Bäume vor ihren Häusern zu achten und Schäden zu melden.

Ein bedeutendes Bauwerk, das bis heute das Bild der Straße prägt, ist das Zeughaus. Seine äußere Fertigstellung erfolgte bereits 1706, der Innenausbau zog sich jedoch noch 36 Jahre hin. Als ältestes erhaltenes Gebäude Unter den Linden beherbergte es einst 150.000 Gewehre und Kriegstrophäen. Zusammen mit dem Kommandantenhaus bildet es seit 1937 den östlichen Abschluss der Straße.

Nach 1740 planten Friedrich der Große und sein Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff unweit des Zeughauses eine ausgedehnte königliche Residenz mit einem großzügigen Platzsystem. Das neue Schloss wurde zwar nicht realisiert, aber es entstand das Forum Fridericianum, der heutige Bebelplatz. Hier wurden bedeutende Gebäude errichtet, die bis heute stehen und das kulturelle und wissenschaftliche Herz Berlins bilden: das Opernhaus, die Sankt-Hedwigs-Kathedrale, die Königliche Bibliothek und das Palais des Prinzen Heinrich, das später das erste Gebäude der 1810 gegründeten Humboldt-Universität wurde.

Der westliche Teil der Straße, der schon vor 1937 denselben Namen trug, wurde schrittweise von 1674 bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts ausgebaut. Nach dem Sieg über Napoleon im 19. Jahrhundert ließ Friedrich Wilhelm III. durch seinen Baumeister Karl Friedrich Schinkel die Plätze am Opernhaus und am Zeughaus zu einer beeindruckenden Triumphstraße umgestalten. Westlich dieser Plätze, wo die Straße von der offenen Prachtstraße in eine Allee übergeht, wurde das monumentale Reiterstandbild Friedrichs des Großen aufgestellt. Dieses Werk von Christian Daniel Rauch gilt als eines der wichtigsten Beispiele repräsentativer Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts.

Die namensgebenden Lindenalleen, ursprünglich sechs Reihen, wurden mehrfach reduziert und bestanden ab 1820 endgültig aus vier Reihen. Im Laufe der Zeit mussten auch Platanen und Kastanien nachgepflanzt werden. Heinrich Heine beschrieb in seinem Gedicht „Unter den Linden“ (1822) das bunte Treiben und die „wandelnden Blumen“ – die elegant gekleideten Damen, die hier flanierten und die Straße zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt machten.

Der westliche Teil von Unter den Linden entwickelte sich im 19. Jahrhundert zunächst zu einer repräsentativen Wohngegend für das Bürgertum. Doch nach der Reichsgründung 1871 wandelte sich ihr Charakter schnell. Die Straße wurde zu einer belebten großstädtischen Geschäftslage mit zahlreichen Läden, Restaurants und Agenturgebäuden. Das British Hotel Berlin war in dieser Zeit eine wichtige Anlaufstelle für britische Reisende und Sitz des britischen Botschafters.

Um den Charakter der Straße zu bewahren, erließ das Herrscherhaus 1880 ein spezielles Lindenstatut. Dieses legte die Traufhöhe der Gebäude auf maximal 22 Meter fest, bestimmte die Straßenbreite auf 60 Meter und schrieb eine Mindestanzahl von 297 Linden vor.

Die technische Entwicklung machte auch vor Unter den Linden nicht halt. Nachdem 1882 die erste elektrische Straßenbeleuchtung am Potsdamer Platz erfolgreich in Betrieb genommen worden war, sollte auch die Prachtstraße elektrisch beleuchtet werden. 1888 wurden nach einem Wettbewerbsentwurf von Ludwig Schupmann 104 reich verzierte Bogenlampen-Kandelaber aufgestellt, die später als Schupmann-Kandelaber bekannt wurden.

Kulturelles Leben siedelte sich ebenfalls an. Im Hotel Imperial (Nr. 44) richtete Max Reinhardt ab 1901 das Kabarett Schall und Rauch ein, das später zum Kleinen Theater wurde und als Ausgangspunkt seiner großen Theaterkarriere gilt. In der Nähe, im Nachbarhaus Nr. 8, befand sich die legendäre Konditorei Fuchs, die 1816 eröffnet wurde und deren Inneres unter anderem von Karl Friedrich Schinkel gestaltet worden war.

