Wer verlässt das Restaurant zuerst?

Stilvoll speisen: Der Restaurant-Knigge

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Ein gemeinsames Abendessen in einem Restaurant, besonders zu besonderen Anlässen wie Feiertagen oder Geburtstagen, ist oft ein Höhepunkt. Gutes Essen, aufmerksamer Service und angenehme Gesellschaft schaffen bleibende Erinnerungen. Damit solche Abende für alle Beteiligten zu einem wahren Genuss werden, spielt das angemessene Verhalten eine entscheidende Rolle. Die Einhaltung bestimmter Regeln der Etikette, oft zusammenfassend als Knigge bezeichnet, ist dabei unerlässlich. Diese Regeln sind weit mehr als nur veraltete Förmlichkeiten; sie sind Ausdruck von Respekt gegenüber den Mitmenschen, dem Servicepersonal und dem Ambiente des Restaurants selbst. Sie tragen maßgeblich zu einer harmonischen Atmosphäre bei und zeugen von sozialem Bewusstsein und Wertschätzung für die Kultur des gemeinsamen Essens.

Wer verlässt das Restaurant zuerst?
Bei größeren Gruppen geht der Gastgeber oder die Gastgeberin voran. Grundsätzlich betritt der Herr das Restaurant zuerst und hält der Dame idealerweise die Tür offen. Bei reinen Damenrunden entfällt diese Geste. Die Dame wartet kurz auf den Herrn, dieser geht dann voraus.

Gute Tischmanieren sind eine zeitlose Fähigkeit, die in vielen Lebensbereichen von Vorteil ist, sei es bei geschäftlichen Essen, gesellschaftlichen Veranstaltungen oder einem privaten Rendezvous. Sie verleihen Ihnen Souveränität und Stil.

Der erste Eindruck: Ankunft im Restaurant

Schon beim Betreten eines Restaurants gelten bestimmte Regeln, die den Ton für den weiteren Abend angeben. Bei größeren Gruppen geht üblicherweise der Gastgeber/Gastgeberin voraus, um den Tisch zu finden oder sich beim Personal zu melden. In Begleitung einer Dame betritt traditionell der Herr das Restaurant zuerst. Diese Geste hatte ursprünglich den Sinn, der Dame den Weg zu ebnen und möglicherweise erste Eindrücke vom Lokal zu sammeln. Idealerweise hält der Herr der Dame dabei die Tür auf. In reinen Damenrunden entfällt diese spezielle Geste natürlich. Nachdem der Herr vorangegangen ist, wartet die Dame kurz, bevor sie ihm folgt.

Mäntel, Jacken und größere Taschen gehören an die Garderobe, sofern vorhanden. Man sollte nicht unnötig lange im Eingangsbereich verweilen, sondern zügig und mit angemessenem Tempo zum zugewiesenen Tisch gehen. Entdeckt man bekannte Gesichter im Restaurant, ist ein freundliches Lächeln oder ein diskretes Kopfnicken die passende Begrüßung. Laute Rufe oder längere Gespräche quer durch den Raum oder zwischen den Tischen hindurch sind unhöflich und stören die anderen Gäste.

Die Kunst am Tisch: Vor dem Essen

Sobald man Platz genommen hat, gibt es weitere Schritte, die zur guten Etikette gehören. Das Handy sollte unbedingt auf lautlos gestellt oder ausgeschaltet und in der Tasche verstaut werden. Persönliche Gegenstände wie Autoschlüssel, Geldbeutel oder eben das Mobiltelefon haben auf dem Tisch nichts verloren. Sie lenken ab und wirken unordentlich.

Die Serviette, die oft dekorativ auf dem Teller liegt, wird vor dem Essen entfaltet und auf den Schoß gelegt. Sie dient dazu, den Mund diskret abzutupfen, bevor man trinkt oder wenn man sich kurz vom Tisch entfernt. Sie ist kein Taschentuch und sollte nicht zum Abwischen des gesamten Gesichts benutzt werden.

Wenn man als Gastgeber/Gastgeberin auftritt und die Runde zum Anstoßen einlädt, erhebt man sein Glas zuerst. Heute ist es üblich und akzeptiert, mit allen Getränken anzustoßen, nicht nur mit alkoholischen. Halten Sie Gläser mit Stiel immer am Stiel, um die Temperatur des Getränks nicht durch die Handwärme zu beeinflussen.

