Galeria Karstadt Kaufhof, ein Name mit langer Tradition im deutschen Einzelhandel, hat erneut turbulente Zeiten durchlebt. Zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre sah sich das Unternehmen mit einer Insolvenz konfrontiert. Diese wiederholte Krise sorgte für große Unsicherheit bei Tausenden von Mitarbeitern und in vielen Innenstädten, in denen Galeria-Filialen oft zentrale Anlaufpunkte sind. Doch inmitten dieser Herausforderungen gibt es auch eine Perspektive für einen Neuanfang, wenn auch zu einem schmerzhaften Preis: Neun Filialen müssen dauerhaft schließen, während die große Mehrheit der Standorte gerettet werden konnte.

Die Situation von Galeria spiegelt die Schwierigkeiten wider, mit denen der stationäre Einzelhandel in Deutschland insgesamt zu kämpfen hat. Steigende Online-Konkurrenz, verändertes Kaufverhalten und zuletzt auch die Auswirkungen wirtschaftlicher Unsicherheiten haben viele Unternehmen unter Druck gesetzt. In den vergangenen Monaten mussten bekannte Namen aus verschiedenen Branchen Insolvenz anmelden, von Modehäusern wie Hallhuber und Madeleine bis hin zu anderen Sektoren wie Reisegeschäft oder Telekommunikation. Galeria reiht sich damit in eine Liste von Unternehmen ein, die um ihre Existenz kämpfen.
Der Weg zur Rettung und die neuen Eigentümer
Die jüngste Krise von Galeria begann offiziell im Januar 2024, als das Unternehmen beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag stellte. Es war die dritte Insolvenz in kurzer Zeit, was die Dringlichkeit der Lage unterstrich. Das Hauptziel des Verfahrens war es, einen neuen Eigentümer zu finden, der bereit ist, in das Unternehmen zu investieren und einen Sanierungsplan umzusetzen. In den folgenden Wochen und Monaten wurden intensive Gespräche mit potenziellen Investoren geführt, um eine Fortführung des Warenhauskonzerns zu ermöglichen.
Die Suche war erfolgreich. Wie das Unternehmen mitteilte, konnte das Insolvenzverfahren zum 31. Juli 2024 erfolgreich abgeschlossen werden. Ein neues Eigentümerkonsortium hat Galeria übernommen. Dieses Konsortium besteht aus dem Family Office von Bernd Beetz und NRDC Equity Partners, einer Investmentgesellschaft mit Sitz in New York. Beide Partner bringen Erfahrung im Einzelhandel und die notwendigen finanziellen Mittel mit, um Galeria auf einen neuen Kurs zu bringen. Seit dem 1. August 2024 agiert Galeria wieder eigenverantwortlich unter der Führung der neuen Eigentümer.
Schmerzlicher Abschied: Diese neun Filialen schließen
Trotz der erfolgreichen Rettung und der Übernahme durch neue Eigentümer konnte nicht jeder Standort erhalten werden. Im Rahmen des Sanierungsplans, dem die Gläubiger zugestimmt hatten, mussten schmerzliche Entscheidungen getroffen werden. Ursprünglich war von der Schließung von 16 Filialen die Rede, doch durch Verhandlungen, insbesondere über Mietkonditionen, konnte diese Zahl reduziert werden. Letztendlich mussten neun Filialen dauerhaft geschlossen werden.
Die Schließung dieser neun Standorte erfolgte offiziell zum 31. August 2024. In einigen Städten endete der Abverkauf jedoch bereits Tage zuvor. Betroffen sind die folgenden Filialen:
- Augsburg
- Berlin Ringcenter
- Berlin-Tempelhof
- Chemnitz
- Essen
- Leonberg
- Regensburg Neupfarrplatz
- Trier Fleischstraße
- Wesel
Die Gründe für die Auswahl dieser Standorte lagen laut Unternehmen und Insolvenzverwalter oft in zu hohen Mietkosten, die auch nach Verhandlungen nicht auf ein wirtschaftlich tragfähiges Niveau gesenkt werden konnten. Die Schließung hat direkte Konsequenzen für die Mitarbeiter in diesen Filialen. In Augsburg beispielsweise verlieren rund 80 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Insgesamt sind Hunderte von Stellen durch die Schließungen weggefallen.
Ein Lichtblick: Diese 83 Standorte bleiben
Die gute Nachricht inmitten der Schließungen ist, dass die überwiegende Mehrheit der Galeria-Filialen eine Zukunft hat. Von den ursprünglich 92 Standorten konnten 83 Standorte gerettet werden und bleiben weiterhin geöffnet. Diese Filialen bilden das Herzstück des neu aufgestellten Warenhauskonzerns.
