Hoch über dem Zusammenfluss von Main und Tauber thront die imposante Ruine der Burg Wertheim. Sie ist nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern auch ein Zeugnis einer langen und bewegten Geschichte. Als eine der ältesten Burgruinen in Baden-Württemberg birgt sie viele Geheimnisse und Geschichten, von den Anfängen ihrer Erbauung bis zu ihrem heutigen Zustand als beliebter Anziehungspunkt.

Die Geschichte der Besiedlung in dieser Region reicht weit zurück. Interessanterweise lag die ursprüngliche Siedlung, die den Namen „Wertheim“ trug – was so viel wie „erhöhtes Land am Wasser“ bedeutet und auf eine frühe fränkische Gründung hindeutet – nicht auf dem heutigen Stadtgebiet, sondern auf der anderen Seite des Mains, im heutigen Kreuzwertheim. Das Gelände, auf dem sich heute die Stadt Wertheim ausbreitet, war im Mittelalter wohl häufig Überschwemmungen ausgesetzt. Die planmäßige Gründung der Stadt, die sich zu Füßen der Burg entwickelte, begann wohl erst später. Schon um 1200 wurde mit dem Bau einer Stadtbefestigung begonnen, die schließlich Burg und Stadt mit einem gemeinsamen Mauerring umschloss.
Ursprünge und die Grafen von Wertheim
Die Geschichte der Burg selbst ist eng mit einem bedeutenden Adelsgeschlecht verbunden: den Grafen von Wertheim. Sie gehörten zum fränkischen Adel und nannten sich ab 1132 nach diesem Ort. Es wird angenommen, dass in diesem Jahrhundert auch mit dem Bau der Burg begonnen wurde. Die Anlage entwickelte sich rasch nicht nur zu einem militärischen und administrativen Zentrum, sondern auch zu einem kulturellen Mittelpunkt der Region.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg Wertheim im Jahr 1183. Von der sogenannten Oberburg ausgehend, wurde die Anlage über mehrere Bauperioden hinweg kontinuierlich erweitert und ausgebaut. Diese Erweiterungen setzten sich fort, bis die Burg schließlich im Dreißigjährigen Krieg ihre Zerstörung erfuhr. Trotz der Zerstörung sind bis heute bedeutende Teile der ursprünglichen Anlage erhalten geblieben. Dazu zählen der mächtige Bergfried, dessen Errichtung auf die Zeit um 1200 datiert wird, sowie der Palas, der im zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts erbaut wurde. An den Palas schließt sich ein weiterer Wohnbau an, der noch Reste einer älteren Bausubstanz beherbergt.
Wolfram von Eschenbach und die Burg
Eines der faszinierendsten Kapitel in der Geschichte der Burg Wertheim ist ihre Verbindung zu einem der größten Dichter des Mittelalters: Wolfram von Eschenbach. Es gilt als sicher, dass Wolfram in enger Verbindung zu den Grafen von Wertheim stand und dass er sich auf der Burg aufgehalten hat.
Der Dichter selbst gibt in seinem berühmten Werk Parzival einen entscheidenden Hinweis. Im vierten Buch erwähnt er „min herre der grave von Wertheim“. Diese direkte Nennung seines Herrn, des Grafen von Wertheim, wird als starkes Indiz dafür gewertet, dass zumindest Teile seiner Dichtung, insbesondere des Parzival, auf der Burg der Grafen entstanden sein könnten. Die allgemeine Annahme ist, dass die Niederschrift des Parzival zwischen 1200 und 1210 erfolgte. Diese Zeitspanne fällt in die Regierungszeit des Wertheimer Grafen Poppo II., der ab 1212 regierte.
Es wird vermutet, dass Graf Poppo, der sich seit 1190 in der Umgebung von Kaiser Heinrich VI. aufhielt und selbst als Minnesänger bekannt war, ein großes Interesse an der höfischen Dichtung seiner Zeit hatte. Eine Bekanntschaft zwischen Wolfram und Poppo könnte demnach bereits vor Poppos offizieller Regierungszeit begonnen haben. Was als einigermaßen gesichert gilt, ist die Tatsache, dass Wolfram als Ministerialer, also als Dienstmann, der Wertheimer Grafen Güter in Obereschenbach und Pleinfeld bei Ansbach als Lehen besaß. Dies wird durch Urkunden belegt, die Wertheimer Besitz- und Hoheitsrechte an diesen Orten zur betreffenden Zeit und auch später nachweisen. Wolfram selbst nennt im fünften Kapitel des Parzival eine weitere mögliche Stätte der Niederschrift: eine „Burg Wildenberg“. Es wird diskutiert, ob es sich dabei um die Burg Wildenberg bei Kirchzell handeln könnte.
Vom Ende der Grafen bis zur Zerstörung
Das stolze Geschlecht der Grafen von Wertheim starb im Jahr 1556 aus. Damit endete eine Ära, die die Burg über Jahrhunderte geprägt hatte. Die Herrschaft über die Burg und die Grafschaft ging an Ludwig Graf zu Stolberg-Königstein über. Doch auch diese Herrschaft währte nicht ewig. Im Jahr 1598 wurde Ludwig Graf zu Stolberg-Königstein von einem seiner Schwiegersöhne abgelöst: Graf Ludwig von Löwenstein.

