Die Eberswalder Straße in Berlin, gelegen im lebendigen Bezirk Prenzlauer Berg, ist weit mehr als nur eine Verkehrsader. Sie ist ein Spiegelbild der Berliner Geschichte, ein Ort, der von der städtischen Entwicklung, der Teilung der Stadt und dem vielfältigen Leben seiner Bewohner erzählt. Einst ein namenloser Verbindungsweg, hat sich diese Straße zu einem zentralen Punkt im Kiez entwickelt, bekannt für ihren U-Bahnhof, ihre historische Straßenbahnstrecke und ihre Nähe zu bedeutenden Orten wie dem Mauerpark und dem Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark.

Ihre heutige Form und Bedeutung verdankt die Eberswalder Straße einer langen und wechselvollen Geschichte, die von Parzellierungen, Bebauungsplänen, Namensänderungen und den tiefen Einschnitten der deutschen Teilung geprägt ist.
Lage und Verlauf
Die Eberswalder Straße beginnt etwa zwei Kilometer nördlich des Berliner Fernsehturms und stellt die Verlängerung der Bernauer Straße dar. Sie startet an der Kreuzung mit der Oderberger- und Schwedter Straße, direkt am südlichen Eingang des Mauerparks. Von dort aus verläuft sie zunächst in Richtung Ostnordost. Auf halber Strecke macht sie einen deutlichen Knick in einer Rechtskurve und führt dann in ostsüdöstlicher Richtung weiter.
Ihr Ende findet die Eberswalder Straße an der belebten Kreuzung mit der Schönhauser Allee, wo sie nahtlos in die Danziger Straße übergeht. Ihre Gesamtlänge beträgt gut 500 Meter. An ihrem Knick gibt es einen kurzen, rund 50 Meter langen Stichweg, eine Sackgasse, die nach Norden zum Südeingang des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks führt. Dieser kurze Abschnitt wurde im Zuge des Baus des Sportparks in die Eberswalder Straße eingegliedert und trägt die Hausnummern 36–39. Die einzige Querstraße, die in die Eberswalder Straße einmündet, ist die Einbahnstraße Topsstraße.
Die Straße markiert an ihrer Südseite die Grenze der St. Augustinus-Pfarrei und liegt seit 2014 im Erhaltungsgebiet Teutoburger Platz, das darauf abzielt, die Zusammensetzung der Wohnbevölkerung zu bewahren. Die Häuser entlang der Eberswalder Straße sind in Hufeisennummerierung angeordnet, beginnend auf der Südseite an der Ecke zur Oderberger Straße.
Ein Blick zurück: Die Geschichte der Straße
Die Gegend, in der die Eberswalder Straße heute liegt, gehörte ab etwa 1780 zum ausgedehnten Acker Tractus des Vorwerks Niederschönhausen. Bereits zu dieser Zeit existierten die Schönhauser Allee und ein Feldweg namens Verlorener Weg, der heutigen Schwedter Straße.
Im Jahr 1823 erwarb Christian Wilhelm Griebenow das Vorwerk. Zwei Jahre später verkaufte er ein großes Stück Land an das preußische Militär, das dort einen Exerzierplatz anlegte – das heutige Gelände des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks. Um das Gebiet zu erschließen und aufzuwerten, legte Griebenow 1826 mehrere Straßen an, darunter einen Verbindungsweg unmittelbar südlich des Exerzierplatzes. Dieser Weg sollte den Verlorenen Weg mit der Schönhauser Allee verbinden. Er verlief von der Schönhauser Allee 141 in gerader Linie westsüdwestwärts bis zum heutigen südlichen Eingang des Mauerparks an der Schwedter Straße.
Der westliche Teil der heutigen Eberswalder Straße (Hausnummern 1–14) folgt noch diesem ursprünglichen Verlauf, den Griebenow anlegte. Am östlichen Ende dieses damals noch namenlosen Weges gründete die St. Elisabethgemeinde 1855 an der Ecke zur Schönhauser Allee die Zionskapelle, eine Vorläuferin der Zionskirche. Südlich davon entstand 1858 ein Siechenhaus für Frauen.
In den Plänen der Berliner Verwaltung wurde die Straße südlich des Exerzierplatzes von den 1860er bis in die 1880er Jahre als Straße 53, Abtheilung XI geführt. Im Jahr 1864 war diese Straße 53 noch unbewohnt.
Änderung des Verlaufs und Benennung
Eine wesentliche Änderung des Straßenverlaufs erfolgte 1877. Die Straße bekam ihre heutige, abgeknickte Form. In Verlängerung der bestehenden Danziger Straße wurde die Bebauung an der Schönhauser Allee durchbrochen, und die Straße wurde in gerader Linie bis zum Exerzierplatz weitergeführt. Für diese Neugestaltung mussten Anlieger enteignet und Gebäude abgerissen werden, darunter das Siechenhaus an der Schönhauser Allee und ein Wärterhaus am Exerzierplatz. Nach einigen Verzögerungen wurden die Pflasterarbeiten der Straße 53 im Jahr 1881 abgeschlossen.
