Wie gesund ist koreanisches Essen?

Koreanisches Essen: Gesund oder nicht?

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Wenn Sie an 'Koreanisches Essen' denken, kommen Ihnen wahrscheinlich sofort Begriffe wie K-BBQ, koreanisches Brathähnchen, käsige Hotdogs, scharfes Tteokbokki und natürlich Kimchi in den Sinn. Besonders die Kombination aus K-BBQ und Soju hat sich im Westen großer Beliebtheit erfreut und stellt für viele den ersten Kontakt mit der koreanischen Küche dar. Ein Abend mit diesen Leckereien mag auf den ersten Blick nicht unbedingt als die gesündeste Wahl erscheinen.

Wie schmeckt koreanisches Essen?
Die Koreaner essen gerne scharf, was für europäische Gaumen durchaus eine Herausforderung sein kann. Gängige Zutaten sind neben Chilipaste und Chiliflocken Ingwer, Sesamöl und Sojasoße. Der Magen wird durch die häufige Hauptzutat Reis aber bestimmt wieder beruhigt.

Auf der anderen Seite sehen viele Koreaner eine Ernährung, die reich an westlichen Lebensmitteln wie Pasta, Käse und Brot ist, als ungesund an. Wenn Koreaner Diäten halten, bleiben sie oft bei koreanischen Mahlzeiten und meiden westliche Alternativen. Angesichts dieser unterschiedlichen Ansichten stellt sich unweigerlich die Frage: Ist koreanisches Essen nun gesund oder nicht?

Die Statistiken werfen dabei ein verwirrendes Bild. Korea zählt konstant zu den Ländern mit den niedrigsten Adipositasraten innerhalb der OECD, steht aber gleichzeitig an erster Stelle bei Magenkrebs und magenbedingten Komplikationen wie Reizdarmsyndrom (IBS) und saurem Reflux. Wie passen niedrige Fettleibigkeitsraten und hohe Magenprobleme zusammen? Beide Phänomene stehen in engem Zusammenhang mit der Ernährung. Was also steckt im koreanischen Essen, das diese Effekte hervorruft?

Die traditionelle koreanische Ernährung: Reis, Banchan und Suppe

Eine traditionelle koreanische Mahlzeit ist typischerweise um eine Schüssel Reis herum aufgebaut und wird von verschiedenen Beilagen, den sogenannten Banchan, und einer Suppe begleitet. Die Auswahl an Suppen und Beilagen ist riesig und reicht von Fleisch über Tofu bis hin zu einer Vielzahl von Gemüsevariationen.

Viele koreanische Suppen basieren auf fermentierten Pasten wie fermentierter Sojabohnenpaste (Doenjang) oder scharfer Pfefferpaste (Gochujang). Dies verleiht den Suppen nicht nur Tiefe im Geschmack, sondern führt auch dazu, dass sie oft sehr natriumreich sind. Eine Ernährung mit hohem Natriumgehalt wird mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, weshalb generell eine natriumarme Kost empfohlen wird.

Auch viele Banchan sind stark fermentiert oder eingelegt. Das wohl bekannteste Beispiel ist Kimchi, ein fermentiertes Kohlgemüse, das ein absolutes Grundnahrungsmittel in Korea ist. Neben Kimchi werden auch große Mengen an eingelegtem Gemüse wie eingelegter Rettich, Perilla-Blätter, Gurken und Zwiebeln konsumiert.

Eingelegte und fermentierte Lebensmittel sowie natriumreiche Speisen haben tendenziell einen höheren Säuregehalt. Dies kann die Magenschleimhaut reizen. Der häufige Verzehr solcher Lebensmittel wird als ein Hauptgrund dafür angesehen, dass viele Koreaner unter zahlreichen Magenproblemen leiden, einschließlich der hohen Rate an Magenkrebs.

Gesundheitliche Vorteile: Probiotika und nährstoffreiches Gemüse

Die Rolle fermentierter Lebensmittel ist jedoch ein zweischneidiges Schwert. Während der hohe Natriumgehalt und die Säure dem Magen schaden können, sind viele dieser fermentierten Speisen, insbesondere Kimchi, reich an Probiotika. Dies sind gesunde Bakterien, die eine positive Wirkung auf die Darmgesundheit haben können. Eine gesunde Darmflora wird zunehmend mit dem allgemeinen Wohlbefinden und der Stärkung des Immunsystems in Verbindung gebracht.

