Stellen Sie sich vor: Sie genießen ein gemütliches bayerisches Abendessen, freuen sich auf Schnitzel und Bier, und beim Blick auf die Rechnung entdecken Sie einen Posten, der Fragen aufwirft. Genau das ist einem Gast in einem Restaurant der Kette „The Bavarian“ an der Sunshine Coast in Queensland, Australien, passiert. Ein unerwarteter zusätzlicher Betrag, als „Industry Service Charge“ (Industrie-Servicegebühr) deklariert, sorgte für Ratlosigkeit und entfachte eine lebhafte Online-Diskussion über versteckte Kosten in Restaurants.

Die Restaurantkette „The Bavarian“ betreibt rund 30 Lokale in ganz Australien, mit Schwerpunkten in und um Sydney und Brisbane. Sie ist bekannt für ihr deutsches, insbesondere bayerisches, Flair und ihre Speisen. Doch der jüngste Vorfall wirft ein Licht auf eine Praxis, die bei vielen Kunden für Unmut sorgt: die Erhebung von Aufpreisen.
Ein mysteriöser Posten auf der Rechnung
Der Anlass der Verwirrung war eine Rechnung über 112 US-Dollar, auf der zusätzlich 5,35 US-Dollar als „Industry Service Charge“ aufgeführt waren. Dieser Betrag entspricht etwa fünf Prozent der Gesamtsumme. Der Gast fotografierte die Rechnung und teilte sie auf der Plattform Reddit mit der Frage: „Kann mir jemand erklären, was die 5,35 $ Industrie-Servicegebühr ist? So ein verstecktes Juwel habe ich noch nie gesehen?“
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Viele Nutzer zeigten sich ebenfalls überrascht und verärgert. Kommentare wie „Sieht für mich wie ein ‘verpflichtendes Trinkgeld’ aus“ oder schlicht „Ist das legal?“ spiegelten die allgemeine Unsicherheit und das Gefühl wider, mit unerwarteten Kosten konfrontiert zu werden. Die Hauptkritik: Die Gebühr war auf der Rechnung vorhanden, aber im Vorfeld – auf der Speisekarte oder durch Hinweise im Lokal – nicht klar und deutlich kommuniziert.
Die Begründung des Unternehmens: Inflation und Pandemie-Folgen
Pacific Concepts, das Unternehmen, zu dem „The Bavarian“ gehört und das auch andere Gastronomie-Marken wie Fratelli Fresh, El Camino und Winghaus betreibt, nahm Stellung zu der Angelegenheit. Eine Sprecherin erklärte gegenüber Medien, die Einführung der Gebühr sei eine „harte Entscheidung“ gewesen. Als Gründe nannte das Unternehmen die „rapide steigende Inflation“, die sich über die gesamte Lieferkette auswirke – von Lebensmittel- und Getränkekosten über Nebenkosten bis hin zu Reinigungskosten. Darüber hinaus seien „COVID-19-bedingte Schwierigkeiten in der Gastronomie“ und Lohnsteigerungen, die „weit über der Inflation liegen“, für die zusätzliche Belastung verantwortlich.
Die Gebühr sei eingeführt worden, um diesen erhöhten Kosten entgegenzuwirken und werde als „vorübergehende Maßnahme“ (interim period) erhoben. Ein konkretes Enddatum für diesen Aufpreis wurde jedoch nicht genannt, was bei Kunden weitere Unsicherheit hervorruft.
Transparenz: Ein strittiger Punkt
Das Unternehmen besteht darauf, bei der Erhebung der Gebühr „vollkommen transparent“ zu sein. Der Aufpreis werde angeblich auf den Speisekarten, den Websites und den Rechnungen vermerkt. Die Erfahrungen der Kunden zeichnen jedoch ein anderes Bild. Der Hinweis auf die „Industrie-Servicegebühr“ oder eine allgemeine „5-Prozent-Servicegebühr von Montag bis Samstag“ scheint oft nur im Kleingedruckten der Speisekarte zu finden zu sein. Die spezifische Bezeichnung „Industry Service Charge“ und die Gründe dafür werden den Gästen in der Regel nicht explizit erklärt.
