Ist es in Frankreich üblich, Trinkgeld zu geben?

Trinkgeld im Ausland: Der ultimative Guide

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Die Frage nach dem richtigen Trinkgeld kann auf Reisen oft Verwirrung stiften. Was in einem Land als großzügig gilt, mag anderswo als geizig oder sogar beleidigend empfunden werden. Die Sitten und Gebräuche rund um das Thema Trinkgeld sind so vielfältig wie die Länder selbst. Um Ihnen dabei zu helfen, sich im Dschungel der internationalen Trinkgeldregeln zurechtzufinden, haben wir die wichtigsten Gepflogenheiten in verschiedenen beliebten Reisezielen für Sie zusammengefasst.

Wie gebe ich auf Französisch Trinkgeld?
pourboire m Die Bedienung war sehr gut, also habe ich dem Kellner ein Trinkgeld gegeben. Le service était excellent, alors j'ai laissé un pourboire au serveur.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Trinkgeld nicht überall die gleiche Funktion erfüllt. In manchen Ländern ist es ein unerlässlicher Bestandteil des Einkommens für Servicekräfte, während es in anderen lediglich eine optionale Anerkennung für außergewöhnlich guten Service darstellt oder sogar bereits im Preis inbegriffen ist. Informieren Sie sich vor Reiseantritt über die lokalen Bräuche, um unangenehme Situationen zu vermeiden und Ihre Wertschätzung angemessen zum Ausdruck zu bringen.

Trinkgeld in Südeuropa

Südeuropa ist ein beliebtes Reiseziel, doch die Trinkgeldregeln können sich von Land zu Land unterscheiden:

Italien und Kroatien

In Italien und Kroatien gibt es eine Besonderheit, die sogenannte „Coperto“. Dieses Gedeck wird oft separat auf der Rechnung ausgewiesen und deckt Kosten für das Eindecken des Tisches und Brot ab. Ist kein Coperto auf der Rechnung zu finden, ist es üblich, in Italien fünf bis zehn Prozent und in Kroatien zehn bis fünfzehn Prozent des Rechnungsbetrages als Trinkgeld zu geben. Wenn das Coperto jedoch berechnet wurde, fällt das Trinkgeld entsprechend geringer aus oder wird sogar ganz weggelassen. In Bars ist in beiden Ländern kein Trinkgeld zu erwarten. Beim Taxifahren rundet man den Fahrpreis üblicherweise auf.

Spanien und Portugal

Auf der Iberischen Halbinsel lässt man das Trinkgeld meist einfach auf dem Tisch liegen, nachdem man bezahlt hat. Ein Betrag zwischen fünf und fünfzehn Prozent des Gesamtbetrages ist hier angemessen. Achten Sie darauf, keine kleinen Münzen zu hinterlassen, da dies schnell als geizig interpretiert werden kann. Auch beim Taxifahren ist es üblich, den Betrag aufzurunden, um ein Trinkgeld zu geben.

Griechenland

In Griechenland hängt das Trinkgeld stark von der Art des Lokals ab. In traditionellen Tavernen wird der Rechnungsbetrag oft einfach aufgerundet. In anderen Restaurants sind fünf bis zehn Prozent des Betrages als Trinkgeld üblich. Wie in vielen anderen Ländern rundet man auch hier den Fahrpreis beim Taxifahren auf.

Trinkgeld in Westeuropa

Auch in Westeuropa gibt es unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema Trinkgeld.

Frankreich

Ähnlich wie in Spanien und Portugal wird auch in Frankreich das Trinkgeld nach dem Essen auf dem Tisch hinterlassen. Eine Besonderheit ist hier, dass das Trinkgeld oft als Gruppe gemeinsam gegeben wird. Der Gesamtbetrag wird dann durch die Anzahl der Personen geteilt, um den individuellen Anteil zu ermitteln. Fünf bis zehn Prozent sind ein guter Richtwert. Bei kleineren Beträgen, wie zum Beispiel für einen Kaffee, wird der Preis einfach aufgerundet. Auch für Taxifahrerinnen und Taxifahrer ist Trinkgeld üblich.

