Wem gehört das Brauhaus am Waldschlösschen?

Brauhaus am Waldschlösschen: Geschichte & Zukunft

Rating: 4.66 (5721 votes)

Inmitten des malerischen Dresdner Stadtteils Radeberger Vorstadt, nur einen Steinwurf von der Elbe entfernt, erhebt sich ein Gebäude von immenser historischer Bedeutung für die sächsische Bierkultur: das Brauhaus am Waldschlösschen. Über fast zwei Jahrhunderte hinweg hat dieser Ort eine faszinierende Entwicklung durchlaufen – von einer wegweisenden Großbrauerei zu einer modernen Gasthausbrauerei. Nach turbulenten Phasen der Unsicherheit und kurzzeitiger Schließung gibt es nun Grund zur Freude: Das Brauhaus am Waldschlösschen hat seine Türen wieder geöffnet und lädt Gäste erneut dazu ein, Teil seiner reichen Geschichte zu werden.

Wem gehört das Brauhaus am Waldschlösschen?
Seit 1. November 2024 ist die Gasthausbrauerei als Brauhaus am Waldschlösschen unter dem Betreiber MPV Gastro UG wiedereröffnet.

Die bewegte Geschichte der Waldschlösschen-Brauerei

Die Wurzeln des heutigen Brauhauses reichen tief zurück. Am 12. August 1836 schlossen sich 14 engagierte Dresdner Bürger zusammen, um den Actienverein der Societätsbrauerei zu Dresden zu gründen. Ihre Vision war ambitioniert: Sie wollten eine Großbrauerei etablieren, die Bier nach bayerischer Art herstellt. Zu diesem Zweck erwarben sie das weitläufige Grundstück des Waldschlösschens. Lange galt diese Gründung als die allererste Aktienbrauerei Deutschlands. Neuere Dokumente belegen jedoch, dass die Aktiengesellschaft Baiersche Bierbrauerei Medingen, ebenfalls in Sachsen gelegen, bereits wenige Monate zuvor im Mai 1836 gegründet wurde. Ungeachtet dessen war die Waldschlößchen-Brauerei eine der ersten ihrer Art in Sachsen und ein wegweisendes Projekt.

Nach nur zwei Jahren intensiver Bauzeit, am 26. März 1838, konnten die Mälzerei, die Brauerei selbst, der Lagerkeller und der zugehörige Brauereiausschank feierlich eingeweiht werden. Noch im selben Jahr erfolgte eine Umbenennung, die sich an das benachbarte Jagdschloss anlehnte: Die Waldschlößchen AG war geboren. Sie zählte zu den ersten Brauereien Sachsens, die ganzjährig das beliebte Weizenbier produzierte. Zu jener Zeit war Dresden eine bedeutende Bierstadt. Mit einer jährlichen Produktion von beeindruckenden 1,5 Millionen Hektolitern rangierte die Stadt nach Berlin und München an dritter Stelle der Bierproduktion im Deutschen Bund – ein klares Zeichen für die Bedeutung der lokalen Brauereien wie dem Waldschlößchen.

Ein Rückschlag ereilte die Brauerei im Jahr 1857, als ein Brand große Teile zerstörte. Doch man gab nicht auf, und die Brauerei wurde zügig wieder aufgebaut. Die Qualität des hier gebrauten Bieres war so hoch, dass es nicht nur in viele deutsche Großstädte exportiert wurde, sondern ab 1855 sogar bis nach Brasilien und 1863 nach Paris gelangte. Diese wirtschaftliche Stärke ermöglichte es dem Unternehmen, sich im zunehmend härter umkämpften Markt zu behaupten und die Schließungen vieler anderer Brauereien im Umland zu überleben. Im Jahr 1888 erfolgte eine weitere Umbenennung, diesmal in Societätsbrauerei Dresden AG.

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg brachte tiefgreifende Veränderungen. Im Jahr 1946 wurde die Brauerei enteignet und anschließend verstaatlicht. Bis 1952 firmierte sie als VVB/VEB Waldschlößchenbrauerei. Ab 1960 wurde sie als Werk Nord in den VEB (K) Dresdner Brauereien integriert. Mit über 1200 Mitarbeitern erreichte man in dieser Zeit Ausstoßmengen von bis zu 1,39 Millionen Hektolitern Bier jährlich. Von 1978 bis 1984 agierte die Brauerei als eigenständiger VEB Waldschlößchenbrauerei Dresden innerhalb des VE Getränkekombinats Dresden. Eine entscheidende Veränderung trat 1981 ein, als die neue Coschützer Brauerei ihren Betrieb aufnahm. Daraufhin wurde die Produktion in der Waldschlößchenbrauerei umgestellt, und man konzentrierte sich fortan ausschließlich auf alkoholfreie Getränke. Diese Phase währte nicht lange, denn 1990 erfolgte die endgültige Schließung dieser traditionsreichen Produktionsstätte.

