Die Wiener Hofburg und der angrenzende Heldenplatz bilden das historische und geografische Herz der österreichischen Hauptstadt. Dieses weitläufige Areal, das einst das Zentrum eines Weltreichs war, zieht heute jährlich rund 20 Millionen Besucher an und dient gleichzeitig als wichtiger administrativer und kultureller Standort der Republik Österreich. Doch wem gehört dieses imposante Ensemble tatsächlich, und welche Geschichten verbergen sich hinter seinen Mauern und auf seinem berühmten Platz?
Wem gehört die Hofburg und der Heldenplatz?
Die Frage nach dem Eigentümer des Heldenplatzes lässt sich klar beantworten, da das Areal des Heldenplatzes untrennbar mit dem Komplex der Hofburg verbunden ist und historisch als „äußerer Burgplatz“ ein Teil davon war. Die Hofburg ist heute Eigentum der Republik Österreich. Die Verwaltung dieses riesigen Gebäudekomplexes, auf dem rund 5000 Personen wohnen oder arbeiten, obliegt der Burghauptmannschaft. Dieses Eigentum durch den Staat stellt sicher, dass das historische Erbe erhalten bleibt und die Gebäude für diverse öffentliche Zwecke genutzt werden können.

Ein Blick in die Geschichte: Von der Burg zur kaiserlichen Residenz
Die Ursprünge der Wiener Hofburg reichen weit zurück, lange bevor sie zur prächtigen Residenz der Habsburger wurde. Erste urkundliche Erwähnungen der Burg stammen aus dem Jahr 1279 unter dem Habsburger König Rudolf I. Allerdings wird der Baubeginn bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter den Babenbergern vermutet, wobei Herzog Leopold VI. den Grundstein gelegt haben soll. Zunächst war diese Anlage, damals alles andere als eine repräsentative Residenz, Teil der Wiener Stadtbefestigung, ausgestattet mit Wehrtürmen und einem Graben. Sie war eine unter mehreren Burgen der Landesfürsten im Herzogtum Österreich unter der Enns, entwickelte sich aber zur wichtigsten. Die Vollendung der Neuen Burg, die den älteren Teil bezeichnete, erfolgte unter dem böhmischen König Ottokar II. Přemysl.
Eine entscheidende Wende trat ein, als der römische König und spätere Kaiser Ferdinand I. Mitte des 16. Jahrhunderts Wien zu seiner Hauptresidenz machte. Nach Vereinbarungen mit seinem Bruder Kaiser Karl V. übernahm er die Regierung der habsburgischen Erblande und ließ die bestehende gotische Burganlage im Renaissancestil umbauen und erweitern. Die „Neue Burg“ aus babenbergischer Zeit wurde damit zur Hofburg, auch wenn sie historisch oft einfach als Kaiserliche Burg oder Wiener Burg bezeichnet wurde. Die Tradition der Erweiterung und des Umbaus setzte sich über die folgenden Jahrhunderte fort und hält bis in die heutige Zeit an.
Die Hofburg im Wandel der Epochen: Eine Reise durch die Architektur
Die fortlaufenden Erweiterungen und Umbauten über die Jahrhunderte hinweg machen die Hofburg zu einem einzigartigen architektonischen Spiegelbild der Kunstgeschichte. Beim Durchschreiten der Trakte begegnet man Stilen aus verschiedenen Epochen: von der Gotik des Mittelalters über die Renaissance und das Barock des 17. und 18. Jahrhunderts bis hin zu historistischen Flügeln des 19. Jahrhunderts und modernen Innenausbauten des 20. und 21. Jahrhunderts. Jeder Herrscher und jede Zeit hinterließ ihre Spuren, was zu der heutigen, komplexen und vielschichtigen Struktur führte, die die Geschichte Österreichs und der Habsburgermonarchie widerspiegelt.
Die Trakte der Hofburg: Ein Komplex voller Geschichte und Funktion
Der Schweizertrakt: Der historische Kern
Der Schweizertrakt gilt als der älteste erhaltene Teil der Hofburg. Die spätromanische, später gotisch ausgebaute Burg in Form eines Vierecks entspricht etwa dem heutigen Schweizerhof. Sie wurde zur Zeit Kaiser Karls V. durch seinen Bruder, den römisch-deutschen König Ferdinand I. im Renaissancestil umgebaut. Abbildungen aus dieser Zeit zeigen eine karreeförmige Anlage mit vier wuchtigen Ecktürmen, einem seitlichen Torturm sowie der spätromanischen Hofburgkapelle, deren Chor aus dem Geviert herausragte und die bis heute erhalten ist. Dieser Hof erhielt seinen Namen später von der Schweizer Garde, die zur Zeit des Kaiserpaares Franz I. Stephan und Maria Theresia die Torwache stellte.
