Wer wohnt auf Schloss Lichtenstein?

Schloss Lichtenstein: Ein Märchen wird wahr

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Manchmal können Träume, die in Büchern beginnen, tatsächlich Wirklichkeit werden. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist das Schloss Lichtenstein in Baden-Württemberg. Dieses beeindruckende Bauwerk, das hoch über dem Echaz-Tal thront, verdankt seine Existenz der Begeisterung eines Adligen für einen Roman. Es ist ein Ort, an dem Geschichte, Literatur und Architektur auf einzigartige Weise verschmelzen.

Sind Hunde auf Schloss Lichtenstein erlaubt?
Hundebesitzern ist es gestattet ihren Hund an der Leine durch den Schlosshof zu führen. Sofern Sie Ihren Hund eine halbe Stunde tragen können, darf er auch gerne mit zur Führung. Drohnenflüge über das Gelände rund um Schloss Lichtenstein und über das Schloss selbst sind nicht gestattet.

Während viele bei deutschen Märchenschlössern sofort an das berühmte Schloss Neuschwanstein denken, bietet Schloss Lichtenstein eine eigene, ebenso faszinierende Geschichte, die es zu entdecken gilt. Es ist nicht nur ein malerisches Fotomotiv, sondern ein lebendiges Zeugnis dafür, wie die Vorstellungskraft eines Einzelnen eine beeindruckende Struktur erschaffen kann, die bis heute Besucher aus aller Welt in ihren Bann zieht.

Die Entstehung eines Märchens aus Papier

Die Geschichte von Schloss Lichtenstein ist untrennbar mit dem Roman „Lichtenstein“ von Wilhelm Hauff verbunden, der erstmals 1826 veröffentlicht wurde. Dieses Buch, das das Leben auf einem mittelalterlichen Schloss beschrieb, inspirierte den Adligen Wilhelm von Urach, den Grafen von Württemberg, zutiefst. Er war so fasziniert von der im Buch geschilderten Welt und dem dort beschriebenen Schloss, dass er einen außergewöhnlichen Entschluss fasste: Er wollte dieses Märchenschloss tatsächlich bauen lassen.

Im Jahr 1840 kaufte Wilhelm von Urach seinem Vetter, König Wilhelm von Württemberg, ein altes Jagdschlösschen samt Ländereien ab. Auf den Grundmauern dieser älteren Bebauung ließ er eine Ritterburg im Stil des Mittelalters errichten. Der Bau dauerte lediglich zwei Jahre, und bereits 1842 war Schloss Lichtenstein bezugsfertig. Die Namensgebung ehrt das alte Adelsgeschlecht derer von Lichtenstein, das an dieser Stelle bereits vom 12. bis zum 14. Jahrhundert mehrere Burgen besessen hatte. Die Vision, die durch das Buch „Lichtenstein“ geweckt wurde, nahm so auf spektakuläre Weise Gestalt an und schuf ein Bauwerk, das bis heute als eines der romantischsten in Deutschland gilt.

Ein Blick ins Innere: Die Schätze des Schlosses

Das Innere von Schloss Lichtenstein ist ebenso beeindruckend wie seine äußere Erscheinung und seine Lage. Die Räume wurden kunstvoll eingerichtet und teilweise mit prachtvollen Wandmalereien geschmückt, ganz im Sinne des „erlauchten Bauherrn“ Wilhelm von Urach. Eine Besichtigung der Innenräume ist ausschließlich im Rahmen einer geführten Tour möglich, die Besuchern die Geschichte und die Schätze des Schlosses näherbringt.

Die etwa 30-minütige Führung beginnt in der Waffenhalle. Hier können Besucher Rüstungen und Waffen bestaunen, die an die Ritter erinnern, die einst an diesem Ort lebten. Ein interessantes Detail, das auch vom residenten Schlossgespenst Alfons erwähnt wird, ist eine kleine Klappe im Boden, die angeblich den Eingang zu seinem Schlafzimmer im ehemaligen Weinkeller markiert.

Weiter geht es in die Schlosskapelle, die mit wertvollen Glasmalereien aus dem 15. und 16. Jahrhundert beeindruckt. Die Kapelle verfügt über einen Sternenhimmel an der Decke und ein geheimnisvolles rotes Licht, das zur besonderen Atmosphäre beiträgt.

Ein weiterer Halt ist die behagliche Trinkstube. Dieser Raum ist reich vertäfelt und mit Wandmalereien geschmückt, die Jagdszenen sowie Sinn- und Trinksprüche zeigen. Hier findet sich auch eine Sammlung von Gläsern und Krügen, darunter ein fast zwei Meter hohes Sektglas, dessen Nutzung Fragen aufwirft. Laut Alfons befindet sich in der Trinkstube auch der Eingang zu einem abenteuerlich aussehenden Fluchtweg.

