Warum heißt der Dortmunder Fernsehturm Florian?

Florianturm: Dortmunds Wahrzeichen im Detail

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Der Florianturm, liebevoll auch einfach „Florian“ genannt, ist weit mehr als nur ein hoher Bau in Dortmund. Er ist ein prägendes Wahrzeichen, eine unverwechselbare Landmarke, die die Silhouette der Stadt am Horizont formt. Eingebettet im grünen Herzen des Westfalenparks, zieht er seit Jahrzehnten die Blicke auf sich und erzählt eine spannende Geschichte von Innovation, Ingenieurskunst und städtischer Entwicklung. Wenn man sich fragt, wie alt dieser markante Riese ist oder welche Höhe er tatsächlich erreicht, blickt man auf eine reiche Vergangenheit zurück, die eng mit der Bundesgartenschau von 1959 verbunden ist.

Wie alt ist der Dortmunder Fernsehturm?
FlorianturmFlorianturm Dortmund 3 FuÜSt Dortmund 3Bauzeit:1958–1959Weitere BaudatenBetriebszeit:seit 1959Letzter Umbau (Turm):2006–2007

Heute, viele Jahrzehnte nach seiner Errichtung, steht der Florian immer noch stolz da und dient weiterhin als wichtiger Sendestandort sowie als beliebter Aussichtspunkt. Seine Geschichte ist geprägt von Superlativen – er war einst Deutschlands höchster Fernsehturm und beherbergte das weltweit erste Drehrestaurant. Diese Fakten allein unterstreichen seine besondere Bedeutung nicht nur für Dortmund, sondern auch für die bundesdeutsche Technik- und Architekturgeschichte. Lassen Sie uns eintauchen in die Details dieses beeindruckenden Bauwerks.

Die Geburt eines Wahrzeichens: Planung und Bau

Die Geschichte des Florianturms beginnt im Kontext eines bedeutenden Ereignisses für Dortmund: der Bundesgartenschau (BUGA) im Jahr 1959. Bereits 1957, während der intensiven Planungs- und Ausführungsphase dieser Großveranstaltung, wurde ein Wettbewerb für den Entwurf eines Aussichtsturms auf dem Gelände des zukünftigen Westfalenparks ausgeschrieben. Der Dortmunder Architekt Will Schwarz ging als Sieger aus diesem Wettbewerb hervor. Sein ursprünglicher Entwurf sah einen Turm mit einem rotierenden Restaurant in einer Höhe von 65 Metern vor. Diese Idee war revolutionär und sollte später in einer noch beeindruckenderen Form realisiert werden.

Parallel zu den BUGA-Planungen suchte die Deutsche Bundespost nach einem geeigneten Standort für einen neuen Sendemast im Bereich des Rheinlanddamms. Ein herkömmlicher Gittermast hätte das Stadtbild erheblich gestört. Hier ergab sich eine glückliche Fügung: Die Stadt Dortmund und die Deutsche Bundespost erkannten das Potenzial einer Zusammenarbeit. Sie einigten sich darauf, einen kombinierten Aussichts- und Fernmeldeturm zu errichten – anstelle zweier separater Bauwerke. Dieser neue Turm sollte auf dem Gelände der Bundesgartenschau stehen und die Funktionen beider ursprünglicher Projekte vereinen.

Die Planung dieses ambitionierten Projekts verblieb beim Architekturbüro Will Schwarz. Die Bauarbeiten begannen am 22. Mai 1958. Eine bemerkenswerte technische Leistung war die Methode, die für den Turmschaft gewählt wurde: das Gleitschalsystem. Dieses Verfahren ermöglichte es, ohne aufwendige Gerüstkonstruktionen zu arbeiten. Der Beton wurde kontinuierlich eingefüllt, während die Schalung langsam nach oben glitt. Um den straffen Zeitplan für die Bundesgartenschau einzuhalten, wurde im 24-Stunden-Schichtbetrieb gearbeitet. Selbst im Winter wurde der Bau unter dem Schutz eines beheizten Zeltes fortgeführt. Diese intensive Bauweise führte dazu, dass die gesamte Bauzeit weniger als ein Jahr betrug – eine beeindruckende Leistung für ein Bauwerk dieser Größe und Komplexität zu jener Zeit.