Darüber hinaus bestehen die Banchan hauptsächlich aus einer beeindruckenden Vielfalt an Gemüsesorten. Diese sind reich an wichtigen Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen, die für eine gesunde und ausgewogene Ernährung unerlässlich sind. Die großen Mengen an gesundem Gemüse und pflanzlichen Eiweißquellen wie Tofu und Bohnen tragen maßgeblich dazu bei, dass die Fettleibigkeits- und Herz-Kreislauf-Erkrankungsraten in Korea im Vergleich zu vielen westlichen Ländern niedriger sind.

Wie gesund ist koreanisches Essen?
Insgesamt ist koreanisches Essen gesund, aber es ist nur so gesund, wie Sie es machen. Gesündere Ernährungsentscheidungen wie eine Ernährung reich an Gemüse, magerem Fleisch und pflanzlichem Protein sind entscheidend für die Erhaltung Ihrer Gesundheit, viele davon bietet koreanisches Essen.

Gesunde Kochmethoden

Ein weiterer wichtiger Aspekt der traditionellen koreanischen Küche sind die bevorzugten Kochmethoden. Im Gegensatz zu traditionellen westlichen Techniken wie Braten und Backen, werden koreanische Gerichte oft durch Blanchieren, Kochen oder Grillen zubereitet. Diese Methoden erfordern in der Regel weniger Öl und helfen dabei, die natürlichen Nährstoffe in den Lebensmitteln besser zu erhalten.

Durch die Verwendung gesunder Zutaten und schonender Kochmethoden sind traditionelle koreanische Mahlzeiten oft kalorienärmer und nährstoffreicher als viele westliche Gerichte. Dies ist ein wichtiger Faktor, der zur niedrigeren Fettleibigkeitsrate in Korea beiträgt.

Moderne Hybrid-Lebensmittel: Eine andere Geschichte

In den letzten Jahren hat sich die koreanische Essenslandschaft verändert, insbesondere durch die Entstehung vieler hybrider Gerichte. Beispiele hierfür sind Käse-Dalk-Galbi (würziges Hähnchen mit Käse), Grüntee- oder Erdbeer-Bingsoo (geschabtes Eis) und koreanisches Brathähnchen (Yangnyeom Chicken). Diese Gerichte kombinieren traditionelle koreanische Elemente mit beliebten westlichen Zutaten wie Käse oder Kochtechniken wie dem Frittieren.

Es ist wichtig zu verstehen, dass viele der koreanischen Speisen, die im Westen besonders populär sind – wie K-BBQ, Brathähnchen oder Bingsoo – nicht die Gerichte sind, die Koreaner täglich essen. Sie sind oft nicht einmal Teil der traditionellen koreanischen Ernährung, sondern sind in den letzten Jahren im Zuge des westlichen Einflusses entstanden. Sie stellen eine hybridisierte Form der koreanischen Küche dar und sollten als solche betrachtet werden.

Für jemanden, dessen erste Berührungspunkte mit koreanischem Essen hauptsächlich aus koreanischen Corn Dogs, geschabtem Eis und käsigen Dalk-Galbi bestehen, mag die koreanische Küche zunächst nicht sehr gesund erscheinen. Doch wie erwähnt, handelt es sich hierbei nicht um die tägliche Kost eines traditionellen koreanischen Haushalts, sondern eher um Genussmittel, die von Zeit zu Zeit verzehrt werden. Obwohl diese modernen Gerichte zweifellos köstlich sind, gehören sie nicht zu den gesündesten Optionen und sollten daher in Maßen genossen werden.

Fazit: Wie gesund ist koreanisches Essen?

