Das Thema Hundefleischkonsum ist in vielen Kulturen stark tabuisiert und löst oft heftige Emotionen aus. Doch die Realität zeigt, dass der Verzehr von Hundefleisch in verschiedenen Teilen der Welt, sowohl historisch als auch aktuell, eine Rolle spielt. Es handelt sich um eine Praxis, die tief in bestimmten Traditionen oder Notlagen verwurzelt sein kann und deren Verbreitung und Akzeptanz stark variieren.

Obwohl in vielen westlichen Gesellschaften Hunde als Haustiere und Begleiter gelten und der Gedanke an ihren Verzehr schockierend ist, war dies nicht immer und überall der Fall. Die Geschichte des Menschen und des Hundes ist lang und komplex, und ihre Beziehung hat sich je nach geografischem, sozialem und historischem Kontext unterschiedlich entwickelt.
Historische Spuren in Europa
Neuere archäologische Funde legen nahe, dass der Verzehr von Hunden in Europa eine lange Geschichte hat. Bereits in der mittleren Steinzeit in Nordeuropa wurden Hunde offenbar als Nahrungsquelle genutzt. Besonders in der Jungsteinzeit war die Schlachtung von Hunden zu Nahrungszwecken vielerorts verbreitet. Sie dienten aber auch häufig als Opfergaben, eine Praxis, die sich in der folgenden Bronzezeit möglicherweise noch verstärkte, wie einzelne archäologische Befunde vermuten lassen.
Auch für die Jahrhunderte bis in die römische Kaiserzeit hinein gibt es Nachweise, dass Hunde nicht nur im Kult eine Rolle spielten, sondern auch profan als Fleischressource dienten. Schriftquellen aus dem Jahr 1277 belegen den Verzehr von Hundefleisch in den heutigen österreichischen Regionen Tirol, Kärnten und der Steiermark. Um 869 wird der Verzehr ausdrücklich in den Annalen des Rheingebietes sowie in Burgund und Gallien festgehalten. Zwei Jahrhunderte später wurde das Unterschieben von Hundefleisch als schwerwiegendes Vergehen geahndet, was den Fleischer häufig das Leben kostete. Dies deutet darauf hin, dass Hundefleisch bereits damals nicht uneingeschränkt akzeptiert war, aber in bestimmten Kontexten vorkam.
Ausnahmen stellten Notzeiten dar. Bei kriegerischen Belagerungen von Städten, wie beispielsweise während des Dreißigjährigen Krieges, mussten die Menschen aus Mangel an anderer Nahrung notgedrungen auf Hundefleisch zurückgreifen. Diese Praxis war also oft ein Zeichen extremer Verzweiflung und Not.
Hundefleisch in Deutschland und der Schweiz
Für das 1. Viertel des 19. Jahrhunderts sind in etlichen Dörfern Sachsens Hundeschlächter bezeugt, und der Genuss des Fleisches scheint vielerorts üblich gewesen zu sein. Nur wenige Jahre danach schätzte man in Deutschland Hundefleisch zu festlichen Gelegenheiten, was darauf hindeutet, dass es nicht ausschließlich eine Notlösung war. Wilhelm Busch beschrieb das Schlachten eines Hundes in den Münchener Bilderbogen um 1866, was zeigt, dass die Praxis auch im öffentlichen Bewusstsein präsent war. Zu dieser Zeit galt das Fleisch in manchen Bevölkerungsschichten sogar als besondere Delikatesse.
Während der Belagerung von Paris 1870/71 boten Speisekarten eine Auswahl mehrerer Hundefleischgerichte, darunter geschnetzelte Hundeleber, Schulterfilet vom Hund in Tomatensauce und Hundekeule garniert mit jungen Ratten. Dies waren extreme Umstände, aber die Zubereitung als vielfältige Gerichte zeigt eine gewisse kulinarische Auseinandersetzung mit dem Fleisch.
Im 20. Jahrhundert wurde Hundefleisch in Deutschland weiterhin konsumiert. Zwischen 1904 und 1924 wurden beispielsweise in den Städten Chemnitz, Breslau und München zusammen etwa 42.400 Hunde zum Verzehr geschlachtet. Im Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg wurden im Deutschen Reich jährlich ca. 84 Tonnen Hund geschlachtet, zwischen 1920 und 1924 lagen die amtlichen Werte bei ca. 115 Tonnen. Die Dunkelziffer lag beträchtlich höher. In dieser Zeit unterlag die Schlachtung von Hunden in Deutschland der gesetzlichen Fleischbeschau, was bedeutet, dass sie als legale Fleischquelle anerkannt war.
Eine Änderung erfuhr das Gesetz erst 1986 mit dem Verbot der Hundeschlachtung zur Fleischgewinnung. Heute ist der Verzehr von Hundefleisch in Deutschland illegal.
Auch in der Schweiz gab es Gebiete, in denen Hundefleisch regelmäßig verspeist wurde, selbst wenn die Bevölkerungsmehrheit dies nicht tat. Beispiele dafür sind der Kanton Appenzell und das St. Galler Rheintal. Diese regionalen Traditionen zeigen, wie unterschiedlich die Akzeptanz innerhalb eines Landes sein konnte.