Die endgültige Höhe des Restaurants wurde im Laufe der Planung angepasst. Statt der ursprünglich angedachten 65 Meter wurde es auf 138 Meter Höhe gebaut – mehr als das Doppelte des ersten Entwurfs und höher als die 150 Meter der Wettbewerbsidee. Oberhalb des Restaurants wurde eine Aussichtsplattform realisiert, die den Besuchern einen Panoramablick über Dortmund und das umliegende Ruhrgebiet ermöglichte. Darunter, in 133 Metern Höhe, wurden Wirtschafts- und Maschinenräume eingerichtet, die für den Betrieb des Turms und des Restaurants notwendig waren.

Einweihung und die ersten Jahre: Ein Turm schreibt Geschichte

Der Höhepunkt der Bauarbeiten war erreicht, pünktlich zur Eröffnung der Bundesgartenschau. Am 30. April 1959 verkündete der damalige Dortmunder Oberbürgermeister Dietrich Keuning bei seiner Eröffnungsrede voller Stolz: „Der Turm ist fertiggestellt, der Aufzug läuft, das Restaurant dreht sich!“ Diese Worte markierten die offizielle Inbetriebnahme des Florianturms und seines einzigartigen Drehrestaurants. Das Restaurant war bei seiner Eröffnung eine Sensation. Es rotierte dreimal pro Stunde und bot den Gästen während ihrer Mahlzeit einen ständig wechselnden Blick auf die BUGA und die Stadt. Es war das erste Drehrestaurant weltweit – ein echter Meilenstein in der Gastronomie- und Architekturgeschichte.

Bei seiner Eröffnung im Jahr 1959 hatte der Florianturm eine ursprüngliche Höhe von 219,3 Metern, was ihn für rund ein Jahrzehnt zum höchsten Fernsehturm Deutschlands machte. Er war damit eines der höchsten Bauwerke des Landes überhaupt. Diese Höhe schloss die damalige Antennenanlage mit ein. Zwei schnellfahrende Aufzüge brachten die Besucher in weniger als einer Minute zur Aussichtsplattform über dem Restaurant, ein Komfort, der die Attraktivität des Turms weiter steigerte.

Über den öffentlichen Bereichen – den Aussichtsplattformen – waren von Anfang an die Fernmeldeeinrichtungen und Antennenanlagen der Deutschen Telekom (damals Deutsche Bundespost) untergebracht. Von hier aus wurde seit 1959 terrestrisches Fernsehen ausgestrahlt, was dem Turm seine Funktion als Fernsehturm gab. Zunächst war der obere Turmkorb, der den öffentlichen Bereich beherbergt, mit einem einzigen Stockwerk ausgeführt. Später kam ein zweites Stockwerk hinzu, was dem Florianturm sein heutiges charakteristisches Aussehen verlieh.

Entwicklungen und Veränderungen im Laufe der Zeit

Wie jedes Bauwerk, das über Jahrzehnte besteht, hat auch der Florianturm Veränderungen erfahren und musste sich neuen technischen Anforderungen anpassen. Eine bedeutende Anpassung erfolgte am 7. September 2004. Mit Hilfe eines beeindruckenden russischen Lastenhubschraubers wurde die Antennenanlage auf der Turmspitze ausgetauscht. Dieser Austausch war notwendig, um die Umstellung auf die digitale terrestrische Fernsehausstrahlung (DVB-T) vorzubereiten. Seit dem 8. November 2004 versorgt der Turm Dortmund und Umgebung mit digitalem Fernsehen.

