Der Marienplatz ist weit mehr als nur ein Platz; er ist das pulsierende Herz und das historische Zentrum Münchens. Seit über 850 Jahren bildet er den Mittelpunkt der Stadt, einen Ort, an dem sich Geschichte ereignete, Märkte stattfanden und Menschen zusammenkamen. Gelegen in der Altstadt, markiert er den Kreuzungspunkt der beiden wichtigsten Achsen, die München seit seiner Gründung prägen.

Seine Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1158, als Heinrich der Löwe die Stadt gründete. Von Anfang an war der Marienplatz, der damals noch schlicht 'Marktplatz' hieß, der zentrale Handelsort. Hier trafen sich die beiden Hauptstraßen, was ihn über alle Jahrhunderte hinweg zum entscheidenden Ort für die Stadtentwicklung und das städtische Leben machte. Selbst heute noch ist er die unumstrittene urbane Mitte Münchens.
Eine Geschichte voller Wandel
Im Jahr 1315 verlieh der spätere Kaiser Ludwig der Bayer München die Marktfreiheit. Dieses Privileg war an eine bedeutende Auflage geknüpft: Der Marktplatz sollte 'auf ewige Zeiten' unbebaut bleiben. Diese Verfügung sicherte seinen Charakter als offener Raum und ermöglichte die Abhaltung verschiedenster Märkte. Von Getreide und Eiern bis hin zu Wein und Fisch wurde hier alles gehandelt. Die Bedeutung des Getreidemarktes war so groß, dass der Platz zeitweise auch 'Schrannenplatz' genannt wurde. Eine besondere Ecke war traditionell für den Fischmarkt reserviert, die heutige Stelle des Fischbrunnens.
Der Marienplatz war jedoch nicht nur ein Ort des Handels. Er diente auch als Schauplatz für feierliche Anlässe wie den Empfang von Kaisern im 15. und 16. Jahrhundert und sogar für Ritterturniere. Weniger erfreulich war seine Funktion als Hinrichtungsstätte. Erst im Jahr 1481 wurden die wenigen Gebäude, die sich entgegen der ursprünglichen Auflage auf dem Platz befanden, darunter eine kleine Kapelle, abgerissen, um den rechteckigen, freien Platz zu schaffen, den wir heute kennen.
Ab 1566 gewann der Marienplatz auch politische Bedeutung durch den Bau der Landschaftshäuser, in denen die Stände und Landschaften Bayerns ihren Sitz hatten. Diese politische Rolle behielt der Platz bis heute bei. Interessanterweise verband man die politische Wichtigkeit oft eng mit religiösen Motiven.
Ein markantes Beispiel hierfür ist die Errichtung der Mariensäule im Jahr 1638. Kurfürst Maximilian I. ließ sie aufstellen, um der Muttergottes für die Verschonung Münchens während der schwedischen Besatzung im Dreißigjährigen Krieg zu danken. Was heute ein Wahrzeichen ist, war damals für viele Münchner Bürger ein Affront. Sie sahen darin einen Eingriff des Fürsten in die städtische Autonomie, da der Marienplatz durch das königliche Privileg von 1315 als 'Freiung' und damit als exklusives städtisches Territorium galt, das nur von der Stadt selbst bebaut werden durfte. Mit der Säule demonstrierte der Kurfürst nicht nur seinen Dank, sondern beanspruchte auch das Zentrum städtischer Hoheit für sich.
Der Name 'Marienplatz' ist übrigens vergleichsweise jung. Erst ab dem 9. Oktober 1854 wurde der Schrannenplatz offiziell umbenannt. Die Umbenennung war eine Reaktion des Magistrats auf eine Cholera-Epidemie im Juli 1854; man wollte die Stadt der Patrona Bavariae, der Schutzheiligen Bayerns, anvertrauen und so Rettung erhoffen.
