Schloss Reinhartshausen ist weit mehr als nur ein historisches Gebäude am Ufer des Rheins; es ist ein Ort, der seit Jahrhunderten untrennbar mit dem Weinbau verbunden ist und eine ganz besondere, fast mystische Atmosphäre ausstrahlt. Gelegen in Eltville-Erbach, im Herzen des Rheingaus, empfängt das Weingut Besucher mit einem einzigartigen Geist, der sofort in den Bann zieht. Die Geschichte des Weinbaus an diesem privilegierten Standort reicht beeindruckend weit zurück, bis ins Jahr 1337. Diese tief verwurzelte Tradition bildet das Fundament, auf dem das Weingut Schloss Reinhartshausen heute steht und seinen weltweiten Ruf als Produzent von Charakterweinen begründet.
Die Frage nach dem Eigentümer eines solch geschichtsträchtigen Anwesens ist oft Gegenstand des Interesses. Im Laufe der Jahrhunderte hat Schloss Reinhartshausen verschiedene Besitzer gekannt, jede Epoche hat ihre Spuren hinterlassen und zur heutigen Identität des Weinguts beigetragen. Eine besonders prägende Phase begann im Jahr 1855.
Die Eigentümer im Wandel der Zeit
Im Jahr 1855 erfolgte ein bedeutender Eigentümerwechsel, als Marianne Prinzessin von Preussen das Weingut und die dazugehörige Rheininsel erwarb. Unter ihrer Ägide und der ihrer Nachfahren verblieb Schloss Reinhartshausen für über ein Jahrhundert in den Händen der Familie von Preussen. Diese lange Periode, die bis ins Jahr 1987 andauerte, war eine Zeit der Kontinuität und des Engagements für den Weinbau, die das Ansehen des Weinguts weiter festigte und ausbaute. Die königliche Verbindung verlieh dem Namen Schloss Reinhartshausen zusätzliche Prominenz.
Nach dem Ende der preußischen Ära im Jahr 1987 erlebte das Weingut über zwei Jahrzehnte hinweg eine Zeit mit wechselnden Besitzern. Solche Phasen können für Traditionsbetriebe herausfordernd sein, da jede neue Führung eigene Visionen und Prioritäten mitbringt. Dennoch blieb die Essenz des Weinguts, der Fokus auf Qualität und Herkunft, bestehen, ein Beweis für die Stärke der über Jahrhunderte gewachsenen Kultur des Weinbaus an diesem Ort.
Seit dem Jahr 2013 hat Schloss Reinhartshausen einen neuen, stabilen Anker gefunden. Das Weingut befindet sich nun im Besitz der Familie Lergenmüller. Diese Familie ist seit Generationen tief im deutschen Weinbau verwurzelt und betreibt auch in der Pfalz erfolgreich Weinbau. Ihre Übernahme brachte nicht nur frischen Wind, sondern vor allem ein tiefes Verständnis für die Materie, eine unerschütterliche Leidenschaft für exzellenten Wein und das notwendige Know-how mit sich.
Unter der aktuellen Leitung von Stefan Lergenmüller, einem Winzer, der das Traditionsweingut mit großem Engagement und viel Herzblut führt, hat eine neue Ära begonnen. Gemeinsam mit einem engagierten jungen Team von hoch qualifizierten Fachkräften hat sich die Familie Lergenmüller der Aufgabe verschrieben, die lange und ruhmreiche Geschichte des Weinguts fortzuführen. Dabei geht es nicht nur um das Bewahren der Traditionen des Hauses, sondern auch darum, gezielte, zukunftsweisende Impulse zu setzen. Ihr erklärtes Ziel ist es, dass der weltweit bekannte Name Schloss Reinhartshausen auch in Zukunft für feinste Rheingau-Rieslinge und andere Weine von höchster Güte steht.
Die Philosophie: Güte durch Herkunft – Ein unerschütterlicher Leitgedanke
Der Kern der Arbeit auf Schloss Reinhartshausen lässt sich in einem einfachen, aber tiefgründigen Satz zusammenfassen, der seit Jahrzehnten als unerschütterlicher Leitgedanke dient: „je enger die Herkunft eines Weines gefasst ist, desto höher ist seine Qualität“. Diese Philosophie ist mehr als nur eine Richtlinie; sie ist das Fundament jeder Entscheidung, die von der Pflege des Weinbergs bis zur Vinifikation im Keller getroffen wird. Sie basiert auf der Überzeugung, dass der Charakter und die Exzellenz eines Weines untrennbar mit dem spezifischen Terroir verbunden sind, auf dem die Trauben wachsen.
Die konsequente Umsetzung dieses Prinzips erfordert einen enormen Einsatz und eine tiefe Verbundenheit mit dem Land. Die Weinberge werden mit äußerster Sorgfalt gepflegt. Dies geschieht mit qualifiziertem Sachverstand, ja, mit Herzblut, und vor allem durch sehr viel Handarbeit. Jeder Arbeitsschritt, vom Rebschnitt über die Laubarbeit bis zur selektiven Lese, wird von Hand ausgeführt. Diese intensive, manuelle Bewirtschaftung ermöglicht es, auf die individuellen Bedürfnisse jeder Rebe und jeder Parzelle einzugehen und sicherzustellen, dass nur die besten Trauben geerntet werden.