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Mit dem Austausch der Antennenanlage im Jahr 2004 änderte sich auch die offizielle Höhe des Turms geringfügig. Seine gegenwärtige Höhe beträgt rund 209 Meter oder präziser 208,56 Meter. Auch wenn er damit nicht mehr der höchste Fernsehturm Deutschlands ist (er rangiert heute auf Platz 14), bleibt er ein imposantes Bauwerk und ein zentraler Sendestandort. Der Eigentümer und Betreiber der Anlage ist heute die Deutsche Funkturm GmbH (DFMG), eine Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom.

Neben technischen Anpassungen gab es auch umfangreiche Baumaßnahmen zur Erhaltung und Modernisierung des Turms. Zwischen 1998 und 1999 fanden größere Umbaumaßnahmen statt. Der Turm erhielt eine komplett neue Fassade und eine modernisierte Inneneinrichtung. Wesentliche Brandschutzeinrichtungen wurden installiert, um die Sicherheit der Besucher und Mitarbeiter zu gewährleisten. Auch die Mechanik und der Antrieb des Drehrestaurants, die zwischenzeitlich stillgelegt waren, wurden saniert. Diese Arbeiten wurden teilweise durch eine öffentliche Spendenaktion unter dem Titel „Aktion Dreh dich!“ unterstützt, was die Verbundenheit der Dortmunder Bevölkerung mit ihrem Turm unterstreicht.

Herausforderungen und Sanierungen

Die lange Lebensdauer eines Bauwerks birgt auch Herausforderungen. Anfang Oktober 2006 lösten sich in einer Höhe von 164 Metern Betonstücke von der Außenfassade des Turms und stürzten ab. Als Sicherheitsmaßnahme wurde der Bereich um den Turm großräumig abgesperrt. Der betroffene Abschnitt der Fassade wurde anschließend aufwendig eingerüstet und saniert, bevor der Florianturm wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte.

Von April 2011 bis März 2012 musste der Turm erneut für notwendige Sanierungsarbeiten geschlossen werden. Für rund 1,5 Millionen Euro wurde die Betonfassade umfassend saniert, um ihre Langlebigkeit und Sicherheit zu gewährleisten. Im darauf folgenden Winterhalbjahr 2012/2013 wurden auch die Aufzüge des Turms erneuert. Das Turmcafé und die Aussichtsplattformen konnten im April 2013 wieder geöffnet werden, nachdem diese wichtigen Modernisierungen abgeschlossen waren.

Sendestandort gestern und heute

Über die Jahre diente der Florianturm nicht nur dem Fernsehen, sondern auch verschiedenen Hörfunkprogrammen. Vom 2. August 2010 bis zum 31. Dezember 2015 wurde auf der UKW-Frequenz 106,0 MHz das erste Programm des britischen Soldatensenders BFBS (British Forces Broadcasting Service) ausgestrahlt. Nach einer Neuzuordnung der Frequenzkapazitäten durch die Landesanstalt für Medien NRW wurde die Frequenz 106,0 MHz als zentraler Bestandteil einer landesweiten UKW-Frequenzkette dem privaten Hörfunkprogramm für junge Erwachsene NRW1 zugewiesen. Seit dem 1. August 2022 sendet NRW1 sein Programm vom Florianturm.

Das Drehrestaurant: Einblicke in den aktuellen Zustand

Das berühmte Drehrestaurant und das Turmcafé stellten ihren regulären öffentlichen Betrieb zum 31. März 2015 ein. Dies bedeutete das Ende des täglichen Betriebs für individuelle Besucher. Allerdings ist das Drehrestaurant nicht für immer geschlossen. Es kann weiterhin für Veranstaltungen und besondere Anlässe gemietet werden, was die Möglichkeit bietet, das einzigartige Erlebnis des rotierenden Blicks über Dortmund bei einem exklusiven Event zu genießen. Die Aussichtsplattformen sind jedoch weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich und bieten nach wie vor einen spektakulären Blick.