Architektonische Wahrzeichen am Platz
Die wohl prägendste architektonische Veränderung des Marienplatzes brachte der Bau des Neues Rathaus mit sich. Dieses monumentale neugotische Gebäude entstand zwischen 1867 und 1909 in mehreren Bauabschnitten an der Nordseite des Platzes. Für diesen Kolossalbau mussten 21 Bürgerhäuser weichen, die bis dahin mit ihren Laubengängen und Stuckfassaden das Bild des Marienplatzes geprägt hatten. Das Neue Rathaus beherbergt heute den Oberbürgermeister, die Stadtverwaltung und den Stadtrat.

Die Süd- und Westseite des Platzes werden heute von Kaufhäusern und Geschäftshäusern gesäumt, viele davon mit Gastronomiebetrieben in den Erdgeschossen. An der Ostseite schließt das Altes Rathaus den Platz ab. Der ursprüngliche Turm des Alten Rathauses wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und in den 1970er Jahren nach historischem Vorbild von 1462 wiederaufgebaut.
Der Zweite Weltkrieg hinterließ tiefe Spuren am Marienplatz. Ein Großteil der Bebauung wurde schwer beschädigt oder zerstört. Insbesondere die historischen Gebäude auf der Südseite, wie der 'Peterhof', gingen verloren. Beim Wiederaufbau nach dem Krieg wurden die Baulinien teilweise zurückversetzt, um mehr Raum zu schaffen, was das heutige Erscheinungsbild des Platzes mitprägt.
Der Fischbrunnen: Mehr als nur Wasser
Ein beliebter Treffpunkt am Marienplatz ist der Fischbrunnen. Seine Geschichte reicht bis Mitte des 14. Jahrhunderts zurück, als hier ein einfacher Brunnen zur Wasserversorgung stand. Der heutige Brunnen, der dem von Konrad Knoll 1866 entworfenen Original ähnelt, wurde nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1954 von Josef Henselmann neu gestaltet. Erhaltene Bronzeteile des alten Brunnens wurden dabei wiederverwendet.
Zwei besondere Bräuche sind eng mit dem Fischbrunnen verbunden:
Der historische Münchner Metzgersprung
Dieser Brauch hat seinen Ursprung im 14. Jahrhundert nach überstandener Pest. Die Metzger zogen singend und tanzend durch die Straßen und sprangen in den Fischbrunnen, um die verängstigten Bürger wieder aus ihren Häusern zu locken. Dieses Spektakel hatte Erfolg und die Metzgerinnung erhielt die Erlaubnis, den Umzug fortan am Rosenmontag zu wiederholen. Für die Metzger war dies auch eine Gelegenheit, ihre Lehrlinge freizusprechen, indem diese ebenfalls in den Brunnen springen und untergetaucht wurden. Nach längeren Unterbrechungen wird der historische Metzgersprung seit 1995 wieder regelmäßig, alle drei Jahre an einem Sonntag im September, veranstaltet.
Geldbeutelwaschen am Aschermittwoch
Ein weiterer alter Brauch, der bis ins Jahr 1426 zurückreicht, ist das Geldbeutelwaschen am Fischbrunnen. Traditionell treffen sich hier am Aschermittwoch Narrenzünfte, um am Ende der Karnevalssaison ihre Geldbeutel im Brunnenwasser zu waschen. Dem Brauch zufolge soll dies Glück bringen und dafür sorgen, dass man das restliche Jahr über keine Geldsorgen hat. In München wäscht seit den 1950er Jahren alljährlich der jeweilige Bürgermeister um 11:30 Uhr am Aschermittwoch sein Stadtsäckel im Fischbrunnen, in der Hoffnung, die Stadtfinanzen zu sichern.
Ähnlich wie am Trevi-Brunnen in Rom werfen auch Touristen das ganze Jahr über Münzen in den Fischbrunnen, in der Hoffnung auf Glück oder eine Rückkehr nach München.
