Welches Licht für Gastronomie?

Licht im Restaurant: Mehr als nur Helligkeit

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In der Welt der Gastronomie geht es um mehr als nur gutes Essen und exzellenten Service. Das Ambiente spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden der Gäste und beeinflusst maßgeblich ihr Erlebnis. Ein Schlüsselelement für die Schaffung der gewünschten Atmosphäre ist die Beleuchtung. Sie kann einen Raum von einem einfachen Essbereich in eine einladende, gemütliche Oase oder ein stilvolles, lebendiges Lokal verwandeln. Die Kunst liegt darin, das Lichtkonzept harmonisch auf das jeweilige Gastronomiekonzept abzustimmen, sei es ein belebter Café, ein elegantes Feinschmeckerlokal oder eine moderne Cafeteria.

Welches Licht für Gastronomie?
Restaurant-Lampen besitzen idealerweise einen CRI > 90, um Speisen delikat aussehen zu lassen. Eine behagliche Farbtemperatur von 1.200 - 2.700 Kelvin unterstreicht das Wohlfühl-Ambiente im Gastronomie-Bereich. Besonders ansprechend und für das Auge angenehm wirkt eine hohe Dynamik im Lichtbild, welche das Auge führt.

Die Beleuchtung hat viele Funktionen: Sie sorgt für die notwendige Sichtbarkeit, setzt Akzente, lenkt den Blick und beeinflusst sogar, wie wir Speisen wahrnehmen. Tagsüber kann viel natürliches Licht eine offene und aktive Stimmung fördern, während am Abend sanftes, warmes Licht eine beruhigende und entspannende Atmosphäre schafft. Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zu finden, die sowohl funktionalen Anforderungen genügt als auch das gewünschte Ambiente unterstützt, ohne die Gäste zu blenden oder unangenehme Schatten zu erzeugen.

Die Bedeutung der Beleuchtung für das Ambiente

Jedes Gastronomiekonzept lebt von der Atmosphäre, die es schafft. Ein trendiges Café benötigt eine andere Lichtstimmung als ein exklusives Sternerestaurant oder eine betriebsame Mensa. Die Beleuchtung ist dabei das mächtigste Werkzeug, um diese Stimmung zu gestalten. Sie kann Räume größer oder kleiner erscheinen lassen, bestimmte Bereiche hervorheben und eine emotionale Verbindung beim Gast herstellen. Helligkeit und Lichtfarbe sind entscheidend. Kühle, helle Töne wirken aktivierend und eignen sich gut für Tageskonzepte oder Bereiche, in denen schnelle Abwicklung gefragt ist. Warme, gedämpfte Töne hingegen fördern Gemütlichkeit und Verweildauer, ideal für Abendrestaurants oder intime Bars.

Die Integration von Tageslicht ist ebenfalls von großer Bedeutung. Große Fensterflächen, wie sie oft in Cafés oder Restaurants zu finden sind, versorgen die Räume tagsüber mit natürlichem Licht. Dieses sollte durch künstliches Licht ergänzt oder bei Bedarf ersetzt werden. Moderne Lichtmanagementsysteme ermöglichen eine nahtlose Steuerung des Zusammenspiels von Tages- und Kunstlicht. Sie passen die Helligkeit automatisch an die äußeren Bedingungen an und gewährleisten so jederzeit eine angenehme und normgerechte Beleuchtung. Diese Systeme tragen auch zur Energieeffizienz bei.

Beleuchtungsstärke: Wie viel Lux ist richtig?

Die Beleuchtungsstärke, gemessen in Lux (lx), gibt an, wie viel Licht auf eine Fläche fällt. Die benötigte Beleuchtungsstärke variiert stark je nach Bereich und Funktion innerhalb eines Gastronomiebetriebs. Es gibt keine allgemeingültige Zahl für 'das Restaurant', da unterschiedliche Zonen unterschiedliche Anforderungen haben.

Die Norm DIN EN 12464-1 liefert Richtwerte für verschiedene Arbeitsbereiche, wozu auch die Gastronomie gehört. Für die Allgemeinbeleuchtung in einer Gastronomie mit Selbstbedienung, wie beispielsweise einer Cafeteria, wird eine gleichmäßige Beleuchtungsstärke von 200 Lux empfohlen. Dies gewährleistet, dass sich die Gäste gut orientieren können und die Speisen an der Ausgabe gut sichtbar sind.

