Musik ist weit mehr als nur Hintergrundrauschen in einem Restaurant. Sie prägt die Atmosphäre, beeinflusst die Stimmung der Gäste und kann sogar deren Verhalten subtil steuern. Das leise Klimpern von Besteck und Gläsern wird durch angenehme Klänge überdeckt, ein Gefühl von Gemütlichkeit oder Energie entsteht. Doch so einfach es scheinen mag, eine Playlist abzuspielen, rechtlich ist die Sache komplex. Das öffentliche Abspielen von Musik in einem kommerziellen Umfeld wie einem Restaurant erfordert fast immer die entsprechenden Lizenzen. Ignorieren Sie diese Vorschriften, kann das schwerwiegende finanzielle Folgen haben.
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Warum Musik für Ihr Restaurant unverzichtbar ist
Stellen Sie sich ein Restaurant ohne Musik vor. Oft herrscht eine unangenehme Stille, in der jedes Geräusch überdeutlich wird und Gespräche an den Nachbartischen leicht zu hören sind. Musik füllt diesen Raum, schafft eine entspannte oder belebte Umgebung und hilft, soziale Ängste abzubauen. Sie ist ein entscheidendes Element, um die gewünschte Atmosphäre zu schaffen und die Persönlichkeit Ihrer Marke zu unterstreichen.

Interessanterweise kann die Art der Musik auch das Verhalten Ihrer Gäste beeinflussen. Studien zeigen, dass laute Musik mit schnellem Tempo die Gäste dazu anregt, schneller zu essen. Allerdings genießen sie ihr Essen dabei oft weniger und haben möglicherweise einen geringeren Appetit. Umgekehrt führt sanfte Musik mit langsamerem Rhythmus dazu, dass Gäste länger verweilen und tendenziell mehr bestellen. Hohe Töne können die Wahrnehmung von Süße verstärken, während resonante Töne Bitterkeit hervorrufen können. Diese Effekte sind teilweise auf unser parasympathisches Nervensystem zurückzuführen, das bei Anspannung (durch laute, schnelle Musik) den Appetit dämpfen kann.
Auch die Tageszeit spielt eine Rolle. Während der Stoßzeiten am Abend kann langsamere Musik das Verweilen fördern. Während der Happy Hour am späten Nachmittag kann schnellere, etwas lautere Musik Energie in den Raum bringen und Berichten zufolge sogar den Getränkeumsatz steigern. Beim Ausklingen des Abends kann eine leichte Temposteigerung (ohne die Lautstärke zu erhöhen) dem Personal helfen, den Service subtil abzuschließen.
Die Musik sollte stets die Persönlichkeit Ihres Restaurants widerspiegeln – nicht Ihre eigene, die Ihrer Mitarbeiter oder Gäste, sondern die Ihrer Marke. Fragen Sie sich: Welches Energieniveau hat unser Service? Welche Art von Mensch würde unser Menü zu Hause kochen? Welchen Charakter spiegelt die Einrichtung wider? Welche Musik würde diese Person hören? Die Antworten helfen Ihnen bei der Musikauswahl.
Die rechtliche Notwendigkeit: Musiklizenzen
Das Abspielen von Musik in der Öffentlichkeit, auch als Hintergrundmusik, gilt rechtlich als 'öffentliche Aufführung' ('public performance'). Diese Aufführungen sind durch das Urheberrecht geschützt. Das bedeutet, dass die Urheber (Künstler, Songwriter, Komponisten, Textdichter) für die Nutzung ihrer Werke eine Vergütung erhalten müssen. Ohne die entsprechende Erlaubnis oder Lizenz verletzen Sie das Urheberrecht.
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass das Abspielen von Musik von persönlichen Streaming-Konten (wie Spotify, Apple Music, YouTube, Amazon Music, Pandora oder Tidal) oder aus privaten digitalen Bibliotheken in einem Restaurant erlaubt ist. Diese Dienste sind ausschließlich für den nicht-kommerziellen, privaten Gebrauch bestimmt. Ihre Nutzungsbedingungen verbieten ausdrücklich die Verwendung in geschäftlichen oder öffentlichen Umgebungen. Die Nutzung solcher Dienste im Restaurant stellt eine Urheberrechtsverletzung dar und kann erhebliche rechtliche und finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen.
