Brüssel, die Hauptstadt Belgiens und das Herz Europas, zieht jährlich unzählige Besucher an. Neben beeindruckender Architektur, reicher Geschichte und der politischen Bedeutung der EU-Institutionen lockt die Stadt auch mit einer weltberühmten Gastronomieszene. Doch eine Frage beschäftigt viele Reisende schon vor der Ankunft: Ist Essen in Brüssel teuer? Die Antwort ist, wie so oft, nicht pauschal zu geben. Während Brüssel generell als eine Stadt mit eher hohen Lebenshaltungskosten gilt, bietet die kulinarische Landschaft eine überraschende Bandbreite an Möglichkeiten für jedes Budget. Von günstigen Streetfood-Optionen bis hin zu gehobenen Restaurants ist alles dabei. Dieser Artikel nimmt Sie mit auf eine Reise durch die Brüsseler Küche und zeigt Ihnen, wie Sie die Stadt auch kulinarisch erleben können, ohne Ihr Budget zu sprengen.

Die Kostenfrage: Was kostet Essen in Brüssel wirklich?
Die Wahrnehmung, dass Brüssel eine teure Stadt ist, stimmt in vielerlei Hinsicht. Mieten, Transport und bestimmte Dienstleistungen können kostspielig sein. Beim Essen gehen ist das Bild jedoch differenzierter. Es stimmt, dass es viele exquisite und dementsprechend teure Restaurants gibt, in denen ein Abendessen schnell 60 Euro pro Person oder mehr kosten kann. Diese Adressen bieten oft ein gehobenes Erlebnis mit mehrgängigen Menüs und exzellentem Service.
Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche Möglichkeiten, in Brüssel gut und günstig zu essen. Eine der beliebtesten und preiswertesten Optionen ist der Kauf eines großen, frisch zubereiteten Sandwiches, das oft nur etwa 3 Euro kostet. Diese sind perfekt für ein schnelles Mittagessen unterwegs. Viele Restaurants bieten auch preiswerte Mittagsmenüs oder Tagesangebote an. Es ist durchaus möglich, ein Drei-Gänge-Menü inklusive Dessert für rund 10 Euro zu finden, insbesondere abseits der touristischsten Hotspots.
Der Durchschnittspreis für ein Hauptgericht in einem Restaurant im Stadtzentrum liegt bei etwa 20 Euro pro Person. Dieser Preis kann je nach Art des Restaurants und der gewählten Speisen variieren. Wer auf sein Budget achten muss, findet viele Brasserien, Cafés und kleinere Lokale, die herzhafte und leckere belgische Küche zu fairen Preisen anbieten. Die Preisspanne ist also groß, und mit ein wenig Recherche und der Bereitschaft, auch abseits der Hauptstraßen zu suchen, kann man in Brüssel hervorragend essen, ohne ein Vermögen auszugeben.
Belgische Spezialitäten: Ein Fest für den Gaumen
Die belgische Küche ist reichhaltig, deftig und voller Geschmack. Ein Besuch in Brüssel ist nicht komplett ohne das Probieren einiger der berühmtesten Gerichte des Landes. Diese Spezialitäten sind oft die beste Wahl, um authentisch und preiswert zu essen, da sie in vielen traditionellen Lokalen angeboten werden.
Moules-frites: Der Klassiker
Das wohl ikonischste Gericht Belgiens sind Moules-frites, Muscheln mit Pommes Frites. In Brüssel sind Muscheln unglaublich populär und werden in verschiedenen Größen serviert, typischerweise entweder 500 Gramm oder 1 Kilogramm pro Portion, immer begleitet von einer großzügigen Portion der berühmten belgischen Pommes. Sie können die Muscheln in verschiedenen Saucen bestellen, darunter die klassische Marinara (mit Weißwein, Zwiebeln und Petersilie), aber auch Varianten mit Tomate oder Knoblauch sind beliebt. Die Qualität der Muscheln und die Art der Zubereitung können stark variieren, daher lohnt es sich, ein Lokal zu wählen, das für seine Muscheln bekannt ist.
