Wird in Norddeutschland mit Grünkohl gegessen?

Grünkohlzeit: Herzhaft & Beliebt im Winter

Rating: 4.36 (2963 votes)

Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, gibt es eine kulinarische Vorfreude, die viele Menschen in Deutschland, besonders im Norden, teilen: die Grünkohlzeit bricht an! Dieses herzhafte Wintergemüse ist weit mehr als nur eine Beilage; es ist ein echtes saisonales Highlight, das Wärme und Gemütlichkeit auf den Teller bringt. Ab Ende Oktober oder Anfang November beginnt die Saison, und Restaurants im ganzen Land, von traditionellen Gasthäusern bis zu modernen Lokalen, nehmen den Grünkohl wieder auf ihre Speisekarten. Doch was macht Grünkohl so besonders, und warum ist er gerade in der kalten Jahreszeit so beliebt?

Die Grünkohl-Saison: Ein Fest für den Gaumen

Die Ankunft des Grünkohls auf den Speisekarten markiert für viele den wahren Beginn des kulinarischen Winters. Typischerweise startet die Saison im späten Herbst, oft rund um Allerheiligen am 1. November, und dauert bis in den Februar hinein. Diese Periode ist nicht nur durch das Angebot in Restaurants gekennzeichnet, sondern auch durch traditionelle Veranstaltungen. Wer hat nicht schon von einer zünftigen Grünkohlfahrt gehört? Ob bei Vereinsfeiern, Betriebsevents oder privaten Zusammenkünften – Grünkohl ist in der kalten Jahreszeit ein gern gesehener und oft erwarteter Gast. Seine Beliebtheit rührt nicht zuletzt von seinem kräftigen, erdigen Geschmack her, der perfekt zu deftigen Begleitern passt.

Wo ist Grünkohl Nationalgericht?
Europas größtes zusammenhängendes Kohlanbaugebiet ist in der Region Dithmarschen in Norddeutschland. Hier liegt übrigens auch der Ursprung des traditionellen Gerichts „Grünkohl mit Pinkel“.

Die Tradition rund um den Grünkohl ist tief verwurzelt, besonders in Regionen wie Norddeutschland. Hier ist das Grünkohlessen oft ein gesellschaftliches Ereignis, das Menschen zusammenbringt. Die Feierlichkeiten reichen von einfachen Essen im Familienkreis bis hin zu großen organisierten Veranstaltungen, bei denen das Gericht im Mittelpunkt steht.

Tradition trifft Moderne: Vielfalt auf dem Teller

Grünkohl ist ein Gemüse mit vielen Facetten. Während die meisten sofort an das klassische, stundenlang geschmorte Gericht mit viel Schmalz, Zwiebeln und Speck denken – oft nach einem wohlbehüteten Familienrezept zubereitet, das vielleicht seit Jahrzehnten unverändert ist und als das "besser geht's nicht"-Original gilt – hat sich Grünkohl auch in der modernen Küche etabliert. Besonders in Städten wie Hamburg experimentieren Köche gerne mit "Kale-Cuisine".

Neben den traditionellen Begleitern wie Kassler, Pinkel, Kochwurst und Salzkartoffeln findet man Grünkohl heute auch in Salaten (roh, siehe Tipp unten), Smoothies, als Chip oder sogar in überraschenden Formen wie Grünkohlschokolade oder Grünkohltee – Letztere sind eher Kuriositäten für Experimentierfreudige.

Die Zubereitung variiert stark. Das traditionelle Gericht wird langsam gekocht, oft mit Zugabe von Hafergrütze oder Kartoffeln zum Binden, und erhält seinen charakteristischen Geschmack durch das Mitkochen von Fleisch und Wurst. Moderne Varianten können leichter sein, Grünkohl kann kurz angebraten, gedünstet oder, wie erwähnt, roh verwendet werden. Die kulinarische Bandbreite zeigt, dass Grünkohl ein vielseitiges Gemüse ist, das sowohl Liebhaber der klassischen Küche als auch Experimentierfreudige begeistert.