Die Wiedergeburt als Gasthausbrauerei

Nach der Schließung schien die Zukunft des historischen Ortes ungewiss. Doch das änderte sich im Jahr 1997. Nach umfangreichen Um- und Ausbauten wurde in den alten Gemäuern eine neue Ära eingeläutet: das Brauhaus am Waldschlösschen eröffnete als moderne Gasthausbrauerei. Das Konzept war charmant: Hier sollte wieder Bier gebraut werden, direkt vor den Augen der Gäste, nach alten, überlieferten Rezepturen. Vier verschiedene Biersorten wurden speziell für das gleichnamige Gasthaus gebraut und ausgeschenkt. Der erste Betreiber dieser neuen Inkarnation war die Waldschlösschen Rank & Büttig GmbH, die dem Ort neues Leben einhauchte und an die lange Brautradition anknüpfte.

Turbulente Zeiten und ein Wechselbad der Gefühle

Die jüngere Geschichte des Brauhauses war von Unsicherheit und rapiden Wechseln geprägt. Nach dem November-Lockdown im Zuge der Pandemie plante der damalige Betreiber, die Waldschlösschen Rank & Büttig GmbH, eine Wiedereröffnung nach umfangreichen Renovierungsarbeiten für September 2021. Doch diese Pläne ließen sich nicht umsetzen. Stattdessen übernahm ein neuer Akteur die Bühne: die Dresdner Kosiol Gastronomie GmbH, die als Franchisenehmer der renommierten Paulaner Brauerei auftrat. Nach einer erneuten, diesmal 16 Monate dauernden Umbauphase, eröffnete das Haus im März 2023 unter dem Namen Paulaner Bräuhaus am Waldschlösschen.

Doch auch diese Phase war nur von kurzer Dauer und endete dramatisch. Bereits im März 2024 musste die Franchisenehmerin Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden. Es gab Hoffnungen auf eine Umstrukturierung, doch im Mai desselben Jahres lehnte die Paulaner Brauerei Gruppe diesen Plan ab. Die Suche nach einem neuen Pächter gestaltete sich als erfolglos. Angesichts dieser Entwicklungen traf die Gläubigerversammlung eine schwere Entscheidung: Sie beschloss die Einstellung des Betriebes. Mit zuletzt noch 35 Mitarbeitern schloss das Brauhaus am Ende des Monats Juli 2024 „auf unbestimmte Zeit“. Viele Dresdner und Besucher bedauerten die erneute Schließung dieses historischen Ortes.

Ein neuer Anker: Die Wiedereröffnung im November 2024

Die Geschichte des Brauhauses am Waldschlösschen ist jedoch eine Geschichte des ständigen Wandels und der Widerstandsfähigkeit. Nach der enttäuschenden Schließung im Juli 2024 gab es bald wieder positive Nachrichten. Seit dem 1. November 2024 hat die Gasthausbrauerei erneut ihre Pforten geöffnet! Unter der neuen Betreibergesellschaft, der MPV Gastro UG, wird der Betrieb fortgeführt. Das Haus firmiert nun wieder unter seinem bekannten Namen: Brauhaus am Waldschlösschen. Diese neueste Entwicklung verspricht, dass die lange Tradition der Gastlichkeit und des Bieres an diesem historischen Ort fortgesetzt wird und hoffentlich eine Phase größerer Stabilität beginnt.

Was können Gäste heute erwarten?

Mit der Wiedereröffnung unter der MPV Gastro UG knüpft das Brauhaus am Waldschlösschen an seine jüngste Tradition als Gasthausbrauerei an. Auch wenn spezifische Details zum aktuellen Angebot an Biersorten oder der Speisekarte im vorliegenden Text nicht genannt werden, können Besucher sicher sein, einen Ort mit einer außergewöhnlichen Atmosphäre vorzufinden. Das historische Gebäude selbst, die Lage in der Radeberger Vorstadt mit Sichtweite zur Elbe, und die lange Geschichte als Brauerei bilden den Rahmen für ein einzigartiges Erlebnis. Die Bezeichnung "Gasthausbrauerei" lässt darauf hoffen, dass auch die Kunst des Bierbrauens vor Ort wieder eine zentrale Rolle spielen wird, wie es nach der Eröffnung im Jahr 1997 der Fall war, als vier Biersorten nach alten Rezepturen gebraut wurden.