Carbonnade flamande: Herzhafter Eintopf
Ein weiteres beliebtes Gericht ist die Carbonnade flamande, ein flämischer Eintopf. Dieses Gericht besteht aus Rindfleisch, das langsam in belgischem Bier geschmort wird, zusammen mit Zwiebeln. Obwohl Bier verwendet wird, schmeckt der Eintopf nicht stark nach Alkohol, sondern entwickelt eine tiefe, leicht süßliche und komplexe Geschmacksnote. Auch Carbonnade flamande wird traditionell mit einer Beilage Pommes Frites serviert, die perfekt dazu passen, die reichhaltige Sauce aufzusaugen.
Waterzooi: Ein leichterer Genuss
Waterzooi ist ein Eintopf, der entweder mit Huhn oder Fisch zubereitet wird und eine cremige Basis aus Sahne, Eigelb und Gemüse hat. Es ist ein typisches Gericht aus Gent, aber auch in Brüssel weit verbreitet. Waterzooi ist leichter als Carbonnade flamande, aber ebenso sättigend und schmackhaft, besonders an kühleren Tagen.
Chicons au gratin: Chicorée-Auflauf
Chicons au gratin sind belgische Endivien (Chicorée), die in Schinken gewickelt und mit einer cremigen Käsesauce überbacken werden. Dieses Gericht ist ein wunderbares Beispiel für die Nutzung regionaler Produkte und bietet eine angenehme Bitterkeit vom Chicorée, die gut mit dem salzigen Schinken und der reichen Käsesauce harmoniert.
Filet Américain: Für Mutige
Filet Américain ist ein Gericht für Abenteuerlustige: rohes, fein gehacktes Rindfleisch, oft mit Zwiebeln, Kapern und Gewürzen angemacht, serviert auf einer Scheibe Toastbrot. Es ähnelt Steak Tartare und ist in Belgien sehr populär.
Die Welt der belgischen Pommes Frites
Belgien beansprucht, die Heimat der Pommes Frites zu sein, und es gibt gute Gründe dafür. Belgische Pommes sind dicker geschnitten als ihre internationalen Pendants und werden traditionell zweimal frittiert, was ihnen eine einzigartige Knusprigkeit außen und eine weiche Textur innen verleiht. Die Kultur der Frietkots, kleiner Stände oder Buden, die sich ausschließlich dem Verkauf von Pommes Frites widmen, ist tief in Brüssel verwurzelt.
Diese Frietkots bieten eine beeindruckende Auswahl an Saucen, von klassischer Mayonnaise (ein Muss zu belgischen Pommes) über Ketchup, Andalouse, Samurai, Joppie und viele mehr. Ein Besuch bei einem Frietkot ist ein authentisches Brüsseler Erlebnis und eine sehr preiswerte Möglichkeit, satt zu werden. Ein berühmtes Beispiel ist Maison Antoine in der Nähe des Place Jourdan, das für seine hochwertigen Pommes bekannt ist und sogar von prominenten Besuchern aufgesucht wurde.
Es gibt sogar ein Museum, das Musée de la Frite Bruxelles, das sich dieser bescheidenen, aber geliebten Kartoffel widmet. Hier kann man mehr über die Geschichte und Zubereitung der belgischen Pommes lernen und natürlich auch frische probieren.
Belgisches Bier: Ein flüssiges Kulturgut
Belgien ist weltweit berühmt für seine Biere. Mit über 180 Brauereien und einer unglaublichen Vielfalt an Stilen ist Bier mehr als nur ein Getränk – es ist ein wichtiger Teil der nationalen Identität und wurde sogar von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Belgier trinken im Durchschnitt fast 100 Liter Bier pro Jahr.
Von leichten Blondinen und Witbieren über fruchtige Lambics bis hin zu starken Dubbeln, Tripeln und Quadrupeln – die Auswahl ist überwältigend. Bekannte Marken wie Stella Artois, Leffe, Chimay (Trappistenbier) und Duvel sind nur die Spitze des Eisbergs. Jedes Bier wird oft in einem spezifischen Glas serviert, das seinen Geschmack und sein Aroma am besten zur Geltung bringt.
