Frankfurt am Main ist bekannt für seine Skyline, seine Banken und seine Messen. Doch abseits der glitzernden Hochhäuser und geschäftigen Finanzviertel verbirgt sich ein Stadtteil, der ein ganz eigenes Flair besitzt, reich an Geschichte ist und bei Einheimischen wie Besuchern gleichermaßen beliebt ist: Sachsenhausen. Gelegen am südlichen Ufer des Mains, ist Sachsenhausen für viele das Herz Frankfurts, wenn es um Kultur, Gastronomie und ein Stück unverfälschte Stadtgeschichte geht. Schon Johann Wolfgang von Goethe, der berühmteste Sohn der Stadt, wusste die Reize Sachsenhausens zu schätzen und spazierte gerne über die Mainbrücke, um das Viertel „dribbdebach“ – also drüben – zu besuchen. Doch warum trägt dieser faszinierende Ort eigentlich den Namen Sachsenhausen?
Die Ursprünge und Goethes Blick auf Sachsenhausen
Die Geschichte Sachsenhausens reicht weit zurück. Es gehört bereits seit dem Mittelalter zu Frankfurt und wurde nicht erst später eingemeindet, wie viele andere heutige Stadtteile Frankfurts. Diese tiefe historische Verwurzelung zeigt sich auch darin, dass Sachsenhausen einst in die alte Stadtmauer einbezogen war, die in napoleonischer Zeit geschleift wurde. Heute zeugen nur noch wenige Reste von dieser Befestigung, darunter der markante Kuhhirtenturm und die Sachsenhäuser Warte, ebenfalls ein Turm. Schon zu Goethes Zeiten war Sachsenhausen ein Ort des Vergnügens und der Einkehr, wie seine Schriften belegen. Er genoss die Überfahrt über den Main und das Flanieren durch das Viertel. Diese Tradition hat sich bis heute gehalten.

Warum heißt Sachsenhausen Sachsenhausen? Drei Theorien
Die Frage nach der Herkunft des Namens „Sachsenhausen“ ist nicht abschließend geklärt und gibt Raum für verschiedene Interpretationen. Im Wesentlichen existieren mindestens drei Theorien, die versuchen, die Benennung des Stadtteils zu erklären:
Theorie 1: Ansiedlung von Sachsen durch Karl den Großen
Eine populäre, wenn auch historisch unsichere Erklärung besagt, dass Karl der Große nach der siegreichen Beendigung der Sachsenkriege hier sächsische Gefangene oder Besiegte angesiedelt haben soll. Diese Ansiedlung hätte dem Ort dann den Namen „Sachsenhausen“ gegeben, im Sinne einer Siedlung der Sachsen.
Theorie 2: Namensgebung durch einen Gefolgsmann namens Saxo
Eine weitere Theorie knüpft ebenfalls an die Zeit Karls des Großen an, geht aber von einer anderen Person als Namensgeber aus. Hier wird vermutet, dass ein Gefolgsmann Karls des Großen mit dem Namen „Saxo“ der Namenspatron des Ortes gewesen sein könnte. Nach dieser Person wäre dann die Siedlung benannt worden.
Theorie 3: Die wahrscheinlichste Erklärung: "Sassen" oder "Beisassen"
Die dritte Theorie, die laut Text als die wahrscheinlichste gilt, hat nichts mit dem germanischen Stamm der Sachsen zu tun. Stattdessen leitet sie den Namen von den Begriffen „Sassen“ oder „Beisassen“ ab. Diese Bezeichnungen standen im Mittelalter für Einwohner, die keine vollen Bürgerrechte besaßen. Es wird angenommen, dass sich in diesem Bereich außerhalb der eigentlichen Stadtmauer oder am Rande der Siedlung Menschen niederließen, die nicht den Status von Vollbürgern Frankfurts hatten. Ihre Siedlung wurde dann nach ihrem Status benannt. Diese Erklärung erscheint vielen Historikern plausibler als die erstgenannten, da sie weniger auf Legenden basiert.
Obwohl die genaue Herkunft des Namens also im Dunkeln liegt, bietet die Theorie der „Sassen“ eine interessante Perspektive auf die frühe Sozialstruktur des Ortes.
