Ist die Chinesische Mauer komplett begehbar?

Chinesische Mauer: Badaling vs. Mutianyu?

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Die Chinesische Mauer ist nicht nur das längste von Menschenhand geschaffene Bauwerk der Welt, sondern auch ein absolutes Muss auf jeder Reise nach China, insbesondere wenn man die Hauptstadt Peking besucht. Doch wer plant, dieses beeindruckende Weltwunder zu besichtigen, steht schnell vor der Frage: Welcher Abschnitt ist der richtige? Rund um Peking gibt es verschiedene zugängliche Teile der Mauer, aber zwei stechen besonders hervor und ziehen die meisten Besucher an: Badaling und Mutianyu. Die Wahl zwischen diesen beiden kann entscheidend für das gesamte Erlebnis sein.

Wo kann man am besten die Chinesische Mauer sehen?
restauriert sind die beiden bekanntesten Abschnitte Badaling und Mutianyu, beide befinden sich in der Nähe von Peking. Hier kommt besonders gut zur Geltung, wie mächtig die Chinesische Mauer wirkt. Ihr müsst allerdings mit vielen anderen Touristen rechnen, da diese beiden Orte eben am beliebtesten sind.

Beide Abschnitte liegen nördlich von Peking, etwa 50 bis 60 Kilometer Luftlinie vom Zentrum entfernt. Sie sind von der Metropole aus relativ gut erreichbar, doch die Details der Anreise und das Erlebnis vor Ort unterscheiden sich erheblich. Genau diese Unterschiede machen die Entscheidung so wichtig.

Anreise von Peking: Erreichbarkeit im Vergleich

Beginnen wir mit der praktischen Frage der Anreise von Peking aus. Badaling ist der wohl bekannteste und am einfachsten zu erreichende Abschnitt. Mit dem Pkw benötigt man in der Regel etwa anderthalb Stunden, abhängig vom Verkehr in und um Peking. Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist Badaling zugänglich, meist über eine Kombination aus Bahn und Bus, was jedoch schnell mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann. Diese gute Erreichbarkeit, sowohl mit dem Auto als auch rudimentär mit öffentlichen Verkehrsmitteln, trägt maßgeblich zu seiner Popularität bei.

Mutianyu liegt etwas weiter entfernt und ist verkehrstechnisch weniger gut angebunden. Mit dem Pkw sollte man hierfür gut zwei Stunden einplanen, also etwa eine halbe Stunde mehr als nach Badaling. Die Infrastruktur für die Anreise mit Bus und Bahn ist nach Mutianyu schlichtweg kaum vorhanden. Das bedeutet, dass die praktikabelste Option neben einer organisierten Tour oft ein Taxi oder ein privater Fahrer ist. Diese zusätzliche Zeit und der höhere Aufwand bei der Anreise sind Faktoren, die viele Besucher zunächst abschrecken und sie sich eher für Badaling entscheiden lassen.

Das Besuchererlebnis: Badaling vs. Mutianyu

Die Bequemlichkeit der Anreise ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Das eigentliche Erlebnis auf der Mauer selbst ist der entscheidende Punkt. Und hier zeigen sich die gravierendsten Unterschiede. Weil Badaling so leicht zu erreichen ist, ist es auch der mit Abstand meistbesuchte Abschnitt der Chinesischen Mauer. Das bedeutet, dass man sich die Pfade auf der Mauer mit extrem vielen anderen Touristen teilt. Die Mauer ist oft überfüllt, was das Gehen und das Genießen der Aussicht erschwert. Hinzu kommt, dass man in Badaling von der Mauer aus oft die darunterliegende Autobahn sehen kann, was das Gefühl, inmitten unberührter Natur und Geschichte zu sein, trübt.

Mein eigener Besuch in Badaling bestätigte dies. Wir wählten eine geführte Gruppentour, die zwar günstiger war, uns aber wenig Freiraum ließ. Die kurze Zeit vor Ort erlaubte es uns kaum, uns von den Hauptbereichen zu entfernen, die schlichtweg überrannt waren. Obwohl man in der Ferne weniger volle Abschnitte erahnen konnte, waren diese in der uns zur Verfügung stehenden Zeit unerreichbar. Der Besuch in Badaling fühlte sich eher wie ein schneller Pflichtpunkt auf einer Liste an, geteilt mit Tausenden von anderen.

