Die Oberpfalz – ein Name, der eine Region in Bayern bezeichnet. Doch hinter dieser scheinbar einfachen Bezeichnung verbirgt sich eine lange und komplexe Geschichte. Was auf den ersten Blick wie eine naturgegebene Einheit wirkt, begrenzt durch markante Landschaften wie das Fichtelgebirge, die Donau, den fränkischen Jura und den Böhmerwald, und durchzogen von Flüssen wie Laaber, Vils, Naab und Regen, die alle gen Regensburg streben, hat sich in der Realität erst über viele Jahrhunderte hinweg zu dem entwickelt, was wir heute als Regierungsbezirk Oberpfalz kennen. Es ist eine Geschichte von Teilungen, Neuordnungen und der allmählichen Formung einer Identität, die untrennbar mit der Verwaltung und der Herkunft ihres Namens verbunden ist.

Ein Flickenteppich wird zur Einheit: Die frühe Geschichte
Entgegen der Vermutung, dass die geografischen Gegebenheiten von Anfang an zu einer Einheit führten, war der Raum nördlich der Donau und westlich des Böhmerwaldes vor dem 19. Jahrhundert alles andere als geschlossen. Er gliederte sich in drei wittelsbachische Territorien sowie eine Vielzahl anderer kleinerer und größerer Herrschaftsbereiche. Das Fürstentum der „Oberen Pfalz“, das historisch den Kern des heutigen Regierungsbezirks bildet, machte dabei selbst nur einen Teil des Gesamtgebiets aus. Diese Zersplitterung war das Ergebnis mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Entwicklungen und Erbteilungen, die eine einheitliche Verwaltung oder gar ein gemeinsames Bewusstsein über lange Zeit verhinderten. Die Idee einer zusammenhängenden Region entstand erst mit den großen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts.
Die Spurensuche: Woher kommt der Name „Oberpfalz“?
Der Schlüssel zum Verständnis des Namens „Oberpfalz“ liegt in einer weitreichenden historischen Verbindung: der Zugehörigkeit zur Pfalz am Rhein. Die Pfalz, mit ihrer Hauptstadt Heidelberg, war ein bedeutendes Territorium der Wittelsbacher. Ein Nebenland dieses mächtigen Fürstentums befand sich in Bayern. Dieses Nebenland, das den mittleren und nördlichen Teil des heutigen Regierungsbezirks umfasste, war seit der wittelsbachischen Erbteilung von 1329, festgehalten im Hausvertrag von Pavia, ein eigenständiges Territorium unter einer Linie der Wittelsbacher. Da dieses Gebiet, von der Rheinpfalz aus betrachtet, in den bergigeren Regionen „oben“ lag, entwickelte sich eine spezifische Namensgebung. Man sprach zunächst von „der Pfalz land zu Bayern“ oder „das land zu Bayern, zu der Pfalz gehörig“. Eine weitere gebräuchliche, wenn auch umständliche Bezeichnung war „unsere Pfalz gein Amberg“, wobei Amberg die Haupt-, Regierungs- und Residenzstadt dieses bayerischen Nebenlandes der Pfalz war. Noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren diese langatmigen Bezeichnungen üblich. Doch die Sprache und Verwaltung strebten nach Vereinfachung. Seit diesem Zeitpunkt lässt sich ein Wandel beobachten: weg von den komplizierten Formulierungen hin zu einer prägnanteren Benennung. Zuerst tauchte die Bezeichnung „die obere Pfalz“ auf, und fast gleichzeitig setzte sich die verkürzte Form Oberpfalz durch. Der Name ist somit ein direktes Erbe der historischen Verbindung zur Rheinpfalz und der geografischen Lage des bayerischen Teils relativ zum Stammland am Rhein.
Verwaltung im Wandel: Das 19. Jahrhundert bringt Struktur
Die großen Reformen des frühen 19. Jahrhunderts unter dem neu gegründeten Königreich Bayern legten den Grundstein für die heutige administrative Einheit der Oberpfalz. Inspiriert vom französischen Modell der Departements, wurde das Königreich ab 1808 in Kreise neu gegliedert. Diese Kreise, benannt nach den wichtigsten Flüssen, sollten „mit Rücksicht auf die natürlichen Grenzen“ gebildet werden. Für das Gebiet, das heute die Oberpfalz ausmacht, bedeutete dies eine weitere Aufteilung, wenn auch nach neuen Kriterien.
Zum Gebiet des heutigen Regierungsbezirks gehörten damals:
- Der gesamte Naabkreis mit Sitz in Amberg. Dieser umfasste zunächst auch das Stiftsland Waldsassen und das Landrichteramt Kemnath.
- Teile des Regenkreises mit Sitz in Straubing, darunter die Landgerichte Cham, Wetterfeld, Burglengenfeld, Parsberg, Hemau und Stadtamhof.
- Teile des Altmühlkreises mit Sitz in Eichstätt, nämlich die Landgerichte Neumarkt, Beilngries und Riedenburg.
