Das Siebengebirge, eine Landschaft von mythischer Schönheit am Rhein, birgt viele faszinierende Gipfel und Geschichten. Einer von ihnen ragt besonders hervor: der Große Ölberg. Mit seinen 460,7 Metern über Normalnull ist er nicht nur der höchste Berg dieses beeindruckenden Mittelgebirges, sondern trägt auch einen Namen, der bei vielen Fragen aufwirft. Warum heißt dieser markante Punkt, der weithin sichtbar ist und eine reiche Geschichte hat, eigentlich Ölberg? Die Antwort liegt tief in der Vergangenheit und in der Entwicklung der Sprache verborgen.

Vom Malberg zum Ölberg: Eine sprachliche Reise
Die Geschichte des Namens „Ölberg“ ist komplexer, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Ursprünglich trug der höchste Gipfel des Siebengebirges einen ganz anderen Namen: Malberg. Dieser Name tauchte erstmals in einem historischen Dokument aus dem Jahr 1407 auf, einem Verpfändungsprotokoll, das den Ort „an dem Maelberg geleygen“ erwähnte. Das „e“ in „Maelberg“ war dabei kein Umlaut, sondern ein sogenanntes Dehnungs-e, das lediglich die Aussprache des vorhergehenden Vokals verlängerte.
Die Bedeutung des ursprünglichen Namens „Malberg“ erschließt sich aus dem mittelhochdeutschen Wort „Mal“, das so viel wie „Zeichen“ oder „Merkmal“ bedeutet. Ähnliche Wortwurzeln finden sich heute noch in Begriffen wie „Denkmal“ oder „Muttermal“. Der Berg wurde also nach seiner Funktion als markante Landmarke benannt. Er diente als auffälliges Zeichen in der Landschaft und kennzeichnete insbesondere das Grenzgebiet zwischen dem kurkölnischen und dem löwenburgischen Bannbezirk. Seine Höhe und exponierte Lage machten ihn zu einem idealen Orientierungspunkt.
Die sprachliche Wandlung begann in der Mundart. Die Menschen in der Region sprachen „Malberg“ oft wie „Mohlberg“ aus. Hinzu kam, dass der Bergname häufig in Verbindung mit Präpositionen verwendet wurde, wie zum Beispiel „am Mohlberg“, „beim Mohlberg“ oder „auf’m Mohlberg“. Durch diese Konstruktionen wurde das anfängliche „M“ in der schnellen oder umgangssprachlichen Aussprache oft verschluckt oder war kaum noch hörbar. Dies führte schließlich zu einer falschen Konsonantenablösung, und aus „am Mohlberg“ wurde „am Ohlberg“.
Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts finden sich in schriftlichen Quellen Bezeichnungen wie „Ohleberg“ oder „Oelberg“. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts bürgerte sich allmählich die Schreibweise „Ölberg“ ein. Zu dieser Zeit begannen die Menschen, das Dehnungs-e fälschlicherweise als Umlaut zu interpretieren, ähnlich wie bei anderen Wörtern der deutschen Sprache, bei denen ein „oe“ wie ein „ö“ ausgesprochen wird. Heute sind die Schreibweisen „Ölberg“ und „Oelberg“ etwa gleich häufig anzutreffen, auch wenn „Oelberg“ der sprachgeschichtlich korrekteren Entwicklung von „Ohlberg“ näherkommt, die wiederum aus „Mohlberg“ entstand.
Weit verbreitete Irrtümer über den Namen
Da die tatsächliche sprachgeschichtliche Herkunft des Namens nicht allen bekannt war, gab es im Laufe der Zeit verschiedene Spekulationen und falsche Annahmen. Eine bekannte Fehleinschätzung stammt von Ernst Moritz Arndt, einem deutschen Schriftsteller und Historiker. Er schrieb 1843 in einem Aufsatz, er nenne den Berg „Auelberg“, da er dort im Mittelalter den Auelgau, eine historische fränkische Gaugrafschaft, verortete. Diese Behauptung war historisch nicht haltbar und führte dennoch teilweise bis heute zu der falschen Angabe, der Berg habe früher Auelberg geheißen. Eine solche Benennung lässt sich in keiner älteren Urkunde oder Beschreibung finden; sie war eine Erfindung des 19. Jahrhunderts.
