Hoch über der Mündung der Lahn in den mächtigen Rhein thront majestätisch die Burg Lahneck. Als markantes Bauwerk der Rheinromantik vereint sie mittelalterliche Geschichte mit dem neugotischen Stil des 19. Jahrhunderts und bietet einen Anblick, der Besucher sofort in seinen Bann zieht. Die Burg, die heute in Privatbesitz ist, blickt auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurück, gespickt mit historischen Fakten und geheimnisvollen Legenden.

Die Geschichte der Burg Lahneck
Der Ursprung der Burg Lahneck reicht zurück bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts. Genau genommen wurde die Burganlage um das Jahr 1244 im Auftrag des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Siegfried v. Eppstein errichtet. Er gab ihr den Namen „Lonekke“ und stattete sie mit einem wertvollen Zollprivileg aus. Ihre strategisch wichtige Lage über dem Zusammenfluss von Lahn und Rhein sowie in der Nähe der Zollstätten von Lahnstein machte sie zu einem bedeutenden Stützpunkt.
Vom Bau im Mittelalter bis zur Zerstörung
In den frühen Jahren wurde die Burg von einem ritterlichen Burggrafen bewohnt. Gelegentlich fanden auch adelige Burgmannen hier Unterkunft. Die Sicherheit der Anlage wurde durch Wächter und Pförtner gewährleistet. Die mittelalterliche Burganlage präsentierte sich als quadratische Struktur, umgeben von drei Gebäudeflügeln und einer robusten Schildmauer, in die das Burgtor integriert war. Zum besseren Schutz der besonders exponierten Südseite, wo der Fels nicht steil genug abfiel, wurden Rundtürme an den Südecken errichtet und ein imposanter, 8 Meter breiter Graben angelegt. Der 29 Meter hohe fünfeckige Bergfried war nicht nur ein Wahrzeichen, sondern auch funktional: Von seiner Spitze aus konnte der Turmwächter den Graben überwachen. Im Inneren des Bergfrieds befand sich zudem das Verlies. Seitlich an den Bergfried schlossen sich die Wohngebäude an. Die Burg spielte eine entscheidende Rolle für die Sicherheit des Umlandes, der Stadt Lahnstein und ihrer wichtigen Zollstätten.
Der ursprüngliche Zugang zur Burg befand sich auf der westlichen Seite und wurde durch eine Brücke über einen weiteren Graben gesichert. Ein bedeutender Anbau erfolgte im Jahr 1386 mit dem Bau der Kapelle. Diese wurde an der östlichen Seite der Burganlage errichtet und war ein stattlicher Bau. Sie maß 15 Meter in der Länge, 8 Meter in der Breite und ragte 16 Meter in die Höhe. Ihre Architektur war bemerkenswert: ein im Achteck geschlossenes Rechteck mit zwei seitlichen Ausbauten in Form halber, übereck stehender Quadrate an den Langseiten. Die Kapelle wurde zudem mit sieben Spitzbogenfenstern versehen und war der Muttergottes sowie dem heiligen Udalrich geweiht. Auch heute noch kann man den Altar aus dem 15. Jahrhundert in der Kapelle bewundern, ein stiller Zeuge vergangener Zeiten.
Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die Burg Lahneck mehrmals den Besitzer. Im Jahr 1464 erhielt Diether von Isenburg die Burg als Lehen und ernannte seinen Bruder Johann zum Burggrafen. Diether von Isenburg ließ die Burg weiter verstärken, insbesondere im Süden und Westen, indem er einen zusätzlichen Mauerring und einen Zwinger anlegen ließ. An dem Tor auf der Ostseite, das in dieser Zeit errichtet wurde, ist noch heute das „Isenburgische Wappen“ als historisches Zeugnis erkennenswerter. Das Burglehen verpflichtete mächtige Herren und Adelige zur Verteidigung der Anlage. Zu den bedeutenden Burgmannen von Lahneck zählten unter anderem die Grafen von Sayn und die Grafen von Katzenelnbogen.
Die wechselvolle Geschichte führte die Burg durch schwere Zeiten. Während des Dreißigjährigen Krieges verfiel die Anlage zusehends. Ihre endgültige Zerstörung erlitt Burg Lahneck im Pfälzischen Erbfolgekrieg im Jahr 1689.
