Was ist das längste Restaurant der Welt?

Sobrino de Botín: Mehr als nur das älteste?

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Madrid, eine Stadt voller Geschichte und kulinarischer Genüsse, beherbergt ein Restaurant, das weltweit für seinen Anspruch auf den Titel des ältesten kontinuierlich betriebenen Restaurants bekannt ist: das Sobrino de Botín. Gelegen in der Calle de Cuchilleros, zieht dieser Ort seit Jahrhunderten Besucher und Einheimische gleichermaßen an, angelockt von seinem Ruf, seiner Geschichte und natürlich seiner Küche. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter dem berühmten Gründungsjahr 1725, das stolz an der Fassade prangt?

Die Geschichte des Sobrino de Botín ist eng mit Legenden und Fakten verwoben, die es zu einem faszinierenden Studienobjekt machen. Laut dem Guinness-Buch der Rekorde gilt es als das älteste Restaurant der Welt. Dieser Anspruch basiert auf der Annahme, dass es 1725 gegründet wurde und seitdem ununterbrochen in Betrieb ist. Doch die Realität ist, wie so oft, etwas komplexer und bietet eine ebenso reiche Erzählung, die weit über ein einfaches Gründungsdatum hinausgeht.

Was ist das längste Restaurant der Welt?
Sobrino de Botín ist ein spanisches Restaurant in Madrid. Es ist im Guinness-Buch der Rekorde als das älteste der Welt aufgeführt, da es angeblich 1725 gegründet wurde und seitdem ununterbrochen in Betrieb ist.

Die Wahrheit hinter der Legende: 1725 vs. 1865

Die Geschichte des Sobrino de Botín, wie wir es heute kennen, beginnt nicht im Jahr 1725, sondern eher im späten 19. Jahrhundert. Das Jahr 1725, das an der Fassade des aktuellen Standorts in der Calle de Cuchilleros 17 zu sehen ist, bezieht sich nachweislich auf das Datum der Installation dieser speziellen Steinfassade. Es ist ein historisches Detail, das geschickt für kommerzielle Zwecke genutzt wird, um die vermeintliche Antike des Lokals hervorzuheben.

Die tatsächliche Geschichte des Restaurants, das letztlich zum heutigen Sobrino de Botín wurde, ist komplexer. Es scheint, dass Ende des 18. Jahrhunderts in der Plaza de Herradores in Madrid ein Lokal namens „Pastelería de Botín“ existierte. Dessen Besitzer war José Puertas Sánchez, bekannt als Botín, der 1847 verstarb. Dieses ursprüngliche Lokal, später bekannt als „Antigua Casa Botín“, beanspruchte seinerseits eine noch frühere Gründung im Jahr 1620 – eine weitere Legende in der Geschichte der Familie Botín.

Nach dem Tod von José Puertas übernahm sein Neffe Cándido Remis Puertas das Geschäft, aber nur als Verwalter oder Mieter. Das Eigentum gehörte zunächst der Witwe von José Puertas, María Prado, und nach ihrem Tod 1855 ihrer Tochter Juana Puertas Prado. Nach Juana Puertas' Tod 1856 ging das Eigentum an ihren Witwer Eduardo León über. Im Jahr 1865 kam es zum Bruch zwischen Cándido Remis und Eduardo León. Cándido Remis entschied sich, sein eigenes Lokal zu eröffnen. Dieses neue Geschäft, die „Pastelería de Cándido Remis, sobrino de Botín“ (Konditorei von Cándido Remis, Neffe von Botín), wurde am heutigen Standort in der Calle de Cuchilleros 17 eröffnet. Dies markiert das tatsächliche Gründungsjahr des Restaurants, das sich zum heutigen Sobrino de Botín entwickelte.

Das ursprüngliche Lokal in der Plaza de Herradores, die „Antigua Casa Botín“, hatte weiterhin Bestand. Es schloss 1936 aufgrund finanzieller Probleme, wurde aber 1939 wiedereröffnet. In den 1960er Jahren schloss es endgültig, nachdem die Familie González, die inzwischen das Sobrino de Botín übernommen hatte, das Eigentum und die Rechte am Handelsnamen erworben hatte, um die Konkurrenz auszuschalten. Dies zeigt, wie die Geschichte der beiden Lokale miteinander verknüpft ist und wie das heutige Sobrino de Botín die Tradition und den Namen des ursprünglichen „Botín“ weiterführt, wenn auch an einem anderen Standort und mit einer anderen tatsächlichen Gründungsgeschichte.

Ein Familienerbe: Die Ära González

In den 1930er Jahren wurde das Sobrino de Botín von dem Ehepaar Amparo Martín und Emilio González erworben. Diese Übernahme markiert den Beginn einer neuen Ära für das Restaurant. Die Familie González führt das Restaurant bis heute und hat maßgeblich dazu beigetragen, seine Traditionen zu bewahren und seinen Ruf zu festigen. Unter ihrer Führung hat sich das Sobrino de Botín zu einer Institution in Madrid entwickelt, die für ihre authentische kastilische Küche und ihr historisches Ambiente geschätzt wird.