Die Rettung dieser 83 Filialen wurde maßgeblich durch erfolgreiche Verhandlungen mit den jeweiligen Vermietern ermöglicht. Der Insolvenzverwalter und das Galeria-Management konnten in vielen Fällen neue, wirtschaftlich tragfähige Mietkonditionen aushandeln. Ein Beispiel dafür ist der Standort in Potsdam, wo durch ein nachträgliches Angebot des Vermieters eine Fortführung gesichert werden konnte. Dies ermöglichte es, rund 100 Arbeitsplätze allein in Potsdam zu erhalten.
Die Liste der geretteten Filialen ist lang und umfasst Standorte in ganz Deutschland:
- Aachen
- Aschaffenburg
- Bad Homburg
- Bad Kreuznach
- Bamberg
- Bayreuth
- Berlin Alexanderplatz
- Berlin Hermannplatz
- Berlin Kurfürstendamm
- Berlin Schlossstraße
- Berlin Spandau
- Berlin Tegel
- Bochum Ruhrpark
- Bonn
- Braunschweig
- Bremen
- Centro Oberhausen
- Darmstadt
- Dortmund
- Dresden
- Düren
- Duisburg
- Düsseldorf Königsallee
- Düsseldorf Schadow
- Erfurt
- Erlangen
- Euskirchen
- Frankfurt Hauptwache
- Freiburg (ehem. Karstadt)
- Freiburg (ehem. Kaufhof)
- Fulda
- Gießen
- Goslar
- Göttingen
- Hamburg AEZ
- Hamburg Eimsbüttel
- Hamburg Mönckebergstr.
- Hannover
- Heidelberg
- Heilbronn
- Karlsruhe
- Kassel
- Kiel
- Kleve
- Koblenz
- Köln Breite Straße
- Köln Hohe Straße
- Köln Nippes
- Konstanz
- Landshut
- Leipzig
- Limburg
- Lörrach
- Lüneburg
- Magdeburg
- Main-Taunus-Zentrum
- Mainz
- Mannheim
- Memmingen
- Mülheim Heissen
- München Marienplatz
- München O.E.Z.
- München Rotkreuzplatz
- München Schwabing
- Münster Ludgeristraße
- Münster Salztraße
- Nürnberg
- Offenburg
- Oldenburg
- Potsdam
- Regensburg DEZ
- Rosenheim
- Rostock
- Saarbrücken
- Singen
- Speyer
- Stuttgart
- Trier Simeonstraße
- Ulm
- Viernheim RNZ
- Wiesbaden
- Wismar
- Würzburg
Insgesamt konnten durch die erfolgreiche Sanierung rund 12.000 Arbeitsplätze erhalten werden. Dies ist ein wichtiger Erfolg für die Mitarbeiter und die betroffenen Städte, auch wenn die Schließung der neun Filialen ein schmerzhafter Verlust bleibt.
Blick nach vorn: Neuer Name, neue Heimat ab 2025
Mit den neue Eigentümer und dem abgeschlossenen Insolvenzverfahren stehen Galeria weitere Veränderungen bevor, die das Unternehmen fit für die Zukunft machen sollen. Eine der markantesten Änderungen betrifft den Namen und den Unternehmenssitz.
Ab dem Jahr ab 2025 wird die Warenhauskette nur noch unter dem Namen Galeria firmieren. Die traditionsreichen Namen Karstadt und Kaufhof, die über Jahrzehnte das Bild der deutschen Innenstädte prägten, werden verschwinden. Dieser Schritt soll symbolisch eine klare Trennung von der bewegten und von Insolvenzen geprägten Vergangenheit markieren. Die neuen Eigentümer möchten ein neues Kapitel aufschlagen und das Unternehmen unter einer einheitlichen Marke neu positionieren.
Parallel zur Namensänderung wird auch der Unternehmenssitz verlegt. Die bisherige Zentrale in Essen wird aufgegeben. Der neue Hauptsitz von Galeria wird ab 2025 in Düsseldorf sein. Dieser Umzug ist Teil einer umfassenden Verschlankung der Verwaltung. Ziel ist es, die Strukturen effizienter zu gestalten und Kosten zu senken, um das Unternehmen langfristig wirtschaftlich stabil aufzustellen.