Als eines der ersten großen Gebäude am neuen Verlauf entstand von 1875 bis 1877 das neue St. Elisabeth Stift an seinem heutigen Standort. Gleichzeitig wurde am westlichen Ende der Straße der Bahnhof der Berliner Nordbahn in Betrieb genommen.
Am 12. April 1889 erhielt die Straße schließlich ihren Namen. Wie zuvor die Bernauer Straße wurde auch die neue Straße nach einer Stadt im Landkreis Barnim benannt: die Eberswalder Straße.
Eingliederung der Sonnenburger Straße
Im Jahr 1912 erwarb die Stadt Berlin das Gelände des alten Exerzierplatzes, um es in eine Sportstätte umzuwandeln. Im selben Jahr beschloss die Stadtverordnetenversammlung, die Sonnenburger Straße um den Abschnitt von der Gaudy- bis zur Eberswalder Straße zu verlängern. Die heutige Sackgasse am Knick der Eberswalder Straße markiert den Beginn dieses damaligen Verlaufs. Dieser Abschnitt trug zunächst die Nummer 9, später 16b der Abteilung XI des Bebauungsplans. Von 1920 bis 1935 hieß dieser Teil Rudolf-Mosse-Straße, danach wieder Sonnenburger Straße. Mit dem Bau des Sportparks im Jahr 1951 wurde die Verlängerung der Sonnenburger Straße zurückgenommen und ihr südliches Ende in die Eberswalder Straße eingegliedert.
Verkehrsanbindung und Infrastruktur
Die Eberswalder Straße ist ein wichtiger Knotenpunkt im Berliner Nahverkehr. Durch sie führt die älteste kommunale Straßenbahnstrecke der Stadt. Sie wurde am 1. Juli 1908 eingeweiht und verband ursprünglich den Stettiner Bahnhof (heute Nordbahnhof) mit dem Viehhof an der Landsberger Allee.
In der Nachkriegszeit verkehrte hier die Straßenbahnlinie 4. Nach dem Mauerbau wurde die Linie 4 am 15. Dezember 1951 an der Sektorengrenze am Übergang zur Bernauer Straße unterbrochen. Die Haltestelle Eberswalder Straße / Oderberger Straße wurde zur Endstation. Ab April 1963 gab es hier, nur wenige Meter von der Berliner Mauer entfernt, eine Wendeschleife, die 1975–1976 erweitert wurde. Erst im Jahr 2005 wurden die Gleisanlagen saniert und die Linienführung wieder über die Bernauer Straße Richtung Nordbahnhof verlängert. Seit Mai 2006 verkehrt auf dieser Strecke die Metrolinie M10, eine der wichtigsten Straßenbahnlinien Berlins. An der Ecke zur Schönhauser Allee wurde im Juni 2009 auf dem Mittelstreifen eine linksseitige Haltestelle für die Tram errichtet.
Auch die U-Bahn spielt eine zentrale Rolle. Der nahegelegene Hochbahnhof auf der Schönhauser Allee, bedient von der U-Bahnlinie U2, trägt seit dem 1. Oktober 1991 den Namen U-Bahnhof Eberswalder Straße. Dieser Bahnhof hat ebenfalls eine Geschichte der Namensänderungen: Bei seiner Eröffnung 1913 hieß er U-Bahnhof Danziger Straße und zu DDR-Zeiten U-Bahnhof Dimitroffstraße.

Zeitraum | Name des U-Bahnhofs |
---|---|
1913–DDR-Zeit | Danziger Straße |
DDR-Zeit–1991 | Dimitroffstraße |
Seit 1991 | Eberswalder Straße |
Die Straße selbst, mit einem gut 30 Meter breiten Straßenland, wurde von 2008 bis 2010 im Zuge des Ausbaus des Berliner Innenstadtringes umgestaltet. Die Fahrstreifen wurden auf vier Spuren erweitert, wobei zwei als Mischspuren für den Tramverkehr dienen. Ein etwa drei Meter breiter Mittelstreifen entstand auf großen Teilen der Straße. Beidseitig wurden die Gehwege ausgebaut, Fahrradwege und Parktaschen angelegt. Die Pflasterung der Gehwege wurde teils mit sogenannten Charlottenburger Platten, teils als Bernburger Mosaikpflaster ausgeführt. Zur Begrünung wurden im westlichen Teil Platanen und im östlichen Teil Linden gepflanzt. Seit dem 1. Oktober 2010 gehört die Eberswalder Straße zur Parkraumbewirtschaftung der Zonen 41 und 43.
Leben und Bebauung entlang der Straße
Die Bebauung der Eberswalder Straße spiegelt die historische Entwicklung des Stadtteils wider. Neben dem bereits erwähnten St. Elisabeth Stift und der Nähe zur Zionskirche gab es hier einst ein reges jüdisches Leben.