Die zwei Urheberrechte in einer Aufnahme
Jede Musikaufnahme besteht aus zwei getrennten urheberrechtlich geschützten Werken:
- Die musikalische Komposition: Dies umfasst Melodie, Text und Harmonie. Das Urheberrecht gehört in der Regel dem Songwriter oder dessen Musikverlag.
- Die Tonaufnahme: Dies ist die eigentliche Aufnahme der Performance. Das Urheberrecht gehört in der Regel dem aufnehmenden Künstler oder dessen Plattenlabel.
Eine ordnungsgemäße Lizenzierung stellt sicher, dass sowohl die Urheber der Komposition als auch die Rechteinhaber der Aufnahme angemessen für die Nutzung ihrer Arbeit entschädigt werden. Es ist vergleichbar damit, dass Sie Ihre Mitarbeiter für ihre Arbeit bezahlen.

Welche Lizenzen werden benötigt?
Um Musik in Ihrem Restaurant legal abzuspielen, benötigen Sie in der Regel Lizenzen von Labels, Verlagen und Verwertungsgesellschaften. In den USA sind die wichtigsten Verwertungsgesellschaften (Performing Rights Organizations - PROs) ASCAP, BMI, SESAC und GMR. In Deutschland ist es die GEMA, in Kanada SOCAN und in Australien OneMusic (ein Zusammenschluss von APRA, AMCOS und PPCA).
Eine Lizenz für öffentliche Aufführungen ('public performance license') ist die grundlegende Anforderung, um Musik in einer öffentlichen Umgebung abzuspielen, sei es über Lautsprecher, aus einem Fernseher oder sogar über eine Jukebox oder Karaoke-Maschine. Diese Lizenzen werden normalerweise direkt von den PROs erworben.
Eine wichtige Nuance, insbesondere in Systemen wie den USA, ist, dass eine einzige Lizenz von einer PRO (eine sogenannte 'Blanket License') Sie nur berechtigt, Musik aus dem Katalog der von dieser spezifischen PRO vertretenen Songwriter und Verlage zu spielen. Da viele beliebte Songs von mehreren Songwritern geschrieben wurden, die bei unterschiedlichen PROs registriert sind, benötigen Sie oft Lizenzen von mehreren PROs (z.B. ASCAP, BMI, GMR, SESAC), um ein breites Spektrum populärer Musik legal abzuspielen. Ein Song kann beispielsweise von einem Songwriter geschrieben sein, der bei BMI ist, und einem anderen, der bei ASCAP ist. Eine Lizenz von nur einer dieser Gesellschaften reicht dann nicht aus.
Spezialfall: Live-Musik
Wenn Ihr Restaurant Live-Auftritte (Bands, DJs) veranstaltet, die urheberrechtlich geschützte Musik spielen (insbesondere Cover-Songs), benötigen Sie zusätzliche Lizenzen von den PROs für die Live-Musik-Nutzung. Das Restaurant ist haftbar, wenn Musiker Cover-Songs spielen, für die keine Live-Musik-Lizenz erworben wurde. Spielen die Musiker ausschließlich Originalmusik, ist eine zusätzliche Lizenz von den PROs möglicherweise nicht erforderlich.
Kosten und Risiken der Nicht-Einhaltung
Die Kosten für Musiklizenzen für Restaurants variieren und hängen von Faktoren ab wie der Größe des Lokals, der Kapazität, ob Live- oder aufgenommene Musik gespielt wird, und der Häufigkeit der Nutzung. Die jährlichen Kosten können von einigen hundert bis zu mehreren tausend Euro/Dollar reichen.
Auch wenn diese Lizenzgebühren wie eine zusätzliche Belastung erscheinen mögen, ist das Risiko der Nicht-Einhaltung ungleich höher. Verwertungsgesellschaften wie die GEMA oder die PROs in anderen Ländern überprüfen aktiv Restaurants, Bars und andere Geschäfte auf die Einhaltung der Lizenzpflichten. Sie senden 'Musik-Rechercheure' aus, um festzustellen, welche Musik gespielt wird. Ignorieren Sie Aufforderungen zur Zahlung oder spielen Sie weiterhin ohne Lizenz, können die Folgen drastisch sein.
