Der Große Tiergarten in Berlin ist weit mehr als nur ein Park – er ist die grüne Lunge der Stadt, ein historischer Ort und ein lebendiger Stadtteil. Mit seinen weitläufigen Flächen bietet er eine unvergleichliche Oase der Ruhe inmitten des städtischen Trubels. Doch seine heutige Gestalt ist das Ergebnis einer langen und wechselvollen Geschichte, die tief in den Ursprüngen Berlins und Brandenburgs verwurzelt ist.

Heute zieht der Tiergarten jährlich Millionen von Besuchern an, sei es für entspannte Spaziergänge, sportliche Aktivitäten oder den Besuch der zahlreichen historischen Stätten und modernen Bauwerke, die ihn umgeben oder in ihm liegen. Er ist ein zentraler Punkt für Erholung, Kultur und sogar Politik.
Warum heißt der Tiergarten eigentlich Tiergarten?
Die Antwort auf diese Frage liegt in der Vergangenheit. Ursprünglich, genauer gesagt seit dem 16. Jahrhundert, diente das weitläufige Gelände westlich der damaligen Stadt den Kurfürsten von Brandenburg als privates Jagdrevier. Hier wurde Großwild wie Hirsche und Wildschweine gejagt, daher der Name „Tiergarten“. Dieser Zweck prägte das Areal über lange Zeit.
Mit der Zeit wandelte sich die Nutzung. Unter Friedrich II. begann ab 1742 eine bedeutende Umgestaltung. Der berühmte Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff erhielt den Auftrag, das Gelände in einen barocken Lustgarten zu verwandeln. Es entstanden streng geometrische Achsen, aufwendige Parterres und Wasserspiele, die dem Geschmack der Zeit entsprachen und eher der Repräsentation und dem Vergnügen dienten als der Jagd.
Eine weitere prägende Phase erlebte der Tiergarten in den Jahren 1833 bis 1840. Im Auftrag von Friedrich Wilhelm III. gestaltete der Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné den Park grundlegend neu. Lenné, einer der bedeutendsten Gartenkünstler seiner Zeit, schuf einen englischen Landschaftspark. Charakteristisch für diesen Stil sind geschwungene Wege, natürliche wirkende Wasserläufe und offene Wiesenflächen, die den Blick in die Ferne lenken. Diese von Peter Joseph Lenné geprägte Form ist bis heute stilprägend für den Großen Tiergarten.
Das 20. Jahrhundert brachte Zerstörung. Im Zuge der schweren Kämpfe um Berlin im Jahr 1945 wurde der Tiergarten weitgehend verwüstet. Nach Kriegsende, in der Not der Nachkriegszeit, wurde der Baumbestand fast vollständig abgeholzt, um Brennholz zu gewinnen. Das Gelände wurde zeitweise sogar von Kleingärtnern genutzt, ein berührendes Zeichen für die Bedürfnisse der Menschen in dieser schwierigen Ära.

In den Fünfzigerjahren begann der Wiederaufbau. Der Park wurde wieder aufgeforstet und nach den Plänen Lennés neu angelegt, um seine historische Form und Funktion als Erholungsraum für die Berliner zurückzugewinnen.
Der Große Tiergarten heute: Berlins grüne Lunge
Mit einer Fläche von rund 210 Hektar ist der Große Tiergarten der größte Park Berlins. Er erstreckt sich über etwa drei Kilometer in der Breite und einen Kilometer in der Tiefe und erscheint auf dem Stadtplan tatsächlich wie eine riesige grüne Insel. Er dient täglich Tausenden von Menschen als Ort der Erholung, des Sports und der Begegnung.
Innerhalb des Parks gibt es zahlreiche sehenswerte Plätze, die zum Verweilen einladen:
- Die Luiseninsel, die in der späten Kaiserzeit geschaffen wurde, beherbergt Statuen von Königin Luise und Friedrich Wilhelm III.
- Der Rosengarten, angelegt im Jahr 1900, ist besonders im Sommer ein farbenprächtiges Highlight.
- Die Rousseauinsel, benannt nach dem französischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau, wurde bereits 1801 angelegt und bietet einen idyllischen Rückzugsort.
- Der Goldfischteich, der derzeit in seiner barocken Form rekonstruiert wird, erinnert an die frühere Gestaltung des Parks.
- Der Englische Garten, der 1952 begründet wurde, ist ein Geschenk Großbritanniens an die Stadt Berlin.
- Das Freilichtmuseum für Gaslaternen, in der Nähe des S-Bahnhofs Tiergarten gelegen, zeigt eine beeindruckende Sammlung historischer Gaslaternen aus verschiedenen Epochen und Städten, die bei Dunkelheit erleuchtet sind.