Besonders bekannt ist das rot-schwarze Schweizertor, das 1552 von Pietro Ferrabosco errichtet wurde und auf dem die Titel Kaiser Ferdinands I. aufgezählt und die Insignien des Orden vom Goldenen Vlies abgebildet sind. In einer seitlichen Nische des Tores befindet sich der Schweizerhofbrunnen. Unterhalb dieses Traktes war über lange Zeit die Hofküche untergebracht.
Im Schweizertrakt sind heute unter anderem das Bundesdenkmalamt, der Ahnensaal mit Habsburger Kaiserporträts und die Antekammer zu finden. Auch die Geistliche und die Weltliche Schatzkammer, die administrativ zum Kunsthistorischen Museum gehören und unter anderem die Herrschaftsinsignien des Heiligen Römischen Reiches (Reichskleinodien) und des Kaisertums Österreich aufbewahren, sowie die Hofmusikkapelle haben hier ihren Sitz. Nahe dem Schweizertor wurden 2013 Reste des Fundaments der zwischen 1558 und 1563 erbauten Kunstkammer Kaiser Ferdinands I. entdeckt, der erste Museumsbau nördlich der Alpen.
Die Hofburgkapelle: Hauskapelle der Habsburger
Die Hofburgkapelle ist die älteste und Hauptkapelle der Hofburg und war die Hauskapelle der Habsburger. Vermutlich um 1287/88 ließ Albrecht I. eine spätromanische Kapelle errichten, die urkundlich 1296 erstmals erwähnt wurde. Von 1423 bis 1426 erfolgte unter Albrecht V. eine Erweiterung; das Holz des aktuellen Dachstuhls stammt aus dem Jahr 1421. Unter Kaiser Friedrich III. wurde die Kapelle von 1447 bis 1449 im gotischen Stil um- und ausgebaut. Maria Theresia veranlasste einen spätbarocken Umbau, der später 1802 im Zuge des Klassizismus wiederum regotisiert wurde. Sie war die Hauskapelle der Habsburger und diente bis zum Ende der Monarchie, 1918, als Pfarrkirche der exemten k.u.k. Hof- und Burgpfarre. Hier konzertierte die von Kaiser Maximilian I. gegründete Hofmusikkapelle, deren Tradition heute von den Wienern Philharmonikern und den Wiener Sängerknaben fortgeführt wird.
Der Platz In der Burg
Der Hof, der vom Schweizertrakt, der Amalienburg, dem Leopoldinischen Trakt und dem Reichskanzleitrakt umschlossen wird, trug von 1846 bis 1919 den Namen Franzensplatz und heißt seit 1919 In der Burg. In der Mitte steht ein auf Veranlassung von Kaiser Ferdinand I. errichtetes und am 16. Juni 1846 enthülltes bronzenes Standbild des Kaisers Franz II./I. von Pompeo Marchesi, das den Kaiser auf einem achteckigen Pfeiler wie einen römischen Caesaren darstellt. An den Seitenfronten des Pfeilers sind bronzene Reliefs angebracht, die die Tätigkeiten des Volkes darstellen. Flankiert wird der Pfeiler von vier Kolossalstatuen, die den Glauben, die Stärke, den Frieden und die Gerechtigkeit symbolisieren.
Die Amalienburg: Residenz und Bürogebäude
Gegenüber dem Schweizertor befindet sich die Amalienburg, auch Amalientrakt genannt, benannt nach Amalie Wilhelmine. Sie wurde mehr als hundert Jahre zuvor als Wiener Residenz Kaiser Rudolfs II. im Spätrenaissancestil erbaut. Im Hof des Traktes, dem Amalienhof, befindet sich ein Renaissancebrunnen, dessen Becken aus Kaiserstein besteht. Bemerkenswert sind das Türmchen mit welscher Haube und die astronomische Uhr auf der Fassade. Im Lauf der Zeit residierten außer Amalie Wilhelmine verschiedene Erzherzoginnen und -herzöge in der Amalienburg, darunter Leopold II., Zar Alexander I., der spätere Kaiser Ferdinand I., Kaiserin Elisabeth von 1854 bis 1898 und Kaiser Karl I. von 1916 bis 1918.