Eine weitere populäre, aber ebenfalls nicht belegbare These besagt, dass Zisterziensermönche aus der nahegelegenen Abtei Heisterbach den Maelberg nach dem berühmten Ölberg in Jerusalem umbenannt hätten. Zwar gab es in der Region kirchliche Einflüsse, doch eine gezielte Umbenennung dieses Berges durch Mönche ist historisch nicht nachweisbar. Die linguistische Entwicklung von „Malberg“ über „Mohlberg“ und „Ohlberg“ zu „Oelberg“/„Ölberg“ ist die wissenschaftlich anerkannte Erklärung für den Namen.
Der Große Ölberg heute: Ein markanter Punkt und beliebtes Ziel
Mit seinen 460,7 Metern ist der Große Ölberg der unbestrittene König unter den Gipfeln des Siebengebirges. Er liegt strategisch günstig auf dem Stadtgebiet von Königswinter, unweit des Ortsteils Ittenbach. Sein kleinerer Bruder, der Kleine Ölberg, erreicht eine Höhe von 331,7 Metern und liegt nur etwa 700 Meter nördlich des Hauptgipfels.
Heute ist der Große Ölberg dank eines imposanten Sendemastes auf seinem Gipfel schon von weitem gut zu erkennen. Ob von der Autobahn A3 oder aus anderen Teilen der Region – der Mast macht den Ölberg unverwechselbar und unterscheidbar von den anderen Gipfeln des Siebengebirges wie Drachenfels, Petersberg oder Lohrberg. Diese moderne Landmarke unterstreicht gewissermaßen die ursprüngliche Bedeutung des Berges als „Mal“, als auffälliges Zeichen in der Landschaft, wenn auch in einer völlig neuen Funktion.
Die Gaststätte und der Ausblick
Eines der Hauptattraktionen des Ölbergs ist die Gaststätte auf seinem Gipfel. Hier können Besucher nach dem Aufstieg einkehren und bei einer Stärkung die herrliche Aussicht genießen. Die Gaststätte verfügt über eine Aussichtsterrasse, die einen wirklich spektakulären Panoramablick bietet. Der Blick schweift über die sanften Hügel und Täler des Siebengebirges, reicht weit in die Hocheifel hinein bis zur Hohen Acht und im Westen überblickt man den majestätischen Rhein, die Rheinebene und die angrenzenden Städte und Landschaften. An klaren Tagen ist die Fernsicht beeindruckend und macht den Ölberg zu einem der besten Aussichtspunkte in der gesamten Region.
Geschichte der Nutzung: Vom Steinbruch bis zur Funkstation
Die Geschichte des Ölbergs ist nicht nur die seiner Namensgebung, sondern auch die seiner vielfältigen Nutzung durch den Menschen. Bereits im 19. Jahrhundert wurde der Gipfel ein beliebtes Ziel für Wanderer und Ausflügler.
Das erste Gasthaus auf dem Gipfel öffnete seine Pforten zu Pfingsten 1834, nachdem schon in den Jahren zuvor in kleinerem Umfang Gäste bewirtet wurden. Die Beliebtheit des Ortes wuchs schnell. Im September 1842 beehrte sogar König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen den Berggipfel mit seinem Besuch. Das Gasthaus wurde 1848 umgebaut und erweitert, um dem zunehmenden Besucherstrom gerecht zu werden.
Eine wichtige Rolle in der Geschichte des Ölbergs spielte der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS). Dieser Verein erwarb 1873 den Gipfel samt Gasthaus und setzte sich fortan für den Erhalt und Schutz der Landschaft ein. Nach der Jahrhundertwende war der Ölberg auch ein Treffpunkt für junge Sozialdemokraten, die sich hier sonntäglich in großer Zahl versammelten.
Das Wirtshaus wurde 1921/22 durch An- und Aufbauten erweitert, was es dem Pächter ermöglichte, auch im Winter auf dem Berg zu wohnen. Tragischerweise wurde das Gasthaus gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im Frühjahr 1945 teilweise zerstört. Auf dem Gipfel befand sich zu dieser Zeit eine Funkstation, die Ziel von Kämpfen war. Nach Kriegsende wurde das beschädigte Gebäude von Besatzungstruppen genutzt.