In vielen Bars erhält man zu einem Glas Bier eine kleine Schale mit Chips oder Nüssen. Man kann aber auch Käseplatten bestellen, oft mit Senf und Gewürzen, die hervorragend zum Bier passen. Für Bierliebhaber ist die Belgian Beer World im alten Börsenpalast ein Muss. Hier kann man interaktiv mehr über die Geschichte, den Brauprozess und die Vielfalt des Belgisches Biers erfahren.
Die süße Seite Brüssels: Schokolade und Waffeln
Neben deftigen Gerichten und edlen Bieren ist Belgien auch ein Paradies für Naschkatzen, dank seiner weltberühmten Schokolade und Waffeln.

Belgische Schokolade: Ein Stück Luxus
Belgische Schokolade genießt einen exzellenten Ruf und ist überall in Brüssel zu finden. Von kleinen handwerklichen Chocolatiers bis hin zu großen, luxuriösen Geschäften – die Stadt ist übersät mit Verlockungen. Schokolade wird in allen Formen angeboten: als Tafeln, gefüllte Pralinen, Schokoraspeln oder geschmolzene Schokolade.
Die berühmteste Art belgischer Schokolade sind Pralinen. Eine Praline ist eine knusprige Hülle, gefüllt mit einer Vielzahl von Cremes, Ganaches oder Nüssen. Sie wurde im frühen 20. Jahrhundert populär und entwickelte sich zu einem belgischen Starprodukt. Namen wie Godiva, Neuhaus und Leonidas sind international bekannt, aber es gibt auch viele kleinere Produzenten, die fantastische Qualität bieten. Beim Schlendern durch die Stadt kann man oft beeindruckende Schokoladenkunstwerke in den Schaufenstern bewundern.
Für Interessierte gibt es sogar Schokoladenmuseen wie Choco-Story oder Belgian Chocolate Village, die den Weg von der Kakaobohne zur fertigen Schokolade erklären und oft auch Workshops zur Schokoladenherstellung anbieten.
Belgische Waffeln: Gaufres zum Genießen
Ein weiterer Exportschlager und beliebter Snack sind Belgische Waffeln, auf Französisch Gaufres genannt. Es gibt zwei Hauptvarianten: die Gaufres de Liège (Lütticher Waffeln), die kleiner, dichter und knuspriger sind, oft mit karamellisiertem Zucker im Teig, und die Gaufres de Bruxelles (Brüsseler Waffeln), die größer, rechteckig, luftiger und leichter sind. Brüsseler Waffeln werden oft mit verschiedenen Toppings serviert, wie Puderzucker, geschmolzener Schokolade, Schlagsahne, Früchten oder Eiscreme.
An vielen Ständen in Brüssel kann man eine einfache Brüsseler Waffel für etwa 1,50 Euro kaufen. Mit Toppings steigt der Preis natürlich. Besonders in touristischen Gegenden finden sich zahlreiche Waffelstände, die diese süße Köstlichkeit anbieten.
Wo und wann man in Brüssel isst
Das Stadtzentrum von Brüssel, insbesondere die Gegend um den Grand Place und die Rue des Bouchers (Metzgergasse), ist voller Restaurants. Obwohl diese Gegenden sehr touristisch sind, bieten sie eine riesige Auswahl von einfachen Brasserien bis hin zu gehobeneren Lokalen. Die Rue des Bouchers ist berühmt (oder berüchtigt) für ihre Fülle an Restaurants, die oft versuchen, Touristen mit Menüs und Angeboten anzulocken. Es lohnt sich, hier genau hinzuschauen oder sich in die Seitenstraßen zu wagen.
Abseits des direkten Zentrums gibt es viele charmante Viertel mit ausgezeichneten Restaurants, die von traditionell bis international reichen. Fragen Sie Einheimische oder nutzen Sie Online-Bewertungen, um versteckte Juwelen zu finden.
Was die Essenszeiten betrifft, so haben sich die Restaurants in Brüssel gut an die Bedürfnisse von Touristen angepasst. Viele Bistros und Restaurants, besonders im Zentrum, haben bis etwa Mitternacht geöffnet, was spätes Abendessen ermöglicht.