Der Florian als Teil der Route der Industriekultur

Als Zeugnis der Nachkriegsmoderne, der Ingenieurskunst und der Entwicklung der Telekommunikation in Deutschland ist der Florianturm heute auch ein Themenpunkt der Route der Industriekultur. Diese Route verbindet wichtige Orte und Bauwerke, die die industrielle Geschichte des Ruhrgebiets dokumentieren. Der Florian passt perfekt in dieses Konzept, da er die technologische Entwicklung und den Strukturwandel der Region auf seine Weise widerspiegelt – vom Sendeturm der Bundespost zum modernen Sendestandort und gleichzeitig einem touristischen Anziehungspunkt und historischen Monument.

Häufig gestellte Fragen zum Florianturm

Besucher und Interessierte haben oft ähnliche Fragen zum Dortmunder Wahrzeichen. Hier beantworten wir die häufigsten:

  • Wie alt ist der Dortmunder Fernsehturm (Florianturm)?
    Der Florianturm wurde 1959 eröffnet. Im Jahr 2024 ist er demnach 65 Jahre alt.
  • Wie hoch ist der Florian Turm?
    Bei seiner Eröffnung 1959 war der Turm 219,3 Meter (bzw. mit Antenne rund 220 Meter) hoch. Nach dem Antennenaustausch im Jahr 2004 beträgt seine gegenwärtige Höhe rund 209 Meter (genau 208,56 Meter).
  • War der Florianturm der höchste Turm Deutschlands?
    Ja, für etwa ein Jahrzehnt nach seiner Eröffnung im Jahr 1959 war der Florianturm der höchste Fernsehturm Deutschlands.
  • Gibt es das Drehrestaurant noch?
    Das Drehrestaurant hat den regulären öffentlichen Betrieb eingestellt (seit 2015). Es kann aber für Veranstaltungen und Feiern gemietet werden. Die Aussichtsplattformen sind in der Regel weiterhin zugänglich.
  • Wo steht der Florianturm?
    Der Florianturm steht im Westfalenpark in Dortmund. Die genaue Adresse ist Florianstraße 2, 44139 Dortmund.
  • Warum heißt der Turm 'Florian'?
    Der Name 'Florian' wurde im Rahmen eines öffentlichen Wettbewerbs gewählt. Er passt gut zur Pflanzenwelt ('Flora') des umgebenden Westfalenparks.
  • Was ist im Turm untergebracht?
    Im Turmkorb befinden sich eine Aussichtsplattform und das ehemalige Drehrestaurant (heute für Veranstaltungen). Darüber liegen technische Einrichtungen und Antennenanlagen für Fernsehen und Radio.

Der Florian: Mehr als nur Beton und Stahl

Der Florianturm ist nicht nur ein Bauwerk von beeindruckender Höhe und technischer Bedeutung. Er ist ein Stück Dortmunder Identität, ein Symbol für den Wiederaufbau und den Fortschritt nach dem Zweiten Weltkrieg. Er erinnert an die Bundesgartenschau von 1959, die den Westfalenpark schuf und Dortmund ein grünes Herz gab. Er erzählt die Geschichte des ersten Drehrestaurants der Welt, einer Innovation, die Menschen aus aller Welt anzog. Er hat Höhen und Tiefen erlebt, Sanierungen und technische Modernisierungen. Trotz all dieser Veränderungen steht der Florian immer noch fest an seinem Platz und wacht über die Stadt. Ob man ihn als technisches Denkmal, als Aussichtspunkt oder einfach als vertraute Landmarke betrachtet – der Florianturm ist und bleibt ein unverzichtbarer Teil von Dortmund.

MerkmalDetails
NameFlorianturm, Florian
StandortWestfalenpark, Dortmund
Eröffnung30. April 1959
Alter (2024)65 Jahre
Originale Höhe (1959)ca. 219-220 Meter
Aktuelle Höheca. 209 Meter (208,56 m)
ArchitektWill Schwarz
BesonderheitenWeltweit erstes Drehrestaurant (auf 138m), ehemals höchster dt. Fernsehturm, Teil der Route der Industriekultur
Aktueller Zustand RestaurantRegulär geschlossen, für Veranstaltungen mietbar
Eigentümer/BetreiberDeutsche Funkturm GmbH (DFMG)

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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