Wie heißt die Burg in Attendorn?

Burg Schnellenberg: Geschichte & Gastlichkeit

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Hoch über dem malerischen Biggetal, unweit der sauerländischen Stadt Attendorn, thront eine majestätische Höhenburg, deren Mauern Jahrhunderte bewegter Geschichte erzählen: die Burg Schnellenberg. Heute ist sie nicht nur ein eindrucksvolles Zeugnis vergangener Zeiten, sondern auch ein Ort lebendiger Gastlichkeit, der Besucher aus nah und fern anzieht. Doch wem gehört diese geschichtsträchtige Anlage, und wer haucht ihr heute Leben ein?

Die Geschichte der Burg Schnellenberg beginnt im Jahr 1222. In einer Zeit, in der die Sicherung von Handelswegen und Territorien von entscheidender Bedeutung war, wurde die Burg von dem damaligen Kölner Erzbischof Engelbert von Berg als Schutzburg für die Stadt Attendorn gegründet. Diese frühe Funktion unterstreicht ihre strategische Bedeutung für die Region und insbesondere für die Sicherung der wichtigen Heidenstraße. Bereits die Gründung ist in historischen Abkommen dokumentiert, die Burglehen an den Grafen von der Mark übertrugen – ein klares Zeichen für die politische und militärische Relevanz der neu errichteten Festung.

Wem gehört die Burg Schnellenberg?
Die Familie Bilsing betreibt noch heute Hotel und Restaurant, ebenso wie sich die Burg noch heute im Eigentum der Familie Freiherr von Fürstenberg-Herdringen befindet.

Frühe Jahre und wechselnde Einflüsse

Nach der verhängnisvollen Schlacht bei Worringen im Jahr 1288, die das Kölner Erzbistum schwächte, musste die nahe gelegene kölnische Burg Waldenburg verpfändet werden. Dies führte zu einer erneuten Stärkung der Burg Schnellenberg. Um 1291 ließ Johann I. von Plettenberg, der Marschall des Herzogtums Westfalen, die Burg mit tatkräftiger Unterstützung der Bürger von Attendorn neu befestigen und ausbauen. Die Bürger leisteten dabei so wertvolle Hilfe, dass ihnen Erzbischof Siegfried von Westerburg 1294 versprach, ihnen niemals Schaden von der Burg aus zuzufügen – ein bemerkenswertes Zeugnis der damaligen Zusammenarbeit zwischen Adel und Stadt.

Die Bedeutung von Burg Schnellenberg als Hauptstützpunkt des Erzbistums in dieser Gegend nahm jedoch wieder ab, als die Burg Waldenburg im Jahr 1300 von Erzbischof Wigbold von Holte wieder eingelöst werden konnte. Johann von Plettenberg, der dem Erzbischof ein Darlehen gewährt hatte, wurde stattdessen zum Drosten des ausgedehnten Amtes Waldenburg ernannt. Dies führte zu einer Neuausrichtung der regionalen Machtverhältnisse.

Nach dem Tod Johannes von Plettenberg im Jahr 1339 gab sein Sohn Heidenreich die Burg an den Kölner Erzbischof Walram von Jülich zurück. Eine Urkunde vom 12. Juli 1339 dokumentiert diesen Vorgang ausführlich und zeigt, wie die Burg, die einst von Heidenreichs Vater erbaut und die Gerichtsbarkeit über Attendorn erworben hatte, wieder in die Hände des Erzbischofs überging. Die Urkunde betont die „besondere Zuneigung“ und die „Gunstbeweise“, die Heidenreich und seine Frau Pyronetta zum Erzbischof bewogen, auf ihre Rechte an der Burg und der Gerichtsbarkeit zu verzichten.

Lehnsmänner und die Familien Vogt von Elspe und von Schnellenberg

Nachdem die Burg wieder unter direkter Kontrolle des Erzbischofs stand, setzte dieser verschiedene Lehnsmänner als Burgmänner ein. Zu ihnen gehörten unter anderem die Vögte von Elspe. Interessanterweise lebten ab 1337 auch Mitglieder der Familie von Schnellenberg auf der Burg, namentlich Goswin und Hermann von Schnellenberg. Es scheint, dass sich die beiden Familien, die Vögte von Elspe und die von Schnellenberg, die Nutzung der Burg über einen längeren Zeitraum teilten.