In Bars oder Kneipen wird die Beleuchtungsstärke oft bewusst geringer gehalten, manchmal sogar unter 50 Lux. Hier steht die intime Atmosphäre im Vordergrund, und die Beleuchtung wird häufig stärker durch Akzente gestaltet. Allerdings ist es wichtig, auch in solchen Umgebungen die Möglichkeit zu haben, die Helligkeit bei Bedarf zu erhöhen. Zum Beispiel erfordern Reinigungsarbeiten eine deutlich höhere Beleuchtungsstärke von mindestens 300 Lux, um eine gründliche Säuberung zu ermöglichen. Hier sind dimmbare Systeme und Lichtmanagementsysteme, die verschiedene Szenen abrufen können, unverzichtbar.

Die Beleuchtungsstärke sollte nicht nur ausreichend, sondern auch harmonisch verteilt sein. Ein eintönig heller Raum wirkt oft ungemütlich, während zu dunkle Bereiche die Orientierung erschweren und ein Gefühl der Unsicherheit hervorrufen können. Eine ausgewogene Helligkeitsverteilung, die Bereiche unterschiedlich beleuchtet, verbessert den Sehkomfort und die Sehleistung.

Bereich im RestaurantEmpfohlene Beleuchtungsstärke (Lux)Anmerkungen
Allgemeinbeleuchtung (z.B. Cafeteria, Selbstbedienung)200 lxGleichmäßig, gemäß DIN EN 12464-1
Bars / Kneipenoft < 50 lxStark akzentuiert, Atmosphäre im Vordergrund
Reinigungmindestens 300 lxFür gute Sichtbarkeit und Gründlichkeit
Tische (Zonenbeleuchtung)etwas höher als das UmfeldFokus auf der Tischplatte
Servicebereicheverhalten beleuchtetIm Hintergrund
Buffets, Theken, Kassen (Selbstbedienung)angemessenes NiveauGute Sehleistung erforderlich

Allgemeinbeleuchtung und Akzentbeleuchtung

Die Lichtplanung in einem Restaurant gliedert sich typischerweise in zwei Hauptbereiche: die Allgemeinbeleuchtung und die Akzentbeleuchtung.

Die Allgemeinbeleuchtung sorgt für die Grundhelligkeit im Raum und gewährleistet die notwendige Orientierung und Sicherheit. Sie sollte auf die Raumgröße, Architektur, den Tageslichteinfall und das Interieur (Möbel, Wandfarben etc.) abgestimmt sein. Geeignete Leuchten für die Allgemeinbeleuchtung sind beispielsweise Anbau- oder Einbauleuchten an der Decke, Strahler oder Leuchten an Stromschienen. Diese bieten eine gleichmäßige Lichtverteilung im gesamten Raum.

Die Akzentbeleuchtung dient dazu, bestimmte Elemente im Raum hervorzuheben und visuelle Ankerpunkte zu schaffen. Sie lebt von Kontrasten und unterschiedlichen Helligkeitsniveaus. Mit Akzentlicht können besondere Architekturmerkmale, Kunstwerke, Skulpturen oder auch das sorgfältig angerichtete Buffet in Szene gesetzt werden. Strahler von oben, Bodeneinbauleuchten oder hinterleuchtete Flächen sind typische Mittel der Akzentbeleuchtung. Sie lenken den Blick des Betrachters und tragen maßgeblich zur Gestaltung des Ambientes bei. Für eine optimale Wirkung muss sich die Akzentbeleuchtung deutlich vom Niveau der Allgemeinbeleuchtung abheben. Punktlichtquellen mit eng gebündeltem Licht können auch Materialien wie Glas und Porzellan zum Funkeln bringen.

Die Kombination aus gut geplanter Allgemein- und Akzentbeleuchtung ermöglicht es, den Raum zu strukturieren und verschiedene Stimmungen für unterschiedliche Bereiche oder Tageszeiten zu schaffen.

Welche 4 Beleuchtungsarten gibt es?
Fragen Sie jeden professionellen Innenarchitekten und er wird Ihnen sagen, dass die richtige Beleuchtung die Grundlage für ein hochwertiges Einkaufserlebnis ist. Es gibt vier Arten von Einzelhandelsbeleuchtung: Ambiente-, Akzent-, Dekorations- und Arbeitsbeleuchtung .