Das Pulsieren der Stadt: Verkehrsentwicklung auf dem Boulevard

Ab dem 19. Jahrhundert gewann Unter den Linden auch als Verkehrsader immense Bedeutung. Zunächst gab es sogar öffentliche Diskussionen über eine Kleiderordnung für die Fußgänger, was die neue Rolle der Straße als Flaniermeile unterstreicht. Ab 1846 verkehrten hier die ersten Pferdebusse, und 1905 folgten die ersten motorisierten Omnibusse Berlins. Aus ästhetischen Gründen bestand Kaiser Wilhelm II. darauf, die kreuzende Straßenbahnlinie 1916 in den Lindentunnel zu verlegen, um das Bild der Prachtstraße nicht zu beeinträchtigen.

Die motorisierten Omnibusse erhielten 1925 Decksitze mit Überdachung, was zur Entstehung der bis heute berlintypischen Doppeldeckerbusse führte. Nachdem der Straßenzug in den 1880er Jahren bis zum Alexanderplatz verlängert worden war, entwickelte sich Unter den Linden zu einer wichtigen Durchgangsstraße. Dies brachte den bisher eher geruhsamen Spaziergängern großstädtischen Verkehrslärm. Die Kreuzung mit der Friedrichstraße wurde schnell zu einem der verkehrsreichsten und chaotischsten Knotenpunkte Berlins. Um den starken Fußgängerverkehr vom Fahrverkehr zu trennen, wurde ersterer teilweise durch die Kaisergalerie umgeleitet.

Die zunehmende Verkehrsdichte erforderte neue Maßnahmen. 1902 nahm der erste Verkehrspolizist Preußens seinen Dienst auf Unter den Linden auf und ersetzte bald seine Trillerpfeife durch eine Trompete. Da auch dies nicht ausreichte, wurde die südliche Friedrichstraße zur ersten Einbahnstraße der Stadt erklärt.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten begannen 1934 die Planungen zur Verbreiterung der Fahrbahnen. Unter den Linden war als Teil der geplanten 50 Kilometer langen Ost-West-Achse für die „Welthauptstadt Germania“ vorgesehen. Die Umsetzung dieser gigantomanischen Pläne wurde durch den Zweiten Weltkrieg verhindert.

Die Teilung Berlins durch den Mauerbau 1961 hatte auch für Unter den Linden drastische Folgen. Die Straße endete nun abrupt am Brandenburger Tor und wurde im Volksmund zur „repräsentativsten Sackgasse der Welt“. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Brandenburger Tor zunächst wieder für den Kraftfahrzeugverkehr geöffnet, doch seit 2002 ist eine Querung nur noch für Fußgänger und Radfahrer möglich.

Heute ist die großzügig ausgebaute Straße, abgesehen von einem kleinen westlichen Abschnitt, Teil der Bundesstraßen B2 und B5. Sie trägt wesentlich zur Verkehrsverbindung zwischen der City West (Kurfürstendamm) und dem historischen Zentrum rund um den Alexanderplatz bei und verbindet zahlreiche wichtige Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten.

Eine weitere wichtige Entwicklung für den Verkehr unter der Straße war der Bau der U-Bahn-Linie U5, die seit 2020 auf ihrer gesamten Länge unter Unter den Linden verläuft und am U-Bahnhof Unter den Linden einen Kreuzungspunkt mit der U6 bildet.

Bewegte Zeiten: Unter den Linden in der DDR

Die schweren Schäden des Zweiten Weltkriegs hinterließen auch auf Unter den Linden ihre Spuren. Bei alliierten Luftangriffen und der Schlacht um Berlin wurden viele Gebäude zerstört. Zwischen 1945 und 1948 mussten Trümmerbahnen verlegt werden, um die Straße zu räumen.

Der Wiederaufbau in der DDR-Zeit begann. Eines der ersten neuen Gebäude war die Botschaft der Sowjetunion, die von 1949 bis 1951 errichtet wurde. Sie ist ein Beispiel stalinistischer Prachtarchitektur und symbolisierte die enge politische Verbindung der neu gegründeten DDR zur Sowjetunion. Nach dem Zerfall der Sowjetunion beherbergt das Gebäude heute die Botschaft der Russischen Föderation.

Eine der einschneidendsten Entscheidungen in der DDR-Zeit war die Sprengung des schwer beschädigten Berliner Stadtschlosses im Jahr 1950 auf Veranlassung der SED. An seiner Stelle sollte ein Demonstrationsplatz als neuer Endpunkt der Straße Unter den Linden entstehen.