Der Ölberg war auch Schauplatz industrieller Aktivität. Im 19. Jahrhundert gelangte ein Großteil des Berges in den Besitz von Franz Merkens, einem Kölner Privatbankier. Er begann 1872 an der Südostflanke des Ölbergs mit dem Abbau von Basaltsteinen. Der Steinbruch wurde an Christian Uhrmacher verpachtet und beschäftigte bis zu 100 Männer. Der Abtransport des schweren Materials war logistisch anspruchsvoll und erfolgte mittels Fuhrwerken, die täglich etwa 20 Fuhren à 35 Zentner Last zum Bahnhof Königswinter brachten. Pläne für Kleinbahnen zur Erleichterung des Transports scheiterten zwischen 1874 und 1897. Glücklicherweise konnte der VVS durch gezielte Landkäufe die weitere Zerstörung des Ölbergs durch den Steinbruch stoppen, dessen Auswirkungen in Form von großen Abraumhalden bereits deutlich sichtbar waren.
Der Ölberg als Knotenpunkt der Kommunikation
Die exponierte Lage des Ölbergs machte ihn auch zu einem idealen Standort für Sendeanlagen, insbesondere aufgrund seiner Nähe zur ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn. Diese Nutzung begann bereits im 20. Jahrhundert und prägt das Erscheinungsbild des Gipfels bis heute.
Bis zum 8. November 2004 befanden sich am Nordwesthang des Berges Antennen zur Übertragung analoger Fernsehsignale. Diese Antennen waren auf niederen Gerüsten montiert, was eher ungewöhnlich war, da solche Anlagen oft auf hohen Sendetürmen installiert sind. Über den Ölberg wurden damals Programme wie ZDF, VOX und WDR Fernsehen (Regionalprogramm Köln) ausgestrahlt.

Mit der Einführung des digitalen terrestrischen Fernsehens (DVB-T) im Großraum Köln/Bonn wurde die Sendeanlage auf dem Ölberg obsolet. Die TV-Versorgung der Region wird seitdem hauptsächlich über den Sender Bonn-Venusberg gewährleistet. Die analoge TV-Ausstrahlung vom Ölberg wurde schrittweise eingestellt, beginnend mit dem ZDF-Sender am 24. Mai 2004 und den anderen Sendern am 8. November 2004.
Der heute weithin sichtbare Betonmast auf dem Gipfel, der ab 1970 von der damaligen Deutschen Bundespost auf Basis eines Pachtvertrags mit dem VVS betrieben wurde, beherbergt weiterhin wichtige Sendeanlagen. Hierzu gehören ein UKW-Radiosender (Radio Bonn/Rhein-Sieg) sowie mehrere Mobilfunksender. Im Oktober 2009 wurde der Mast, der zuvor nicht mehr voll ausgelastet war, sogar verkürzt.
Neben den kommerziellen Sendeanlagen ist der Ölberg auch von großer Bedeutung für den Amateurfunk. Verschiedene Relaisfunkstellen haben hier ihren Standort, darunter DB0SG (analoger Sprechfunk), DB0DBN (digitaler Sprechfunk) und DB0VVS (HAMNET-Datenfunk). Dank der hervorragenden Lage haben diese Relais einen sehr großen Einzugsbereich, der weit über die Stadtgrenzen von Köln hinausreicht.
Interessanterweise wurde der Ölberg in der Vergangenheit auch für spezifischere Funkanwendungen genutzt. Bis März 2016 versorgte eine Funkantenne eines Energieversorgungsunternehmens die Rheinschifffahrt von hier aus. Ende 2016 wurde zudem die Funkantenne der Autobahnpolizei abgeschaltet, die von diesem Standort aus das Autobahnnetz bis nach Aachen abdeckte. Diese beiden Antennen waren am Westgiebel der Gastwirtschaft montiert und wurden im Sommer 2017 zurückgebaut.
Frühere TV-Ausstrahlung vom Ölberg (Analog)
Kanal | Frequenz (MHz) | Programm | ERP (kW) | Sendediagramm | Polarisation |
---|---|---|---|---|---|
26 | 511,25 | ZDF | 81 | gerichtet (D) | horizontal (H) |
34 | 575,25 | VOX | 1,6 | gerichtet (D) | horizontal (H) |
49 | 695,25 | WDR Fernsehen (Köln) | 65 | gerichtet (D) | horizontal (H) |
Diese Sender wurden im Rahmen der DVB-T-Einführung am 8. November 2004 (ZDF bereits am 24. Mai 2004) abgeschaltet.