Das Auge isst mit: Farbwiedergabe und Lichtfarbe

Ein oft unterschätzter Aspekt der Beleuchtung in der Gastronomie ist die Qualität des Lichts, insbesondere die Farbwiedergabe und die Lichtfarbe. Die Farbwiedergabe wird durch den Farbwiedergabeindex Ra (oder CRI) beschrieben. Ein hoher Ra-Wert bedeutet, dass Farben unter diesem Licht sehr naturgetreu wiedergegeben werden. Für die Präsentation von Speisen ist ein hoher Ra-Wert unerlässlich. Frische und Güte der Gerichte werden erst bei einem guten Farbwiedergabeindex von Ra ≥ 80 richtig wahrgenommen. Stellen Sie sich vor, ein Gericht sieht unter schlechtem Licht unappetitlich aus – das beeinträchtigt das gesamte Esserlebnis, noch bevor der erste Bissen genommen wurde.

Die Lichtfarbe, oft in Kelvin (K) angegeben, beeinflusst die Stimmung direkt. Warmweißes Licht (ca. 2700-3000 K) wird als gemütlich empfunden und eignet sich gut für Restaurants mit Fokus auf Behaglichkeit. Neutralweißes Licht (ca. 3500-4000 K) ist sachlicher und kann in Cafeterias oder Bereichen, wo mehr Aktivität gewünscht ist, eingesetzt werden. Tageslichtweiß (über 5000 K) wirkt sehr kühl und ist in der Gastronomie eher selten für den Gästebereich geeignet, kann aber für Küchen oder Lagerbereiche sinnvoll sein.

Es ist ratsam, an der Essensausgabe eine ähnliche Lichtfarbe wie an den Tischen im Restaurant zu verwenden. So vermeiden Sie, dass Speisen an der Ausgabe appetitlich aussehen, aber am Tisch plötzlich anders wirken.

Spezifische Beleuchtung von Tischen und Bereichen

Die Beleuchtung der Tische steht oft im Vordergrund der Lichtplanung, denn hier verbringen die Gäste die meiste Zeit. Eine gute Tischbeleuchtung konzentriert das Licht auf die Tischplatte und lässt die Personen in einem dezenten Streulicht zurücktreten. Pendelleuchten sind hierfür eine beliebte Wahl. Sie sollten in der Regel etwa 60 Zentimeter über der Tischplatte hängen, was knapp über Augenhöhe liegt. Dieser Abstand minimiert die Gefahr von Blendung. Um Blendung weiter zu vermeiden, werden oft Leuchten mit diffusem (seidenmattem oder opalglänzendem) Glas oder Schirmen verwendet, die das Licht weich verteilen.

Wenn Pendelleuchten das Raumgefühl stören, können auch Deckenleuchten mit einem stark fokussierten Lichtkegel als Zonenbeleuchtung über den Tischen eingesetzt werden. Wichtig ist, dass das Helligkeitsniveau am Tisch etwas höher ist als in der unmittelbaren Umgebung. Dies schafft eine intime Zone und lenkt den Fokus auf das Geschehen am Tisch – das Essen und die Unterhaltung.

Servicebereiche, die nicht direkt dem Gast zugewandt sind, werden in der Regel verhaltener beleuchtet. Ausnahmen bilden Bereiche, an denen der Gast interagiert oder Speisen betrachtet, wie Buffets, Theken oder Kassen in Selbstbedienungsrestaurants. Hier ist ein angemessenes Beleuchtungsniveau erforderlich, um gute Sehleistung zu gewährleisten.

Eine schlagschattenfreie Beleuchtung ist ebenfalls wichtig, insbesondere an den Tischen. Sie ermöglicht es, Gesichter, Mimik und Gestik gut zu erkennen, was für die soziale Interaktion während einer Mahlzeit oder Kaffeepause von großer Bedeutung ist. Dies wird durch eine ausgewogene Mischung aus direkten und indirekten Lichtanteilen erreicht.