Die Amalienburg entstand auf dem Platz des Cillierhofs und einer mittelalterlichen Häusergruppe. Nach dem Abbruch begann ab 1575 der Neubau für den späteren Kaiser Rudolf II., der bis 1611 fertiggestellt wurde. Im Zuge eines Umbaus um 1683/84 wurde der Bau aufgestockt und die Fassade zum Ballhausplatz gestaltet. 1711 schuf Franz Jänggl den Verbindungsflügel zum Leopoldinischen Trakt und vermutlich auch den neuen Uhrturm. Die erhaltene Rokoko-Einrichtung der Beletage stammt von Nikolaus Pacassi.
Heute residieren im Amalientrakt die Kanzleramtsminister und Staatssekretäre (als Dependance des Bundeskanzleramts), die Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft und die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK).
Der Leopoldinische Trakt: Sitz des Bundespräsidenten
Das Verbindungsgebäude zwischen der Amalienburg und dem Schweizertrakt ist der Leopoldinische Trakt, der unter Kaiser Leopold I. in den 1660er Jahren erbaut wurde. Der Architekt war Filiberto Lucchese, die Ausführung oblag den italienischen Baumeistern Carl Martin Carlone und Domenico Carlone. Großaufträge für Steinlieferungen ergingen nach Kaisersteinbruch. Nach der Zweiten Wiener Türkenbelagerung von 1683 wurde der Trakt von Giovanni Pietro Tencalla neu aufgebaut und um eine Etage aufgestockt, vom Stil her ist das Gebäude dem Barock zuzuordnen. Unterhalb dieses Leopoldinischen Traktes und der Amalienburg befand sich auch der riesige Weinkeller der Hofburg. Weiters befand sich im Bereich des Leopoldinischen Traktes die „Geheime Ratsstube“. Kaiser Franz Joseph I. hielt hier seine Eröffnungsreden zu den österreichisch-ungarischen Delegationssitzungen. In dem Saal leistete am 28. Juni 1900 der damalige Thronfolger und Neffe Franz Josephs, Franz Ferdinand, den „Renuntiationseid“ und verzichtete im Namen seiner zukünftigen (nicht ebenbürtigen) Frau und seiner Nachfahren auf deren Thronfolge.
Von 1923 bis 1939 hatte der einflussreiche deutsch-national bis nationalsozialistisch ausgerichtete Deutsche Klub seinen Sitz in repräsentativen Räumen im Leopoldinischen Trakt.
Der Leopoldinische Trakt beherbergt seit Ende 1946 die Amtsräume des österreichischen Bundespräsidenten und der ihm zugeordneten Behörde der Präsidentschaftskanzlei, die zuvor in einem Trakt des am Ballhausplatz gegenüber liegenden Bundeskanzleramtes untergebracht waren. Weiters ist in dem Trakt auch die Polizeiinspektion Hofburg untergebracht.
Der Reichskanzleitrakt
Gegenüber dem Leopoldinischen Trakt liegt der Reichskanzleitrakt, fertiggestellt in den Jahren 1726–1730 von Joseph Emanuel Fischer von Erlach nach Planungen von Johann Lucas von Hildebrandt. Der Trakt beherbergte die Amtsräume des Reichsvizekanzlers des Heiligen Römischen Reiches sowie den Reichshofrat. In diesem Trakt waren nach dem Ende des Reiches die Appartements des Herzogs von Reichstadt und zuletzt von Kaiser Franz Joseph I. und seiner Gattin Elisabeth von Österreich-Ungarn untergebracht.
Die Hofbibliothek: Der Prunksaal
Anfangs freistehend auf der anderen Seite der Burg (beim heutigen Josefsplatz) war die Hofbibliothek, die von Kaiser Karl VI. gegründet wurde und die heute den barocken Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek enthält. Begonnen wurde ihr Bau von Johann Bernhard Fischer von Erlach; 1735 stellte sein Sohn Joseph Emanuel den Bau fertig. Im prunkvollen Saal befinden sich die Büchersammlung des Prinzen Eugen, ein Decken-Fresko von Daniel Gran und Kaiserstandbilder. Dieser Teil ist wohl der künstlerisch bedeutendste der Hofburg.