Die Neugestaltung der Straße erfolgte von 1963 bis 1964 durch Heinz Mehlan. Bis Ende der 1960er Jahre waren die meisten historischen Gebäude im Ostteil wieder aufgebaut. Eine Ausnahme bildete die Alte Kommandantur, die erst 2003 rekonstruiert wurde. Anstelle des abgeräumten Niederländischen Palais entstand ein Neubau mit Fassadenelementen des gesprengten Gouverneurshauses, der heute zusammen mit den rekonstruierten Bauten Altes Palais und Alte Bibliothek von der Humboldt-Universität genutzt wird. Auf der Fläche des ehemaligen Schlosses wurde von 1973 bis 1976 der Palast der Republik errichtet. In der Nähe der ehemaligen Kommandantur entstand ein Neubau für das Außenministerium der DDR.

An der Ecke zur Friedrichstraße wurden neue Gebäude wie das Lindencorso und das Hotel Unter den Linden zurückversetzt errichtet, wodurch Platzanlagen mit Grünflächen und Sitzgelegenheiten entstanden.

Während der DDR-Zeit beherbergten die Gebäude entlang Unter den Linden eine Vielzahl von staatlichen und kulturellen Einrichtungen sowie einige Geschäfte und Botschaften. Ein Blick auf die Belegung im Jahr 1974 zeigt die Vielfalt: Botschaften (Ungarn, Polen, Frankreich, Italien, Tunesien, Dänemark, UdSSR), staatliche Handelsunternehmen (Wiratex, Balkantourist), Ministerien (Außenhandel, Volksbildung), Organisationen (Zentralrat der FDJ, IDFF, IG Metall), Bildungseinrichtungen (Humboldt-Universität mit Instituten und Bibliothek), kulturelle Stätten (Bulgarisches Kulturzentrum, Deutsche Staatsbibliothek, Museum für Deutsche Geschichte, Staatsoper, Operncafé), Gästehäuser und Spezialgeschäfte (Autosalon, Buchhandlungen, Herrenausstatter, Pelzgeschäft, Meißner Porzellan, Havanna-Geschäft).

Neubeginn und Transformation: Die Ära nach der Wiedervereinigung

Nach der deutschen Wiedervereinigung begann eine neue Phase des Wandels für Unter den Linden. Der Bundestag bezog in den 1990er Jahren zwei Bürogebäude am Boulevard. Die Frage nach der Zukunft des Palastes der Republik, der seit 1990 wegen Asbest geschlossen war, führte zu lebhaften Kontroversen. Schließlich wurde das Gebäude zwischen 2006 und 2008 abgetragen.

An seiner Stelle wurde der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses beschlossen. Nach einem Architektenwettbewerb erfolgte am 12. Juni 2013 die Grundsteinlegung für den Neubau in der Kubatur des alten Schlosses, mit dreiseitiger historischer Fassade. Im Dezember 2020 wurde das Gebäude als Humboldt Forum eröffnet, das Museen, wissenschaftliche Sammlungen und Veranstaltungsräume beherbergt.

Auch andere Gebäude wichen Neubauten. Das Interhotel Unter den Linden aus den 1960er Jahren wurde Anfang 2006 abgerissen und durch den Gebäudekomplex Upper Eastside Berlin ersetzt, der 2008 fertiggestellt wurde. Das gegenüberliegende Lindencorso wurde bereits von 1994 bis 1996 durch einen Neubau ersetzt. Bei diesen Projekten wurden die neuen Gebäude direkt entlang der Friedrichstraße errichtet, wodurch die in den 1960er Jahren angelegten Platzanlagen verschwanden und die historischen Straßenräume wiederhergestellt wurden.

Ein Boulevard der Berühmtheiten und Zitate

Die Straße Unter den Linden hat im Laufe ihrer Geschichte viele berühmte Persönlichkeiten angezogen und inspiriert. Dichter wie Heinrich Heine besangen sie in ihren Werken:

„Ja, Freund, hier unter den Linden
kannst du dein Herz erbaun,
Hier kannst du beisammen finden
die allerschönsten Frau’n.
Sie blühn so hold und minnig
im farbigen Seidengewand;
Ein Dichter hat sie sinnig
wandelnde Blumen genannt.“

– Heinrich Heine (1822)

Auch Schriftsteller wie Heinrich Mann, der zeitweise in der Akademie der Künste arbeitete, äußerten sich zu der Straße, die über Jahrhunderte hinweg ein Zentrum des gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Lebens in Berlin war.