Ganz anders war das Erlebnis in Mutianyu. Obwohl die Anreise aufwendiger und teurer war (wir nahmen ein privates Taxi, was uns Flexibilität gab), zahlte sich der Mehraufwand aus. Wir besuchten Mutianyu sehr früh am Morgen, was zusätzlich dazu beitrug, dass der Abschnitt angenehm leer war. Wir konnten in Ruhe auf der Mauer spazieren gehen, die weitschweifende Aussicht genießen und hatten fast das Gefühl, die Mauer für uns alleine zu haben. Die Umgebung war deutlich natürlicher, ohne den Blick auf moderne Infrastruktur. Dieses entspannte und intensivere Erlebnis hat uns sehr gut gefallen und wir würden es jederzeit wieder so machen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Badaling punktet bei der Erreichbarkeit und den Kosten (besonders mit Gruppentouren), aber das Erlebnis leidet unter den Menschenmassen und der weniger malerischen Umgebung direkt an der Mauer. Mutianyu erfordert mehr Aufwand und Kosten für die Anreise, belohnt aber mit einem deutlich ruhigeren und authentischeren Besuchserlebnis auf der Mauer selbst, mit wunderschönen Ausblicken und weniger Gedränge. Für viele, die ein wirklich unvergessliches Erlebnis suchen, ist Mutianyu trotz der Nachteile bei der Anreise die klar bessere Wahl.

Die Chinesische Mauer: Ein Paradies für Wanderer?

Die meisten Besucher gehen nur ein kurzes Stück auf der Chinesischen Mauer, machen ein paar Fotos und kehren um. Doch die Mauer ist weit mehr als nur ein Fotomotiv. Sie erstreckt sich über Tausende von Kilometern und bietet erstaunliche Möglichkeiten für längere Erkundungen, ja sogar für ausgedehnte Wanderungen. Die Tatsache, dass die Mauer oft hoch oben auf Bergrücken entlanggebaut wurde, bot den Verteidigern einst strategische Vorteile durch bessere Fernsicht und Position, beschert heutigen Wanderern aber spektakuläre Panoramablicke über die umliegende Landschaft.

Für Wanderer bietet die Mauer mehrere Vorteile: Zumindest in den gut erhaltenen Abschnitten rund um Peking kann man sich kaum verlaufen, da der Weg klar vorgegeben ist. Die Mauer selbst ist in diesen Bereichen relativ gut befestigt. Entlang der Mauer gibt es zudem zahlreiche Wachtürme, die nicht nur historische Bedeutung haben, sondern auch als Schutz oder sogar als provisorische Unterkunft dienen können.

Wanderrouten und die Herausforderungen langer Touren

Wer mehr als nur einen kurzen Spaziergang machen möchte, findet rund um Peking mehrere Abschnitte, die sich hervorragend für Tageswanderungen eignen. Populäre Routen verbinden verschiedene Segmente der Mauer. Dazu gehören beispielsweise:

  • Gubeikou nach Jinshanling (1 Tag)
  • Jinshanling nach Simatai (1 Tag, gilt als sehr beliebt)
  • Jiuyanlou nach Jiankou (1 Tag)
  • Jiankou nach Mutianyu (1 Tag)

Diese Tageswanderungen bieten die Möglichkeit, verschiedene Facetten der Mauer kennenzulernen, von restaurierten bis hin zu wilderen Abschnitten. Einige dieser Routen lassen sich auch zu Zwei-Tages-Touren kombinieren, was ein noch intensiveres Erlebnis ermöglicht.

Was kostet der Eintritt in die Chinesische Mauer?
Denke nur – wie eigentlich überall in China – daran, deinen Reisepass mitzunehmen. An den Kassen kannst du zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen: Obligatorisch ist der Eintritt zur Chinesischen Mauer, der 45 Yuan (5 €) kostet.