Auch die Stadt Regensburg, die seit 1803 als Dalberg'sches Fürstentum eine besondere Stellung innehatte und im Wesentlichen das Territorium der ehemaligen freien Reichsstadt umfasste, wurde 1810 aufgelöst und in das Königreich Bayern integriert. Ein entscheidendes Datum für die Region: Seit dem 1. November 1810 ist Regensburg die Hauptstadt der Oberpfalz.
Im Jahr 1817 folgte eine weitere tiefgreifende Verwaltungsreform. Das Streben nach Vereinheitlichung der Staatsverwaltung führte dazu, dass Bayern in nur noch acht Kreise eingeteilt wurde. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde der Naabkreis, der zuvor das Kerngebiet der historischen „Oberen Pfalz“ verwaltete, aufgelöst. Seine nördlichen Teile (Landgerichte Eschenbach, Kemnath, Neustadt a.d.Waldnaab, Tirschenreuth und Waldsassen) kamen zum Obermainkreis. Der Regenkreis hingegen wurde nach Norden hin erheblich erweitert und nahm nun weite Teile des ehemaligen Naabkreises auf. Auch im Osten (Landgericht Cham zum Unterdonaukreis) und Westen (Hilpoltstein zum Rezatkreis) gab es Verschiebungen, die das Gebiet des heutigen Regierungsbezirks betrafen.
Die entscheidende Weichenstellung für den heutigen Namen erfolgte 1837. Durch eine königliche Verordnung vom 29. November veranlasste König Ludwig I. eine territoriale Neueinteilung und vor allem eine Neubenennung der Kreise. Der Regenkreis, der nun große Teile des historischen Oberpfälzer Territoriums und die neue Hauptstadt Regensburg umfasste, erhielt die Bezeichnung „Oberpfalz und Regensburg“. Mit dieser Benennung wurde die historische Bezeichnung Oberpfalz offiziell für eine administrative Einheit wiederbelebt und mit dem Namen der neuen Hauptstadt verbunden. Dies markierte einen wichtigen Schritt zur Identitätsbildung der Region, die nun auch auf der Verwaltungsebene einen griffigen und historisch fundierten Namen trug.
Stetige Entwicklung: Das 20. Jahrhundert und darüber hinaus
Die Verwaltungsstrukturen entwickelten sich weiter. Im Jahr 1872 wurden die bisherigen Landgerichte, die sowohl für die Rechtspflege als auch für die Verwaltung zuständig waren, getrennt. Die Rechtspflege erhielt eigene Organe, während die Verwaltungszuständigkeit auf der unteren staatlichen Ebene auf neu geschaffene Bezirksämter übertragen wurde. Diese Bezirksämter sind die direkten Vorläufer der heutigen Landratsämter. Im selben Jahr wurde durch einen Staatsvertrag die Landes- und Staatsgrenze gegenüber Böhmen (heute Tschechien) festgelegt, was die äußere Kontur des Regierungsbezirks weiter definierte.
Die Bezeichnung „Bezirksamt“ hielt sich bis 1931, als im Zuge von Sparmaßnahmen und Verwaltungsvereinfachungen die Bezirksämter in „Landratsämter“ und ihr Dienstbereich in „Landkreis“ umbenannt wurden. Diese Terminologie ist bis heute gebräuchlich.
Eine weitere bedeutende administrative Veränderung gab es 1932. Als Teil der Sparmaßnahmen wurde die Regierung von Niederbayern in Landshut aufgelöst und mit der Regierung der Oberpfalz in Regensburg zusammengelegt. Dies führte zu einer vorübergehenden administrativen Einheit beider Regionen unter einer gemeinsamen Regierung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es weitere Anpassungen. 1946 verlor die Regierung ihre Funktion als Verwaltungsgericht; selbstständige Verwaltungsgerichte wurden als erste Instanz eingeführt. Durch ein Gesetz vom 20. April 1948 wurden die selbständigen „Kreise“ Niederbayern und Oberpfalz wieder hergestellt, was die Trennung der Regierungen vorbereitete, auch wenn die Regierung der Oberpfalz die Geschäfte für Niederbayern zunächst weiterführte. Die endgültige administrative Trennung und der Umzug der Regierung von Niederbayern von Regensburg nach Landshut erfolgte 1956.
Die Gebietsreform von 1972 und ihre Folgen
Eine der einschneidendsten Veränderungen in der jüngeren Geschichte der Oberpfalz war die Gebietsreform, die am 1. Juli 1972 in Kraft trat. Diese Reform hatte das Ziel, leistungsfähigere kommunale Einheiten zu schaffen und die Verwaltungsstruktur zu modernisieren. Die Auswirkungen auf die Gliederung der Oberpfalz waren erheblich.
Vor der Gebietsreform war die Oberpfalz in 19 Landkreise gegliedert. Hinzu kamen fünf kreisfreie Städte, die den Landkreisen gleichgestellt waren: Amberg, Neumarkt i.d.OPf., Regensburg, Schwandorf i. Bay. und Weiden i.d.OPf.