Zusammenfassend lässt sich sagen: Wenn Sie sich an eine traditionelle koreanische Ernährung halten, die reich an gemüsebasierten Beilagen, Eintöpfen und Reis ist, sind Ihre Mahlzeiten wahrscheinlich deutlich gesünder als eine typische westliche Mahlzeit. Für Menschen mit empfindlichem Magen sollten fermentierte und eingelegte Lebensmittel in Maßen genossen werden, um von den Vorteilen der Probiotika zu profitieren, ohne den Magen unnötig zu reizen. Bei der Auswahl einer Suppe zum Reis sind klarere, brühebasierte Varianten oft eine bessere Wahl als schwere Eintöpfe, da letztere tendenziell mehr Natrium enthalten.

Wie funktioniert koreanisches Barbecue?
Koreanisches BBQ ist die beliebte Methode, Fleisch direkt am Esstisch zuzubereiten. Mariniertes Fleisch wird gegrillt, anschließend in ein Salatblatt gewickelt und in eine scharfe Sauce getunkt. Das genießt man zusammen mit verschiedenen kleinen koreanischen Beilagen, Banchan genannt.

Für diejenigen, die auf ihr köstliches koreanisches Brathähnchen oder K-BBQ nicht verzichten möchten: Genießen Sie diese Speisen bewusst und vielleicht nur ein- oder zweimal pro Woche, um einen gesunden Lebensstil beizubehalten. Gesündere Ernährungsentscheidungen, die reich an Gemüse, magerem Fleisch und pflanzlichem Protein sind – vieles davon bietet die traditionelle koreanische Küche – sind entscheidend für Ihre Gesundheit.

Insgesamt ist koreanisches Essen gesund, aber es ist nur so gesund, wie Sie es gestalten. Die Vielfalt der traditionellen Küche mit ihrem Reichtum an Gemüse und schonenden Zubereitungsarten bietet eine hervorragende Grundlage für eine ausgewogene Ernährung. Die modernen, oft weniger gesunden Varianten sind eine leckere Ergänzung für besondere Anlässe.

Häufig gestellte Fragen

Ist koreanisches Essen generell gesund?

Die traditionelle koreanische Küche mit viel Gemüse, Reis und schonenden Kochmethoden gilt als sehr gesund und trägt zu niedrigen Fettleibigkeitsraten bei. Moderne Hybridgerichte sind oft weniger gesund und sollten in Maßen gegessen werden.

Warum haben Koreaner trotz gesunder Ernährung oft Magenprobleme?

Dies liegt häufig am hohen Konsum von fermentierten und eingelegten Lebensmitteln sowie an Suppen mit hohem Natriumgehalt. Diese können die Magenschleimhaut reizen und zu Problemen führen.

Sind fermentierte Lebensmittel wie Kimchi gut oder schlecht?

Kimchi und andere fermentierte Speisen sind reich an Probiotika, die gut für die Darmgesundheit sind. Allerdings können sie auch viel Natrium und Säure enthalten, was bei übermäßigem Konsum Magenprobleme verursachen kann. Das Maß ist entscheidend.

Sind K-BBQ und koreanisches Brathähnchen gesund?

Diese Gerichte sind oft nicht Teil der täglichen traditionellen Ernährung, sondern moderne oder hybride Varianten. K-BBQ (Grillen) ist gesünder als Frittiertes, aber der Verzehr großer Fleischmengen und oft zuckerhaltiger Marinaden macht es weniger ideal für den täglichen Konsum. Brathähnchen ist wie jedes Frittierte kalorien- und fettreich und sollte ein seltener Genuss bleiben.

Vergleich: Traditionell vs. Hybrid

Traditionelle Koreanische KücheModerne/Hybrid Koreanische Küche
Täglicher VerzehrGelegentlicher Genuss
Basis: Reis, Banchan (Gemüse), SuppeBasis: Fleisch (K-BBQ), Frittiertes, Süßspeisen
Reich an Gemüse, Tofu, HülsenfrüchtenOft reich an Fleisch, Käse, Zucker
Schonende Kochmethoden (Kochen, Blanchieren, Grillen)Weniger schonende Methoden (Frittieren, viel Öl)
Trägt zu niedrigen Fettleibigkeitsraten beiWeniger gesunde Optionen, höherer Kaloriengehalt
Viel Natrium durch Pasten/FermentationKann ebenfalls hohe Mengen an Fett/Zucker enthalten
Probiotika aus FermentiertemOft wenig Probiotika

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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