Die Vergangenheit holt Galeria ein: Frühere Krisen
Die dritte Insolvenz war kein isoliertes Ereignis, sondern stand im Zusammenhang mit den finanziellen Schwierigkeiten des ehemaligen Mutterkonzerns Signa. Bereits Ende 2022 musste Galeria Karstadt Kaufhof in einem Schutzschirmverfahren gerettet werden. Damals stimmte die Gläubigerversammlung im März 2023 einem Insolvenzplan zu. Im Rahmen dieses Plans hatte der Mutterkonzern Signa 200 Millionen Euro für die Sanierung zugesagt, die in mehreren Teilen gezahlt werden sollten. Die Probleme bei Signa führten jedoch dazu, dass diese Zusagen nicht vollständig erfüllt wurden, was letztlich zur erneuten Insolvenz von Galeria im Januar 2024 beitrug.
Kontext im deutschen Einzelhandel
Die Herausforderungen für Galeria sind bezeichnend für die gesamte Branche. Neben Galeria haben in jüngster Zeit auch andere bekannte Händler wie die Modeunternehmen Hallhuber, Madeleine und Peter Hahn Insolvenz anmelden müssen. Auch die Reisesparte von Tchibo, der Supermarkt Real (der mittlerweile unter neuem Namen firmiert) und sogar eine Hotelgruppe gerieten in Schieflage. Dies zeigt, dass der Druck auf den stationären Handel enorm ist und Anpassungen sowie tragfähige Geschäftsmodelle unerlässlich sind.
Zusammenfassung der Galeria-Situation
Status | Anzahl Filialen | Datum / Anmerkung |
---|---|---|
Ursprüngliche Anzahl (vor 3. Insolvenz) | 92 | |
Geplante Schließungen (anfänglich) | 16 | |
Tatsächliche Schließungen | 9 | Dauerhaft geschlossen zum 31. August 2024 |
Gerettete Filialen | 83 | Bleiben geöffnet unter neuer Eigentümerschaft |
Insolvenzantrag | Januar 2024 | |
Abschluss Insolvenzverfahren | 31. Juli 2024 | |
Start neue Eigentümer | 1. August 2024 | |
Namensänderung & Umzug Zentrale | Geplant für 2025 |
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wann schließen die betroffenen Galeria Filialen?
Die neun von der Schließung betroffenen Filialen wurden offiziell zum 31. August 2024 dauerhaft geschlossen. In einigen Fällen endete der Verkauf bereits wenige Tage zuvor.
Welche Galeria Filialen sind von der Schließung betroffen?
Es schließen die Filialen in Augsburg, Berlin Ringcenter, Berlin-Tempelhof, Chemnitz, Essen, Leonberg, Regensburg Neupfarrplatz, Trier Fleischstraße und Wesel.
Warum mussten diese spezifischen Filialen schließen?
Ein Hauptgrund für die Schließung dieser Standorte waren zu hohe Mietkosten, die auch nach Verhandlungen nicht auf ein wirtschaftlich tragfähiges Niveau gesenkt werden konnten.
Wie viele Galeria Filialen bleiben in Deutschland geöffnet?
Nach der Schließung der neun Standorte bleiben deutschlandweit noch 83 Filialen von Galeria geöffnet.
Wer sind die neuen Eigentümer von Galeria?
Das neue Eigentümerkonsortium besteht aus dem Family Office von Bernd Beetz und der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners.
Ändert sich der Name von Galeria Karstadt Kaufhof?
Ja, ab dem Jahr 2025 wird das Unternehmen nur noch unter dem Namen Galeria firmieren. Die Namen Karstadt und Kaufhof werden aufgegeben.
Was passiert mit der Galeria Zentrale?
Die bisherige Zentrale in Essen wird aufgegeben. Ab 2025 wird der neue Unternehmenssitz in Düsseldorf sein. Dieser Umzug ist Teil einer Verwaltungsverschlankung.
Wie viele Arbeitsplätze konnten gerettet werden?
Durch die erfolgreiche Sanierung und den Erhalt von 83 Filialen konnten rund 12.000 Arbeitsplätze bei Galeria gesichert werden.
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die neuen Eigentümer Galeria langfristig erfolgreich positionieren können. Mit einem neuen Namen, einem neuen Unternehmenssitz und einer gestrafften Filialstruktur hofft das Warenhausunternehmen, die Herausforderungen des modernen Einzelhandels meistern zu können. Für die Städte und Mitarbeiter der geschlossenen Filialen markiert das Ende August 2024 jedoch einen unwiderruflichen Abschied.
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