Diese Form der Kommunikation wird von vielen Kunden als unzureichend empfunden. Wenn ein Aufpreis faktisch an sechs von sieben Tagen der Woche erhoben wird und unvermeidbar ist, argumentieren Kritiker, sollte er prominent und klar kommuniziert werden oder idealerweise bereits in den Menüpreisen enthalten sein. Die aktuelle Praxis führt zu Überraschung und dem Gefühl, dass zusätzliche Kosten versteckt werden.
Die rechtliche Lage in Queensland
Die Frage nach der Legalität solcher Aufpreise ist berechtigt. Nach Auskunft des Office of Fair Trading der Regierung von Queensland sind Aufpreise in Restaurants grundsätzlich zulässig. Die entscheidende Bedingung ist jedoch, dass der zusätzliche Prozentsatz „prominent, klar und transparent“ angezeigt wird. Hier liegt der Kern der Debatte: Erfüllt die Kommunikationsweise von „The Bavarian“ diese Anforderung? Viele Kunden und Beobachter bezweifeln dies, insbesondere wenn der Hinweis nur im Kleingedruckten versteckt ist.
Die Forderung vieler Kunden ist klar: Wenn eine Gebühr so regelmäßig anfällt, sollte sie nicht als separater Aufpreis erscheinen, sondern Teil des ausgewiesenen Preises auf der Speisekarte sein. Dies würde die Preisgestaltung für die Gäste übersichtlicher und ehrlicher gestalten.
Mehr als nur eine Gebühr: Das System der Aufpreise
Die „Industrie-Servicegebühr“ ist nicht der einzige zusätzliche Kostenpunkt, mit dem Gäste bei „The Bavarian“ konfrontiert werden können. Die Speisekarten listen eine Reihe weiterer potenzieller Aufpreise auf, die die Endrechnung weiter erhöhen können. Dies trägt zur allgemeinen Frustration und zum Gefühl der Intransparenz bei.
Hier ist eine Übersicht der verschiedenen Aufpreise, die bei „The Bavarian“ und anderen Restaurants der Gruppe laut Speisekarte anfallen können:
Art des Aufpreises | Betrag/Prozentsatz | Gilt für |
---|---|---|
Industrie-Servicegebühr / Servicegebühr | ca. 5% | Montag bis Samstag |
Sonntagszuschlag | 10% | Sonntage |
Feiertagszuschlag | 15% | Öffentliche Feiertage |
Servicegebühr für Gruppen | 10% (diskretionär) | Gruppen ab 10 Personen |
Kreditkartengebühr | Variabel | Zahlung per Kreditkarte |
Diese Kumulation von Aufpreisen kann dazu führen, dass der tatsächlich zu zahlende Betrag erheblich vom ursprünglich auf der Speisekarte erwarteten Preis abweicht. Ein Beispiel aus dem Text zeigt dies deutlich: Ein Bier, das auf der Speisekarte 8 US-Dollar kostet, schlug auf der Rechnung mit 8,40 US-Dollar zu Buche, nachdem die 5-Prozent-Gebühr hinzugefügt wurde. Für Kunden entsteht der Eindruck, dass die ausgewiesenen Preise nicht die Endpreise sind.
Ein unternehmensweites Muster
Die Praxis der Erhebung einer 5-Prozent-Servicegebühr von Montag bis Samstag ist offenbar kein Einzelfall bei „The Bavarian“. Eine Überprüfung der Speisekarten anderer Marken von Pacific Concepts, darunter Fratelli Fresh, El Camino und Winghaus, ergab, dass auch diese Restaurants denselben Aufpreis erheben. Dies deutet darauf hin, dass es sich um eine bewusste, unternehmensweite Strategie handelt, um gestiegene Kosten auf breiter Basis an die Kunden weiterzugeben.
Während Unternehmen das Recht haben, Preise festzulegen, sehen Kunden die Art und Weise, wie diese zusätzlichen Gebühren kommuniziert werden, kritisch. Besonders eine fast tägliche, unvermeidbare Gebühr, die separat ausgewiesen wird, führt zu Unverständnis.
Kundenreaktionen: Wut und Boykottaufrufe
Die Reaktionen der Kunden auf die Aufpreise sind eindeutig negativ. Auf den Social-Media-Plattformen von „The Bavarian“ häufen sich die Kundenbeschwerden. Nutzer äußern ihren Unmut über die Vielzahl der Gebühren und bezeichnen die Praxis als „Abzocke“. Kommentare wie „Sie berechnen eine 5-Prozent-Servicegebühr von Montag bis Samstag und mehr, wenn man mit Kreditkarte zahlt. Was für eine Abzocke“ sind keine Seltenheit.
