Die Gastronomie ist eine Branche, die viele Menschen anzieht. Oft ist es der direkte Kontakt zu Gästen, die lebhafte Atmosphäre oder die Möglichkeit, auch ohne lange Ausbildung schnell einzusteigen. Doch wie sieht es mit dem Verdienst aus? Das Gehalt einer Servicekraft, landläufig oft als Kellnerin oder Kellner bezeichnet, ist bekannt dafür, dass es nicht immer zu den Spitzenverdienern zählt. Doch das Bild ist vielschichtiger, als es auf den ersten Blick scheint. Verschiedene Faktoren beeinflussen, wie viel am Ende des Monats tatsächlich auf dem Konto landet.

Das Durchschnittsgehalt für eine Servicekraft in Deutschland bewegt sich laut aktuellen Daten zwischen rund 1.645 € und 2.242 € brutto pro Monat. Rechnet man dies auf eine Stunde herunter, ergibt sich ein durchschnittlicher Stundenlohn von etwa 12,79 €. Dieser Wert ist jedoch nur ein Mittelwert. Die Realität kann je nach individueller Situation, Arbeitsort und Erfahrung stark variieren.
Einstieg ohne Ausbildung: Was ist möglich?
Viele Menschen starten ihre Karriere in der Gastronomie als Quereinsteiger, oft ohne eine spezifische gastronomische Ausbildung absolviert zu haben. Der Vorteil: Es ist relativ einfach, einen Job im Servicebereich zu finden, selbst wenn man noch keine oder nur wenig Erfahrung mitbringt. Der Nachteil: Das Einstiegsgehalt liegt in der Regel am unteren Ende der Skala.
Für Servicekräfte ohne entsprechende Ausbildung liegt das Durchschnittsgehalt, das direkt vom Arbeitgeber gezahlt wird und das Trinkgeld noch nicht beinhaltet, oft nur bei etwa 1.500 € brutto monatlich. Der Stundenlohn muss dabei mindestens dem gesetzlichen Mindestlohn entsprechen. Im August 2022 lag dieser bei 10,45 € pro Stunde. Besonders bei Minijobs, die in der Gastronomie weit verbreitet sind, ist dieser Mindestlohn oft der reguläre Satz. Bei einem Minijob darf das gesamte Einkommen aus dieser Tätigkeit die Grenze von 450 € im Monat nicht überschreiten.
Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass selbst ohne Ausbildung das Gehalt variieren kann. Die Größe des Betriebs spielt eine Rolle, ebenso wie die Art des Lokals. Ein Kellner in einem kleinen Café wird wahrscheinlich weniger verdienen als eine Servicekraft in einem großen Hotel oder einem gehobenen Restaurant, selbst wenn beide keine formale Ausbildung haben. Die Anforderungen und die Klientel sind unterschiedlich, was sich oft im Grundgehalt widerspiegelt.
Die entscheidende Rolle des Trinkgelds
Für viele Kellnerinnen und Kellner ist das Trinkgeld nicht nur ein netter Bonus, sondern ein essenzieller Bestandteil ihres tatsächlichen Einkommens. Während die Zahlung von Trinkgeld in Deutschland auf Freiwilligkeit basiert, gehört es zum guten Ton und zur Kultur, den Service mit einem zusätzlichen Betrag zu honorieren. Üblich sind dabei zwischen 5 und 10 Prozent des Rechnungsbetrages. Dieses zusätzliche Einkommen kann das oft bescheidene Grundgehalt spürbar aufbessern.