Fischer von Erlach hatte nur einen Zugang vom Schweizertrakt aus vorgesehen. Erst 1733 wurde ein benachbartes kleines Gebäude angekauft, um ein allgemein zugängliches Stiegenhaus zu errichten. Bodensenkungen zwangen zu Umbauten, die Nikolaus von Pacassi durchführte. Anschließend wurde etwa bis 1767 die heutige Feststiege zum Prunksaal erbaut. 1769 drohte das Gebäude wegen des enormen Gewichts der Bücher einzustürzen. Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn Joseph II. ließen es verstärken. Bei dieser Gelegenheit wurde ein neuer offener Platz, der Josefsplatz, geschaffen, in dessen Mitte sich ein Reiterstandbild Kaiser Josephs II. befindet.
Der Augustinertrakt und die Albertina
Angrenzend zur Hofbibliothek liegt an der südöstlichen Seite des Josefsplatzes der Augustinertrakt, benannt nach der angrenzenden Augustinerkirche und dem Augustinerkloster. Da das Palais Erzherzog Albrecht (ehemals Palais Tarouca-de Sylva), welches die Grafische Sammlung Albertina beherbergt, baulich mit dem Augustinerkloster verbunden ist und von Mitgliedern der kaiserlichen Familie bewohnt wurde, wird es ebenfalls zum Komplex der Hofburg gezählt.
Der Redoutensaaltrakt: Ballhaus und Parlament
Angrenzend nördlich der Hofbibliothek liegt der Redoutensaaltrakt, benannt nach den darin befindlichen Redoutensälen. Zu ihnen zählen der große und der kleine Redoutensaal sowie das 1997 eröffnete Dachfoyer. Maria Theresia ließ ein Opernhaus aus dem 17. Jahrhundert umbauen und schuf damit die Redoutensäle, gleichsam die Tanz- und Konzertsäle par excellence. Die erste bauliche Konzeption stammte von Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey, die Außenfassade trägt die Handschrift von Nikolaus Pacassi und Franz Anton Hillebrandt.
Die Redoutensäle wurden immer wieder umgestaltet. 1973 baute man die Säle zu einem Kongresszentrum um. Am 18. Juni 1979 unterzeichneten Jimmy Carter und Leonid Breschnew hier das Rüstungsbegrenzungsabkommen SALT-II.
In der Nacht vom 26. auf den 27. November 1992 entstand in der Hofburg ein Großbrand im Bereich der Redoutensäle am Josefsplatz. Ein Teil des Daches sowie des Obergeschoßes brannte vollständig nieder. Nach der Brandkatastrophe wurde der etwas weniger beschädigte kleine Redoutensaal originalgetreu restauriert. Für die Ausstattung des Großen Redoutensaales fertigte der österreichische Maler Josef Mikl Ölgemälde zu Zitaten bekannter Literaten. Im Zuge der Renovierung wurde der ehemalige Dachboden zum Dachfoyer ausgebaut.
Die Restaurierung der Redoutensäle dauerte fünf Jahre und fand unter der Ägide der Burghauptmannschaft Österreich statt. Seit 1997 ist der Trakt in der Verwaltung der Wiener Kongresszentrum Hofburg Betriebsgesellschaft. 1998 wurden die Redoutensäle aus Anlass der ersten österreichischen EU-Präsidentschaft wieder in Betrieb genommen. Seit 2006 gibt es im ehemaligen Innenhof die „Hofburg Galerie“ und das „Hofburg Forum“.
Im Dezember 2014 einigten sich die österreichischen Parlamentsparteien darauf, während der von 2017 bis 2021 erfolgenden Umbauarbeiten des Parlamentsgebäudes als Ausweichquartier für die Plenarsitzungen den Redoutensaaltrakt der Hofburg zu nutzen. Die Sitzungen des Nationalrates und des Bundesrates finden seit September 2017 im dafür adaptierten Redoutensaal statt. Über den Haupteingang am Josefsplatz ist der Zutritt zu den öffentlichen Sitzungen und für Führungen an sitzungsfreien Tagen möglich.