Wiederaufbau und heutiger Besitzer
Fast zwei Jahrhunderte lag die Burg in Trümmern, bevor sie ab 1852 aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt wurde. Graf Morartry, der Direktor der Rechts-Rheinischen-Eisenbahngesellschaft, kaufte die Ruine und begann mit dem Wiederaufbau. Dieser erfolgte im damals modernen Stil der englischen Gotik, was der Burg ihr heutiges, romantisches Aussehen verlieh. Seine Nachbesitzer vollendeten den Wiederaufbau, der die mittelalterliche Substanz mit neugotischen Elementen harmonisch verbindet.
Seit dem Jahr 1907 befindet sich die Burg Lahneck im Besitz der Familie des kaiserlichen Vizeadmirals Robert Mischke und wird bis heute von seinen Erben bewohnt und gepflegt. Obwohl die Burg in Privatbesitz ist, steht sie für Besucher offen und ermöglicht so Einblicke in ihre reiche Geschichte und die beeindruckende Architektur.
Architektur und Besonderheiten
Die Architektur der Burg Lahneck ist ein faszinierendes Zusammenspiel aus mittelalterlichen Ursprüngen und der neugotischen Wiederherstellung im 19. Jahrhundert. Der ursprüngliche Bau war eine quadratische Anlage, strategisch positioniert und stark befestigt. Die Schildmauer mit dem Burgtor, die Rundtürme an den Südecken und der breite Graben zeugen von der militärischen Bedeutung der Burg im Mittelalter.
Der fünfeckige Bergfried ist ein ungewöhnliches und markantes Element des mittelalterlichen Baus. Seine Form und Höhe unterstreichen die defensive Funktion als Wacht- und Wehrturm.
Der Wiederaufbau im 19. Jahrhundert brachte den Stil der englischen Gotik ein. Dieser romantische Baustil prägt heute maßgeblich das Erscheinungsbild der Burg und trägt zu ihrem Ruf als Inbegriff der Rheinromantik bei. Die Verbindung der robusten mittelalterlichen Substanz mit den filigraneren, romantischen Formen des 19. Jahrhunderts schafft eine einzigartige Atmosphäre.
Besonders sehenswert im Inneren sind die historische Kapelle mit ihrem spätmittelalterlichen Altar, der Rittersaal sowie wertvolle Bilder und Möbel, die die Geschichte der Burg und ihrer Bewohner lebendig werden lassen.
Sagen und Legenden
Um die Burg Lahneck ranken sich mehrere faszinierende Sagen, die ihrer Geschichte eine mystische Dimension verleihen.
Die Tempelritter auf Burg Lahneck
Eine der bekanntesten Legenden besagt, dass die letzten zwölf Tempelritter nach ihrer Ächtung im 12. Jahrhundert (Anmerkung: Die Ächtung des Ordens erfolgte tatsächlich im frühen 14. Jahrhundert, die Sage verlegt dies jedoch in das 12. Jahrhundert) auf Burg Lahneck einen heldenhaften, aber aussichtslosen Kampf gegen übermächtige Verfolger führten und hier fielen. Diese Geschichte verleiht der Burg eine Aura des Widerstands und des tragischen Endes.
Die tragische Geschichte der Idilia Dubb
Besonders ergreifend ist die Sage von Fräulein Idilia Dubb. Die schottische Touristin soll im Jahr 1851 die Burgruine besucht haben. Neugierig bestieg das zierliche Mädchen den Turm, doch die morsche Holztreppe, die sie hinaufgeführt hatte, brach hinter ihr zusammen. Der Rückweg war abgeschnitten. Gefangen auf dem Turmplateau, wartete sie vergebens auf Hilfe. Der Überlieferung nach fand man Jahre später ihr Skelett und ein Tagebuch, in das sie ihre letzten Tage und Hoffnungen schrieb, während sie dem Hungertod entgegensah. Diese tragische Begebenheit ist fest mit dem Ort verbunden und wird oft erzählt.
Berühmte Besucher
Nicht nur Sagenfiguren und historische Persönlichkeiten besuchten die Burg Lahneck. Auch der berühmte deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe war von der Burg und ihrer malerischen Lage beeindruckt. Während eines Aufenthalts mit Lavater und Basedow in Lahnstein schrieb er das Gedicht „Geistesgruß“, das die Burg thematisiert und mit der bekannten Zeile beginnt: „Hoch auf dem alten Thurne steht, des Helden edler Geist (…)“.