Die richtige Haltung am Tisch ist ebenfalls wichtig. Sitzen Sie aufrecht auf dem Stuhl, mit den Armen möglichst nah am Oberkörper, ohne die Ellenbogen auf den Tisch zu stützen – insbesondere nicht, wenn viele Gläser und Teller eingedeckt sind und die Gefahr besteht, etwas umzustoßen. Persönliche Hygiene wie das Benutzen von Zahnstochern oder das Auftragen von Lippenstift gehört nicht an den Esstisch, sondern in den Waschraum.

Ein grundlegende Regel, die oft vergessen wird: Mit dem Essen begonnen wird erst, wenn alle am Tisch ihr Gericht serviert bekommen haben. Dies zeigt Rücksichtnahme und Wertschätzung für die Gesellschaft.

Speisen und Getränke bestellen

Als Gastgeber/Gastgeberin, der oder die Gäste eingeladen hat, empfiehlt es sich, im Vorfeld einen Kostenrahmen festzulegen oder zumindest eine Vorstellung davon zu haben. Man kann Menüvorschläge machen oder bei der Auswahl behilflich sein. Scheuen Sie sich nicht, das Personal um Empfehlungen oder nähere Informationen zu den Gerichten zu bitten, falls Unsicherheiten bestehen.

In traditionellen oder gehobenen Restaurants gilt es als gute Etikette, wenn der Herr den Kellner nach den Wünschen der Dame fragt und dann die Bestellungen für beide oder die gesamte Runde an das Servicepersonal weitergibt. Diese Praxis mag in modernen Zeiten weniger streng gehandhabt werden, zeugt aber von Aufmerksamkeit und Stil, besonders in einem formellen Rahmen.

Der Umgang mit dem Besteck

Die richtige Verwendung des Bestecks kann auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, folgt aber einer einfachen Logik: Man beginnt immer mit dem äußersten Besteck und arbeitet sich Gang für Gang nach innen vor. Für spezielle Gerichte wie Meeresfrüchte gibt es oft eigenes Besteck, oder sie dürfen, wie in manchen Fällen, mit den Händen gegessen werden. Wird etwas mit den Händen gegessen, wird üblicherweise ein Schälchen mit Wasser und Zitrone gereicht, um sich zwischendurch die Finger zu reinigen (die sogenannte Fingerschale).

Benutztes Besteck gehört nach Gebrauch immer auf den Teller, niemals auf die Tischdecke. Dies verhindert Flecken und signalisiert dem Servicepersonal, ob der Teller abgeräumt werden kann.

Wer hat das Restaurant erfunden?
Im Jahr 1782 eröffnete Antoine Beauvilliers ein Speiselokal mit Namen „Restaurant“, das ihn bekannt machte. Es wurde von dem berühmten französischen Gastrosophen Brillat-Savarin gelobt und gehörte zu den ersten Luxusrestaurants für wohlhabende Kunden.

Ein wichtiges Element der Tischmanieren ist die sogenannte Besteck-Sprache, die eine wortlose Kommunikation mit dem Service ermöglicht. Heute sind vor allem zwei Positionen gebräuchlich:

ZustandBesteckposition auf dem TellerBedeutung
PauseGekreuzt (Messer und Gabel bilden ein 'X' oder liegen offen nebeneinander)Ich mache eine Ess-Pause. (Oder selten: Ich möchte Nachschlag.)
FertigParallel, Messer rechts neben der Gabel (Position wie bei '4' oder '5' auf einer Uhr)Ich bin mit diesem Gang/dem Essen fertig.

Bei beiden "Sprachen" liegt das Messer mit der Schneide zur Gabel gewandt auf dem Teller.

Verhaltensregeln während des Essens

Das Essen selbst bietet zahlreiche Gelegenheiten, gute Manieren zu zeigen. Bevor man vom Teller der Begleitung probiert, sollte man immer höflich um Erlaubnis fragen und idealerweise im Gegenzug auch etwas vom eigenen Gericht anbieten. Brot, das als Vorspeise gereicht wird, sollte nicht mit dem Messer geschnitten, sondern in mundgerechte Stücke gebrochen werden. Das Eintauchen von Brot in die Suppe oder Soße direkt aus der Schale oder vom Teller gilt als unhöflich.