Ein weiterer entscheidender Pfeiler der „Güte durch Herkunft“-Philosophie ist die strenge Selbstbewirtschaftung. Schloss Reinhartshausen bewirtschaftet ausnahmslos alle seine Weinberge selbst. Es gibt keinen Zukauf von Trauben oder Fassweinen von anderen Erzeugern. Dies garantiert eine lückenlose Kontrolle über den gesamten Entstehungsprozess des Weines, von der Rebe bis zur Flasche, und stellt sicher, dass die Herkunft jedes Weines zu 100% nachvollziehbar und garantiert ist.
Das Ergebnis dieser kompromisslosen Philosophie sind Weine, die authentische Botschafter ihrer Herkunft sind. Sie spiegeln das Terroir ihrer spezifischen Lagen wider und erzählen mit jedem Schluck die Geschichte des Bodens, des Klimas und der Menschen, die sie geschaffen haben. Aus reifen, gesunden Trauben wird der beste Wein erzeugt, ein Wein, dessen Qualität direkt aus seiner garantierten Herkunft resultiert.
Die Einzigartigkeit der Lagen: Von der Insel bis zur Großen Lage
Die Vielfalt und Qualität der Weinlagen, die Schloss Reinhartshausen bewirtschaftet, sind ein entscheidender Faktor für das hohe Niveau des Sortiments. Die Qualitätspyramide beginnt bereits auf einem bemerkenswert hohen Niveau.
Selbst die sogenannten „Schlossweine“ bilden eine exzellente Basis. Sie stammen ausschließlich aus klassifizierten Lagen in Erbach und Hattenheim, zwei der renommiertesten Weinorte des Rheingaus. Dies bedeutet, dass die Einstiegsweine des Guts bereits die Qualitätskriterien erfüllen, die bei vielen anderen Weingütern für ihre Spitzenprodukte gelten. Sie bieten einen eindrucksvollen Einblick in das Potenzial des Terroirs und übertreffen oft die Erwartungen an Weine dieser Kategorie. Ihre hohe Güte ist eine direkte Folge ihrer gesicherten Herkunft aus diesen qualifizierten Lagen.
Eine absolute Besonderheit und ein echtes Unikat im Portfolio von Schloss Reinhartshausen sind die Ortsweine von der Rheininsel Mariannenaue. Diese Insel ist nicht nur eine einzigartige Weinlage, sondern seit 2015 auch eine geschützte Herkunftsbezeichnung und ein europäisches Naturschutzreservat. Der Boden auf der Insel ist geprägt von Schwemmkies und Auenlehm, Materialien, die über Jahrtausende vom Rhein abgelagert wurden. In Kombination mit den bevorzugten klimatischen Bedingungen, die der Rheinstrom schafft – moderatere Temperaturen, gute Belüftung – bietet die Mariannenaue ideale Voraussetzungen für bestimmte Rebsorten. Hier werden überwiegend Weißburgunder, Chardonnay und Sauvignon Blanc angebaut. Die Weine von der Insel zeichnen sich durch ihren mineralisch-frischen Charakter und eine feine, angenehme Fruchtigkeit aus. Aufgrund der begrenzten Fläche der Insel und des besonderen Status sind diese Weine streng limitiert und daher besonders begehrt.
Der ganze Stolz und das Herzstück des Weinguts sind jedoch die traditionellen, weltbekannten Einzellagen des mittleren Rheingaus. Diese Lagen sind als „Große Lagen“ klassifiziert und repräsentieren das absolute Spitzenpotential für Riesling im Rheingau. Schloss Reinhartshausen ist hier privilegiert und besitzt bedeutende Anteile an einigen der berühmtesten Namen:
- Im Wisselbrunnen, Siegelsberg und Hohenrain verfügt das Weingut über den größten Teil der Gesamtfläche. Dies ermöglicht eine umfassende Kontrolle über die Bewirtschaftung dieser wichtigen Lagen.
- Im Nussbrunnen und Marcobrunn besitzt Schloss Reinhartshausen bedeutende „Filetstücke“, also die wertvollsten Parzellen innerhalb dieser bereits hoch angesehenen Lagen.
- Eine ganz besondere Stellung nimmt der Schlossberg ein, der als Monopollage im Alleinbesitz von Schloss Reinhartshausen ist. Eine Monopollage bedeutet, dass das gesamte Potenzial und die Identität dieser spezifischen Weinbergsparzelle ausschließlich von einem Weingut geformt und repräsentiert werden.