Die Familie González hat nicht nur die historischen Rezepte und Kochtechniken bewahrt, sondern auch eine ganz besondere Tradition aufrechterhalten: die Flamme im Holzofen, der für die Zubereitung der berühmten Braten verwendet wird, wird niemals gelöscht. Diese Tradition symbolisiert die Kontinuität und Beständigkeit des Restaurants über die Jahrhunderte hinweg und ist ein faszinierendes Detail, das zur einzigartigen Atmosphäre des Ortes beiträgt.

Kulinarische Höhepunkte: Klassiker der kastilischen Küche

Das Sobrino de Botín ist berühmt für seine traditionelle kastilische Küche. Zwei Gerichte stehen dabei besonders im Vordergrund und gelten als absolute Spezialitäten des Hauses:

  • Cochinillo Asado: Der gebratene Spanferkel ist das unbestrittene Signature Dish des Botín. Es wird in dem historischen Holzofen zubereitet, dessen Flamme niemals erlischt. Das Ergebnis ist ein Spanferkel mit einer unglaublich knusprigen Haut und zartem, saftigem Fleisch. Die Zubereitung folgt überlieferten Rezepten und Techniken, die das Gericht zu einem wahren Geschmackserlebnis machen. Die Qualität des Cochinillo Asado zieht Gäste aus aller Welt an und ist ein Muss für jeden Besucher.
  • Sopa de Ajo: Eine weitere Spezialität ist die Knoblauchsuppe. Sie wird traditionell mit einem pochierten Ei in Hühnerbrühe zubereitet und oft mit Sherry und Knoblauch verfeinert. Es ist ein herzhaftes und wärmendes Gericht, das besonders bei Madrider Nachtschwärmern als Stärkung beliebt war und ist.

Diese Gerichte spiegeln die Einfachheit und gleichzeitig die tiefe Verwurzelung in der regionalen Küche wider. Sie sind der Beweis dafür, dass Tradition und Qualität die besten Zutaten für den Erfolg eines Restaurants sind.

Literarische Verbindungen: Botín und Hemingway

Die Geschichte des Sobrino de Botín ist auch mit der Welt der Literatur verbunden. Der berühmte amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway erwähnte das Restaurant und seine Spezialität, den Cochinillo Asado, auf den letzten Seiten seines Romans „Fiesta“ (Originaltitel: „The Sun Also Rises“). Diese Erwähnung trug maßgeblich zur internationalen Bekanntheit des Restaurants bei.

Es wird angenommen, dass Hemingways Besuche und seine Erfahrungen, die er im Roman beschrieb, eher im ursprünglichen Lokal „Antigua Casa Botín“ in der Plaza de Herradores stattfanden. Dies ändert jedoch nichts an der Bedeutung der Erwähnung für das heutige Sobrino de Botín, das die Traditionen und den Namen weiterführt. Hemingways Beschreibung fängt die Atmosphäre und die Qualität des Essens ein und verleiht dem Restaurant eine zusätzliche Schicht kultureller Bedeutung.

Das Erlebnis Sobrino de Botín

Ein Besuch im Sobrino de Botín ist mehr als nur ein Essen; es ist eine Reise in die Vergangenheit. Die historischen Räume, die rustikale Einrichtung und die Atmosphäre vermitteln das Gefühl, an einem Ort zu speisen, der seit Jahrhunderten besteht. Von den Kellern bis zu den oberen Stockwerken erzählt jeder Winkel eine Geschichte.

Was ist der beliebteste Name für ein chinesisches Restaurant?
„ China Wok “ ist der häufigste Restaurantname in den USA. Die chinesische Küche hat die am häufigsten verwendeten Restaurantnamen.

Das Restaurant erstreckt sich über mehrere Etagen und bietet verschiedene Speisesäle, jeder mit seinem eigenen Charakter. Der berühmte Holzofen ist oft ein Blickfang für Besucher, die einen Blick auf die Zubereitung der Braten erhaschen möchten.

Trotz seines Rufs und der vielen Touristen hat das Sobrino de Botín es geschafft, seinen Charme und seine Authentizität zu bewahren. Es ist ein Ort, an dem Tradition und Gastfreundschaft großgeschrieben werden. Der Service ist aufmerksam und die Atmosphäre ist lebhaft, besonders zu Stoßzeiten.

Warum Botín besuchen?

Es gibt viele Gründe, das Sobrino de Botín zu besuchen:

  • Die einzigartige Atmosphäre eines wirklich historischen Ortes.
  • Die Möglichkeit, Gerichte zu probieren, die seit Jahrhunderten nach traditionellen Rezepten zubereitet werden, insbesondere den berühmten Cochinillo Asado.
  • Die Faszination der Geschichte, von den Legenden um das Gründungsjahr bis zur tatsächlichen Entwicklung des Restaurants.
  • Die Verbindung zur Literatur durch Ernest Hemingway.
  • Die Tradition des nie erloschenen Ofens.