Für einige Kunden sind die Aufpreise und die Art ihrer Kommunikation ein Grund, die Restaurants zukünftig zu meiden. Ein verärgerter Kunde schrieb, der alltägliche Aufpreis habe ihn so wütend gemacht, dass er „aus Prinzip von nun an woanders hingehen werde“. Dies zeigt das Potenzial für Reputationsschäden und Kundenverlust, das mit intransparenter Preisgestaltung einhergeht.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu Restaurant-Aufpreisen
Angesichts der Verwirrung und Debatte rund um die Aufpreise in Restaurants wie „The Bavarian“ tauchen immer wieder ähnliche Fragen auf:
Was genau ist eine „Industrie-Servicegebühr“ oder „Servicegebühr“?
In diesem Fall handelt es sich um einen zusätzlichen Prozentsatz (hier ca. 5%), der auf die Endrechnung aufgeschlagen wird, um gestiegene Betriebskosten wie Mieten, Energie, Lebensmittelpreise und Lohnkosten zu decken. Sie wird vom Unternehmen erhoben, nicht als Trinkgeld für den Service.
Ist diese Gebühr dasselbe wie ein Trinkgeld?
Nein. Ein Trinkgeld ist in der Regel freiwillig und wird direkt an das Personal gegeben oder ist für dessen Verteilung bestimmt. Eine Servicegebühr wird vom Unternehmen festgelegt und einbehalten, um allgemeine Geschäftskosten zu decken. Auch wenn sie manchmal als „Servicegebühr“ bezeichnet wird, ersetzt sie nicht das traditionelle Trinkgeld für guten Service.
Müssen Restaurants Aufpreise auf der Speisekarte ausweisen?
Ja, in vielen Rechtsordnungen, einschließlich Queensland/Australien, müssen Aufpreise klar und deutlich kommuniziert werden, oft auf der Speisekarte oder durch Schilder im Lokal, damit Kunden vor der Bestellung informiert sind.
Warum erheben Restaurants solche Gebühren statt die Preise zu erhöhen?
Unternehmen argumentieren oft, dass separate Gebühren es ihnen ermöglichen, spezifische Kostensteigerungen abzubilden oder Preisänderungen schneller umzusetzen. Kritiker sehen darin eine Methode, um die scheinbaren Menüpreise niedriger zu halten und zusätzliche Kosten weniger offensichtlich zu machen.
Wie kann ich herausfinden, ob ein Restaurant Aufpreise erhebt?
Suchen Sie auf der Speisekarte (oft im Kleingedruckten), auf der Website des Restaurants oder fragen Sie das Personal, bevor Sie bestellen. Eine transparente Kommunikation seitens des Restaurants sollte dies unnötig machen.
Wie lange werden diese „vorübergehenden“ Gebühren erhoben?
Wenn ein Unternehmen eine Gebühr als „vorübergehend“ bezeichnet, aber keinen Endtermin nennt, kann dies auf unbestimmte Zeit dauern. Die Dauer hängt von der Geschäftsentwicklung und den Kostenfaktoren des Unternehmens ab.
Fazit
Die Kontroverse um die Aufpreise bei „The Bavarian“ verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen den gestiegenen Kosten, mit denen Gastronomiebetriebe konfrontiert sind, und dem Wunsch der Kunden nach klarer und ehrlicher Preisgestaltung. Während die Erhebung von Aufpreisen rechtlich zulässig sein mag, hängt die Akzeptanz bei den Gästen stark von der Art der Kommunikation ab. Eine fast tägliche Gebühr, die nicht prominent ausgewiesen ist, führt zu Verärgerung und Vertrauensverlust. Pacific Concepts steht in der Pflicht, seine Preispolitik transparenter zu gestalten, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen und dem Vorwurf der versteckten Kosten entgegenzuwirken. Es bleibt abzuwarten, ob und wann die als „vorübergehend“ bezeichnete Gebühr wieder abgeschafft oder in die Grundpreise integriert wird.
Wichtige Stichworte in diesem Artikel: Aufpreis, Inflation, Gastronomie, Transparenz, Kundenbeschwerden.
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