Wer wohnt auf Schloss Lichtenstein?
1869 stirbt Graf Wilhelm auf seinem geliebten Schloss Lichtenstein, doch bis heute befindet es sich im Privatbesitz der Familie von Urach. Immer noch hat die Familie hier im 2. und 3. Stockwerk des Baus auch Privatgemächer.

Über eine Treppe, die zunächst breit und aus Stein ist und weiter oben aus Holz besteht und laut knarrt, gelangt man in das erste Obergeschoss. Hier liegt das Königszimmer, das mit kunterbunten Wand- und Deckengemälden strahlt. Ein kurioses Detail ist ein Loch in einem Spiegel in diesem Raum. Es folgen zwei kleinere Zimmer: das Wappenzimmer und das Erkerzimmer. Im Erkerzimmer steht ein goldenes Bett, das zum Sitzen und nicht zum Liegen gedacht war, was auf frühere Schlafgewohnheiten hinweist.

Der Höhepunkt der Führung ist der Rittersaal, der größte und vielleicht schönste Raum des Schlosses. Die Wände sind holzgetäfelt, während Decke und Fensterleibungen ungemein reich und wirkungsvoll ausgemalt sind. Man kann sich gut vorstellen, wie hier einst adelige Damen und Herren getanzt und gefeiert haben. Unter der Decke befindet sich ein goldenes Gitter, hinter dem die Musiker saßen. In einer Ecke des Saales gibt es eine Klappe im Boden, durch die man den Wald sehen kann – ihre genaue Funktion regt die Fantasie an.

Im Gang vor der Treppe im ersten Obergeschoss hängt ein Bild des berühmten „Schützen vom Lichtenstein“. Dieses Bild birgt ein kleines Geheimnis: Es scheint den Betrachter aus allen Richtungen anzuschauen, ein optischer Effekt, der immer wieder verblüfft.

Die Führung durch diese historischen Räume bietet einen tiefen Einblick in das Leben und die Vorstellungswelt des 19. Jahrhunderts und die besonderen Details, die Graf Wilhelm von Urach in sein Schloss einbringen ließ.

Praktische Tipps für Besucher

Schloss Lichtenstein ist ein beliebtes Ausflugsziel und empfängt von März bis Dezember täglich Besucher, auch an Wochenenden und Feiertagen. Im Januar und Februar bleibt das Schloss geschlossen.

Die Besichtigung der Innenräume ist nur im Rahmen einer etwa 30-minütigen Führung möglich. An normalen Tagen starten die Führungen sehr häufig, etwa alle 20 Minuten, sodass man auch ohne Reservierung meist nicht lange warten muss. Für Gruppen ab 15 Personen wird jedoch eine vorherige Reservierung empfohlen. Englischsprachige Führungen sind für Gruppen von Montag bis Freitag nach vorheriger Anmeldung möglich.

Die Tickets für den Einlass in den Schlosshof sowie für die Führungen durch die Innenräume sind direkt an der Kasse am Eingang erhältlich. Es gibt gestaffelte Preise:

TicketkategorieSchlosshof EintrittInnenräume Führung (inkl. Hof)
Erwachsene5,- €14,- €
Ermäßigt*4,- €12,- €
Kinder (6-16 Jahre)3,- €8,- €
Gruppe (ab 15 Personen)N/A14,- € pro Erwachsenem
Gruppe (ab 20 Personen)N/A12,- € pro Erwachsenem
SchulklasseN/A7,- € pro Schüler

*Ermäßigungen gelten für Rentner, Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung, Soldaten, Studenten und Auszubildende gegen Vorlage eines entsprechenden Ausweises.

Es ist wichtig zu wissen, dass die Führungen mehrere (ca. 70+) steile Stufen beinhalten. Bequemes Schuhwerk ohne spitze Absätze wird empfohlen, um die historischen Holzböden zu schonen und sicher unterwegs zu sein.

Wie heißt das Gespenst auf Schloss Lichtenstein?
Mein Name ist Alfons! Ich bin ein Gespenst. Ein Schlossgespenst,um genau zu sein. Aber vor mir müsst ihr keine Angst haben, ich will euch nicht erschrecken!

Hundebesitzer können ihre Vierbeiner an der Leine durch den Schlosshof führen. Für die Teilnahme an der Innenführung ist es erlaubt, den Hund mitzunehmen, sofern er während der gesamten, etwa 30-minütigen Dauer getragen werden kann.