Notsituationen einzelner Personen oder Gruppen, wie beispielsweise bei Polarexpeditionen oder in extremer Armut, führten ebenfalls zur Nutzung von Hunden als Nahrung. Dieses Verhalten hat als Symbol für große Verzweiflung Eingang in die Literatur gefunden, etwa in Hauptmanns Drama „Die Weber“, wo ein alter Mann seinen Hund schlachtet.
Hundefleisch in Asien: Tradition und Kontroverse
In vielen asiatischen Ländern hat der Verzehr von Hundefleisch eine längere und in Teilen bis heute andauernde Tradition. Schriftliche Zeugnisse aus China belegen die Zubereitung von Hundefleisch als kulinarische Tradition. Bereits im 4. Jahrhundert vor Christus wurde Hundefleisch vom Philosophen Mengzi empfohlen. Nähere Angaben zur „Wirkung“ finden sich beispielsweise in einer Enzyklopädie des 16. Jahrhunderts.
Die Bewertung war allerdings von Provinz zu Provinz verschieden. Die Mandschu im Norden verachteten die Menschen im Süden dafür. Sun Yat-sen, der Revolutionär gegen die Dynastie der Mandschuren, begann seine politischen Treffen mit einem Hundemahl, um seine Einstellung zu den nördlichen Herrschern zu zeigen. Dies unterstreicht die kulturelle und politische Dimension, die der Verzehr von Hundefleisch in der chinesischen Geschichte haben konnte.
Angaben zur aktuellen Verbreitung und Beliebtheit von Gerichten mit Hundefleisch in Asien schwanken und sind umstritten. Tierschutzvereine neigen dazu, sehr hohe Zahlen getöteter Hunde anzugeben. Laut Animals Asia sollen es jährlich allein in China bis zu 20 Millionen Hunde sein, und laut Vier Pfoten 10 Millionen Hunde und Katzen in Vietnam, Kambodscha und Indonesien. Gleichzeitig bemühen sie sich, den Kreis der menschlichen Verbraucher als sehr klein darzustellen.
Einer im Februar 2020 aktualisierten Marktanalyse zufolge werden in Kambodscha über 3 Millionen Hunde, in Indonesien über 1 Million Hunde und in Vietnam über 5 Millionen Hunde jedes Jahr für den Handel getötet. Verteidiger der Sitte weisen hingegen darauf hin, dass auch in Afrika und Europa das Essen von Hundefleisch verbreitet ist oder war, um die Praxis nicht als rein asiatisches Phänomen darzustellen.
In Korea, China und Vietnam werden regelmäßig Hunde gegessen, und diese Tatsache wird von zumindest einem Teil der Bevölkerung als normal empfunden. Allerdings gilt Hundefleisch in allen drei Ländern oft als Spezialität und ist teuer. Gezielte Züchtungen und „Hundefarmen“ gibt es erst seit kurzem. In China sind die Provinzen Guangdong, Guizhou und Jilin für den Verzehr von Hundefleisch bekannt.
Weiterhin soll der Verzehr von Hundefleisch in Laos, Myanmar, Malaysia sowie in Ghana und im Kongo vorkommen. Dass einige Igorot-Völker auf den Philippinen Hunde für den Verzehr halten, wurde im Zusammenhang der Saint Louis World's Fair 1904 von Tageszeitungen in den Vereinigten Staaten verbreitet.
In Thailand gilt Hundefleisch in einigen Regionen, vor allem in Sakon Nakhon (Isan), als Delikatesse, obwohl die meisten Thais das Schlachten von Hunden ablehnen. In Osttimor gilt Hundefleisch ebenfalls als Delikatesse. Allerdings soll sich diese Sitte erst in den 1980er Jahren von Nordsulawesi (Indonesien) kommend, wo Hundefleisch traditionell vom Volk der Minahasa gegessen wird, eingebürgert haben, als in der Landeshauptstadt Dili das erste Hundefleisch-Restaurant eröffnete.
Im Südwesten Nigerias findet jedes Jahr ein großes Fest statt, bei dem Hunderte Hunde geköpft werden. Ihr Blut wird auf eine Götterstatue gesprenkelt, das Fleisch danach gegrillt und gegessen. In Kambodscha wurde im Oktober 2019 der größte Hundefleisch-Anbieter der Provinz Takeo geschlossen, was auf Bemühungen hindeutet, die Praxis einzudämmen.
Traditionell wurden Hunde auch bei den Polynesiern als Nahrung genutzt. Auf Hawaii gab es eine spezifisch zur Mast gezüchtete Hunderasse, den Hawaiian Poi Dog.
Rechtliche Entwicklungen und Verbote
In jüngster Zeit gab es bedeutende rechtliche Entwicklungen im Umgang mit dem Hundefleischkonsum, insbesondere in Asien. Im Mai 2020 veröffentlichte China einen nationalen Nutztier-Katalog, der Hunde explizit ausschließt. Damit ist der Verkauf von lebenden Hunden und Hundefleisch zum Verzehr in China verboten, obwohl die Durchsetzung in allen Regionen eine Herausforderung darstellen mag.