Wie erreicht man den Ölberg?
Der Ölberg ist ein beliebtes Ziel für Wanderer und Ausflügler. Die Anreise ist auf verschiedene Weisen möglich, wobei der letzte Teil des Weges stets zu Fuß zurückgelegt werden muss, um die Natur zu schützen.
Anreise mit dem Auto:
- Über die A3: Nehmen Sie die Ausfahrt „Siebengebirge“. Fahren Sie anschließend rechts in den Ort Ittenbach. Durchqueren Sie Ittenbach vollständig, bis Sie die Margarethenhöhe erreichen. Dort finden Sie an einer Ampelkreuzung auf der rechten Seite einen großen Parkplatz.
- Über die A59 / B42: Fahren Sie an der Ausfahrt „Königswinter“ ab und folgen Sie der Beschilderung in Richtung Petersberg – Margarethenhöhe – Ittenbach. An der Ampelkreuzung auf der Margarethenhöhe biegen Sie links ab. Dort stehen Ihnen zahlreiche Parkplätze zur Verfügung.
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Vom Bahnhof Königswinter aus fährt zweimal stündlich die Buslinie 520. Diese bringt Sie in nur etwa 12 Minuten Fahrzeit zur Haltestelle „Margarethenhöhe“. Dies ist eine bequeme Alternative, um den Ausgangspunkt für die Wanderung zu erreichen.
Der Weg zum Gipfel:
Von der Margarethenhöhe aus sind es noch etwa 20 Minuten Fußweg bis zum Gipfel des Ölbergs. Der Weg führt über einen schönen Waldweg, der sich durch die Natur schlängelt. Dieser letzte Abschnitt ist für Kraftfahrzeuge gesperrt. Das Befahren des Weges mit Autos oder Motorrädern ist aus Gründen des Naturschutzes nicht gestattet. Die Wanderung ist moderat und bietet bereits erste Eindrücke von der umliegenden Landschaft, bevor man den höchsten Punkt erreicht.
Häufig gestellte Fragen zum Ölberg
Warum heißt der Berg Ölberg?
Der Name stammt nicht von Öl, sondern entwickelte sich sprachlich über Jahrhunderte. Ursprünglich hieß der Berg „Malberg“, was „markante Landmarke“ bedeutete. Über die mundartliche Aussprache „Mohlberg“ und eine Konsonantenablösung („am Ohlberg“) entstand die Form „Oelberg“ bzw. „Ölberg“ durch eine Fehlinterpretation des Dehnungs-e als Umlaut.
Ist der Ölberg der höchste Berg im Siebengebirge?
Ja, mit 460,7 Metern über NHN ist der Große Ölberg der höchste Gipfel des Siebengebirges.
Gibt es eine Gaststätte auf dem Gipfel?
Ja, auf dem Gipfel des Großen Ölbergs gibt es eine Gaststätte mit einer Aussichtsterrasse, die zu einer Einkehr einlädt.
Kann man mit dem Auto bis zum Gipfel fahren?
Nein, das Befahren des Weges zum Gipfel mit Kraftfahrzeugen ist aus Naturschutzgründen nicht gestattet. Es gibt Parkplätze auf der Margarethenhöhe, von wo aus der Gipfel in etwa 20 Minuten zu Fuß erreichbar ist.
Was kann man vom Gipfel aus sehen?
Vom Gipfel des Ölbergs hat man einen beeindruckenden Panoramablick über das Siebengebirge, in die Hocheifel (bis zur Hohen Acht) und über die Rheinebene mit dem Rhein sowie die Stadt Bonn und Umgebung.
Wurde auf dem Ölberg Basalt abgebaut?
Ja, im 19. Jahrhundert gab es an der Südostflanke des Ölbergs einen Basaltsteinbruch, der jedoch später vom Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) durch Landkäufe gestoppt wurde.
Wird der Ölberg heute noch als Senderstandort genutzt?
Ja, auf dem Gipfel steht ein Sendemast, der für UKW-Radio, Mobilfunk und Amateurfunk genutzt wird. Früher wurden von hier auch analoge TV-Signale ausgestrahlt.
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