In einer zunehmend digitalisierten Welt, in der kontaktloses Bezahlen oder die Nutzung von Debit- und Kreditkarten fast überall möglich scheint, stellt sich in Deutschland oft die Frage: Kann man im Restaurant noch Bar bezahlen? Oder vielmehr: Muss man vielleicht sogar noch bar bezahlen? Während in einigen Ländern die Barzahlung bereits zur absoluten Ausnahme geworden ist, ist sie hierzulande, insbesondere in kleineren Restaurants oder Imbissbuden, immer noch weit verbreitet und manchmal sogar die einzige akzeptierte Methode.

Dieses Festhalten am Bargeld hat verschiedene Gründe, die oft von den Gastronomen selbst genannt werden. Einer der Hauptpunkte, der den Betreibern von Restaurants und Imbissen am Herzen liegt, sind die Kosten, die mit der digitalen Zahlung verbunden sind. Axel Klein, Geschäftsführer des Branchenverbands Dehoga Sachsen, bestätigt dies und spricht von einer erheblichen Kostensteigerung für die Unternehmen, die auf Kartenzahlung umstellen.
Die Kosten der Kartenzahlung: Ein Dorn im Auge der Gastronomen
Die Einführung und Nutzung von Kartenterminals sowie die Abwicklung jeder einzelnen Transaktion verursachen Gebühren. Diese Gebühren sind je nach Art der Karte und dem jeweiligen Anbieter unterschiedlich hoch. Bei Kreditkartenzahlungen können die Gebühren, abhängig vom Kartenanbieter und den Vertragsbedingungen, etwa ein bis drei Prozent des gesamten Rechnungsbetrags ausmachen. Bei Zahlungen mit der gängigen EC-Karte (oft als Debitkarte bezeichnet) liegen die Gebühren in der Regel unter einem Prozent. Auch wenn ein Prozent auf den ersten Blick gering erscheinen mag, summiert sich dieser Betrag über viele Transaktionen hinweg und schmälert den Gewinn der Betriebe, insbesondere bei kleineren Margen.
Axel Klein vom Dehoga Sachsen verdeutlicht die finanzielle Belastung für die Gastronomiebetriebe drastisch: „Ich weiß auf alle Fälle, dass sich die Kosten dort verdreifacht haben in dem Bereich. Wenn ein Unternehmen früher Zahlungen in bar entgegengenommen hat oder jetzt eben mit Debitkarte oder Kreditkarte, dann verdreifachen sich in dem Verhältnis auch die Kosten, die er früher hatte.“ Diese Aussage unterstreicht, wie sehr die Gebühren für digitale Zahlungen die finanzielle Kalkulation der Gastronomen beeinflussen können und warum viele zögern, flächendeckend auf Kartenzahlung umzusteigen oder diese gar zu bevorzugen.
Mehr als nur Gebühren: Weitere Argumente gegen digitales Bezahlen
Die Kosten sind jedoch nicht das einzige Argument, das von Gastwirten gegen die Kartenzahlung ins Feld geführt wird. Claudia Neumerkel von der Verbraucherzentrale Sachsen kennt die vielfältigen Einwände der Branche. Gastwirte nennen oft eine Reihe weiterer Gründe, die sie von der Einführung oder der umfassenden Nutzung von Kartenzahlung abhalten. Dazu gehören:
- Aufwand: Die Verwaltung von Kartenzahlungen, die Abrechnung und die technischen Aspekte werden als zu aufwendig empfunden.
- Schlechtes Internet: Eine stabile und schnelle Internetverbindung ist für die reibungslose Abwicklung von Kartenzahlungen unerlässlich. Insbesondere in ländlichen Regionen oder älteren Gebäuden kann die Internetverbindung unzuverlässig sein, was zu Verzögerungen oder Ausfällen bei der Zahlung führen kann.
- Weniger Trinkgeldeinnahmen: Es besteht die Befürchtung, dass Gäste bei Kartenzahlung seltener oder weniger Trinkgeld geben, da das Trinkgeld oft ebenfalls digital über das Terminal abgewickelt werden müsste, was als unpersönlicher oder umständlicher empfunden wird als das Hinterlassen von Bargeld auf dem Tisch.
- Bürokratie: Die Abwicklung und Buchführung von Kartenzahlungen wird als bürokratischer wahrgenommen als die einfache Handhabung von Bargeld.
- Generelle Kosten: Neben den Transaktionsgebühren fallen auch Kosten für die Anschaffung und Wartung der Kartenterminals an.