Die Reform reduzierte die Anzahl der Landkreise drastisch und ordnete die Zuständigkeiten neu. Seit dem 1. Juli 1972 gehören zur Oberpfalz nur noch sieben Landkreise (mit den entsprechenden Landratsämtern): Amberg-Sulzbach, Cham, Neumarkt i.d.OPf., Neustadt a.d.Waldnaab, Regensburg, Schwandorf und Tirschenreuth. Auch die Anzahl der kreisfreien Städte wurde reduziert. Nur noch drei Städte behielten diesen Status: Amberg, Regensburg und Weiden i.d.OPf.
Diese Gebietsreform veränderte die Landkarte der Oberpfalz fundamental und prägt bis heute die kommunale Struktur der Region.
Vor der Gebietsreform (bis 30.06.1972) | Nach der Gebietsreform (ab 01.07.1972) |
---|---|
19 Landkreise | 7 Landkreise |
5 kreisfreie Städte (Amberg, Neumarkt, Regensburg, Schwandorf, Weiden) | 3 kreisfreie Städte (Amberg, Regensburg, Weiden) |
Hinweis: Die Landkreise wurden ebenfalls neu zugeschnitten und benannt. |
Weitere Entwicklungen und die heutige Struktur
Die letzte größere organisatorische Änderung, die den Regierungsbezirk betraf, fand 1978 statt. Mit dem Gesetz zur Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung auf der Ebene der Bezirke wurde die Verwaltung des Bezirks als dritte kommunale Ebene selbstständig. Die Regierung als staatliche Mittelbehörde vollzieht seitdem nicht mehr die Beschlüsse der Bezirksorgane, sondern agiert primär als staatliche Aufsichtsbehörde und Planungsinstanz. Allerdings besteht weiterhin ein personeller und organisatorischer Verwaltungsverbund zwischen der Regierung und der Verwaltung des Bezirks. Dies spiegelt die komplexe Struktur des deutschen Föderalismus wider, bei dem staatliche und kommunale Aufgaben auf verschiedenen Ebenen miteinander verzahnt sind.
Häufig gestellte Fragen zur Oberpfalz:
Warum heißt die Region Oberpfalz?
Der Name leitet sich von der historischen Zugehörigkeit zur Pfalz am Rhein ab. Der Teil in Bayern, der von der Rheinpfalz aus in den bergigeren Regionen „oben“ lag, wurde zunächst umständlich benannt und entwickelte sich dann zur „Oberen Pfalz“ bzw. Oberpfalz.
Wann wurde Regensburg Hauptstadt der Oberpfalz?
Regensburg wurde am 1. November 1810 zur Hauptstadt der Oberpfalz, nachdem das Dalberg'sche Fürstentum Regensburg aufgelöst und dem Königreich Bayern angegliedert wurde.
Wie hat sich die Verwaltung der Oberpfalz im 19. Jahrhundert verändert?
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Gebiet in verschiedene „Kreise“ (wie Naabkreis, Regenkreis, Altmühlkreis) aufgeteilt. 1817 wurden diese Kreise neu strukturiert, der Naabkreis aufgelöst und der Regenkreis erheblich erweitert. 1837 erhielt der Regenkreis die Bezeichnung „Oberpfalz und Regensburg“, was den heutigen Namen prägte.
Was war die Gebietsreform von 1972?
Diese Reform reduzierte die Anzahl der Landkreise und kreisfreien Städte in der Oberpfalz drastisch und ordnete die kommunale Struktur neu, um leistungsfähigere Verwaltungseinheiten zu schaffen.
Welche Gebiete gehörten historisch zur „Oberen Pfalz“?
Das historische Fürstentum der „Oberen Pfalz“ umfasste im Wesentlichen den mittleren und nördlichen Teil des heutigen Regierungsbezirks, mit Amberg als Haupt-, Regierungs- und Residenzstadt, und war ein Nebenland der Pfalz am Rhein.
Fazit
Die Geschichte des Namens und der Verwaltung der Oberpfalz ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie historische Entwicklungen, dynastische Entscheidungen und administrative Reformen eine Region formen können. Was einst ein zersplitterter „Flickenteppich“ verschiedenster Herrschaften war, wuchs über Jahrhunderte und durch gezielte staatliche Neuordnungen zu der Einheit zusammen, die wir heute kennen. Der Name selbst ist ein lebendiges Zeugnis der tiefen historischen Wurzeln, die bis zur Pfalz am Rhein zurückreichen. Die administrative Reise von den frühen Kreisen über die Bezirksämter bis hin zur heutigen Struktur mit Landkreisen, kreisfreien Städten und dem Regierungsbezirk zeigt eine ständige Anpassung an die Erfordernisse der Zeit, immer mit dem Ziel einer effizienten und bürgernahen Verwaltung in dieser historisch reichen Region Bayerns.
Hat dich der Artikel Die Oberpfalz: Name und faszinierende Geschichte interessiert? Schau auch in die Kategorie Gastronomie rein – dort findest du mehr ähnliche Inhalte!