Benelux (Belgien, Niederlande, Luxemburg)

In den Benelux-Ländern (Belgien, Niederlande, Luxemburg) ist das Trinkgeld in Restaurants, Taxis und Hotels in der Regel bereits im Preis enthalten. Ein zusätzliches Trinkgeld ist daher nicht zwingend erforderlich. War der Service jedoch außergewöhnlich gut, kann man als Zeichen der besonderen Zufriedenheit fünf bis zehn Prozent des Rechnungsbetrages extra geben. In Luxemburg rechnen Taxifahrer oft mit etwa 15 Prozent des Fahrpreises, und auch Platzanweiser im Theater oder Kino erhalten häufig einen kleinen Betrag.

Großbritannien und Irland

In Pubs in Großbritannien und Irland, wo Getränke direkt an der Bar bestellt und bezahlt werden, ist Trinkgeld unüblich. In Restaurants und Hotels, bei denen kein Bedienungszuschlag auf der Rechnung ausgewiesen ist, gibt man üblicherweise 15 bis 20 Prozent des Betrages als Trinkgeld. Dies gilt auch für Taxifahrer, die einen besonders guten Service geboten haben.

Trinkgeld in Osteuropa und Skandinavien

In diesen Regionen ist die Situation weniger einheitlich.

Türkei

In der Türkei wird es als sehr unhöflich angesehen, kein Trinkgeld zu geben. In Restaurants sind etwa zehn Prozent des Rechnungsbetrages üblich. Beim Taxifahren rundet man ebenfalls auf. In Hotelrechnungen ist das Bedienungsgeld zwar oft schon enthalten, aber Zimmermädchen und Kofferträger erwarten in der Regel ein separates Trinkgeld.

Skandinavien

In Skandinavien gibt es keine einheitliche Regelung für alle Länder. In Finnland und Dänemark erwarten Kellnerinnen und Kellner meist keine zusätzliche Zuwendung; in Finnland ist das Trinkgeld oft bereits auf der Rechnung inkludiert. In Norwegen sind die Bedienung und die Mehrwertsteuer bereits in den Preisen für Hotels, Restaurants und Bars enthalten. Dennoch kann bei großer Zufriedenheit mit dem Service ein zusätzliches Trinkgeld von fünf bis fünfzehn Prozent gegeben werden. In Schweden wird der Betrag zumeist aufgerundet.

Trinkgeld in Übersee

Außerhalb Europas gelten oft ganz andere Regeln, insbesondere in den USA und Kanada.

Asien

Historisch gesehen war Trinkgeld im asiatischen Raum gänzlich unüblich und konnte in einigen Kulturen sogar als Beleidigung aufgefasst werden, wie zum Beispiel in China und Japan. Dies ändert sich jedoch zunehmend, insbesondere in touristischen Regionen. Thailand bildet in Asien eine Ausnahme, da sich dort das monetäre Dankeschön bereits etabliert hat. Aber auch in den Tourismuszentren gibt man maximal zehn Prozent oder rundet den Betrag auf. Beträge unter zehn Baht (umgerechnet etwa 25 Cent, Stand März 2024) gelten als unhöflich. Besonders wichtig ist es, das Trinkgeld diskret zu überreichen.

USA und Kanada

Ganz anders ist die Situation im amerikanischen Raum. Dort sind die Servicekräfte, insbesondere in Restaurants, stark auf Trinkgeldeinnahmen angewiesen, die oft einen erheblichen Teil ihres Gehalts ausmachen. 15 bis 20 Prozent des Rechnungsbetrages sind hier Standard, bei herausragendem Service können es auch 25 Prozent sein. Selbst wenn auf der Rechnung bereits ein Bedienungszuschlag enthalten ist, wird oft zusätzliches Trinkgeld erwartet. Die Trinkgeldkultur in den USA und Kanada unterscheidet sich deutlich von der in vielen europäischen Ländern.

Australien und Neuseeland

In Australien ist Trinkgeld nicht üblich und wird in der Regel nicht erwartet. In Neuseeland kann man bei wirklich exzellenten Leistungen fünf bis zehn Prozent auf den Rechnungsbetrag aufschlagen, aber auch hier wird meist nicht mit Trinkgeldern gerechnet.