Die Stallburg: Heimat der Lipizzaner
Obwohl ein separates Gebäude, ist die Stallburg mit einem Übergang mit dem Rest des Komplexes der Hofburg verbunden. Ursprünglich war sie als Residenz für Maximilian II. als Thronfolger erbaut worden. Im 17. Jahrhundert beherbergte die Stallburg die umfangreiche Kunstsammlung des Erzherzoges Leopold Wilhelm, die einen wesentlichen Teil der Sammlungen des Kunsthistorischen Museums bildet. Während des 18. Jahrhunderts wurde das Gebäude zu einer der Stallungen für die kaiserlichen Pferde umgebaut, woraus sich auch der Name Stallburg ableitet. Bis heute ist dort ein großer Teil der Spanischen Hofreitschule untergebracht.
Die Winterreitschule
Die Winterreitschule liegt zwischen Redoutensaaltrakt und Michaelertrakt, gegenüber der Stallburg. 1848 tagte dort das erste österreichische Parlament, der Reichstag.
Der Michaelertrakt: Das imposante Tor zum Platz
Von Joseph Emanuel Fischer von Erlach wurde 1726 auch der Michaelertrakt, die Verbindung zwischen Winterreitschule und Reichskanzleitrakt, geplant. Da aber das alte Burgtheater im Weg stand, blieb dieser Plan lange unvollendet und wurde erst 1889 bis 1893 von Ferdinand Kirschner in leicht veränderter Form tatsächlich gebaut. Der Michaelertrakt ist von einer großen, bronzenen Kuppel gekrönt. An der Front zum Michaelerplatz wurden nach der Fertigstellung zwei Brunnen mit Skulpturen angebracht: Die Macht zur See von Rudolf Weyr auf der linken und Die Macht zu Lande von Edmund Hellmer auf der rechten Seite.
Der Zeremoniensaaltrakt
Der heute mit dem später erbauten Festsaaltrakt an der kurzen Seite verschmolzene Zeremoniensaaltrakt oder Montoyertrakt mit dem Zeremoniensaal (ehem. Rittersaal, konzipiert als Thronsaal) von Louis Montoyer ist ein weiterer Anbau aus 1804. Da er im rechten Winkel zum Leopoldinischen Trakt gebaut wurde, ragte er aus der Burg heraus und wurde lange Zeit „Die Nase der Hofburg“ genannt. Heute ist er in die Neue Burg integriert.
Der Zeremoniensaal ist der prunkvollste Saal in der Hofburg. Der belgische Architekt Louis Montoyer gestaltete den Trakt im Auftrag von Kaiser Franz II./I. als Thronsaal. Eine kunstvolle Kassettendecke und 26 Kristallluster verleihen dem Saal imperialen Glanz. Die 24 korinthischen Säulen sind aus Kunstmarmor. Hier fand die Brautwerbung Napoleons um die Tochter von Kaiser Franz II./I., Marie Louise, statt sowie der exklusive „Ball bei Hof“. Am Gründonnerstag luden Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth je zwölf arme Greise und Greisinnen zur traditionellen Fußwaschung.
Die Trabantenstube diente als Aufenthaltsraum der Trabantenleibgarde. Im Rittersaal wurde am 15. Mai 1717 Maria Theresia getauft. Die Bausubstanz des Marmorsaals neben dem Zeremoniensaal stammt aus dem 16. Jahrhundert, seine Innenausstattung wurde um 1840 angeglichen. Zur Kaiserzeit diente er als Speisesaal. In den sogenannten Radetzky-Apartments sind noch historische Kachelöfen erhalten.
Die Neue Burg und das Corps de Logis
Im Zuge der Stadterweiterung nach dem Schleifen der Stadtmauern in den 1860er Jahren kam es zur letzten großen Erweiterung der Burg. Geplant war ein Kaiserforum, eine zweiflügelige Anlage über die Ringstraße hinweg, mit den Zwillingsmuseen (Kunsthistorisches und Naturhistorisches Museum) als Flanken und den alten Hofstallungen Fischer von Erlachs als Abschluss. Die Bauleitung dieses Projekts hatte Gottfried Semper und später Karl Freiherr von Hasenauer inne. Der Plan wurde nur teilweise realisiert. Die Museen wurden 1891 fertiggestellt, der Rest des Forums verzögerte sich. 1913 wurde der Südostflügel, die Neue Burg, weitgehend fertiggestellt, das Kaiserforum aber schließlich ad acta gelegt. Immerhin entstanden so der Heldenplatz und der Maria-Theresien-Platz.
