Wer ist der Eigentümer des Fichtelberghauses?

Fichtelberg vor Verkauf: Investor mit großen Plänen

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Der Fichtelberg in Oberwiesenthal, Sachsens höchstes alpines Skigebiet, ist mehr als nur ein Berg – er ist ein Wahrzeichen und ein wichtiger touristischer Anziehungspunkt. Seit einiger Zeit steht jedoch eine entscheidende Frage im Raum, die die Gemüter erhitzt: Steht der Fichtelberg vor einem Verkauf an einen privaten Investor? Die Entwicklungen der letzten Zeit deuten stark darauf hin und haben im gesamten Freistaat Sachsen eine intensive und teils sehr emotionale Debatte ausgelöst. Es geht um die Zukunft eines bedeutenden regionalen Wirtschaftsfaktors und um die Frage, wem Sachsens höchster Berg gehören soll.

Ist der Fichtelberg schon verkauft?
Der Stadtrat von Oberwiesenthal hatte am Dienstagabend dem Verkauf der bislang kommunalen Fichtelberg-Schwebebahn GmbH (FSB) mit großer Mehrheit zugestimmt. Kaufen will das Unternehmen die vogtländische Millionärsfamilie Gläß.

Die Fichtelberg-Schwebebahn GmbH (FSB), die bislang in kommunaler Hand war, soll verkauft werden. Dieser Schritt wurde vom Stadtrat in Oberwiesenthal mit großer Mehrheit beschlossen. Doch wer will das Unternehmen kaufen und welche Pläne gibt es für die Region? Und vor allem: Welche Konsequenzen hat diese Privatisierung für die Öffentlichkeit, für die Region und für die Zukunft des Skigebiets?

Der Käufer und die Notwendigkeit großer Investitionen

Als potenzieller neuer Eigentümer der Fichtelberg-Schwebebahn GmbH tritt die vogtländische Millionärsfamilie Gläß auf, genauer gesagt deren private Liftgesellschaft Oberwiesenthal mbH (LGO). Die LGO ist in der Region bereits aktiv und betreibt eine Liftanlage am Fichtelberg. Hinter der LGO stehen zu gleichen Teilen Gregor und Constantin Gläß. Ihr Vater, Rainer Gläß, ist eine bekannte Persönlichkeit in der Wirtschaftslandschaft. Er ist Mitgründer des Softwareunternehmens GK Software SE. Erst im März 2023 verkauften er und ein weiterer Mitgründer ihre Anteile an GK Software an den japanischen IT-Konzern Fujitsu. Dieser Verkauf brachte ihnen beachtliche 175 Millionen Euro ein, was Rainer Gläß zu einem Multimillionär macht, der nun über erhebliche finanzielle Mittel verfügt.

Der Hauptgrund, der die Stadt Oberwiesenthal zum Verkauf der FSB bewegt hat, ist der enorme Investitionsbedarf im Skigebiet. Bürgermeister Jens Benedict hat deutlich gemacht, dass die Kommune aus eigener Kraft die notwendigen Investitionen nicht stemmen kann. Allein der Bau eines neuen Skilifts an der sogenannten Himmelsleiter-Abfahrt wird auf rund 21 Millionen Euro geschätzt. Eine Summe, die für eine kleine Stadt wie Oberwiesenthal eine unüberwindbare finanzielle Hürde darstellt. Ohne diese Investitionen droht das Skigebiet, den Anschluss an moderne Standards zu verlieren und touristisch an Attraktivität einzubüßen.

Ambitionierte Pläne für ein „Vorzeigeprojekt“

Rainer Gläß hat im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur (dpa) seine Pläne und Visionen für den Fichtelberg dargelegt. Er kündigte an, zügig mit der Modernisierung beginnen zu wollen. Insbesondere der Bau des neuen Lifts an der Himmelsleiter-Abfahrt steht ganz oben auf seiner Prioritätenliste. Er hofft, bereits im nächsten Jahr mit diesem Bauvorhaben starten zu können. Gläß ist überzeugt, dass die Skiregion Fichtelberg derzeit unter ihrem Wert verkauft wird und sieht großes Potenzial, dies zu ändern. Er möchte das Skigebiet zu einem Vorzeigeprojekt für die Region entwickeln.

Doch seine Pläne gehen über den Bau des neuen Lifts hinaus. Gläß hat auch die Rennstrecke im Blick, die ihm besonders am Herzen liegt. Er erkennt dort ein Problem: Die Stützen der bestehenden Schwebebahn stehen mitten auf dem Hang, was für Skifahrer eine potenzielle Gefahr darstellen kann. Hier will der Investor ebenfalls ansetzen und verspricht: „Uns wird etwas einfallen.“ Diese Äußerungen zeigen, dass Gläß bereit zu sein scheint, umfassend in die Infrastruktur des Skigebiets zu investieren und es fit für die Zukunft zu machen. Er bezeichnet sich selbst als passionierten Skifahrer und hat eine familiäre Verbindung zur Region; sein Vater war Anfang der 1990er-Jahre einer der Initiatoren der bekannten Kammloipe Erzgebirge.