Die Verteilung des Trinkgelds kann von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich gehandhabt werden. Manche Kellner dürfen das Trinkgeld, das sie persönlich erhalten, komplett behalten. In vielen Betrieben wird das gesammelte Trinkgeld jedoch am Ende einer Schicht unter allen Servicekräften aufgeteilt, oft wird auch das Küchenpersonal in diese Verteilung mit einbezogen, da ein guter Service auch von einer gut funktionierenden Küche abhängt. Seltener ist eine monatliche Aufteilung des gesammelten Trinkgelds unter dem gesamten Personal. Eher unüblich in Deutschland ist hingegen eine Verteilung des Trinkgelds nach hierarchischer Position oder der Dauer der Betriebszugehörigkeit – alle, die zum Service beigetragen haben, erhalten in der Regel einen Anteil.
Ein interessanter internationaler Vergleich zeigt die Bedeutung des Trinkgelds in anderen Kulturen. In den USA beispielsweise erhalten Kellnerinnen und Kellner teilweise gar keinen oder nur einen sehr geringen Stundenlohn und sind daher fast vollständig vom Trinkgeld ihrer Gäste abhängig. Aus diesem Grund sind die Trinkgelder dort auch deutlich höher und liegen typischerweise zwischen 15 und 20 Prozent des Rechnungsbetrages.
Es gibt auch Situationen, in denen kaum oder gar kein Trinkgeld anfällt, beispielsweise bei vielen Catering-Veranstaltungen oder fest gebuchten Pauschalen, bei denen die Gäste möglicherweise nicht das Gefühl haben, extra zahlen zu müssen.
Hoher Einsatz, hoher Verdienst: Besondere Events
Wer bereit ist, körperlich und psychisch an seine Grenzen zu gehen, kann bei besonderen Veranstaltungen oder auf großen Volksfesten wie dem Münchner Oktoberfest in kurzer Zeit sehr gut verdienen. Das „Wiesn-Kellnern“ ist legendär für die Strapazen, aber auch für das Potenzial, das Gehalt erheblich aufzustocken.
Während des rund zweiwöchigen Oktoberfests können erfahrene und belastbare Servicekräfte ein Gesamteinkommen von über 5.000 € erzielen. Dieser Verdienst setzt sich aus einem Grundlohn und vor allem aus sehr hohen Trinkgeldern zusammen, die an guten Tagen Hunderte von Euro pro Person betragen können. Doch dieser Verdienst kommt nicht von ungefähr. Der Job auf dem Oktoberfest ist extrem anstrengend. Das Tragen gefüllter Maßkrüge, die ein Gewicht von bis zu 30 Kilogramm erreichen können, ist Schwerstarbeit. Eine Bedienung legt an einem Tag gut und gerne 20 Kilometer zurück. Hinzu kommt der Umgang mit einem Publikum, das oft stark alkoholisiert ist und Souveränität, Freundlichkeit und Bestimmtheit erfordert.
Solche Hochleistungsphasen sind eine Möglichkeit, in kurzer Zeit viel Geld zu verdienen, stellen aber eine Ausnahmesituation dar und sind nicht repräsentativ für den Alltag einer Servicekraft. Sie zeigen aber, welches Einkommen im Gastronomie-Service unter extremen Bedingungen und bei hoher Nachfrage möglich ist.
Der Vorteil einer Ausbildung
Im Vergleich zu ungelernten Aushilfskräften haben Kellnerinnen und Kellner mit einer abgeschlossenen Ausbildung in der Gastronomie, beispielsweise als Restaurantfachmann/-frau, in der Regel bessere Verdienstmöglichkeiten. Die dreijährige duale Ausbildung vermittelt fundiertes Wissen und praktische Fähigkeiten im Service, in der Gästebetreuung, Warenkunde und Organisation.
Während der Ausbildungszeit selbst ist das Gehalt oft niedriger als bei einer ungelernten Teilzeitkraft, da es sich um eine Lehrlingsvergütung handelt. Nach erfolgreich abgeschlossener Prüfung können ausgebildete Fachkräfte jedoch mit einem höheren Einstiegsgehalt rechnen, das im Durchschnitt bei etwa 1.800 € brutto pro Monat liegt. Sie werden als professionelle Servicekräfte wahrgenommen und sind in der Regel vielseitiger einsetzbar.