Beim Löffeln von Suppe führt man nur die Löffelspitze zum Mund. Es ist nicht nötig, die Suppe zu pusten, um sie abzukühlen. Hat die Suppenschale einen Henkel, darf der letzte Rest Brühe daraus getrunken werden. Das leichte Ankippen des Suppentellers, um den letzten Rest besser herauszulöffeln, wird heute nicht mehr als Fauxpas betrachtet, solange dabei nichts verschüttet wird. Eine vorgeschriebene Kipp-Richtung gibt es dabei nicht.

Wie bereits erwähnt, wartet man, bis alle am Tisch ihr Essen haben, bevor man selbst beginnt. Das Essen wird zum Mund geführt, nicht umgekehrt. Beugen Sie sich nicht über den Teller, sondern führen Sie die Gabel oder den Löffel zum Mund.

Viele ehemals strenge Schneideverbote sind heute hinfällig. Früher durfte man zum Beispiel Gemüse, Salat oder Eier nicht mit dem Messer schneiden, da die Stahlesser anliefen. Moderne Bestecke rosten oder laufen nicht mehr an. So dürfen Sie heute bedenkenlos Salatblätter schneiden, falls sie zu groß sind. Kartoffeln müssen nicht grundsätzlich mit der Gabel zerdrückt werden, dürfen aber geschnitten werden. Das Zerdrücken ist aber immer noch sinnvoll, wenn man Soße gut aufnehmen möchte, was mit einer glatten Schnittfläche schwieriger ist.

Alles, was auf dem Teller serviert wird und essbar ist, darf heute mitgegessen werden. Dazu gehören auch sämtliche Garnituren. Auch der früher in Deutschland übliche "Anstandshappen", ein kleiner Rest, der stets auf dem Teller bleiben sollte, ist heute nicht mehr üblich. Es ist völlig in Ordnung, seinen Teller leer zu essen.

An einem Buffet bedient man sich angemessen. Das Überladen des Tellers oder Verschwenden von Essen ist unhöflich. Während des Essens sollte man unbedingt vermeiden zu schmatzen oder mit vollem Mund zu sprechen.

Kerne, Gräten oder andere nicht essbare Abfälle sollten diskret entfernt werden. Wenn ein separates Schälchen bereitgestellt wird, verwendet man dieses. Andernfalls schiebt man die Abfälle vorsichtig an den Rand des Tellers.

Beim Weingenuss ist es wichtig, das Glas am Stiel zu halten, um den Wein nicht durch die Handwärme zu erwärmen. Das Hinzufügen von Eiswürfeln zum Wein ist ein absolutes No-Go, da dies den Geschmack und die Konsistenz des Weins stark beeinträchtigt.

Das Bezahlen im Restaurant

Die Frage, wer die Rechnung übernimmt, sollte idealerweise diskret geklärt werden. Heute dürfen sowohl Damen als auch Herren einladen. Wenn Sie eingeladen haben, ist es stilvoll, die Bezahlung nicht lautstark am Tisch zu verhandeln. Man kann dem Kellner ein unauffälliges Zeichen geben oder die Rechnung auf dem Weg zum Waschraum oder an der Bar begleichen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wer hat das Restaurant erfunden?
Obwohl es schon vorher Gasthäuser gab, die Mahlzeiten anboten, gilt Antoine Beauvilliers als Begründer des modernen Restaurants. Im Jahr 1782 eröffnete er in Paris ein Speiselokal mit dem Namen „Restaurant“, das als eines der ersten Luxusrestaurants galt und von wohlhabenden Kunden besucht wurde. Es wurde sogar vom berühmten Gastrosophen Brillat-Savarin gelobt und machte Beauvilliers bekannt.

Fazit: Warum Knigge zeitlos ist

Die Beachtung der Knigge-Regeln im Restaurant ist mehr als nur steife Förmlichkeit. Es ist ein Zeichen von Achtung und Rücksichtnahme gegenüber den Mitmenschen und dem Personal. Es hilft, eine angenehme und entspannte Atmosphäre für alle Beteiligten zu schaffen und das gemeinsame Essen zu einem wahren Genuss zu machen.

Elegante Tischmanieren gehören zu den grundlegenden sozialen Fertigkeiten, die in vielen Situationen von Vorteil sind. Sie verleihen Ihnen Sicherheit und Eleganz. Denken Sie bei Ihrem nächsten Restaurantbesuch also daran: Nicht nur das Essen zählt, sondern auch das Benehmen. Denn gute Manieren kommen nie aus der Mode!

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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