Preisübersicht: Essen in Brüssel
Um Ihnen eine bessere Vorstellung von den Kosten zu geben, hier eine kleine Übersicht über typische Preise für Essen in Brüssel:
Art der Mahlzeit / Produkt | Ungefährer Preis (€ pro Person) |
---|---|
Großes Sandwich | ~3 |
Belgische Waffel (ohne Toppings) | ~1.50 |
Einfaches Mittagessen/Snack (z.B. Pommes Frites) | 3 - 7 |
Drei-Gänge-Menü (günstig) | ~10 |
Hauptgericht in einem durchschnittlichen Restaurant | 15 - 25 |
Durchschnittliches Abendessen (mit Getränk) | ~20 |
Menü in einem bekannten Restaurant (z.B. Bouillon) | ~35 |
Abendessen in einem gehobenen Restaurant | 60+ |
Glas belgisches Bier | 3 - 6 |
Tasse Kaffee | 2 - 4 |
Bitte beachten Sie, dass dies Richtwerte sind und die Preise je nach Lage, Art des Lokals und spezifischer Auswahl variieren können.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Ist Essen in Brüssel wirklich teuer?
Nein, nicht unbedingt. Während Brüssel teure Restaurants bietet, gibt es auch viele erschwingliche Optionen. Sie können ein gutes Sandwich für 3 € oder ein günstiges Drei-Gänge-Menü für 10 € finden. Der Durchschnittspreis für ein Abendessen in einem Restaurant liegt bei etwa 20 € pro Person, aber es gibt viele Möglichkeiten, preiswerter zu essen.
Welche Gerichte muss ich in Brüssel unbedingt probieren?
Zu den Klassikern gehören Moules-frites (Muscheln mit Pommes), Carbonnade flamande (flämischer Rindereintopf), Waterzooi (Hühner- oder Fischeintopf), Chicons au gratin (überbackener Chicorée) und Filet Américain (rohes Rindfleisch). Vergessen Sie nicht die berühmten belgischen Pommes Frites, Belgische Waffeln und natürlich Pralinen und Schokolade!
Wo finde ich die besten Pommes Frites in Brüssel?
Die besten Pommes finden Sie oft an den traditionellen Frietkots (Frittenbuden). Maison Antoine in der Nähe des Place Jourdan ist sehr berühmt. Achten Sie auf Stände, an denen sich viele Einheimische anstellen – das ist oft ein gutes Zeichen.
Gibt es Museen in Brüssel, die sich mit Essen oder Trinken beschäftigen?
Ja, es gibt mehrere. Für Schokoladenliebhaber gibt es Choco-Story und Belgian Chocolate Village. Das Musée de la Frite widmet sich den Pommes Frites, und die Belgian Beer World im alten Börsenpalast ist ein Muss für Bierinteressierte.
Wie lange haben die Restaurants in Brüssel abends geöffnet?
Viele Restaurants, besonders im Stadtzentrum und den touristischen Gebieten, haben bis etwa Mitternacht geöffnet. Es gibt auch einige Lokale, die noch später geöffnet sind, aber die meisten Küchen schließen um diese Zeit.
Sind vegetarische Optionen leicht zu finden?
Ja, die vegetarische und vegane Szene in Brüssel wächst. Während traditionelle belgische Küche oft fleisch- oder fischlastig ist, bieten viele moderne Restaurants und Cafés eine gute Auswahl an vegetarischen und veganen Gerichten. Auch in traditionellen Restaurants gibt es oft zumindest einige vegetarische Optionen.
Fazit
Essen in Brüssel kann teuer sein, wenn Sie die gehobenen Restaurants besuchen. Es ist aber keineswegs notwendig, viel Geld auszugeben, um die hervorragende belgische Küche zu genießen. Mit einer Vielzahl von Frietkots, Brasserien, Cafés und preiswerten Restaurants bietet Brüssel Optionen für jedes Budget. Von deftigen Eintöpfen und frischen Muscheln bis hin zu weltklasse Schokolade und knusprigen Waffeln – die Stadt lädt dazu ein, ihre kulinarischen Schätze zu entdecken, ganz gleich, wie groß oder klein Ihr Reisebudget ist. Planen Sie Ihre Mahlzeiten strategisch, probieren Sie lokale Spezialitäten an weniger touristischen Orten und genießen Sie das reiche gastronomische Angebot, das Brüssel zu bieten hat.
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