Der Besuch des Brauhauses ist somit nicht nur ein gastronomisches Erlebnis, sondern auch eine Reise durch die Dresdner Industriegeschichte und Bierkultur. Es ist ein Ort, der Geschichten erzählt – von Gründern, Flammen, Exporten, politischen Umwälzungen und immer wieder neuen Anfängen. Die MPV Gastro UG hat die Aufgabe übernommen, dieses Erbe weiterzuführen und das Brauhaus am Waldschlösschen wieder zu einem festen Bestandteil der Dresdner Gastronomieszene zu machen.

Die Bedeutung des Standorts und ein Blick nach vorn

Der Standort des Brauhauses am Waldschlösschen ist mehr als nur eine Adresse. An der Bautzner Straße in der Radeberger Vorstadt gelegen, ist das Gebäude ein markanter Punkt im Stadtbild und von der Elbe aus gut sichtbar. Es ist ein Ort, der über Generationen hinweg mit Bier, Geselligkeit und Dresdner Geschichte verbunden war und ist. Die Wiedereröffnung unter der MPV Gastro UG ist daher nicht nur für das Unternehmen selbst wichtig, sondern auch für die lokale Kultur und das gastronomische Angebot Dresdens.

Nach den jüngsten, von Schließung und Betreiberwechseln geprägten Jahren blicken viele mit Hoffnung auf die aktuelle Entwicklung. Die Übernahme durch die MPV Gastro UG am 1. November 2024 soll dem Brauhaus die nötige Stabilität verleihen, um seine reiche Geschichte fortzuschreiben. Gäste und Einheimische können sich freuen, dass dieser traditionsreiche Ort wiederbelebt wurde und erneut ein Ziel für Liebhaber guter Gastronomie und sächsischer Braukultur ist.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wem gehört oder wer betreibt das Brauhaus am Waldschlösschen aktuell?
Seit dem 1. November 2024 wird das Brauhaus am Waldschlösschen von der MPV Gastro UG betrieben.
Ist das Brauhaus am Waldschlösschen derzeit geöffnet?
Ja, das Brauhaus hat seit dem 1. November 2024 wieder für Gäste geöffnet.
Wann wurde die ursprüngliche Brauerei am Waldschlösschen gegründet?
Die Gründung durch den Actienverein erfolgte am 12. August 1836.
War die Waldschlößchen-Brauerei die erste Aktienbrauerei Deutschlands?
Sie galt lange Zeit als die erste, jedoch wurde dokumentiert, dass die Aktiengesellschaft Baiersche Bierbrauerei Medingen bereits wenige Monate früher gegründet wurde.
Wurde am Waldschlösschen immer Bier gebraut?
Nein, in der späten DDR-Zeit ab 1981 wurde die Produktion auf alkoholfreie Getränke umgestellt, bevor die Anlage 1990 schloss. Als Gasthausbrauerei wurde ab 1997 wieder Bier gebraut, und die heutige Wiedereröffnung als Gasthausbrauerei lässt dies erneut erwarten.
Was ist mit den früheren Betreibern passiert, z.B. Paulaner?
Nachdem die Waldschlösschen Rank & Büttig GmbH 2021 nicht wiedereröffnen konnte, übernahm die Dresdner Kosiol Gastronomie GmbH als Paulaner-Franchisenehmer. Diese musste im März 2024 Insolvenz anmelden, was zur Schließung im Juli 2024 führte, bevor die MPV Gastro UG übernahm.

Hat dich der Artikel Brauhaus am Waldschlösschen: Geschichte & Zukunft interessiert? Schau auch in die Kategorie Gastronomie rein – dort findest du mehr ähnliche Inhalte!

Avatar-Foto

Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

Go up

Indem Sie auf , Akzeptieren, klicken, stimmen Sie zu, dass Cookies auf Ihrem Gerät gespeichert werden, um die Navigation auf der Website zu verbessern, die Nutzung zu analysieren und unsere Marketingstudien zu unterstützen. Mehr Informationen