Besonders in exklusiven Restaurants oder Hotels sind ausgebildete Fachkräfte gefragt und können dort oft ein sehr ordentliches Grundgehalt erzielen. Da in solchen Häusern die Gäste tendenziell großzügiger beim Trinkgeld sind, kann das Gesamteinkommen deutlich über dem Durchschnitt liegen. Ein weiterer Vorteil einer Festanstellung als ausgebildete Kraft sind oft geregeltere Arbeitszeiten, auch wenn Überstunden in der Gastronomie nicht unüblich sind. Diese Überstunden werden aber häufig vergütet oder durch Freizeitausgleich abgegolten, was das Einkommen ebenfalls beeinflusst. Zuschläge für Nachtarbeit sowie für Arbeit an Wochenenden und Feiertagen können das Gehalt zusätzlich steigern.
Eine Ausbildung eröffnet zudem bessere Karrierechancen. Ausgebildete Kräfte haben die Möglichkeit, sich weiterzubilden und in höhere Positionen aufzusteigen, beispielsweise zur Schichtleitung, zur Restaurantleitung oder im Barbereich zu arbeiten, was in der Regel mit einem höheren Verdienst verbunden ist.
Berufserfahrung zahlt sich aus
Wie in vielen anderen Berufen spielt auch in der Gastronomie die Berufserfahrung eine wichtige Rolle für die Gehaltsentwicklung. Eine Servicekraft, die bereits mehrere Jahre in dem Beruf gearbeitet hat, bringt wertvolles Wissen und Routine mit. Sie ist in der Regel effizienter, kann besser mit schwierigen Situationen umgehen und benötigt weniger Einarbeitung und Aufsicht.
Ausgebildete Kellnerinnen und Kellner mit mehr als 3 Jahren Berufserfahrung können oft mit einem Durchschnittsgehalt von etwa 1.700 € brutto rechnen. Nach über 10 Jahren Berufspraxis steigt das Gehalt im Durchschnitt auf circa 2.000 € brutto. Auch wenn die Gehaltssteigerung mit zunehmender Erfahrung abflacht – bei über 20 Jahren Berufserfahrung liegt das Durchschnittsgehalt bei etwa 2.100 € brutto – zeigt sich doch klar, dass langjährige Praxis honoriert wird. Es ist jedoch zu bedenken, dass diese Zahlen Durchschnittswerte sind und das tatsächliche Gehalt weiterhin stark von der Art des Betriebs, seiner Größe und dem Arbeitsort abhängt.
Vollzeit oder Teilzeit: Was bringt mehr?
Grundsätzlich gilt: Wer mehr arbeitet, verdient auch mehr. Ein Vollzeit-Job als Kellnerin oder Kellner bringt naturgemäß ein höheres Gesamteinkommen mit sich als eine Teilzeitstelle mit beispielsweise 15 oder 30 Stunden pro Woche. Allerdings können die Arbeitszeiten in Vollzeit stark variieren, da Schichtarbeit und oft auch Überstunden anfallen.
Wenn diese Überstunden bezahlt werden und zusätzlich zu den Grundgehältern noch Zuschläge für Abend-, Nacht-, Wochenend- und Feiertagsschichten gezahlt werden, kann das Gehalt einer Vollzeitkraft erheblich ansteigen. Diese Zuschläge können einen signifikanten Unterschied machen und das monatliche Einkommen über den reinen Stundenlohn multipliziert mit der Stundenzahl hinausheben. Bei der Entscheidung zwischen Vollzeit und Teilzeit sollte also nicht nur der Stundenlohn betrachtet werden, sondern auch die potenziellen Überstunden und Zuschläge.