Vergleichstabelle: Trinkgeld im Überblick

Land / RegionÜbliche HöheBesonderheiten
Italien5-10% (ohne Coperto), sonst wenigerCoperto beachten, kein Tip in Bars, Taxi aufrunden
Kroatien10-15% (ohne Gedeck), sonst wenigerKein Tip in Bars, Taxi aufrunden
Spanien & Portugal5-15%Auf dem Tisch liegen lassen, keine kleinen Münzen, Taxi aufrunden
Frankreich5-10%Oft als Gruppe, bei Kleinbeträgen aufrunden, Taxi üblich
GriechenlandAufrunden (Taverne), 5-10% (andere)Taxi aufrunden
TürkeiCa. 10% (Restaurant)Kein Tip gilt als unhöflich, Taxi aufrunden, Hotelpersonal separat tippen
Skandinavien (allgem.)Sehr unterschiedlichFinnland/Dänemark: wenig erwartet (oft inkl.); Norwegen: 5-15% optional; Schweden: meist aufrunden
BeneluxInkludiert, 5-10% extra für sehr guten ServiceLuxemburg: Taxi ca. 15%, Platzanweiser
Großbritannien & Irland15-20% (ohne Bedienungszuschlag)Unüblich in Pubs, Taxi bei gutem Service
Asien (allgem.)Historisch unüblich, ändert sichChina/Japan: kann Beleidigung sein; Thailand: max 10%, diskret, mind. 10 Baht
USA & Kanada15-20% (bis 25%)Servicekräfte stark auf Tips angewiesen, auch bei inkl. Zuschlag erwartet
AustralienNicht üblich
Neuseeland5-10% (für exzellenten Service)Meist nicht erwartet

Häufig gestellte Fragen zum Trinkgeld im Ausland

Hier beantworten wir einige gängige Fragen, die beim Thema Trinkgeld aufkommen.

Was bedeutet "Coperto" in Italien?

Das Coperto ist eine Pauschale, die in Italien oft auf der Rechnung ausgewiesen wird. Sie beinhaltet das Eindecken des Tisches und das gereichte Brot. Wird Coperto berechnet, ist das zusätzliche Trinkgeld oft geringer oder entfällt ganz.

Muss ich in den USA immer so viel Trinkgeld geben?

Ja, in den USA und Kanada sind Servicekräfte stark auf Trinkgelder angewiesen. 15 bis 20 Prozent sind der Standard, bei sehr gutem Service sogar mehr. Es gilt als obligatorisch, auch wenn ein Bedienungszuschlag auf der Rechnung steht.

Ist Trinkgeld in Asien immer eine Beleidigung?

Nein, das stimmt nicht mehr pauschal. Während es in China und Japan immer noch als unüblich oder sogar beleidigend aufgefasst werden kann, hat sich Trinkgeld in touristischen Gebieten und insbesondere in Thailand etabliert. Dort sind bis zu 10 Prozent üblich, die aber diskret gegeben werden sollten.

Kann ich im Ausland mit Euro-Münzen Trinkgeld geben?

Es ist besser, Trinkgeld in der Landeswährung zu geben. Wenn Sie keine passende Landeswährung haben, können Sie zwar Euro-Scheine verwenden, da diese oft gewechselt werden können. Euro-Münzen können von Einheimischen jedoch meist nicht umgetauscht werden und sind daher als Trinkgeld ungeeignet.

Wie viel Trinkgeld gibt man in Frankreich?

In Frankreich sind 5 bis 10 Prozent des Rechnungsbetrages als Trinkgeld angemessen. Bei kleineren Beträgen wird oft einfach aufgerundet.

Fazit

Die Welt des Trinkgeldes ist komplex, aber mit ein wenig Vorwissen können Sie Fettnäpfchen vermeiden und Ihre Wertschätzung für guten Service angemessen zeigen. Von den obligatorischen hohen Trinkgeldern in Nordamerika bis zur optionalen Geste in Skandinavien oder der Besonderheit des Coperto in Italien – jede Region hat ihre eigenen Regeln. Nutzen Sie diesen Guide, um sich vor Ihrer nächsten Reise über die lokalen Gepflogenheiten zu informieren. Ein gut informierter Reisender ist ein gern gesehener Gast!

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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