Es ist ein Ort, der Geschichte, Kultur und Gastronomie auf einzigartige Weise verbindet und ein unvergessliches Erlebnis bietet.

Häufig gestellte Fragen zum Sobrino de Botín

FrageAntwort
Ist Sobrino de Botín wirklich das älteste Restaurant der Welt?Laut Guinness-Buch der Rekorde gilt es als ältestes kontinuierlich betriebenes Restaurant. Die Behauptung basiert auf dem Jahr 1725 an der Fassade. Die tatsächliche Geschichte des heutigen Lokals beginnt jedoch erst 1865. Es gibt aber Hinweise auf ein früheres Lokal namens „Pastelería de Botín“ im späten 18. Jahrhundert.
Welche Gerichte sind besonders empfehlenswert?Die absoluten Spezialitäten sind der Cochinillo Asado (gebratenes Spanferkel) und die Sopa de Ajo (Knoblauchsuppe).
Wo befindet sich das Restaurant?Das Sobrino de Botín liegt in Madrid, Spanien, in der Calle de Cuchilleros 17.
Was ist das Besondere am Ofen?Die Flamme im historischen Holzofen, der für die Braten verwendet wird, wird seit Generationen niemals gelöscht.
Wurde Ernest Hemingway tatsächlich im Botín erwähnt?Ja, Ernest Hemingway erwähnt das Restaurant und sein Spanferkel in seinem Roman „Fiesta“ („The Sun Also Rises“). Es wird jedoch angenommen, dass er das frühere Lokal „Antigua Casa Botín“ in der Plaza de Herradores besuchte.

Das Sobrino de Botín ist zweifellos ein Restaurant von großer historischer Bedeutung und kulinarischem Rang. Ob es nun das *tatsächlich* älteste Restaurant der Welt ist oder nicht, seine Geschichte, seine Traditionen und seine exquisite Küche machen es zu einem unverzichtbaren Ziel für jeden, der Madrid besucht und ein authentisches Erlebnis sucht, das Jahrhunderte überdauert hat.

Die Legenden rund um das Gründungsjahr 1725 mögen marketingwirksam sein, aber die wahre Geschichte, die von verschiedenen Besitzern, zwei Standorten und einer Familie, die das Erbe bewahrt, erzählt, ist ebenso fesselnd. Es ist die Geschichte eines Ortes, der sich den Herausforderungen der Zeit gestellt und dabei seine Seele bewahrt hat. Ein Besuch im Sobrino de Botín ist somit nicht nur ein Genuss für den Gaumen, sondern auch eine Lektion in Geschichte und Beständigkeit.

Die Atmosphäre im Restaurant ist geprägt von der langen Geschichte. Die Wände erzählen Geschichten, die Holzbalken zeugen von vergangenen Jahrhunderten, und der Duft aus dem alten Holzofen liegt in der Luft. Jeder Speisesaal hat seinen eigenen Charme, von den gemütlichen Kellern bis zu den helleren Räumen in den oberen Etagen. Es ist leicht vorstellbar, wie Generationen von Madrilenen und Besuchern hier zusammenkamen, um die einfachen, aber perfekt zubereiteten Gerichte zu genießen.

Die Zubereitung des Cochinillo Asado ist ein Ritual für sich. Das junge Spanferkel wird langsam und schonend im Holzofen gebraten, bis die Schwarte goldbraun und knusprig ist und das Fleisch innen zart und saftig bleibt. Dazu werden oft einfache Beilagen wie Kartoffeln serviert, die den Geschmack des Fleisches nicht überdecken. Es ist ein Gericht, das von der Qualität der Zutaten und der Meisterschaft des Kochs lebt.

Die Sopa de Ajo, obwohl einfacher, ist nicht weniger bedeutend. Sie ist ein Beispiel für die bodenständige kastilische Küche, die nahrhaft und geschmackvoll ist. Die Kombination aus Knoblauch, Brühe und Ei ist einfach, aber tröstlich und voller Geschmack. Sie repräsentiert den Geist der traditionellen spanischen Küche.

Die Verbindung zu Ernest Hemingway fügt dem Restaurant eine romantische Note hinzu. Obwohl er wahrscheinlich das frühere Lokal besuchte, ist die Vorstellung, an demselben Ort zu sitzen und dasselbe Gericht zu essen, das den berühmten Schriftsteller inspirierte, für viele Besucher ein besonderer Reiz. Es zeigt, wie tief verwurzelt das Restaurant in der kulturellen und sozialen Geschichte Madrids ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Sobrino de Botín mehr ist als nur ein Restaurant mit einem berühmten Anspruch. Es ist ein lebendiges Museum, ein Ort, an dem Traditionen gepflegt werden, und ein Beweis für die zeitlose Anziehungskraft guter, ehrlicher Küche. Ein Besuch hier ist eine Erfahrung, die man nicht vergessen wird.

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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