Möchte man jedoch länger als zwei Tage am Stück auf der Mauer wandern, wird es deutlich anspruchsvoller. Außerhalb der genannten, relativ gut zugänglichen Abschnitte ist die Mauer oft in schlechtem Zustand. Sie kann überwuchert sein, teilweise eingestürzt, und es gibt Passagen, die nur durch Klettern zu bewältigen sind. Man muss die Mauer stellenweise verlassen und sich durch unwegsames Gelände schlagen. Ein weiteres großes Problem bei mehrtägigen Touren ist die Versorgung. Die Mauer verläuft oft fernab jeglicher Zivilisation und Infrastruktur. Wasser und Essen müssen für die gesamte Dauer der Wanderung mitgeführt werden, da es kaum Möglichkeiten zum Auffüllen gibt.

Trotz dieser Herausforderungen haben sich einige Abenteurer daran gemacht, große Teile oder sogar die gesamte Chinesische Mauer zu durchwandern. Die Mauer mit all ihren Verzweigungen misst offiziell über 21.000 Kilometer, wobei die meisten Langstreckenwanderer den etwa 4.000 Kilometer langen Hauptteil aus der Ming-Dynastie in Angriff nehmen, wofür sie ein bis zwei Jahre benötigen.

Risiken und wichtige Vorsichtsmaßnahmen

Auch wenn eine Wanderung auf der Chinesischen Mauer ein unvergessliches Erlebnis ist, sollte man die damit verbundenen Risiken nicht unterschätzen. Insbesondere auf den unerschlossenen und nicht restaurierten Abschnitten kann es gefährlich werden. Die Mauer ist hier teilweise sehr steil, der Untergrund kann lose sein, und es gibt keine Geländer oder Sicherungen. Passagen mit Namen wie "Heavenly Ladder" oder "Stairway to Heaven" deuten bereits an, dass Trittsicherheit und absolute Schwindelfreiheit unerlässlich sind.

Wichtige Tipps für Wanderer:

  • Versorgung: Nehmen Sie ausreichend Verpflegung und vor allem Unmengen von Wasser mit. Planen Sie sorgfältig, da es kaum Nachfüllmöglichkeiten gibt.
  • Physische Anforderung: Seien Sie sich bewusst, dass Wanderungen auf der Mauer, selbst auf restaurierten Abschnitten, oft anstrengend sind und viele Höhenmeter beinhalten.
  • Zugänglichkeit: Nicht alle Abschnitte sind leicht zu erreichen. Planen Sie die An- und Abreise zu den Start- und Endpunkten Ihrer Wanderung genau.
  • Wetter: Informieren Sie sich über die Wetterbedingungen. Im Winter kann es extrem kalt und windig werden. Auch im Frühling und Herbst kann es kühl sein. Extreme Sommerhitze ist ebenfalls eine Herausforderung.
  • Terrain: Seien Sie auf unwegsames Gelände vorbereitet, besonders außerhalb der restaurierten Bereiche. Rechnen Sie mit Kletterpassagen, die Konzentration und körperliche Fitness erfordern. Wandern auf wilden Abschnitten der Mauer ist nichts für Anfänger.

Alternative: Geführte Touren

Wer die Mauer erkunden möchte, aber die Risiken und Planungsaufwände einer individuellen Wanderung scheut, kann auf geführte Touren zurückgreifen. Es gibt spezialisierte Anbieter, die organisierte Wanderungen auf verschiedenen Abschnitten der Mauer anbieten. Diese Touren bieten oft mehr Sicherheit, da sie von erfahrenen Führern geleitet werden, die die Route und die Bedingungen kennen. Allerdings haben solche organisierten Touren ihren Preis, der oft deutlich höher ist als eine individuelle Anreise und Erkundung. Als Alternative zu großen Anbietern gibt es auch lokale Führer, die möglicherweise günstigere Optionen anbieten.

Egal ob Sie sich für einen kurzen Besuch in Badaling oder Mutianyu entscheiden oder eine mehrtägige Wanderung planen, die Chinesische Mauer ist ein Ort von immenser historischer Bedeutung und beeindruckender landschaftlicher Schönheit. Ein Besuch ist ein unvergessliches Erlebnis, das jedoch sorgfältiger Planung bedarf, um den gewünschten Abschnitt und die passende Art der Erkundung zu wählen. Das Investieren von etwas mehr Zeit und Geld, wie bei einem Besuch in Mutianyu im Vergleich zu Badaling, kann den Unterschied zwischen einem überlaufenen Touristenstopp und einem tief beeindruckenden Erlebnis ausmachen. Planen Sie Ihren persönlichen „Great Walk of China“ weise!