Der Marienplatz Heute: Ein lebendiger Treffpunkt
Seit der Umgestaltung zur Fußgängerzone im Jahr 1972 hat der Marienplatz seine Funktion als urbane Mitte Münchens zurückgewonnen. Befreit vom Individualverkehr, ist er heute ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen gleichermaßen.
Neben den historischen Gebäuden und dem Fischbrunnen gibt es am Marienplatz und in unmittelbarer Nähe viel zu entdecken:
- Das Glockenspiel im Turm des Neuen Rathauses ist eine der Hauptattraktionen. Zweimal täglich (um 11 und 12 Uhr, sowie im Sommer auch um 17 Uhr) erwecken 43 Glocken und 32 Figuren Szenen aus der Münchner Geschichte zum Leben.
- Vom Turm des Neuen Rathauses bietet sich eine herrliche Aussicht über die Altstadt und bei gutem Wetter bis zu den Alpen.
- Nur wenige Schritte entfernt steht der 'Alte Peter', die älteste Pfarrkirche Münchens. Ihr Turm bietet ebenfalls eine fantastische Aussicht, die oft als die beste über die Altstadt gilt.
- Rund um den Platz und in den angrenzenden Straßen laden zahlreiche Geschäfte und Gastronomiebetriebe zum Bummeln und Verweilen ein.
- Der Marienplatz ist Ausgangspunkt für Spaziergänge in die Fußgängerzone und liegt in unmittelbarer Nähe zum berühmten Viktualienmarkt und zur Frauenkirche.
- Das ganze Jahr über ist der Marienplatz Schauplatz wichtiger Veranstaltungen, vom traditionellen Christkindlmarkt im Winter bis zum Stadtgründungsfest im Sommer.
Der Marienplatz ist somit nicht nur ein Ort von großer historischer Bedeutung, sondern auch ein lebendiger, dynamischer Platz, der das tägliche Leben Münchens widerspiegelt. Er ist der Ort, an dem man sich verabredet, Veranstaltungen besucht, einkauft oder einfach nur das bunte Treiben beobachtet.

Häufig gestellte Fragen zum Marienplatz
Frage: Was ist der Marienplatz?
Antwort: Der Marienplatz ist der zentrale Platz und das historische Herz der bayerischen Landeshauptstadt München.
Frage: Welche wichtigen Gebäude stehen am Marienplatz?
Antwort: Am Marienplatz stehen das Neue Rathaus (im Norden) und das Alte Rathaus (im Osten). Die Süd- und Westseite sind von Geschäfts- und Kaufhäusern gesäumt.
Frage: Was ist das Besondere am Neuen Rathaus?
Antwort: Das Neue Rathaus beeindruckt durch seine neugotische Architektur und beherbergt das berühmte Glockenspiel im Rathausturm, das zweimal täglich Figuren zur Musik tanzen lässt.
Frage: Was ist die Mariensäule?
Antwort: Die Mariensäule ist eine Marienstatue auf einer Säule in der Mitte des Marienplatzes, die Kurfürst Maximilian I. 1638 zum Dank für die Verschonung Münchens im Dreißigjährigen Krieg errichten ließ.
Frage: Was ist der Fischbrunnen und welche Bräuche gibt es dort?
Antwort: Der Fischbrunnen ist ein Brunnen am Marienplatz, der ein beliebter Treffpunkt ist. Bekannte Bräuche sind der historische Münchner Metzgersprung (alle drei Jahre) und das Geldbeutelwaschen am Aschermittwoch.
Frage: Kann man vom Marienplatz eine gute Aussicht über München bekommen?
Antwort: Ja, sowohl vom Turm des Neuen Rathauses als auch vom nahegelegenen Turm des 'Alten Peter' hat man eine hervorragende Aussicht über die Stadt.
Frage: Welche Veranstaltungen finden am Marienplatz statt?
Antwort: Der Marienplatz ist das ganze Jahr über Schauplatz verschiedener Veranstaltungen, darunter der berühmte Christkindlmarkt und das Stadtgründungsfest.
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