Jeder Wein, der aus diesen Großen Lagen stammt, entwickelt ein ganz eigenes, unverwechselbares Profil. Dies ist das Ergebnis des einzigartigen Terroirs der jeweiligen Parzelle und einer Vinifikationsphilosophie, die auf minimalen Eingriff setzt. Im Keller von Schloss Reinhartshausen wird mit stark reduziertem Einsatz von Kellertechnik gearbeitet. Geduld und Präzision sind hier die entscheidenden Faktoren. Man gibt dem Wein Zeit, sich auf natürliche Weise zu entwickeln, die Komplexität seines Ursprungs zu entfalten und seinen Charakter zu festigen. Das Ergebnis sind oft langlebige, vielschichtige Riesling-Monumente, die weltweit unversechselbar sind und das Potential des Rheingauer Rieslings in seiner reinsten Form zeigen. Sie sind schwer, wenn nicht gar unmöglich zu kopieren, da sie untrennbar mit ihrem spezifischen Entstehungsort verbunden sind.
Das Team und die Zukunft
Hinter der beeindruckenden Qualität der Weine von Schloss Reinhartshausen steht ein engagiertes Team, das die Vision der Familie Lergenmüller mit Leben füllt. Unter der Leitung von Stefan Lergenmüller, der seit 2013 die Geschicke des Weinguts lenkt, arbeiten hoch qualifizierte Fachkräfte mit großer Leidenschaft und Expertise. Ihr gemeinsames Ziel ist es, die lange Geschichte des Weinguts zu ehren und gleichzeitig durch Innovationen und unermüdlichen Einsatz im Weinberg und Keller die Qualität kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die Kombination aus historischem Wissen, moderner Weinkompetenz und dem tiefen Respekt vor der Natur und dem Terroir macht dieses Team zu einem wesentlichen Bestandteil des Erfolgs von Schloss Reinhartshausen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wem gehört Schloss Reinhartshausen heute?
Das Weingut Schloss Reinhartshausen gehört heute der Familie Lergenmüller. Sie übernahm den Besitz im Jahr 2013 und führt seitdem das Traditionsweingut im Rheingau.
Seit wann wird auf Schloss Reinhartshausen Weinbau betrieben?
Die Tradition des Weinbaus auf Schloss Reinhartshausen reicht sehr weit zurück, bis ins Jahr 1337. Das Gut blickt somit auf eine über 680-jährige Geschichte im Weinbau zurück.
Was ist die „Güte durch Herkunft“-Philosophie des Weinguts?
Diese Philosophie besagt, dass die Qualität eines Weines direkt von der Einzigartigkeit und Begrenztheit seiner Herkunftslage abhängt. Das Weingut setzt dies durch strenge Selbstbewirtschaftung aller Weinberge, viel Handarbeit und den Verzicht auf Zukauf von Trauben oder Fasswein um, um die Authentizität und Qualität der Herkunft zu garantieren.
Welche besonderen Lagen bewirtschaftet Schloss Reinhartshausen?
Schloss Reinhartshausen bewirtschaftet klassifizierte Lagen in Erbach und Hattenheim für die Schlossweine, die einzigartige Rheininsel Mariannenaue für spezielle Ortsweine sowie bedeutende Anteile an weltbekannten Große Lagen wie Wisselbrunnen, Siegelsberg, Hohenrain, Nussbrunnen, Marcobrunn und die Monopollage Schlossberg.
Wer leitet das Weingut derzeit?
Das Weingut wird seit 2013 von Winzer Stefan Lergenmüller geleitet. Er führt das Traditionsweingut gemeinsam mit einem engagierten und qualifizierten Team.
Welche Rebsorten wachsen auf der Rheininsel Mariannenaue?
Auf der Rheininsel Mariannenaue werden überwiegend Weißburgunder, Chardonnay und Sauvignon Blanc angebaut. Diese Sorten profitieren von den besonderen Boden- und Klimabedingungen der Insel und ergeben mineralisch-frische Weine.
Sind die Weine von der Rheininsel Mariannenaue limitiert?
Ja, aufgrund der begrenzten Fläche der Rheininsel Mariannenaue und ihres Status als Naturschutzreservat sind die Weine, die von dort stammen, oft streng limitiert.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Schloss Reinhartshausen unter der Eigentümerschaft der Familie Lergenmüller seine lange und stolze Weinbautradition mit neuer Energie fortsetzt. Die tiefe Verwurzelung der Familie im Weinbau, die klare Philosophie der „Güte durch Herkunft“ und der unermüdliche Einsatz im Weinberg und Keller ermöglichen die Erzeugung von Weinen, die das einzigartige Potenzial der Rheingauer Lagen eindrucksvoll widerspiegeln. Von den zugänglichen Schlossweinen über die individuellen Inselweine der Mariannenaue bis hin zu den komplexen und langlebigen Rieslingen aus den Großen Lagen – Schloss Reinhartshausen steht für Qualität, Tradition und die unverwechselbare Identität des Rheingaus. Das Weingut bleibt ein strahlendes Beispiel für exzellenten deutschen Weinbau und ein Muss für jeden Weinliebhaber, der die Essenz des Rheingaus entdecken möchte.
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