Der Parkplatz befindet sich etwa 300 Meter vom Schloss entfernt. Dort sind auch öffentliche Toiletten vorhanden. Drohnenflüge über das Gelände und das Schloss sind strengstens untersagt.

Mehr als nur Mauern: Kurioses und Wissenswertes

Schloss Lichtenstein ist nicht nur ein historisches Bauwerk, sondern birgt auch einige interessante und kuriose Details, die den Besuch besonders machen.

Das Schloss befindet sich auch heute noch im Privatbesitz der Familie von Urach. Tatsächlich nutzt die Familie noch immer private Gemächer im zweiten und dritten Stockwerk des Schlosses. Wer einen Einblick in das Leben einer Adelsfamilie gewinnen möchte, kann sich für eine private Führung anmelden, die über die reguläre Besichtigung hinausgeht.

Eine weitere Besonderheit ist die Möglichkeit, auf Schloss Lichtenstein zu heiraten. Im schlosseigenen Standesamt kann man von März bis Dezember den Bund fürs Leben schließen. Auch ein Sektempfang im Schlosshof oder ein Fotoshooting vor der malerischen Kulisse sind buchbar – ein wahrhaft märchenhafter Ort für den schönsten Tag im Leben.

Für Fans von Videospielen könnte Schloss Lichtenstein ebenfalls ein bekannter Ort sein, ohne dass sie es wussten. Laut Berichten diente das Schloss als Kulisse für ein Level im bekannten Spiel Super Street Fighter II, was seine Bekanntheit über historische Kreise hinaus erweitert.

Und nicht zuletzt gibt es da noch Alfons das Schlossgespenst. Laut seiner eigenen Erzählung wohnt Alfons schon sehr lange auf dem Lichtenstein, erst als Burggespenst und nun als Schlossgespenst. Er kümmert sich um die wertvollen Dinge im Schloss und freut sich über die vielen Besucher, besonders die Kinder. Alfons hat sogar ein Buch über seine Erlebnisse geschrieben, das auf dem Schloss erhältlich ist. Er beschreibt humorvoll Details wie die runden Löcher in der Mauer am Eingang (ehemalige Wachhundhütten), die Zugbrücke, kuriose Funde in den Räumen und das geheimnisvolle Bild des Schützen.

Wie lange dauert eine Führung im Schloss Lichtenstein?
Führung durch Schloss Lichtenstein Die Führung dauert ca. 30 Minuten und führt Sie durch das Erdgeschoss und das 1. Obergeschoss.

Die Begeisterung der Besucher spiegelt sich in zahlreichen positiven Bewertungen wider. Viele bezeichnen das Schloss als „verstecktes Juwel“ oder empfinden den Besuch als „Zeitreise“. Es wird oft als eines der schönsten Schlösser in Europa gelobt.

Häufig gestellte Fragen zum Schloss Lichtenstein

Wie lange dauert eine Führung im Schloss Lichtenstein?
Eine Führung durch die Innenräume des Schlosses dauert etwa 30 Minuten. Sie deckt das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss ab.

Was kostet der Eintritt für Schloss Lichtenstein?
Der Eintrittspreis hängt davon ab, ob man nur den Schlosshof besichtigen möchte (Erwachsene 5,- €) oder auch an der Innenführung teilnimmt (Erwachsene 14,- €, inkl. Hof). Es gibt ermäßigte Preise für verschiedene Personengruppen sowie spezielle Preise für Gruppen und Schulklassen.

Dürfen Hunde mit ins Schloss Lichtenstein?
Hunde sind im Schlosshof an der Leine erlaubt. Wenn Sie Ihren Hund während der gesamten, ca. 30-minütigen Führung tragen können, darf er auch mit in die Innenräume.

Wer wohnt heute auf Schloss Lichtenstein?
Schloss Lichtenstein ist weiterhin im Privatbesitz der Herzöge von Urach. Die Familie nutzt noch immer private Wohnräume im Schloss.

Gibt es ein Gespenst auf Schloss Lichtenstein?
Ja, laut der Geschichte des Schlosses wohnt Alfons, das Schlossgespenst, im Schloss und kümmert sich um seine Schätze.

Schloss Lichtenstein ist mehr als nur ein historisches Gebäude auf einem Felsen. Es ist ein Ort der Fantasie, der Geschichte und der überraschenden Details. Ein Besuch fühlt sich an wie das Eintreten in eine andere Zeit, inspiriert von den Seiten eines Buches und belebt durch die Geschichten seiner Bewohner – sichtbar und unsichtbar. Es lädt dazu ein, die Magie des Märchens selbst zu erleben.

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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