Regionale Gehaltsunterschiede in Deutschland
Ein weiterer wichtiger Faktor, der das Gehalt einer Servicekraft beeinflusst, ist der Arbeitsort. Jobs in der Gastronomie gibt es überall in Deutschland, sei es in großen Metropolen wie Berlin, Hamburg, München, Köln oder Frankfurt, aber auch in kleineren Städten und ländlichen Regionen. Die Nachfrage nach zuverlässigen und motivierten Mitarbeitern ist oft hoch.
Allerdings gibt es signifikante regionale Unterschiede im Verdienst. Diese Unterschiede hängen oft mit den Lebenshaltungskosten und der Wirtschaftskraft der jeweiligen Region zusammen. In Bundesländern mit einer starken Wirtschaft und höheren Lebenshaltungskosten sind die Durchschnittsgehälter tendenziell höher.
Innerhalb Deutschlands lassen sich deutliche Gehaltsunterschiede feststellen. Während in wirtschaftlich stärkeren Bundesländern wie Baden-Württemberg das durchschnittliche Bruttogehalt mit 1.929 € pro Monat am höchsten ist, liegt es in wirtschaftlich schwächeren Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern mit 1.478 € brutto im Monat am niedrigsten. Auch Bayern gehört zu den Bundesländern mit höheren Durchschnittsgehältern für Servicekräfte.
Ein kurzer Blick über die deutschen Grenzen zeigt, dass die Gehälter auch international stark variieren. In der Schweiz, insbesondere in Städten wie Zürich, ist das Lohnniveau in der Gastronomie oft deutlich höher als in Deutschland oder Österreich, was aber auch mit den dortigen, wesentlich höheren Lebenshaltungskosten korreliert.
Regionale Durchschnittsgehälter (Beispiele)
Bundesland | Durchschnittliches Bruttogehalt/Monat |
---|---|
Baden-Württemberg | ca. 1.929 € |
Bayern | höher als Durchschnitt (genauer Wert nicht angegeben, aber als Spitzenreiter neben BW genannt) |
Mecklenburg-Vorpommern | ca. 1.478 € |
Sachsen-Anhalt | niedriger als Durchschnitt (genauer Wert nicht angegeben, aber als wirtschaftlich schwächer genannt) |
Deutschland (Durchschnitt) | 1.645 € - 2.242 € |
Diese Tabelle verdeutlicht, dass der Arbeitsort einen erheblichen Einfluss darauf hat, wie viel eine Servicekraft durchschnittlich verdienen kann.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Hier finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen zum Durchschnittsgehalt einer Servicekraft in der Gastronomie:
Wie hoch ist das Gehalt in der Gastronomie für eine Servicekraft?
Eine Gastro-Servicekraft verdient in Deutschland durchschnittlich zwischen 1.645 € und 2.242 € brutto pro Monat. Dieser Wert kann durch Trinkgeld und Zuschläge erheblich steigen.
Wo in Deutschland verdient man als Gastronomie-Servicekraft am meisten?
Laut verfügbaren Daten sind die Verdienstmöglichkeiten für Kellnerinnen und Kellner in Bundesländern wie Baden-Württemberg und Bayern im Durchschnitt am höchsten.
Wie ist der durchschnittliche Stundenlohn für Kellner?
Der gesetzliche Mindestlohn, der mindestens gezahlt werden muss, lag im August 2022 bei 10,45 € pro Stunde. Der durchschnittliche Stundenlohn für Gastro-Servicekräfte liegt etwas höher, bei rund 12,79 €.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gehalt in der Gastronomie für Servicekräfte viele Facetten hat. Es hängt stark von der Qualifikation (Ausbildung ja/nein), der Erfahrung, der Art des Betriebs, der Arbeitszeit (Vollzeit/Teilzeit, Schichten, Überstunden), dem Arbeitsort und natürlich maßgeblich vom Trinkgeld ab. Wer motiviert ist und bereit ist, sich einzusetzen, hat gute Chancen, sein Einkommen durch gute Leistung und Engagement positiv zu beeinflussen.
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