- Der Glockenspielturm Carillon, ein imposantes Bauwerk, dessen 68 Glocken an Sonntagen im Sommer zu hören sind. Mit 42 Metern Höhe und als viertgrößtes Carillon der Welt ist er ein akustisches und architektonisches Highlight.
Die Wasserflächen im Park, hauptsächlich Seen und Kanäle, werden vom Landwehrkanal gespeist, der sich durch den Tiergarten schlängelt und später in die Spree mündet. Zahlreiche Brücken und Uferwege machen das Wasser zu einem integralen Bestandteil des Parkerlebnisses.
Denkmäler sind ebenfalls ein charakteristisches Merkmal des Parks. Entlang der Tiergartenstraße finden sich beispielsweise Denkmäler für Persönlichkeiten wie Richard Wagner und Theodor Fontane, die die kulturelle Bedeutung des Ortes unterstreichen.
Der Stadtteil Tiergarten: Mehr als nur Park
Neben dem berühmten Park ist Tiergarten auch der Name eines wichtigen Berliner Stadtteils. Seit der Verwaltungsreform gehört Tiergarten zum Bezirk Mitte, gemeinsam mit den Stadtteilen Hansaviertel, Moabit, Wedding, Gesundbrunnen und dem namensgebenden Mitte. Der Stadtteil wird im Osten von der Spree begrenzt und zeichnet sich durch seine naturbelassenheit und seine Funktion als Erholungsort aus.

Ein bedeutender Teil des Stadtteils ist das Regierungsviertel. Hier schlägt das politische Herz Deutschlands. Die Eingemeindung des Gebiets zwischen dem Großen Tiergarten und der Spree in die Stadt Berlin erfolgte bereits 1861 unter Kurfürst Friedrich III. Amtlich wurde Tiergarten im Jahr 1884 als neuer Stadtteil anerkannt.
Die Geschichte des Stadtteils ist eng mit der Entwicklung Berlins als Hauptstadt verbunden. Auf dem östlich gelegenen Spreebogen befand sich einst ein großer Exerzierplatz. Aus diesem ging der Königsplatz hervor, der heute als Platz der Republik bekannt ist und an das historische Reichstagsgebäude grenzt.
Auch der Stadtteil Tiergarten trug schwere Narben des Zweiten Weltkriegs. Er wurde fast vollständig zerstört. Besonders betroffen war das noble Alsenviertel am Nordrand des Spreebogens, wo sich unter anderem die Schweizer Botschaft befand. Viele Gebäude wurden im Zuge von Hitlers ambitionierten, aber nie realisierten „Germania“-Plänen abgerissen, um Platz für monumentale Bauwerke wie die geplante „Große Halle“ zu schaffen. Der Krieg setzte diesen Plänen ein jähes Ende und hinterließ eine Trümmerwüste.
Während der Teilung Berlins lag das Gebiet brach und bildete teilweise das Grenzgebiet, insbesondere am Potsdamer Platz.
Nach der politischen Wende und dem Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin wurde das ehemalige Alsenviertel zum Kern des neuen Regierungsviertels. Hier entstanden in den 1990er und 2000er Jahren zahlreiche großangelegte Neubauten für die Bundesregierung, die das moderne Bild des Stadtteils prägen.

Der Potsdamer Platz selbst hat eine faszinierende Geschichte. In den „Goldenen Zwanzigern“ war er einer der belebtesten und beliebtesten Plätze Europas, ein Zentrum des urbanen Lebens mit unzähligen Restaurants, Hotels und Varietés. Im Zweiten Weltkrieg versank auch er in Trümmern. Während der Teilung lag er im Schatten der Berliner Mauer und war ein trostloses Niemandsland. Erst nach dem Mauerfall begann in den 1990er Jahren die umfassende Neubebauung, die an die alte Tradition als lebendiges Stadtzentrum anknüpfen sollte.
Wichtige Sehenswürdigkeiten im und um den Tiergarten
Der Stadtteil Tiergarten ist reich an historischen Orten und touristischen Anlaufpunkten:
- Das Regierungsviertel mit dem Reichstagsgebäude am Platz der Republik.
- Das Brandenburger Tor, das den östlichen Abschluss der Straße des 17. Juni bildet, die quer durch den Tiergarten führt.
- Der Potsdamer Platz, ein Symbol für das wiedervereinigte Berlin mit moderner Architektur und vielfältigem Angebot.
- Die Siegessäule auf dem Großen Stern, eines der bedeutendsten Nationaldenkmäler Deutschlands und ein ikonisches Wahrzeichen Berlins.
- Das Kulturforum mit bedeutenden Museen und kulturellen Einrichtungen.
- Zahlreiche Botschaften, die die internationale Bedeutung des Stadtteils unterstreichen.
- Das Sowjetische Ehrendenkmal im Tiergarten, das an die gefallenen sowjetischen Soldaten erinnert.