Sachsenhausen heute: Größe und Gliederung
Mit etwa 60.000 Einwohnern ist Sachsenhausen heute der größte Stadtteil Frankfurts. Formal ist er in zwei Teile gegliedert: Sachsenhausen Nord und Sachsenhausen Süd. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Sachsenhausen jedoch oft als ein einziger Stadtteil betrachtet. Die Assoziation vieler Menschen beschränkt sich dabei häufig auf Alt-Sachsenhausen, das historische Zentrum des Viertels. Doch Sachsenhausen ist weitaus größer und vielfältiger. Im Süden erstreckt sich der Stadtteil bis in den Frankfurter Stadtwald hinein, was ihm eine einzigartige Mischung aus urbanem Leben und naturnaher Erholung verleiht.
Kultur und Gastronomie: Mehr als nur Apfelwein
Sachsenhausen ist berühmt für sein reiches kulturelles Angebot, insbesondere entlang des sogenannten Museumufers. Hier reihen sich weltbekannte Institutionen aneinander. Das Städel Museum, eines der bedeutendsten Kunstmuseen Deutschlands, ist nur eines von zahlreichen Museen, die fast jedes Interesse abdecken – von Film über Architektur bis hin zu Angewandter Kunst, untergebracht in beeindruckenden Villen entlang des Mains, wie der schönen Villa Metzler, die heute Teil des Museums Angewandte Kunst ist. Diese Konzentration von Museen macht das Ufer zu einem der größten kulturellen Anlaufpunkte Frankfurts.
Neben der Hochkultur ist Sachsenhausen aber vor allem für seine Gastronomieszene bekannt, die von urigen Apfelweinwirtschaften bis hin zu moderner Küche reicht. Die Klappergass ist legendär und gilt als einer der besten Orte, um den Frankfurter Apfelwein, auch „Stöffsche“ genannt, zu genießen. Dieser leicht säuerliche Gerstensaft ist das typische Getränk Frankfurts und gehört zu einem Besuch in Sachsenhausen einfach dazu. Doch auch abseits der Apfelwein-Lokale kann man in Sachsenhausen vortrefflich einkehren und die kulinarische Vielfalt entdecken.
Architektonische Zeugen der Zeit
Sachsenhausen beherbergt einige der ältesten erhaltenen Häuser Frankfurts und lässt die Altstadt, die weitgehend rekonstruiert ist, für manche Sachsenhausener fast überflüssig erscheinen. Ein herausragendes Beispiel ist das älteste Fachwerkhaus Frankfurts in der Schellgasse 8. Dendrochronologische Untersuchungen datieren die verwendeten Holzbalken auf das Jahr 1292, was es zu einem der wenigen in Deutschland erhaltenen Fachwerkhäuser aus dem 13. Jahrhundert macht. Ein weiteres bedeutendes historisches Gebäude ist das um 1450 errichtete spätgotische Steinerne Haus, eines der seltenen Steingebäude aus dieser Epoche.
Die architektonische Vielfalt Sachsenhausens spiegelt verschiedene Epochen wider. Neben mittelalterlichen Bauten gibt es prachtvolle Villen am Mainufer, die heute oft Museen beherbergen. Auch sakrale Bauten sind präsent, von der barock anmutenden Deutschordenskirche über die Lukaskirche im Jugendstil bis hin zur expressionistischen St. Bonifatius-Kirche. Wer sich für die Architektur der Moderne interessiert, findet in der Heimatsiedlung, die unter Baustadtrat Ernst May in den 1920er Jahren entstand, ein wichtiges Beispiel des modernen Bauens in Frankfurt.
Natur, Sport und Brauereigeschichte
Der südliche Teil Sachsenhausens dehnt sich in den Frankfurter Stadtwald aus und bietet somit Raum für Naturliebhaber. Hier kann man Spaziergänge und Erholung finden. Im Stadtwald befindet sich auch das Stadion von Eintracht Frankfurt, das heute als Commerzbank-Arena bekannt ist und einst Waldstadion hieß – ein Beleg dafür, wie sehr die Wirtschaft, insbesondere die Banken, Frankfurt prägen. Ein weiteres ehemaliges Wahrzeichen im Stadtwald war der Goetheturm, der von 1931 bis 2017 eine wunderbare Aussicht bot, bis er einer Brandstiftung zum Opfer fiel. Ein Wiederaufbau ist geplant.