Diese Konstellation führte zu verschiedenen Vereinbarungen und auch zu Trennungen. So erlaubte Erzbischof Friedrich von Köln im Jahr 1411 Grete, der Witwe des Wilhelm Vogt von Elspe, und ihren Kindern, ein eigenes Haus auf der Burg zu bauen, um ihr Burglehen zu verbessern. Dies deutet darauf hin, dass die Burg eher ein Komplex verschiedener Wohnsitze war als eine einzige Residenz.

Im Jahr 1441 kam es zu einer formellen Trennung der Besitzverhältnisse auf der Burg zwischen den Brüdern Johann, Heinrich, Wilhelm und Dietrich Vogt von Elspe und einem Johann von Schnellenberg. Johann von Schnellenberg behielt sein Haus mit Turm sowie das „Vögte altes Haus“ an der unteren Seite der Porten und einen Großteil der landwirtschaftlichen Flächen. Trotz dieser Teilung verpflichteten sich die Familien von Schnellenberg und die Vögte zu Elspe, einander im Falle einer Fehde beizustehen – ein Zeichen der fortbestehenden Verbundenheit, auch wenn die Besitzverhältnisse getrennt waren.

In den folgenden Jahrzehnten kam es zu weiteren Verkäufen und Übertragungen von Anteilen an der Burg. 1471 verkauften die Vettern Hermann und Ailf von Schnellenberg ihre „Stätte und Burggesäß“ an Heinrich Vogt von Elspe. 1483 verkaufte Catharina Grevenstein, wahrscheinlich eine geborene von Schnellenberg, ihr Burggesäß an die Vögte. Der letzte Namensträger der Familie von Schnellenberg, Johann von Schnellenberg, wurde 1512 vom Erzbischof mit dem Burggesäß belehnt. Seine Tochter Margaretha heiratete Jasper von Schungel, wodurch die Güter auf diese Familie übergingen. Die letzte Ausstellung eines Lehnsbriefs an die Familie von Schnellenberg erfolgte im Jahr 1590.

Die Ära der Familie von Fürstenberg und der Kampf um Reichsunmittelbarkeit

Ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte der Burg war das Jahr 1594. In diesem Jahr erwarb der Droste Caspar von Fürstenberg zu Bilstein die Anteile an der Burg Schnellenberg von Bernhard Vogt von Elspe und Hennecke Schungel. Mit diesem Erwerb begann eine neue, prägende Phase für die Burg, die bis heute andauert.

Schon beim Kauf kamen Gerüchte auf, die Burg sei eine Reichsburg gewesen, also direkt dem Kaiser unterstellt und nicht dem Kurfürsten von Köln. Nachdem Caspar von Fürstenberg 1595 in die Reichsritterschaft aufgenommen wurde, beantragte er die Reichsunmittelbarkeit auch für die Burg Schnellenberg. Dieser Antrag löste einen langwierigen Konflikt aus, der sich über mehr als zwei Jahrhunderte hinziehen sollte.

Während dieser Zeit ließen die von Fürstenbergs die Burg umfassend um- und ausbauen. Sie gestalteten sie im prächtigen Renaissancestil zu einer repräsentativen Residenz um. Baumeister und Kunsthandwerker aus aller Welt trugen dazu bei, dass die Burg in neuem Glanz erstrahlte und zu einer der bedeutendsten Anlagen Westfalens wurde. Aus dieser Zeit stammen viele der heute noch sichtbaren und bewunderten architektonischen Elemente und Innenräume.

Der Konflikt um die Reichsunmittelbarkeit schwelte weiter. Die Stadt Attendorn bestätigte 1671, dass die von Fürstenbergs der Stadt niemals Steuern oder Abgaben gezahlt hatten – ein Argument für die Reichsunmittelbarkeit. Die Ritterschaft forderte die Familie auf, den kaiserlichen Adler als Zeichen der direkten Unterstellung unter den Kaiser anzubringen. Der Kurfürst von Köln reagierte erst spät, ordnete 1698 eine Untersuchung an und gab dem Antrag der Fürstenbergs erst 1701 statt.

Doch der Streit war damit nicht beigelegt. 1785 zog Kurfürst Maximilian Franz den Freiherrn Clemens Lothar von Fürstenberg wegen einer Formulierung in einer Urkunde zur Verantwortung und versuchte erneut, die Burg der kölnischen Kontrolle zu unterstellen. Clemens Lothar von Fürstenberg klagte dagegen und erwirkte in den Vorinstanzen günstige Entscheidungen. Er ließ sich 1791 erneut seine Zugehörigkeit zur Reichsritterschaft bescheinigen, um seine Position zu stärken.