Die frühen Jahre des 17. Jahrhunderts brachten die ersten schweren Schläge für die Burg. Im Jahr 1619 ereignete sich eine verheerende Pulverexplosion, die bereits Teile der Burganlage zerstörte. Nur wenige Jahre später, während des verheerenden Dreißigjährigen Krieges, wurde die Burg von schwedischen Truppen besetzt. Im Jahr 1634 nahmen die kaiserlichen Truppen die Burg unter Beschuss, um die schwedischen Besatzer zu vertreiben. Dieser Beschuss führte zu weiteren, massiven Zerstörungen. Seit diesem Zeitpunkt liegt die Burg Wertheim in Trümmern und wurde nicht wieder aufgebaut.
Die Ruine heute: Sanierung und Besitz
Nach Jahrhunderten im Zustand der Ruine begann in den späten 1980er Jahren eine neue Phase für die Burg Wertheim. Ab 1982 wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Burgruine in die Wege geleitet. Diese Maßnahmen wurden mit erheblicher finanzieller Unterstützung des Landes Baden-Württemberg ermöglicht. Ziel war es, die historische Substanz zu sichern und die Ruine für die Nachwelt zu erhalten.
Ein wichtiger Wendepunkt in der jüngeren Geschichte der Burg war das Jahr 1995. In diesem Jahr ging die Burgruine in den Besitz der Stadt Wertheim über. Die Stadt kaufte die Ruine von ihren Vorbesitzern, den ehemaligen Adelsgeschlechtern Löwenstein-Wertheim-Freudenberg und Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, ab. Somit ist die Stadt Wertheim heute die Eigentümerin der historischen Burganlage.
Auch in jüngster Zeit gab es Diskussionen über die Zugänglichkeit der Burg. Am 21. Juli 2008 stimmte eine Mehrheit des Wertheimer Gemeinderates einer Vorlage der Stadtverwaltung zu, die die Einrichtung eines Schrägaufzuges vorsah, um den Aufstieg zur Burg zu erleichtern. Dieses Vorhaben stieß jedoch auf Widerstand. Eine Bürgerinitiative befürchtete negative Auswirkungen auf das historische Stadtbild Wertheims und sammelte Unterschriften für ein Bürgerbegehren, das den Beschluss des Gemeinderates aufheben sollte. Angesichts dieser Entwicklung revidierte der Gemeinderat am 1. Dezember 2008 seinen ursprünglichen Beschluss zum Bau des Aufzugs.
Eine weitere, jüngere Maßnahme betrifft die Beleuchtung der Burg. Im Jahr 2023 wurde eine umfassende Erneuerung der in die Jahre gekommenen Burgbeleuchtung gestartet. Die Kosten für die Umstellung auf moderne LED-Technologie sowie alle begleitenden Arbeiten wurden auf über 600.000 Euro beziffert.
Besucherinformationen: Parken und Zugang
Die Burg Wertheim ist ein beliebtes Ausflugsziel. Aufgrund ihrer historischen Anlage als Höhenburg wurde bei ihrer Errichtung im Mittelalter natürlich keine Planung für Parkplätze berücksichtigt. Auch heute gibt es keine allgemeinen Parkmöglichkeiten direkt an der Burg. Es sind lediglich einige wenige Parkplätze vorhanden, die für Personen mit Behinderung oder Besucher von Veranstaltungen in der Burggastronomie reserviert sind (hierfür ist eine Absprache mit der Gastronomie erforderlich). Für Besucher der Burg stehen Parkplätze in der unteren Stadt Wertheim zur Verfügung. Eine Übersicht über diese Parkplätze kann als PDF-Dokument online gefunden und ausgedruckt werden.
Wie lange der Fußweg zur Burg dauert, wird in den Informationen nicht explizit angegeben, aber es ist ein Aufstieg von der Stadt zur Burg zu bewältigen.
Häufig gestellte Fragen zur Burg Wertheim
Hier finden Sie Antworten auf einige häufig gestellte Fragen:
- Wem gehört die Burg Wertheim heute?
Die Burg Wertheim gehört seit 1995 der Stadt Wertheim. - Ist die Burg Wertheim alt?
Ja, sie wurde erstmals 1183 urkundlich erwähnt und ist eine der ältesten Burgruinen Baden-Württembergs. Der Bau begann wahrscheinlich schon um 1132. - Hat Wolfram von Eschenbach etwas mit der Burg zu tun?
Ja, es gab eine enge Verbindung zwischen Wolfram von Eschenbach und den Grafen von Wertheim. Es wird angenommen, dass Teile seines Werkes Parzival auf der Burg geschrieben wurden. - Kann man mit dem Auto direkt zur Burg fahren?
Nein, es gibt keine allgemeinen Parkplätze direkt an der Burg. Parkmöglichkeiten finden sich in der unteren Stadt Wertheim. - Wann wurde die Burg zerstört?
Teile der Burg wurden 1619 durch eine Pulverexplosion zerstört. Die entscheidende Zerstörung erfolgte 1634 im Dreißigjährigen Krieg durch kaiserlichen Beschuss.
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