Ein echtes Superfood: Grünkohl und die Gesundheit

Grünkohl schmeckt nicht nur gut und wärmt von innen, er ist auch ein wahres Kraftpaket an Nährstoffen. Er trägt zu Recht den Titel "perfektes Wintergemüse", nicht nur wegen seiner Erntezeit im Spätherbst, sondern vor allem wegen seines beeindruckenden Nährstoffprofils. Grünkohl ist reich an Vitaminen, insbesondere Vitamin A, Vitamin C und Vitamin K. Diese Vitamine spielen eine wichtige Rolle für die Immunabwehr, die Sehkraft, die Blutgerinnung und die Knochengesundheit – genau das, was man in der oft herausfordernden kalten Jahreszeit braucht.

Darüber hinaus liefert Grünkohl wichtige Mineralstoffe wie Kalium und Calcium. Kalium ist wichtig für die Nerven- und Muskelfunktion sowie die Regulierung des Blutdrucks, während Calcium für starke Knochen und Zähne unerlässlich ist. Grünkohl enthält zudem Ballaststoffe, die gut für die Verdauung sind, sowie Antioxidantien, die Zellen vor Schäden schützen können. Grünkohl ist somit ein echter Nährstoff-Booster, der uns hilft, fit und vital durch den Winter zu kommen. Seine Dichte an wertvollen Inhaltsstoffen macht ihn zu einer hervorragenden Wahl für eine ausgewogene Ernährung, selbst wenn er in der traditionellen Form recht deftig zubereitet wird.

Der Trick mit den Blättern: Grünkohl roh genießen

Während die klassische Zubereitung das Kochen vorsieht, möchten manche Grünkohl auch roh probieren, zum Beispiel in einem Wintersalat. Frischer Grünkohl kann jedoch recht struppig, hart und faserig sein. Hier kommt ein einfacher, aber verblüffender Trick ins Spiel, der das Gemüse deutlich angenehmer macht: Das Massieren der Blätter.

Wo wird traditionell Grünkohl gegessen?
In Mecklenburg und Vorpommern wird Grünkohl traditionell als Wintergericht mit Kasseler, Lungwurst und/oder Schweinebacke und Salzkartoffeln gegessen. In Brandenburg und Berlin wird Grünkohl zu Weihnachten zu Kaninchen gegessen, alternativ mit Knacker oder Wiener Würstchen.

Dazu wäscht man die Grünkohlblätter gründlich, entfernt die dicken Stiele und gibt sie in eine Schüssel. Nun fügt man eine Prise Salz hinzu und beginnt, die Blätter mit den Händen sanft, aber fest zu massieren. Man wird schnell merken, wie die Blätter weicher werden, ihre Farbe intensiver wird und sie an Volumen verlieren. Dieser "Entspannungseffekt" macht den Grünkohl zarter und bekömmlicher für den rohen Verzehr. Es ist fast so, als würde man dem Gemüse eine kleine Wellness-Behandlung gönnen – und wer kann das im Winter nicht gebrauchen? Verspannte Grünkohlblätter bilden davon offensichtlich keine Ausnahme.

Roher Grünkohl behält zudem einen Großteil seiner hitzeempfindlichen Vitamine, insbesondere Vitamin C, was ihn zu einer besonders nährstoffreichen Basis für Salate macht. Kombiniert mit Früchten, Nüssen und einem leichten Dressing entsteht so eine frische und gesunde Mahlzeit, die eine schöne Abwechslung zur gekochten Variante bietet.

Grünkohl im Vergleich: Traditionell vs. Modern/Roh

Um die Vielfalt des Grünkohls zu verdeutlichen, hier ein kleiner Vergleich der Zubereitungsarten:

MerkmalTraditionell gekochtModern/Roh (z.B. Salat)
TexturSehr weich, zart geschmortDeutlich fester, knackiger (nach Massage)
GeschmackDeftig, tief, oft mit Raucharomen durch Wurst/FleischFrischer, leicht bitter, grasig
ZubereitungLanges Schmoren mit Zwiebeln, Speck, Brühe, ggf. HafergrützeWaschen, Stiele entfernen, Massieren (für Rohverzehr), ggf. kurz anbraten/dünsten
Typische BegleiterWurst (Pinkel, Kochwurst), Kassler, Bauchspeck, SalzkartoffelnNüsse, Früchte (Apfel, Orange), Avocado, Käse, leichte Vinaigrettes
NährstofferhaltEinige hitzeempfindliche Vitamine können reduziert sein, Mineralstoffe bleiben weitgehend erhaltenMaximale Nährstoffdichte (besonders Vitamin C), Ballaststoffe in hoher Konzentration

Häufig gestellte Fragen zu Grünkohl

Wann beginnt die Grünkohl-Saison?