Die Strafen für Urheberrechtsverletzungen sind oft deutlich höher als die Lizenzgebühren. Sie können hohe Geldstrafen und die Übernahme der Anwaltskosten der Gegenseite umfassen. Es gibt zahlreiche Beispiele kleinerer Restaurants und Bars, die wegen fehlender Musiklizenzen verklagt wurden und Strafen von zehntausenden Dollar zahlen mussten, was in einigen Fällen zur Schließung des Geschäfts führte.

Alternativen und Lösungen
Das Navigieren durch die komplexen Lizenzbedingungen und die Notwendigkeit, potenziell Lizenzen von mehreren PROs zu erwerben, kann überwältigend sein. Eine einfachere Lösung bieten spezielle Musik-Streaming-Dienste für Unternehmen. Diese Dienste haben die notwendigen Lizenzen bereits gebündelt und ausgehandelt. Durch ein Abonnement bei einem solchen Dienst erhalten Sie Zugang zu einem großen Musikkatalog, der für die kommerzielle Nutzung lizenziert ist. Dies erspart Ihnen den Aufwand, sich direkt mit mehreren Verwertungsgesellschaften auseinanderzusetzen, und bietet Rechtssicherheit zu oft geringeren Kosten als der Erwerb aller notwendigen Einzellizenzen.
Weitere Alternativen könnten das Abspielen ausschließlich gemafreier (oder PRO-freier) Musik sein (was die Musikauswahl stark einschränkt) oder der Versuch, Lizenzen direkt von den Urhebern zu erwerben (was extrem zeitaufwendig und rechtlich kompliziert ist und nur nach Rücksprache mit einem Anwalt für Musikrecht erfolgen sollte).
Gibt es Ausnahmen?
Das Urheberrechtsgesetz sieht in manchen Ländern (wie den USA) unter bestimmten, sehr spezifischen Bedingungen Ausnahmen für das Abspielen von Radio oder Fernsehen in kleineren Lokalen vor. Diese Ausnahmen sind jedoch eng gefasst:
- Das Restaurant oder die Bar muss unter einer bestimmten Größe liegen (z.B. unter 3750 Quadratfuß in den USA).
- Es darf keine Eintrittsgebühr erhoben werden, um die Musik zu hören.
- Beim Abspielen über Fernseher gibt es Begrenzungen für die Anzahl der Geräte (z.B. max. 4 Fernseher, max. 1 pro Raum), deren Größe (z.B. max. 55 Zoll Diagonale) und die Anzahl der Lautsprecher (z.B. max. 6 insgesamt, max. 4 pro Raum/Außenbereich).
- Beim Abspielen über Radio gibt es ebenfalls Begrenzungen für die Anzahl der Lautsprecher (z.B. max. 6 insgesamt, max. 4 pro Raum/Außenbereich).
- Die Musik darf nicht über die physischen Grenzen des Eigentums hinaus übertragen werden.
Das Abspielen eines Radios ausschließlich in der Küche für das Personal kann eine zulässige Ausnahme sein, solange die Musik nicht in Bereiche dringt, in denen Kunden sie hören können.
Technische Umsetzung des Musikabspielens
Die gängigste Methode, Musik im Restaurant abzuspielen, ist über einen Computer oder ein Streaming-Gerät, das an einen Verstärker und Lautsprecher angeschlossen ist. Wenn Sie von einer Internetquelle streamen, ist eine kabelgebundene Ethernet-Verbindung einer WLAN-Verbindung vorzuziehen, um Unterbrechungen zu vermeiden, die für Gäste und Personal störend sein können.
Bei der Auswahl der Lautsprecher sind Größe und Gewicht wichtig. Hochwertige Bässe erfordern größere physische Räume. Schwerere Lautsprecher sind oft stabiler und vibrieren weniger, was die Klangqualität verbessert.
Auch die Raumakustik spielt eine große Rolle für den Geräuschpegel. Viele harte, schallreflektierende Oberflächen (Fliesen, Glas, kahle Wände) können Echos und Nachhall erzeugen. Weichere Materialien wie Stoffstühle, Vorhänge, Teppiche oder schallabsorbierende Wandbilder können helfen, den Geräuschpegel auf einem angenehmen Niveau zu halten. Ein Geräuschpegel von etwa 70 Dezibel (einschließlich Umgebungsgeräuschen) wird für ein durchschnittliches Restaurant als angenehm empfunden, da er Gespräche ermöglicht, aber unerwünschte Geräusche überdeckt. Für Bars können 75-80 Dezibel angemessen sein.