- Der ehemalige Standort des Tempodroms, heute das „Tipi am Kanzleramt“, eine bekannte Veranstaltungsstätte.
- Das Bauhaus-Archiv, das sich der Geschichte und den Werken der Bauhaus-Bewegung widmet.
- Der Bendlerblock, Sitz des Bundesverteidigungsministeriums und Standort der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, die an den militärischen Widerstand gegen das NS-Regime erinnert.
- Das Schloss Bellevue, Amtssitz des Bundespräsidenten.
- Der Tiergartentunnel, ein wichtiges Bauwerk der Verkehrsinfrastruktur.
Der angrenzende Zoo Berlin ist ebenfalls ein beliebtes Ziel und leicht vom Tiergarten aus zu erreichen.
Verkehrsanbindung
Da der Stadtteil größtenteils vom Park eingenommen wird, ist der direkte Verkehr im Inneren begrenzt und wird hauptsächlich von Bussen bedient. Rund um den Stadtteil gibt es jedoch eine exzellente Anbindung an das öffentliche Nahverkehrsnetz über zahlreiche U- und S-Bahn-Stationen:
- Kurfürstenstraße (U1, U3)
- Potsdamer Platz (U2, S1, S2, S25, S26, Regionalverkehr, Busse)
- Brandenburger Tor / Bundestag (U5, S1, S2, S25, S26)
- Bellevue / Tiergarten (S3, S5, S7, S9)
- Tiergarten (Bus N9)
Zudem durchqueren mehrere Bundesstraßen den Stadtteil, darunter die B1, B2, B5 und die B96 im Tiergartentunnel.
Veranstaltungen im und am Tiergarten
Der Tiergarten und die angrenzende Straße des 17. Juni sind regelmäßig Schauplatz großer Veranstaltungen:
- Der Berlin-Marathon führt seit 1987 durch den Großen Tiergarten.
- Die Straße des 17. Juni war von 1996 bis 2003 Teil der Route der Love Parade.
- Bei großen Sportereignissen wie Fußball-Weltmeisterschaften und Europameisterschaften ist die Straße des 17. Juni eine beliebte Public-Viewing-Zone.
- Auch die zentrale Silvesterfeier Berlins findet hier statt.
Essen und Trinken
Für das leibliche Wohl bieten sich im oder am Park mehrere Optionen an:
- Das Café am Neuen See
- Der Schleusenkrug
- Das Teehaus im Englischen Garten
Zudem gibt es ausgewiesene Bereiche im nördlichen Teil des Parks, in denen das Grillen gestattet ist.
Der Berliner Tiergarten ist ein Ort von immenser historischer und kultureller Bedeutung. Er erzählt die Geschichte Berlins von der kurfürstlichen Zeit bis zur modernen Hauptstadt und bietet gleichzeitig einen unverzichtbaren Raum für Naturerlebnisse und Erholung. Ob man durch die historischen Anlagen schlendert, die Denkmäler erkundet, die politische Mitte Deutschlands besucht oder einfach nur die grüne Ruhe genießt – der Tiergarten hat für jeden etwas zu bieten.
Häufig gestellte Fragen zum Tiergarten
Frage | Antwort |
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Warum heißt der Tiergarten so? | Der Name stammt aus dem 16. Jahrhundert, als das Gelände als Jagdrevier für die Kurfürsten Brandenburgs genutzt wurde. |
Wie groß ist der Große Tiergarten? | Der Park ist mit etwa 210 Hektar der größte Park Berlins. |
Ist Tiergarten ein guter Stadtteil? | Ja, der Stadtteil Tiergarten gilt als wichtiger und attraktiver Teil Berlins, bekannt als grüne Lunge und Standort des Regierungsviertels und vieler Sehenswürdigkeiten. |
Welche wichtigen Sehenswürdigkeiten gibt es im Tiergarten und Umgebung? | Dazu gehören die Siegessäule, das Regierungsviertel mit dem Reichstagsgebäude, der Potsdamer Platz, das Kulturforum, das Bauhaus-Archiv, Schloss Bellevue und das Gaslaternen-Freilichtmuseum, um nur einige zu nennen. |
Wer hat den Tiergarten gestaltet? | Wichtige Gestalter waren Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (barocker Lustgarten) und Peter Joseph Lenné (englischer Landschaftspark). |
Wo kann man im Tiergarten essen und trinken? | Es gibt mehrere Gaststätten wie das Café am Neuen See, den Schleusenkrug und das Teehaus im Englischen Garten. Grillen ist in bestimmten Bereichen erlaubt. |
Welche Veranstaltungen finden im Tiergarten statt? | Bekannt sind der Berlin-Marathon, Public Viewings auf der Straße des 17. Juni und die Silvesterfeier. Früher war er auch Teil der Love Parade Route. |
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