Burg Lahneck heute: Besichtigung und Bedeutung
Heute ist Burg Lahneck ein lebendiges Denkmal der Geschichte und ein beliebtes Ziel für Besucher. Obwohl sie weiterhin in Privatbesitz der Familie Mischke ist, kann die Burg besichtigt werden. Dies ermöglicht Interessierten, die historischen Gemäuer, die Kapelle, den Rittersaal und die Innenräume zu erkunden. Der Besuch bietet die Gelegenheit, die einzigartige Verbindung von mittelalterlicher Wehrarchitektur und neugotischer Romantik selbst zu erleben und die Orte zu sehen, um die sich die berühmten Legenden ranken.
Die Burg Lahneck ist nicht nur ein privates Anwesen, sondern auch ein eingetragenes Baudenkmal. Sie ist im Denkmalverzeichnis des Rhein-Lahn-Kreises aufgeführt (Denkmalverzeichnis Rhein-Lahn-Kreis, S. 53), was ihre kulturelle und historische Bedeutung unterstreicht.
Ein Besuch der Burg Lahneck ist eine Reise durch die Zeit, die Geschichte, Architektur und Legenden auf einzigartige Weise verbindet und ein unvergessliches Erlebnis am Romantischen Rhein bietet.
Historischer Überblick der Burg Lahneck
Periode/Ereignis | Eigentümer / Wichtige Person | Merkmale / Ereignisse |
---|---|---|
Ab ca. 1244 | Erzbischof Siegfried v. Eppstein (Mainz) | Bau als "Lonekke", Zollprivileg, ritterlicher Burggraf, Burgmannen, Wächter, Pförtner. Bau des quadratischen Kerns, Bergfrieds. |
1386 | (Existierende Burg) | Bau der Kapelle an der Ostseite. |
1464 | Diether von Isenburg | Verstärkung der Befestigung (Mauerring, Zwinger) an Süd/West, Johann von Isenburg (Burggraf). Isenburgisches Wappen am Osttor. |
Dreißigjähriger Krieg | (Verschiedene) | Verfall der Burg durch Kriegseinwirkungen. |
1689 (Pfälz. Erbfolgekrieg) | (Verschiedene) | Endgültige Zerstörung der Burganlage. |
Ab 1852 | Graf Morartry, Nachbesitzer | Wiederaufbau der Ruine im Stil englischer Gotik. |
1851 | (Kein Eigentümerwechsel) | Sage von der tragischen Idilia Dubb auf dem Turm. |
Seit 1907 | Familie von Vizeadmiral Robert Mischke | Privatbesitz, Burg wird bewohnt und kann besichtigt werden. |
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wem gehört Burg Lahneck heute?
Die Burg Lahneck befindet sich seit 1907 im Privatbesitz der Familie des kaiserlichen Vizeadmirals Robert Mischke und seinen Erben.
Kann man Burg Lahneck besichtigen?
Ja, obwohl sich die Burg in Privatbesitz befindet, ist sie für Besichtigungen geöffnet. Besucher haben die Möglichkeit, die Anlage, die Innenräume, die Kapelle und den Rittersaal zu erkunden.
Wo liegt Burg Lahneck genau?
Die Burg Lahneck liegt in Lahnstein, Rheinland-Pfalz, oberhalb der Mündung der Lahn in den Rhein. Die Adresse ist Am Burgweg 1, 56112 Lahnstein.
Ist Burg Lahneck die Burg aus der Sage von Idilia Dubb?
Ja, die tragische Sage von Fräulein Idilia Dubb, die im 19. Jahrhundert auf dem Turm verhungert sein soll, ist eine der bekanntesten Legenden, die sich um die Burg Lahneck ranken.
Wann wurde die Burg Lahneck ursprünglich gebaut?
Der Bau der Burg Lahneck begann um das Jahr 1244 im Auftrag des Mainzer Erzbischofs Siegfried v. Eppstein.
Welche berühmte Persönlichkeit besuchte die Burg Lahneck?
Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe besuchte Lahnstein und die Burg Lahneck und war so beeindruckt, dass er das Gedicht „Geistesgruß“ darüber schrieb.
Welchen Baustil weist Burg Lahneck auf?
Burg Lahneck zeigt eine interessante Mischung aus mittelalterlicher Architektur, insbesondere im Grundriss und Teilen der Befestigung, und dem Stil der englischen Gotik, der beim Wiederaufbau im 19. Jahrhundert verwendet wurde. Dies trägt maßgeblich zu ihrem Bild als romantische Rheinburg bei.
Ist Burg Lahneck ein geschütztes Denkmal?
Ja, Burg Lahneck ist als Objekt in das Denkmalverzeichnis des Rhein-Lahn-Kreises eingetragen und somit ein geschütztes Baudenkmal.
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