Bis Anfang der 1940er Jahre gab es im damaligen Arbeiterbezirk Prenzlauer Berg eine aktive jüdische Gemeinde. Laut dem jüdischen Adressbuch von 1931 lebten rund 20 jüdische Familien in der Eberswalder Straße. Die Bewohner hatten unterschiedliche Berufe, wie Arzt, Fleischermeister, Kaufmann, Konfektionsschneider und Schneidermeister sowie Getreide- und Furagehändler. Im Eckhaus Schönhauser Allee 144/Eberswalder Straße 26 wohnte beispielsweise der Kaufmann Max Hartmann, der in der Jüdischen Reform-Gemeinde in Berlin e. V. aktiv war.
Zur Volkszählung 1939 lebten noch zehn jüdische Familien in der Straße. Das Berliner Adressbuch von 1940 verzeichnete das jüdische Wohlfahrtsamt in der Eberswalder Straße 25/26 für ein Jahr. Tragischerweise wurden mindestens sechs jüdische Bewohner von hier deportiert und ermordet, darunter Hermann und Gertrud Saalfeld, Bernhard und Cäcilie Pinkus, Lesser Tasiemka und Hans Friedländer. Einige Familien, wie die Kasparis und die Weissburds, konnten dem Holocaust entkommen, entweder durch Überleben oder Emigration.
Während der Teilung der Stadt befand sich in der Eberswalder Straße 20 eine Besonderheit: die einzige koschere Fleischerei in der DDR. Da hierfür regelmäßig ein Schächter aus Budapest anreisen musste, wurde das Geschäft allerdings nur an einem bestimmten Wochentag als koschere Fleischerei betrieben. Der Fleischer bediente neben Gemeindemitgliedern auch arabische Diplomaten.
Eberswalder Straße an der Berliner Mauer
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lag die Eberswalder Straße direkt an der Sektorengrenze zwischen dem sowjetischen und dem französischen Sektor, die entlang der Schwedter Straße verlief. Mit dem Bau der Mauer im Jahr 1961 querte der Grenzstreifen die Kreuzung am Übergang zur Bernauer Straße.
Um Sichtkontakt nach West-Berlin zu verhindern, wurde bereits im Herbst 1961 eine hohe Holzsichtblende errichtet, die später durch eine massive Betonmauer ersetzt wurde. Die Eberswalder, Oderberger und Schwedter Straße endeten nun als Sackgassen und waren nur noch über den Gehsteig miteinander verbunden. Auf den Fahrbahnen standen in den 1980er Jahren Betonsperren zur Verhinderung von Durchfahrten.
Im Juli 1988 wurde die Sektoren- und heutige Bezirksgrenze im Rahmen eines Gebietsaustauschs westwärts verlegt. Der Mauerstreifen wurde verbreitert. Mit dem Fall der Mauer im November 1989 wurden in der Nacht vom 10. auf den 11. November die ersten Abrissarbeiten an der Kreuzung Oderberger/Schwedter/Bernauer Straße durchgeführt. Bereits am Morgen des 11. November wurde dort für Fußgänger der Grenzübergang Eberswalder Straße eröffnet – ein historischer Moment, der die Straße und ihre Umgebung für immer veränderte.
Häufig gestellte Fragen zur Eberswalder Straße
Wie hieß die Eberswalder Straße früher?
Die Eberswalder Straße trug in den 1860er bis 1880er Jahren den Namen Straße 53, Abtheilung XI, bevor sie am 12. April 1889 ihren heutigen Namen erhielt. Ein kurzer Abschnitt, der heute als Sackgasse zum Jahn-Sportpark führt, war früher Teil der Sonnenburger Straße und hieß zeitweise auch Rudolf-Mosse-Straße.
Welche Straßenbahnlinie fährt durch die Eberswalder Straße?
Durch die Eberswalder Straße verkehrt die Metrolinie M10. Sie befährt die älteste kommunale Straßenbahnstrecke Berlins.
Wie hieß der U-Bahnhof Eberswalder Straße früher?
Der U-Bahnhof auf der Schönhauser Allee hieß bei seiner Eröffnung 1913 U-Bahnhof Danziger Straße. Zu DDR-Zeiten trug er den Namen U-Bahnhof Dimitroffstraße. Seit 1991 heißt er U-Bahnhof Eberswalder Straße.
Wo liegt die Eberswalder Straße?
Die Eberswalder Straße liegt im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg. Sie beginnt nahe dem Mauerpark und führt bis zur Schönhauser Allee, wo sie in die Danziger Straße übergeht.
Gab es in der DDR eine koschere Fleischerei in der Eberswalder Straße?
Ja, während der Teilung Berlins befand sich in der Eberswalder Straße 20 die einzige koschere Fleischerei in der DDR.
Die Eberswalder Straße heute
Heute ist die Eberswalder Straße ein lebendiger Teil von Prenzlauer Berg, geprägt von Altbauten, Cafés, Geschäften und dem ständigen Strom der Metrolinie M10. Ihre Geschichte, von der ländlichen Gegend über die geplante Stadtentwicklung, die Zeit als geteilte Straße an der Mauer bis hin zum modernen urbanen Raum, macht sie zu einem faszinierenden Ort, der viel über Berlin erzählt.
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