Auch in Sachen Getränke hat Sachsenhausen mehr zu bieten als nur Apfelwein. Die Brauerei Binding hat ihren Sitz im Stadtteil und braut hier ihr Bier. Auch die ehemals unabhängige Biermarke Henninger stammte von hier und gehört heute zu Binding. Ein bekanntes Wahrzeichen Sachsenhausens war der Henninger-Turm, ein Brauereisilo, der bis zu seinem Abriss im Jahr 2013 existierte. Er war auch durch das Radrennen „Rund um den Henninger-Turm“ bekannt. Zwar steht an seiner Stelle heute ein neuer Turm mit Luxuswohnungen, der Formen des alten Gebäudes aufgreift, aber das Original ist nicht mehr vorhanden.
Sachsenhausen: Ein Viertel der Vielfalt
Alt-Sachsenhausen war im 19. Jahrhundert ein Viertel der Fischer und Handwerker, was die rustikale Atmosphäre der Apfelweinwirtschaften noch heute erahnen lässt. Doch Sachsenhausen bot und bietet auch Feudales, wie die prächtigen Villen am Mainufer. Diese Mischung aus rustikalem Charme und vornehmer Eleganz, aus alter Geschichte und modernem Leben, aus Kultur und Natur, aus Gastronomie und Sport macht Sachsenhausen so einzigartig. Es ist ein bei Frankfurtern äußerst beliebtes Wohnviertel, trotz steigender Wohnungspreise, und zieht als Touristenmagnet Besucher aus aller Welt an. Manchmal kann es hier, besonders in Alt-Sachsenhausen, sehr voll werden, was für die Bewohner, die dauerhaft hier leben, auch eine Herausforderung darstellen kann.
Sachsenhausen bietet wirklich für jeden etwas: von alt bis neu, von rustikal bis vornehm, von Kultur bis Sport, von Architektur bis Natur.
Häufig gestellte Fragen zu Sachsenhausen
Was ist Alt-Sachsenhausen?
Alt-Sachsenhausen ist das historische Zentrum des Stadtteils, bekannt für seine engen Gassen und traditionellen Apfelweinwirtschaften.
Gehört Sachsenhausen zu Frankfurt?
Ja, Sachsenhausen gehört bereits seit dem Mittelalter zu Frankfurt am Main und ist heute der größte Stadtteil der Stadt.
Warum heißt Sachsenhausen so?
Die genaue Herkunft ist unklar. Die wahrscheinlichste Theorie besagt, dass der Name von „Sassen“ oder „Beisassen“ stammt, mittelalterlichen Einwohnern ohne volle Bürgerrechte.
Was kann man in Sachsenhausen machen?
Sachsenhausen bietet eine Vielzahl von Aktivitäten: Besuch des Museumufers, Einkehr in Apfelweinwirtschaften, Erkundung historischer Gebäude und Kirchen, Spaziergänge im Stadtwald oder Besuch eines Fußballspiels im Stadion.
Gibt es noch Reste der alten Stadtmauer in Sachsenhausen?
Ja, kleine Reste sind erhalten, darunter der Kuhhirtenturm und die Sachsenhäuser Warte.
Wo liegt das Stadion von Eintracht Frankfurt?
Das Stadion, heute Commerzbank-Arena, liegt im Frankfurter Stadtwald, der zum Stadtteil Sachsenhausen gehört.
Ist Sachsenhausen ein gutes Wohnviertel?
Sachsenhausen ist aufgrund seiner zentralen Lage und vielen Ausgehmöglichkeiten ein sehr beliebtes Wohnviertel, allerdings sind die Wohnungspreise, wie in ganz Frankfurt, gestiegen.
Insgesamt ist Sachsenhausen weit mehr als nur ein Stadtteil; es ist ein lebendiges Stück Frankfurter Geschichte und Kultur, das es zu entdecken lohnt.
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