Auch in Südkorea, einem Land, das lange Zeit stark mit der Tradition des Hundefleischkonsums assoziiert wurde, gab es einen entscheidenden Schritt. Im Jahr 2024 wurde ein Gesetz erlassen, das den Verzehr und Verkauf von Hundefleisch ab 2027 verbietet. Dies markiert einen Wendepunkt in der Geschichte des Landes und spiegelt einen Wandel in der gesellschaftlichen Einstellung wider, der durch zunehmenden Tierschutz und internationale Kritik beeinflusst wurde.
Diese Verbote zeigen, dass sich die rechtliche Lage in Bezug auf den Verzehr von Hundefleisch weltweit wandelt. Während die Praxis in einigen Regionen noch existiert, gibt es global einen Trend zur Eindämmung oder zum vollständigen Verbot.
Vergleich: Status des Hundefleischkonsums
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über den Status des Hundefleischkonsums in verschiedenen Regionen, basierend auf den vorliegenden Informationen:
Region/Land | Historischer Konsum | Aktueller Konsum | Aktuelle Legalität | Anmerkungen |
---|---|---|---|---|
Europa (allgemein) | Ja (Steinzeit bis Neuzeit) | Sehr selten/nicht existent | Illegal (meistens) | In Notzeiten oder regional tradiert |
Deutschland | Ja (bis 1986) | Nein | Illegal (seit 1986) | Früher regional verbreitet und legal |
Schweiz | Ja (regional) | Sehr selten/nicht existent | Unklar/Nicht erwähnt im Text | Regionale Tradition in Teilen |
China | Ja (lange Tradition) | Ja (regional) | Illegal (seit 2020) | Gilt oft als Spezialität; Verbot 2020 |
Südkorea | Ja | Ja (Spezialität) | Illegal (ab 2027) | Gesetz 2024 beschlossen |
Vietnam | Ja | Ja | Unklar/Nicht erwähnt im Text | Hohe Konsumzahlen berichtet |
Indonesien | Ja (regional) | Ja (regional) | Unklar/Nicht erwähnt im Text | Minahasa Volk, Einfluss auf Osttimor |
Thailand | Nein (meistens) | Ja (regional) | Unklar/Nicht erwähnt im Text | In Sakon Nakhon als Delikatesse |
Nigeria | Unklar/Nicht erwähnt im Text | Ja (regional) | Unklar/Nicht erwähnt im Text | Festival im Südwesten |
Kambodscha | Unklar/Nicht erwähnt im Text | Ja | Unklar/Nicht erwähnt im Text | Großer Anbieter geschlossen 2019 |
Polynesien | Ja (traditionell) | Unklar/Nicht erwähnt im Text | Unklar/Nicht erwähnt im Text | Hawaiian Poi Dog zur Mast gezüchtet |
Häufig gestellte Fragen zum Hundefleischkonsum
Das Thema wirft viele Fragen auf. Hier sind Antworten auf einige der häufigsten, basierend auf den bereitgestellten Informationen:
- Ist Hundefleischkonsum in Deutschland heute erlaubt?
Nein, die Schlachtung von Hunden zur Fleischgewinnung ist in Deutschland seit 1986 gesetzlich verboten. - In welchen Ländern wird heute noch Hundefleisch gegessen?
Laut den Informationen wird Hundefleisch aktuell unter anderem in Südkorea, China (trotz Verbot), Vietnam, Indonesien (regional), Nigeria (regional), der Schweiz (sehr selten), Thailand (regional), Laos, Myanmar, Malaysia, Ghana, im Kongo und Osttimor gegessen. - Wurde Hundefleisch früher auch in Europa gegessen?
Ja, es gibt archäologische und schriftliche Belege für den Verzehr von Hundefleisch in Europa von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert, oft in Notzeiten oder als regionale Praxis. - Gibt es internationale Verbote gegen den Hundefleischhandel oder -konsum?
Es gibt keine globalen Verbote. Allerdings haben einige Länder, wie China (seit 2020) und Südkorea (ab 2027), nationale Verbote erlassen. - Ist der Verzehr von Hundefleisch eine alltägliche Praxis in den genannten Ländern?
Oft nicht. In Ländern wie Südkorea, China und Vietnam gilt Hundefleisch eher als Spezialität und ist entsprechend teuer. Die Praxis ist oft regional begrenzt oder mit bestimmten Anlässen verbunden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Verzehr von Hundefleisch ein vielschichtiges Thema ist, das stark von kulturellen, historischen und regionalen Faktoren abhängt. Während es in vielen Teilen der Welt ein strenges Tabu darstellt und in Ländern mit historisch verbreitetem Konsum zunehmend verboten wird, existiert die Praxis in anderen Regionen weiterhin, oft als Spezialität oder im Rahmen von Traditionen.
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