Die Grünkohl-Saison startet typischerweise im späten Herbst, oft Anfang November, nachdem der erste Frost über die Felder gegangen ist (was traditionell als vorteilhaft für den Geschmack galt, obwohl moderne Sorten das nicht unbedingt benötigen). Sie dauert dann meist bis in den Februar hinein, abhängig von Verfügbarkeit und Nachfrage.

Ist Grünkohl gesund?

Ja, absolut! Grünkohl gilt als echtes Superfood. Er ist reich an Vitaminen (A, C, K) und Mineralstoffen (Kalium, Calcium), enthält viele Ballaststoffe und Antioxidantien. Er ist ein hervorragender Nährstofflieferant, besonders wichtig zur Stärkung des Immunsystems und zur allgemeinen Versorgung mit Vitalstoffen in der kalten Jahreszeit.

Kann man Grünkohl auch roh essen?

Ja, das ist möglich und beliebt, zum Beispiel in Salaten oder Smoothies. Da roher Grünkohl recht fest und faserig sein kann, empfiehlt es sich, die Blätter nach dem Waschen und Entfernen der Stiele mit etwas Salz zu massieren. Das macht sie zarter und bekömmlicher und lässt sie gut in Salate integrieren.

Was sind typische Begleiter für Grünkohl?

In der traditionellen Zubereitung wird Grünkohl oft mit deftigen Fleischeinlagen serviert. Dazu gehören geräucherter Bauchspeck, Kassler, verschiedene Sorten Kochwurst oder Grünkohlwurst, wie die im Norden sehr bekannte Pinkel. Salzkartoffeln sind die klassische Beilage. In modernen Varianten können die Begleiter leichter sein, z. B. andere Gemüsesorten, Nüsse oder Käse.

Was kostet Grünkohlessen pro Person im Restaurant?

Die Kosten für ein Grünkohlessen im Restaurant können stark variieren. Sie hängen ab vom jeweiligen Restaurant, der Region, der Qualität und Menge der Beilagen (wie Kassler, Pinkel, Kochwurst) sowie der allgemeinen Preisgestaltung des Lokals. Ein einfaches Gericht in einem ländlichen Gasthaus kann deutlich günstiger sein als eine aufwendigere oder kreative Grünkohl-Kreation in einem Restaurant in einer Großstadt. Auch die Art des Fleisches oder der Wurst hat Einfluss auf den Preis. Es ist schwierig, einen pauschalen Preis zu nennen. Um den genauen Preis zu erfahren, sollten Sie direkt im Restaurant Ihrer Wahl nachfragen oder die Speisekarte konsultieren, da die Preise je nach Angebot und Standort stark variieren.

Fazit: Grünkohl – Ein Muss im Winter

Ob klassisch mit Pinkel und Kartoffeln oder als moderner Salat – Grünkohl ist und bleibt ein Star der Winterküche. Seine Vielseitigkeit, sein herzhafter Geschmack und seine beeindruckenden gesundheitlichen Vorteile machen ihn zum idealen Gericht für die kalte Jahreszeit. Die Grünkohlzeit ist eine Gelegenheit, sich an Traditionen zu erfreuen, Neues auszuprobieren und gleichzeitig seinem Körper etwas Gutes zu tun. Wenn die Saison beginnt, zögern Sie nicht, dieses wunderbare Wintergemüse in all seinen Variationen zu genießen. Es wärmt von innen und ist ein echter Genuss!

Hat dich der Artikel Grünkohlzeit: Herzhaft & Beliebt im Winter interessiert? Schau auch in die Kategorie Essen rein – dort findest du mehr ähnliche Inhalte!

Avatar-Foto

Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

Go up

Indem Sie auf , Akzeptieren, klicken, stimmen Sie zu, dass Cookies auf Ihrem Gerät gespeichert werden, um die Navigation auf der Website zu verbessern, die Nutzung zu analysieren und unsere Marketingstudien zu unterstützen. Mehr Informationen