Wichtige Etappen in der Geschichte Unter den Linden

Die Geschichte dieser Straße lässt sich anhand einiger Schlüsseldaten und Epochen zusammenfassen:

Epoche / JahrCharakter der StraßeWichtige Entwicklungen / Merkmale
16. Jahrhundert (ab 1573)ReitwegVerbindung zwischen Stadtschloss und Tiergarten
17. Jahrhundert (ab 1647)Beginnende Allee, ländlichPflanzung der ersten Linden- und Nussbäume, Entstehung der Dorotheenstadt durch Parzellierung, Einfluss der Festungswerke
18. JahrhundertEntwicklung zur Allee / PrachtstraßeGründung von Akademien (später verlegt), Bau des Zeughauses, Planung und Bau des Forum Fridericianum (Bebelplatz) mit Oper, Kathedrale, Bibliothek und Universitätspalais, erste bedeutende Hofgebäude
19. JahrhundertRepräsentative PrachtstraßeUmgestaltung der Plätze durch Schinkel zur Triumphstraße, Aufstellung des Reiterstandbilds Friedrichs des Großen, Wandel von Wohn- zu Geschäftslage, Erlass des Lindenstatuts (Gebäudehöhe, Breite, Baumzahl), Einführung elektrischer Beleuchtung
Frühes 20. JahrhundertBelebtes großstädtisches ZentrumKulturelle Einrichtungen (Kabarett, Konditorei), Zunehmender Verkehr, erster Verkehrspolizist, Einbahnstraße in der Friedrichstraße
1937NamenserweiterungErstreckung des Namens bis zur Schlossbrücke, Änderung der Hausnummerierung, Einbeziehung der angrenzenden Plätze
Mitte 20. Jahrhundert (Zweiter Weltkrieg & DDR)Kriegsschäden, geteilter BoulevardZerstörung und Trümmerbeseitigung, Bau der Sowjetischen Botschaft, Sprengung des Stadtschlosses, Bau des Palastes der Republik und anderer DDR-Bauten, Straße als „repräsentative Sackgasse“ am Brandenburger Tor
Spätes 20. / Frühes 21. Jahrhundert (nach 1990)Wiedervereinigung & TransformationBundestagsbüros, Abriss des Palastes der Republik, Wiederaufbau des Stadtschlosses als Humboldt Forum, Abriss und Neubau von Hotels/Geschäftsgebäuden, Wiederherstellung historischer Straßenräume, U-Bahn-Bau (U5)

Häufig gestellte Fragen zu Unter den Linden

Wie hieß Unter den Linden ursprünglich?
Ursprünglich war der Vorläufer der heutigen Straße ein einfacher Reitweg, der das Berliner Stadtschloss mit dem Tiergarten verband.

Wann wurden die namensgebenden Linden gepflanzt?
Die ersten Lindenbäume wurden im Jahr 1647 auf Geheiß von Kurfürst Friedrich Wilhelm im Rahmen der Anlage einer sechsreihigen Allee gepflanzt.

Was ist mit dem Berliner Stadtschloss passiert?
Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte Stadtschloss wurde 1950 von der DDR-Regierung gesprengt. An seiner Stelle wurde später der Palast der Republik errichtet. Nach dessen Abriss wurde das Schloss in der Kubatur des historischen Baus mit historischen Fassaden wiederaufgebaut und 2020 als Humboldt Forum eröffnet.

Gab es auf Unter den Linden schon immer Geschäfte und Restaurants?
Nein, die Straße entwickelte sich erst im späten 19. Jahrhundert von einer Wohngegend zu einer belebten Geschäftsstraße mit Läden, Restaurants und Agenturen, besonders nach 1871.

Warum wurde die Straße im Volksmund zeitweise als „repräsentative Sackgasse“ bezeichnet?
Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 endete die Straße am Brandenburger Tor, das zur Grenze wurde. Dadurch war sie für den Durchgangsverkehr unterbrochen und bildete eine Sackgasse.

Kann man heute noch mit dem Auto durch das Brandenburger Tor fahren?
Nein, seit 2002 ist die Querung des Brandenburger Tors für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt. Es ist nur noch für Fußgänger und Radfahrer passierbar.

Welche Bedeutung hat die Straße heute?
Unter den Linden ist heute eine zentrale Verkehrsachse, Kulturmeile und touristische Attraktion, die wichtige Gebäude wie das Humboldt Forum, die Staatsoper, die Humboldt-Universität und zahlreiche Botschaften beherbergt. Sie verbindet das historische Zentrum mit dem westlichen Teil der Stadt.

Die Geschichte von Unter den Linden ist eine Geschichte von ständiger Transformation, von Zerstörung und Wiederaufbau, von königlichem Prunk und bürgerlichem Leben, von militärischer Strenge und kultureller Blüte. Sie bleibt ein unverzichtbarer Teil der Identität Berlins und zieht Menschen aus aller Welt in ihren Bann.

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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