Die endgültige Entscheidung fiel erst im Zuge der politischen Umwälzungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. 1802 nahm die hessen-darmstädtische Regierung das Herzogtum Westfalen und damit auch die Burg Schnellenberg in Besitz. Erst am 17. September 1812, nach 217 Jahren des Konflikts, entschied das Appellationsgericht in Darmstadt endgültig zugunsten der Familie von Fürstenberg. Es bestätigte, dass das Schloss Schnellenberg nach der alten Reichsverfassung reichsunmittelbar gewesen sei.

Die Burg blieb nach dieser Entscheidung weiterhin Wohnsitz der Familie von Fürstenberg, bis diese ihren Hauptwohnsitz nach Schloss Herdringen bei Arnsberg verlegte. Damit endete die Ära Schnellenberg als primäre Residenz der Familie.

Verfall, neue Nutzungen und die Familie Bilsing

Nach dem Wegzug der letzten Familienmitglieder im Jahr 1835 begann eine Periode des langsamen Verfalls für die Burg Schnellenberg. Die prächtige Residenz wurde nicht mehr in vollem Umfang bewohnt und gepflegt. Wechselnde Pächter nutzten Teile der Anlage, unter anderem wurde im Südteil der Vorburg eine Brauerei betrieben.

Diese Brauerei und die Vorburg wurden 1889 durch einen Brand komplett zerstört. Danach wurde nur noch die Burgschänke weitergeführt. Neben der Gastwirtschaft gab es einen Biergarten, das „Grüne Plätzchen“, hinter der Oberburg und sogar eine Kegelbahn.

Der Zustand der Burg verschlechterte sich weiter. Im Jahr 1902 war der Verfall so weit fortgeschritten, dass die von Fürstenbergs einige wertvolle Inventarstücke ausbauen und in das sicherere Schloss Herdringen bringen ließen, um sie zu erhalten.

Wem gehört die Burg Schnellenberg?
Die Familie Bilsing betreibt noch heute Hotel und Restaurant, ebenso wie sich die Burg noch heute im Eigentum der Familie Freiherr von Fürstenberg-Herdringen befindet.

Eine neue Nutzung fand die Oberburg 1911/12, als dort eine der ersten Jugendherbergen Deutschlands eingerichtet wurde. Diese bestand jedoch nicht lange und wurde bereits 1928 wieder geschlossen. Die Gründe dafür sollen laut historischen Berichten an den Forderungen der Fürstenbergschen Verwaltung bezüglich möglicher Waldbeschädigungen durch die wandernden Jugendlichen gelegen haben – ein interessantes Detail, das die damaligen Prioritäten beleuchtet.

Im selben Jahr, 1928, pachtete Norbert Bilsing die Burg. Anfangs nutzte er die Anlage hauptsächlich für landwirtschaftliche Zwecke. Daneben eröffnete er eine kleine Gastwirtschaft, die an die Tradition der Burgschänke anknüpfte. In den Jahren 1932 bis 1934 diente die Burg als Lager des Freiwilligen Arbeitsdienstes. Danach wurde sie als Heim für das Landschuljahr genutzt, ein vom NS-Regime 1934 eingeführtes Pflichtjahr für schulentlassene Mädchen.

Während des Zweiten Weltkriegs diente die Burg Schnellenberg als sicheres Versteck für Kulturgüter. Die Stadt Düsseldorf lagerte einen Teil ihrer Kunstschätze hier ein, um sie vor den Gefahren des Krieges zu schützen.

Nach 1945 wurde die Oberburg an das Eisenbahnsozialwerk verpachtet und als Erholungsheim genutzt. Die Pächterfamilie Bilsing nutzte die Vorburg und einen Seitenflügel als Pensions- und Wirtschaftsräume. Im Jahr 1957 gab die Familie die Landwirtschaft auf und konzentrierte sich stärker auf die Gastronomie. Ein Jahr später, 1958, eröffneten sie offiziell das „Burghotel“.

Nach dem Tod des ersten Pächters, Norbert Bilsing sen., im Jahr 1958 übernahmen seine Söhne Norbert jr. und Ulrich das Geschäft. In den 1960er Jahren sorgten sie mit einem kleinen Zoo vor der Burg, in dem unter anderem Braunbären, Rehe und Affen gehalten wurden, für zusätzliche Attraktion – eine heute wohl unvorstellbare Form der Unterhaltung im Umfeld einer historischen Burg.