Die politische Debatte: Kritik an der Privatisierung

Der geplante Verkauf stößt jedoch nicht nur auf Zustimmung. Insbesondere aus politischen Kreisen kommt deutliche Kritik an der Privatisierung eines solch wichtigen öffentlichen Guts. Rico Gebhardt, Abgeordneter der Linken im sächsischen Landtag, äußert erhebliche Zweifel daran, dass ein privater Investor besser geeignet ist, eine Bahn wie die Fichtelberg-Schwebebahn zu betreiben, als eine kommunale Gesellschaft. Seine Hauptsorge gilt der Verwendung öffentlicher Fördermittel. Im Falle eines privaten Eigentümers würden diese Mittel nicht mehr an die Kommune fließen, sondern an einen privaten Investor. Auf diesen habe die öffentliche Hand, also der Staat oder die Kommune, keinen direkten Einfluss mehr. Gebhardt bezeichnet dieses System als „krank“ und kritisiert den Verlust der öffentlichen Kontrolle.

Ein weiterer Punkt, der für Kritik sorgt, ist die Art und Weise, wie der Verkaufsprozess ablief. Der Stadtrat von Oberwiesenthal lehnte in seiner entscheidenden Sitzung eine europaweite Ausschreibung des Verkaufs ab. Begründet wurde dies mit Zeit- und Kostengründen. Die Konsequenz dieser Entscheidung ist jedoch gravierend: Da keine Ausschreibung stattfand, konnte die Kommune auch keine bindenden Bedingungen für den künftigen Betrieb festlegen. Wichtige Punkte wie der Bau von Parkplätzen, eine Mindesthöhe an Investitionen über einen bestimmten Zeitraum oder die Garantie für den Erhalt von Arbeitsplätzen im Skigebiet konnten nicht vertraglich vorgeschrieben werden. Der Investor Gläß hat zwar zugesichert, dass der Bau an der Himmelsleiter „noch nicht das Ende der Fahnenstange“ sei und weitere Investitionen geplant sind, doch dies sind derzeit Zusagen ohne rechtliche Verpflichtung, was die Kritiker beunruhigt.

Rico Gebhardt warnt eindringlich davor, sich in die Abhängigkeit von einer einzigen Familie zu begeben. Er stellte ironisch die Frage: „Wann wird der Fichtelberg in Gläßberg umbenannt?“. Diese überspitzte Formulierung bringt die Befürchtung vieler Kritiker auf den Punkt: die Angst vor einem zu großen Einfluss und einer Dominanz eines privaten Akteurs auf ein öffentliches Gut und eine gesamte Region. Gebhardt erinnert auch daran, dass eine frühere Privatisierung des Fichtelberghauses gescheitert sei, und zieht daraus den Schluss, dass die Verantwortlichen nichts aus der Geschichte lernen würden. Seine klare Position: Der höchste Berg Sachsens gehöre nicht in private Hände, sondern in das Eigentum des Freistaates Sachsen.

Das Fichtelberghaus: Ein weiteres Puzzleteil

Neben dem Skigebiet selbst spielt auch das Fichtelberghaus, eine überaus bekannte Immobilie auf dem Gipfel, eine Rolle in diesem Szenario. Das Fichtelberghaus gehört derzeit dem Erzgebirgskreis. Auch der Landkreis plant, die Immobilie zu verkaufen, ebenfalls aus Geldmangel. Für das Fichtelberghaus gibt es laut dpa mehr als 30 Interessenten. Zum Angebotspaket gehört nicht nur das Hotel samt Restaurant, sondern auch das dazugehörige Grundstück auf dem Plateau des Fichtelbergs. Interessanterweise ist die LGO von Rainer Gläß bereits Pächter des Fichtelberghauses und gilt daher auch für diese Immobilie als ein heißer Kaufkandidat.

Die Verkaufspläne des Landkreises für das Fichtelberghaus werden von der Stadt Oberwiesenthal jedoch kritisch gesehen. Der Stadtrat appellierte bereits im Sommer des Vorjahres in einem Beschluss an das Landratsamt in Annaberg-Buchholz, zumindest wichtige Flächen auf dem Plateau in öffentlicher Hand zu behalten. Dazu zählen unter anderem die Verkehrsflächen sowie das Areal zwischen der Bergstation der Schwebebahn, dem Fichtelberghaus und der Friedensglocke. Die Sorge ist, dass mit dem Verkauf des Fichtelberghauses und den umliegenden Flächen ebenfalls kritische Infrastruktur und Zugänge privatisiert werden könnten, auf die die Öffentlichkeit dann keinen Einfluss mehr hätte.

Der Freistaat Sachsen hätte grundsätzlich ein Vorkaufsrecht für das Areal am Fichtelberg. Allerdings hat Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU) bereits im Juli des Vorjahres erklärt, dass der Freistaat von diesem Recht keinen Gebrauch machen werde. Die Begründung: Der Unterhalt dieses Areals gehöre nicht zu den primären Aufgaben des Staates. Damit zieht sich das Land aus dem direkten Geschehen zurück und überlässt die Entscheidung und die Entwicklung anderen Akteuren.