Der abschließende Gebäudeteil zur Ringstraße und dem Äußeren Burgtor ist das Corps de Logis. Die Pläne zum Kaiserforum wurden verkleinert, es sollte ein identisches Gegenstück zum Corps de Logis errichtet werden. Die Fertigstellung der Innenausstattung erfolgte nach dem Ende der Monarchie in den 1920er Jahren. Keiner der beiden Trakte wurde daher jemals bewohnt. Heute dienen sie als Ausstellungsräume für zahlreiche Museen und als Lesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek.
Im Zuge der Errichtung der Neuen Burg wurden auf dem Heldenplatz die monumentalen Reiterstatuen der beiden bedeutendsten österreichischen Feldherren, Prinz Eugen von Savoyen und Erzherzog Karl, errichtet. Vom Balkon der Neuen Burg zum Heldenplatz hin verkündete der Diktator Adolf Hitler am 15. März 1938 den „Anschluss“ seiner Heimat an das Deutsche Reich.
Die großen gusseisernen, verzierten Tore und Gitter von Anton Biró an der Neuen Burg und am Corp de Logis waren ursprünglich grün angestrichen und vergoldet. Im Laufe der Zeit wurden sie schwarz angestrichen. Bei Sanierungsarbeiten Anfang des 21. Jahrhunderts kamen die ursprünglichen Farben wieder zum Vorschein. Die Burghauptmannschaft hat im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt die Tore beim Corps de Logis wieder in Grün und Gold angebracht.
Der Festsaaltrakt: Kongresse und Veranstaltungen
Der Festsaaltrakt wurde von Ludwig Baumann in den Jahren 1910–1923 errichtet. Er verbindet die Neue Burg mit dem Zeremoniensaaltrakt und hat die Hauptseite zum Heldenplatz. Er wurde ursprünglich als Teil des Kaiserforums geplant.
Der Große Festsaal ist mit rund 1.000 m² der größte Saal in der gesamten Hofburg. Er wurde zwar als Thronsaal konzipiert, aber nie als solcher verwendet: Der Innenausbau endete 1923, die künstlerische Gestaltung blieb unvollständig. Drei Deckengemälde von Alois Hans Schramm verherrlichen die Herrschaft der Habsburger. Als Devise diente der Wahlspruch Kaiser Franz Josephs I., Viribus Unitis, mit vereinten Kräften. In den unterhalb liegenden Lunetten und Oktogonfeldern haben Eduard Veith und Viktor Stauffer Persönlichkeiten aus der österreichischen Geschichte verewigt.
Seit 1958 wird der Festsaaltrakt als Kongresszentrum von der Hofburg Kongresszentrum & Redoutensäle Wien GmbH genutzt. Der Eurovision Song Contest 1967 wurde hier abgehalten. Seit 1992 unterhält hier die OSZE ein Büro für die Veranstaltungsorganisation. 2005 wurde der sogenannte „Kesselhaushof“ überdacht und in einen Konferenzsaal umgewandelt. Neben zahlreichen anderen Bällen findet hier seit 1968 jährlich auch der umstrittene Wiener Korporationsball statt.
Der Heldenplatz: Ein Platz im Herzen Wiens
Der Heldenplatz, ein großer Platz vor der Wiener Hofburg, blickt auf eine lange, bewegte Geschichte voller Veränderungen zurück. Ursprünglich befand sich an der Stelle des Platzes die Burgbastei, ein Teil der Wiener Stadtmauern. Diese wurde im 19. Jahrhundert von den Truppen Napoleons gesprengt. Die Reste wurden entfernt, das Gelände eingeebnet, wodurch der „äußere Burgplatz“ entstand. Die Bevölkerung nannte den Platz „Promenadeplatz“, offiziell hieß er „Neuer Paradeplatz“. Den Namen „Heldenplatz“ erhielt er schließlich wegen der zwei Reiterdenkmäler, die 1860 bzw. 1865 enthüllt wurden und Erzherzog Karl sowie Prinz Eugen darstellen.
Der Heldenplatz diente im Laufe der Geschichte verschiedenen Zwecken, beispielsweise als Erholungsraum für die Wiener Bevölkerung oder als Gemüse-Acker während des Zweiten Weltkrieges. Von der Kaiserzeit über die Zwischenkriegszeit, die Zeit des Nationalsozialismus bis in die heutige Zeit wurde und wird er aber vor allem für (politische) Kundgebungen genutzt. Zum Beispiel verkündete an dieser Stelle Adolf Hitler am 15. März 1938 die Annexion Österreichs an das Deutsche Reich. Die Befreiung vom Nationalsozialismus wird seit 2013 jährlich am 8. Mai auf dem Heldenplatz mit einem „Fest der Freude“ gefeiert.