Burg Schnellenberg heute: Ein Ort der Gastlichkeit

Die Burg Schnellenberg präsentiert sich heute als eine der größten erhaltenen Burganlagen Westfalens. Sie ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie historische Bausubstanz bewahrt und gleichzeitig für moderne Zwecke genutzt werden kann. Dank des behutsamen Ausbaus und der kontinuierlichen Pflege durch die Eigentümer und Betreiber hat die Burg nichts von ihrer Faszination und Atmosphäre verloren.

Die Burg befindet sich noch heute im Eigentum der Familie Freiherr von Fürstenberg-Herdringen. Damit setzt sich eine Besitztradition fort, die vor über 400 Jahren begann. Betrieben wird das heutige Burghotel und Restaurant von der Familie Bilsing. Diese hat die Burg in mehreren Generationen gepachtet und zu einer Stätte stilvoller Gastlichkeit entwickelt. Das Engagement beider Familien – der Eigentümer in der Erhaltung und der Betreiber in der Belebung – ist entscheidend für den heutigen Zustand der Burg.

Burg Schnellenberg ist heute eine erste Adresse für anspruchsvolle Gäste, die das Besondere suchen. Sie bietet ein repräsentatives historisches Ambiente für Übernachtungen, Feierlichkeiten und gastronomische Erlebnisse. Die Mischung aus historischer Architektur und modernem Komfort macht den Reiz aus.

Besonders sehenswert auf der Burg sind mehrere historische Räume und Bereiche, die von der reichen Geschichte zeugen. Dazu gehört die vollständig erhaltene Renaissance-Kapelle, ein Juwel der Baukunst dieser Epoche. Ebenso beeindruckend ist der Rittersaal mit dem kunstvollen Weinschrank von Johann Sasse. Weitere historische Elemente wie die Gerichtslaube sowie das Burgmuseum laden zur Erkundung ein und lassen die Vergangenheit lebendig werden.

Neben Hotel und Restaurant dient die Burg auch als besonderer Ort für standesamtliche Trauungen. Die Stadt Attendorn bietet die Möglichkeit, sich im historischen Kreuzgewölbe der Burg das Ja-Wort zu geben – ein märchenhafter Rahmen für den Beginn eines gemeinsamen Lebens. Die Burg hat (Stand: 30. Juni 2024) drei ständige Bewohner, was abseits des Hotelbetriebs auf eine private Nutzung oder Betreuung hindeuten könnte.

Die Burg Schnellenberg ist somit weit mehr als nur ein historisches Denkmal. Sie ist ein lebendiger Ort, der seine Geschichte ehrt und gleichzeitig modernen Komfort und Gastlichkeit bietet. Die Verbindung zwischen der Eigentümerfamilie von Fürstenberg-Herdringen und der Betreiberfamilie Bilsing ermöglicht es, dieses einzigartige Ensemble zu erhalten und für zukünftige Generationen zugänglich zu machen.

Häufig gestellte Fragen zur Burg Schnellenberg

Wem gehört die Burg Schnellenberg heute?

Die Burg Schnellenberg befindet sich heute im Eigentum der Familie Freiherr von Fürstenberg-Herdringen.

Wer betreibt das Hotel und Restaurant auf Burg Schnellenberg?

Das Burghotel und Restaurant auf Burg Schnellenberg wird heute von der Familie Bilsing betrieben, die die Burg in Pacht hat.

Wo liegt Burg Schnellenberg?

Burg Schnellenberg ist eine Höhenburg in der Nähe der Stadt Attendorn im Kreis Olpe, Nordrhein-Westfalen, gelegen über dem Biggetal im Sauerland.

Welche historischen Besonderheiten kann man auf der Burg besichtigen?

Zu den sehenswerten historischen Besonderheiten gehören die vollständig erhaltene Renaissance-Kapelle, der Rittersaal mit dem Weinschrank von Johann Sasse, die Gerichtslaube sowie das Burgmuseum.

Wird die Burg Schnellenberg heute noch genutzt?

Ja, die Burg Schnellenberg wird heute als Burghotel und Restaurant genutzt und bietet auch die Möglichkeit für standesamtliche Trauungen im Kreuzgewölbe.

Wann wurde die Burg Schnellenberg erstmals urkundlich erwähnt?

Die Burg Schnellenberg wurde im Jahr 1222 erstmals urkundlich erwähnt.

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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