Flexibilität durch Lichtmanagement

Moderne Restaurants setzen zunehmend auf separat steuerbare Beleuchtungssysteme und Lichtmanagement. Die gesamte Beleuchtung sollte idealerweise dimmbar sein. Dies ermöglicht es, die Lichtstimmung im Laufe des Tages oder sogar für verschiedene Anlässe zu verändern. Ein helles, frisches Licht zur Mittagszeit kann am Abend in eine gedämpfte, intime Atmosphäre übergehen.

Lichtsteuerungen, die auch das einfallende Tageslicht berücksichtigen, passen die Helligkeit automatisch an und können vordefinierte Lichtszenen abspielen. So kann per Knopfdruck von der 'Mittagstisch'-Szene zur 'Abenddinner'-Szene gewechselt werden, wobei Helligkeit, Lichtfarbe und Akzente angepasst werden. Diese Flexibilität ist nicht nur für das Ambiente wichtig, sondern auch für praktische Belange, wie die bereits erwähnte Erhöhung der Beleuchtungsstärke für Reinigungsarbeiten.

Ein durchdachtes Lichtmanagement spart zudem Energie, indem es das Licht nur dort und in der Intensität zur Verfügung stellt, wo und wie es benötigt wird. Es trägt somit auch zur Wirtschaftlichkeit des Betriebs bei.

Häufig gestellte Fragen zur Restaurantbeleuchtung

Wie viel Lux ist ideal im Restaurant?
Es gibt keinen einzelnen idealen Lux-Wert für ein ganzes Restaurant. Es hängt vom Bereich ab. Für Selbstbedienungsbereiche sind ca. 200 Lux empfohlen, während Bars oft unter 50 Lux arbeiten. An Tischen sollte die Helligkeit etwas höher sein als im Umfeld. Für Reinigungsarbeiten werden mindestens 300 Lux benötigt.
Warum ist die Farbwiedergabe wichtig?
Die Farbwiedergabe (Ra-Wert) ist entscheidend dafür, wie Speisen aussehen. Ein hoher Ra-Wert (≥ 80) lässt die Farben von Lebensmitteln natürlich und appetitlich erscheinen, was das Esserlebnis positiv beeinflusst.
Was bedeutet Blendung und wie vermeide ich sie?
Blendung entsteht, wenn Lichtquellen zu hell sind oder direkt ins Auge strahlen, was unangenehm ist und die Sicht beeinträchtigt. Sie wird durch die Wahl geeigneter Leuchten (mit Schirmen, diffusem Glas) und deren Positionierung (z.B. Pendelleuchten in passender Höhe über Tischen) vermieden.
Gibt es gesetzliche Vorschriften für Restaurantbeleuchtung?
Es gibt keine spezifischen Gesetze, die einen bestimmten Lux-Wert für den gesamten Gastraum vorschreiben. Allerdings gibt es Normen wie die DIN EN 12464-1, die Empfehlungen für die Beleuchtung von Arbeitsstätten, einschließlich bestimmter Bereiche in der Gastronomie (wie z.B. Selbstbedienung), geben. Für die Sicherheit und Sehleistung der Mitarbeiter und Gäste sollten diese Normen berücksichtigt werden.
Kann ich mit Licht Geld sparen?
Ja, moderne, effiziente LED-Technologie verbraucht deutlich weniger Energie als ältere Beleuchtungssysteme. In Kombination mit einem intelligenten Lichtmanagement, das Tageslichtnutzung optimiert und Licht nur bei Bedarf einschaltet oder dimmt, können die Energiekosten erheblich gesenkt werden.

Fazit

Die Beleuchtung ist ein komplexes, aber immens wichtiges Element im Design und Betrieb eines Restaurants. Sie beeinflusst nicht nur die Ästhetik und das Ambiente, sondern auch die Funktionalität, das Wohlbefinden der Gäste und sogar die Wahrnehmung der Speisen. Von der richtigen Beleuchtungsstärke über eine exzellente Farbwiedergabe bis hin zur Vermeidung von Blendung und dem geschickten Einsatz von Akzentbeleuchtung – jeder Aspekt zählt. Ein durchdachtes Lichtkonzept, unterstützt durch flexible Lichtmanagementsysteme, ist eine Investition, die sich in Form zufriedenerer Gäste, einer besseren Arbeitsumgebung und potenzieller Energieeinsparungen auszahlt. Licht ist somit weit mehr als nur Helligkeit; es ist ein entscheidender Faktor für ein erfolgreiches Gastronomieerlebnis.

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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