Häufig gestellte Fragen zu Musiklizenzen im Restaurant
Hier beantworten wir einige der wichtigsten Fragen zum Thema:
Müssen Restaurants Lizenzen zum Abspielen von Musik haben?
Ja, in der Regel benötigen Restaurants Lizenzen, um Live-Musik, gestreamte oder aufgenommene Musik abzuspielen. Dies gilt als 'öffentliche Aufführung' und erfordert eine Lizenz zur Entschädigung der Urheber und Rechteinhaber. Lizenzen werden meist über Verwertungsgesellschaften wie ASCAP, BMI, SESAC, GMR (in den USA) oder GEMA (in Deutschland) erworben. Die Nutzung persönlicher Streaming-Dienste wie Spotify oder Apple Music ohne entsprechende Lizenz ist eine Urheberrechtsverletzung.

Benötige ich Lizenzen von mehreren Verwertungsgesellschaften (z.B. ASCAP und BMI)?
Ja, die meisten Restaurants benötigen Lizenzen von mehreren PROs (ASCAP, BMI, SESAC, GMR), da diese unterschiedliche Kataloge von Künstlern und Songwritern repräsentieren. Eine Lizenz von nur einer Gesellschaft deckt nur die von dieser vertretenen Werke ab. Um eine breite Palette populärer Musik legal abzuspielen, sind Lizenzen von mehreren PROs erforderlich. Alternativ können Sie einen speziellen Musik-Streaming-Dienst für Unternehmen nutzen, der diese Lizenzen bündelt.
Kann ich die Zahlung an Verwertungsgesellschaften vermeiden, indem ich Musik direkt bei den Urhebern lizenziere?
Es ist theoretisch möglich, Lizenzen direkt von den Urhebern zu erwerben. Dies wird manchmal gemacht, um lokale, nicht bei Labels oder Verlagen registrierte Künstler zu unterstützen. Allerdings ist dies ein sehr komplizierter und zeitaufwendiger Prozess, der nur nach Rücksprache mit einem Anwalt für Musikrecht in Angriff genommen werden sollte, insbesondere wenn Sie populäre Musik nutzen möchten, deren Rechte oft bei großen Verlagen und Labels liegen.
Kann ein Restaurant Musik von einem Radiosender oder Fernseher spielen?
In manchen Ländern (wie den USA) gibt es unter sehr strengen Bedingungen Ausnahmen für kleinere Lokale (z.B. unter 3750 Quadratfuß), die keine Eintrittsgebühr erheben. Diese Ausnahmen beinhalten Begrenzungen bei der Anzahl und Größe der Fernseher/Lautsprecher. In Deutschland ist die Nutzung von Radio oder TV im Restaurant in der Regel GEMA-pflichtig.
Kann ich ein Radio in der Küche für die Mitarbeiter aufstellen?
Dies kann eine rechtlich geschützte Ausnahme sein, solange die Musik nicht in Bereiche dringt, in denen Kunden sie hören können (z.B. Gastraum).
Ich bin ein kleines Unternehmen. Wie würden sie mich erwischen, und warum sollten sie sich darum kümmern?
Auch kleine Restaurants sind nicht immun gegen das Risiko, Musik ohne Lizenz öffentlich abzuspielen. Verwertungsgesellschaften überprüfen aktiv Unternehmen jeder Größe. Sie senden Rechercheure aus, um die gespielte Musik zu dokumentieren. Es gibt zahlreiche Beispiele, bei denen kleine Lokale hohe Strafen zahlen mussten, was oft zur Schließung führte.
Fazit
Musik ist ein mächtiges Werkzeug, um die Atmosphäre und das Gästeerlebnis in Ihrem Restaurant zu verbessern. Doch die Nutzung erfordert eine sorgfältige Beachtung der Urheberrechte und die Beschaffung der notwendigen Lizenzen. Die Nutzung persönlicher Streaming-Dienste ist keine legale Option für den kommerziellen Gebrauch. Die Investition in die richtigen Lizenzen, sei es direkt von den Verwertungsgesellschaften oder über einen spezialisierten Geschäftsdienst, ist eine notwendige Ausgabe, um kostspielige rechtliche Probleme und Strafen zu vermeiden. Sorgen Sie für die richtige musikalische Untermalung und gleichzeitig für Rechtssicherheit, damit Sie sich voll und ganz auf das Wohl Ihrer Gäste konzentrieren können.
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