Misstrauen beim Verbraucher: Wenn nur Barzahlung möglich ist
Während die Gastronomen ihre Gründe haben, betrachtet die Verbraucherseite die ausschließliche Barzahlung mitunter kritisch. Claudia Neumerkel von der Verbraucherzentrale Sachsen weist darauf hin, dass es für Verbraucher bisweilen „schon suspekt anmutet, wenn immer nur bar gezahlt werden kann“. Dieses Gefühl entsteht insbesondere dann, wenn selbst in kleineren Geschäften wie Bäckereien oder Spätis digitales Bezahlen längst zur Norm geworden ist. Die ausschließliche Barzahlung in einem Restaurant kann dann Fragen aufwerfen, zum Beispiel bezüglich der ordnungsgemäßen Versteuerung der Einnahmen.
Besonders auffällig und potenziell misstrauenserweckend wird die Situation laut Verbraucherzentrale, „wenn bei größeren Rechnungsbeträgen dann plötzlich doch das Kartengerät geholt wird, während beim Nachbartisch 'cash only' gilt.“ Dieses inkonsistente Vorgehen kann den Eindruck erwecken, dass die Zahlungsmethode nicht primär von den technischen Gegebenheiten oder generellen Präferenzen des Betriebs abhängt, sondern möglicherweise von anderen Faktoren beeinflusst wird, die dem Gast nicht transparent sind.
Recht auf Kartenzahlung? Der Blick des Zolls
Trotz des Wunsches vieler Verbraucher nach einfacher und flächendeckender Kartenzahlung gibt es in Deutschland kein gesetzliches Recht auf Kartenzahlung. Gastronomen steht es frei, welche Zahlungsmethoden sie akzeptieren möchten. Solange sie ihre bevorzugte Zahlungsmethode klar kommunizieren, handeln sie im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten.
Diese rechtliche Situation spiegelt sich auch in der behördlichen Kontrolle von Betrieben wider. Eine Sprecherin des Zolls bestätigt auf Nachfrage, dass die Frage, ob ein Betrieb Kartenzahlung anbietet oder nicht, bei der behördlichen Kontrolle keinerlei Rolle spielt. Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Zolls, die bundesweit Betriebe prüft, wählt diese nach sogenannten risikoorientierten Gesichtspunkten aus. Hinweise und Mitteilungen gehören dabei zu den Kriterien, die eine Kontrolle auslösen können, nicht aber das bloße Fehlen von Kartenzahlungsoptionen.
Transparenz schaffen: Die Bedeutung der Quittung
Wenn Gäste beim Restaurantbesuch skeptisch werden, weil nur Barzahlung möglich ist, gibt es dennoch eine einfache Möglichkeit, für Transparenz zu sorgen und ein Gefühl der Sicherheit zu erhalten: das Verlangen einer Quittung oder einer ordentlichen Rechnung. Axel Klein vom Dehoga Sachsen rät ausdrücklich dazu.
Er betont, dass eine ordentliche Rechnung im Zusammenhang mit einem Barzahlvorgang ein klares Indiz dafür ist, dass die Einnahmen korrekt verbucht werden und keine Verbindung zu Schwarzgeld oder Geldwäsche besteht. Wer also eine detaillierte Rechnung erhält, kann davon ausgehen, dass der Betrieb seine Geschäfte legal abwickelt, auch wenn die Zahlung bar erfolgt. Es ist das Recht des Gastes, eine solche Quittung zu verlangen, und Gastronomen sind in der Regel verpflichtet, eine auszustellen.

Was tun, wenn das Bargeld nicht reicht?
Eine häufige Situation, die zu Verlegenheit führen kann: Die Rechnung ist höher als erwartet, oder man hat schlichtweg nicht genügend Bargeld dabei, weil man fest mit der Möglichkeit der Kartenzahlung gerechnet hat. Was passiert in diesem Fall, wenn das Restaurant nur Barzahlung akzeptiert und kein Geldautomat in unmittelbarer Nähe ist?
Hierzu gibt Verbraucherschützerin Claudia Neumerkel einen wichtigen Rat. Wenn nicht deutlich genug darauf hingewiesen wurde, dass keine Kartenzahlung akzeptiert wird – sei es durch Schilder am Eingang, in der Speisekarte oder durch mündliche Information vor der Bestellung – und der nächste Geldautomat weit entfernt ist, dann sollte der Gast durchaus selbstbewusst um Zahlung per Rechnung bitten. Dies mag unkonventionell erscheinen, aber die fehlende klare Kommunikation über die akzeptierten Zahlungsmethoden legt eine gewisse Verantwortung auf den Betreiber. Der Gast sollte in einer solchen Situation nicht in die Bredouille geraten, nur weil er über die Zahlungsmodalitäten im Unklaren gelassen wurde. Es ist eine Frage der Kulanz und des guten Willens seitens des Restaurants, in solchen Ausnahmefällen eine alternative Lösung wie die Zahlung auf Rechnung anzubieten, insbesondere wenn der Fehler nicht beim Gast liegt, sondern bei unzureichender Information durch den Betrieb.