Grüne Oasen der Hofburg: Burggarten und Volksgarten
An die südöstliche Front der Neuen Burg schließt der Burggarten an. Er war im Gegensatz zum Volksgarten nur Mitgliedern der kaiserlichen Familie vorbehalten. Eine großzügige Terrasse führt von der Neuen Burg in den Burggarten. Das dortige Palmenhaus, auch bekannt als Schmetterlinghaus, wurde von Friedrich Ohmann als letztes Bauwerk der Hofburg im Jugendstil errichtet. Zwischen dem Palmenhaus und der Neuen Burg befand sich einst ein Verbindungsbau, der die Rückseite der Hofbibliothek abschloss. Dieser Teil wurde auf Anordnung des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand wieder abgetragen, der sich freie Sicht von der Hofbibliothek auf den Burggarten wünschte. Der Burggarten wurde erst in den 1920er Jahren der allgemeinen Öffentlichkeit zugängig gemacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Mozart-Denkmal vom Albertinaplatz hierher verlegt. Weiters befinden sich hier Denkmäler für die Kaiser Franz I. Stefan und Franz Joseph I.
Der Zaun, der das gesamte Areal einschließt und schützt, fängt am Palmenhaus im Burggarten an und umfasst den Burggarten zur Goethegasse hin, dann entlang der Ringstraße am Corps de Logis vorbei, bis zum Burgtor und dann entlang der Ringstraße um den Volksgarten bis zum Burgtheater. Dort zieht er sich entlang der Löwelstraße in Richtung Osten, wo er den Volksgarten vom Heldenplatz trennt und abschließt. Somit gehören die Parkanlagen von Burggarten, Heldenplatz und Volksgarten zum unmittelbaren Ensemble der Hofburg. Der verzierte Zaun im Stile des Neobarocks war ursprünglich rot angestrichen und teilweise vergoldet. Die Laternen sind mit der kaiserlichen Krone geschmückt. Im Zuge von Restaurierungsarbeiten in den 1990er Jahren kam die ursprüngliche Farbgebung wieder zum Vorschein, und der Zaun beim Burgtor wurde wieder in seiner ursprünglichen rot-goldenen Farbgebung angebracht, der restliche Bereich wurde in Schwarz gehalten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wem gehört die Wiener Hofburg und der Heldenplatz heute?
Die Hofburg, einschließlich des Heldenplatzes als Teil des Areals, ist Eigentum der Republik Österreich und wird von der Burghauptmannschaft verwaltet.
Welche Funktionen hat die Hofburg aktuell?
Sie beherbergt heute unter anderem den Amtssitz des Bundespräsidenten, Teile von Ministerien (Bundeskanzleramt), die Österreichische Nationalbibliothek, mehrere Bundesmuseen (wie die Schatzkammern und Teile der Albertina), die Spanische Hofreitschule, dient als Kongresszentrum und temporärer Sitz des österreichischen Parlaments.
Welche historischen Ereignisse fanden auf dem Heldenplatz statt?
Der Platz ist bekannt als Ort politischer Kundgebungen. Am 15. März 1938 verkündete hier Adolf Hitler den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich. Heute wird dort jährlich das „Fest der Freude“ zur Erinnerung an die Befreiung vom Nationalsozialismus gefeiert. Zudem stehen hier die Reiterdenkmäler für Prinz Eugen und Erzherzog Karl.
Was sind die ältesten Teile der Hofburg?
Der Schweizertrakt und die Hofburgkapelle gehen auf die frühesten Bauphasen im 13. und 14. Jahrhundert zurück, auch wenn sie später stark verändert und in andere Stile umgebaut wurden.
Warum hat die Hofburg so viele verschiedene Baustile?
Die Hofburg wurde über viele Jahrhunderte hinweg immer wieder erweitert und umgebaut, von der Gotik über Renaissance, Barock und Historismus bis hin zu modernen Einbauten. Jeder Herrscher und jede Epoche fügte neue Trakte im Stil ihrer Zeit hinzu, wodurch ein architektonisch sehr vielfältiges Ensemble entstand, das eine Reise durch die Kunstgeschichte darstellt.
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