Vergleichstabelle: Badaling vs. Mutianyu

KriteriumBadalingMutianyu
Entfernung von Peking (Luftlinie)ca. 50-60 kmca. 60-70 km
Fahrzeit von Peking (Pkw)ca. 1,5 Stundenca. 2,0 Stunden
Erreichbarkeit ÖPNVMöglich (Bahn/Bus), aber zeitaufwendigSchwierig / Kaum Infrastruktur
BesucheraufkommenSehr hoch (oft überlaufen)Deutlich geringer (angenehm leer, besonders früh)
Aussicht / UmgebungTeilweise Blick auf Autobahn, weniger malerischSehr malerisch, inmitten der Natur, weitschweifende Ausblicke
ErlebnisqualitätOft stressig durch Menschenmassen, kurzer BesuchEntspannter, intensiver, mehr Zeit zum Genießen
Typische Kosten (Transport)Günstiger (bes. Gruppentouren)Teurer (oft Taxi / privater Fahrer nötig)

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Ist die Chinesische Mauer komplett begehbar?

Nein, die Chinesische Mauer ist nicht über ihre gesamte Länge durchgehend begehbar. Viele Abschnitte sind verfallen, überwuchert oder in sehr schlechtem Zustand. Rund um Peking gibt es restaurierte und teilweise restaurierte Abschnitte, die für Besucher zugänglich und begehbar sind, oft im Rahmen von Tages- oder kurzen Mehrtageswanderungen.

Kann man auf der Chinesischen Mauer übernachten?

Ja, es ist möglich, in einigen der leerstehenden Wachtürme auf der Mauer zu übernachten, insbesondere auf weniger frequentierten oder unrestaurierten Abschnitten. Dies ist eine Abenteuer-Option, die im Sommer oft nur einen dünnen Schlafsack und eine Isomatte erfordert. Es erfordert jedoch eine gute Planung und ist nicht offiziell geregelt oder mit Komfort verbunden.

Welcher Abschnitt der Mauer bei Peking ist der beste für einen Besuch?

Das hängt von Ihren Prioritäten ab. Badaling ist am einfachsten und schnellsten von Peking aus zu erreichen und daher am beliebtesten, aber auch am überlaufensten. Mutianyu ist etwas weiter entfernt und erfordert mehr Aufwand bei der Anreise, bietet aber in der Regel ein deutlich entspannteres Erlebnis mit weniger Menschen und schöneren Ausblicken. Für ein intensiveres, weniger touristisches Erlebnis wird oft Mutianyu empfohlen, während Badaling praktisch ist, wenn Zeit oder Budget sehr begrenzt sind.

Sind Wanderungen auf der Chinesischen Mauer gefährlich?

Wanderungen auf restaurierten Abschnitten sind in der Regel sicher, solange man auf dem Weg bleibt und Vorsicht walten lässt. Wanderungen auf unrestaurierten oder wilden Abschnitten können jedoch gefährlich sein. Diese Bereiche können steil sein, der Untergrund ist unsicher, es gibt keine Sicherungen, und man muss mit Kletterpassagen rechnen. Solche Touren erfordern gute Fitness, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und sorgfältige Vorbereitung (Wasser, Essen, Orientierung).

Wie lange dauert es, einen Abschnitt der Chinesischen Mauer zu besuchen oder zu erwandern?

Ein einfacher Besuch eines restaurierten Abschnitts wie Badaling oder Mutianyu dauert in der Regel einen halben bis ganzen Tag inklusive An- und Abreise von Peking. Für Tageswanderungen auf der Mauer (z.B. Jinshanling nach Simatai) sollte man einen ganzen Tag plus An- und Abreise einplanen. Mehrtageswanderungen sind möglich, erfordern aber deutlich mehr Planung und Zeit.

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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