Zusammenfassung der Argumente
Um die verschiedenen Perspektiven und Gründe für die Bevorzugung der Barzahlung in einigen deutschen Restaurants besser zu verstehen, kann eine Gegenüberstellung der Argumente hilfreich sein:
Argument für Barzahlung (aus Sicht des Gastronomen) | Argument gegen ausschließliche Barzahlung (aus Sicht des Verbrauchers) |
---|---|
Geringere oder keine Gebühren im Vergleich zu Kartenzahlung. | Unbequemlichkeit, wenn nicht genügend Bargeld dabei ist. |
Einfachere Handhabung und Buchführung (aus traditioneller Sicht). | Gefühl der Suspektibilität, wenn nur bar gezahlt werden kann, besonders bei größeren Beträgen oder im Vergleich zu anderen Geschäften. |
Keine Abhängigkeit von technischer Infrastruktur (Internet, Terminal). | Kein gesetzliches Recht auf alternative Zahlungsmethoden. |
Erwartung höherer Trinkgeldeinnahmen. | Mögliche Unsicherheit bezüglich der korrekten Versteuerung der Einnahmen (obwohl eine Quittung dies entkräftet). |
Vermeidung von Bürokratieaufwand bei der Abrechnung. | Potenzielle Probleme, wenn unklar über Zahlungsmethoden informiert wurde und kein Bargeld/Geldautomat verfügbar ist. |
Die Entscheidung, ob ein Restaurant Barzahlung, Kartenzahlung oder beides anbietet, liegt letztlich beim Betreiber. Während moderne Technik und Verbrauchererwartungen immer mehr in Richtung digitaler Zahlung gehen, spielen für viele Gastronomen die anfallenden Gebühren und der empfundene Aufwand eine entscheidende Rolle bei der Wahl ihrer Zahlungsmethoden. Für Verbraucher ist es wichtig, sich im Vorfeld über die akzeptierten Zahlungsarten zu informieren, um unangenehme Situationen zu vermeiden. Im Zweifelsfall oder bei fehlender Information sollte man nicht zögern, nach einer Quittung zu fragen oder im Notfall um eine alternative Zahlungsweise zu bitten.
Häufig gestellte Fragen zur Barzahlung im Restaurant
Hier beantworten wir einige der gängigsten Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem Bezahlen in deutschen Restaurants ergeben:
Frage: Habe ich ein Recht darauf, im Restaurant mit Karte zu bezahlen?
Antwort: Nein, in Deutschland gibt es kein gesetzliches Recht darauf, dass ein Restaurant Kartenzahlung akzeptieren muss. Der Betreiber kann frei entscheiden, welche Zahlungsmethoden er anbietet.
Frage: Warum akzeptieren manche Restaurants nur Barzahlung?
Antwort: Die Hauptgründe sind oft die Kosten für Kartentransaktionen und Terminals, der empfundene bürokratische Aufwand, die Angst vor weniger Trinkgeld, technische Probleme mit dem Internet oder einfach die Gewohnheit und Bevorzugung der einfacheren Bargeldabwicklung.
Frage: Was kann ich tun, wenn ich nicht genug Bargeld dabei habe und das Restaurant keine Karten nimmt?
Antwort: Wenn das Restaurant nicht klar und deutlich darauf hingewiesen hat, dass keine Kartenzahlung möglich ist, und kein Geldautomat in der Nähe ist, können Sie versuchen, souverän um Zahlung per Rechnung zu bitten. Ob das Restaurant dem zustimmt, liegt jedoch in dessen Ermessen.
Frage: Sollte ich bei Barzahlung immer eine Quittung verlangen?
Antwort: Es ist auf jeden Fall ratsam, eine Quittung oder eine ordentliche Rechnung zu verlangen. Das ist Ihr Recht als Gast und dient als Nachweis für Ihre Zahlung. Außerdem kann eine ausgestellte Rechnung ein Indiz dafür sein, dass der Betrieb seine Einnahmen ordnungsgemäß versteuert.
Frage: Sind Restaurants, die nur Barzahlung akzeptieren, automatisch unseriös?
Antwort: Nicht unbedingt. Wie im Artikel dargelegt, gibt es für Gastronomen legitime Gründe, Barzahlung zu bevorzugen, wie die Vermeidung von Gebühren oder technischer Abhängigkeiten. Allerdings kann die ausschließliche Barzahlung, besonders wenn sie nicht konsequent oder transparent gehandhabt wird, bei Verbrauchern den Eindruck von Unseriosität erwecken.
Insgesamt bleibt die Barzahlung ein fester Bestandteil der Zahlungsmöglichkeiten in der deutschen Gastronomie. Während sich die Landschaft langsam wandelt, ist es für Gäste ratsam, sich auf diese Möglichkeit einzustellen oder im Vorfeld die akzeptierten Zahlungsmethoden zu klären, um den Restaurantbesuch entspannt genießen zu können.
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