Aktueller Stand und offene Fragen

Der Verkauf der Fichtelberg-Schwebebahn GmbH an die LGO ist vom Stadtrat Oberwiesenthal grundsätzlich befürwortet worden. Derzeit ist der Beratungskonzern KPMG damit beauftragt, den genauen Wert der FSB zu ermitteln und den Kaufvertrag vorzubereiten. Der Preis, den die Familie Gläß bzw. die LGO für das Unternehmen zahlen soll, ist bislang nicht öffentlich bekannt. Rainer Gläß selbst äußerte sich dazu, dass er mit seiner LGO ein Angebot abgegeben habe, das seiner Meinung nach „viel zu viel“ sei. Er betonte, dass viele diesen Deal vielleicht als großes Geschäft sähen, es sich aber zunächst um eine sehr große Investition handele. Er hoffe, dass das Vorhaben „klug gelingt“.

Die Zukunft des Fichtelbergs als touristisches Zentrum im Erzgebirge hängt nun maßgeblich von den weiteren Schritten ab. Die Entscheidung der Stadt Oberwiesenthal, die FSB zu verkaufen, wurde aus einer Notwendigkeit heraus getroffen: dem dringenden Bedarf an Investitionen, die aus eigener Kraft nicht möglich sind. Die Hoffnung ist, dass der private Investor die notwendigen Mittel bereitstellt und das Skigebiet modernisiert und stärkt. Gleichzeitig bleiben die Sorgen der Kritiker bestehen: der Verlust der öffentlichen Kontrolle, die Abhängigkeit von einem privaten Akteur und die Frage, ob die touristische Entwicklung des Berges primär an den Interessen des Investors oder am Gemeinwohl ausgerichtet sein wird.

Wichtige Ereignisse im Überblick

EreignisZeitpunkt/KontextBedeutung
Verkauf der GK Software Anteile durch Rainer GläßMärz 2023Finanzielle Grundlage für mögliche Investitionen
Appell des Stadtrats Oberwiesenthal an ErzgebirgskreisSommer des VorjahresForderung nach Erhalt öffentlicher Flächen am Fichtelberghaus
Erklärung des sächsischen FinanzministersJuli des VorjahresKein Gebrauch des Vorkaufsrechts durch das Land
Entscheidung des Stadtrats OberwiesenthalDienstagabend (vor der Berichterstattung)Zustimmung zum Verkauf der FSB an die LGO, Ablehnung europaweiter Ausschreibung
Ankündigung von Rainer GläßIm Gespräch mit dpaZügiger Baubeginn für neuen Lift (geplant für nächstes Jahr), Vision vom Vorzeigeprojekt
Beauftragung von KPMGAktuellWert ermitteln, Kaufvertrag vorbereiten

Häufig gestellte Fragen zum Fichtelberg-Verkauf

Ist der Verkauf der Fichtelberg-Schwebebahn GmbH bereits abgeschlossen?

Nein, der Verkauf ist noch nicht endgültig abgeschlossen. Der Stadtrat von Oberwiesenthal hat dem Verkauf zwar mit großer Mehrheit zugestimmt, aber der Kaufvertrag wird derzeit noch vorbereitet. Der Beratungskonzern KPMG ist mit der Wertermittlung und der Ausarbeitung des Vertrags beauftragt. Erst nach Unterzeichnung und Vollzug des Vertrags ist der Verkauf rechtskräftig.

Wer ist der geplante Käufer der Fichtelberg-Schwebebahn GmbH?

Der geplante Käufer ist die private Liftgesellschaft Oberwiesenthal mbH (LGO), die zur Familie Gläß gehört. Hinter der LGO stehen Gregor und Constantin Gläß, deren Vater Rainer Gläß als Hauptinvestor und treibende Kraft hinter dem Kauf gilt. Rainer Gläß ist Mitgründer der GK Software SE und wurde durch den Verkauf seiner Anteile zu einem Multimillionär.

Warum verkauft die Stadt Oberwiesenthal das Skigebiet?

Der Hauptgrund für den geplanten Verkauf ist der hohe Investitionsbedarf im Skigebiet, insbesondere für die Modernisierung der Infrastruktur wie zum Beispiel den Bau eines neuen Lifts an der Himmelsleiter-Abfahrt, dessen Kosten auf rund 21 Millionen Euro geschätzt werden. Die Stadt Oberwiesenthal verfügt nicht über die notwendigen finanziellen Mittel, um diese Investitionen aus eigener Kraft zu tätigen und das Skigebiet zukunftsfähig zu machen.

Welche Pläne hat der Investor Rainer Gläß für den Fichtelberg?

Rainer Gläß hat angekündigt, zügig in das Skigebiet investieren zu wollen. Zu seinen Plänen gehören der Bau eines neuen Lifts an der Himmelsleiter-Abfahrt, der bereits im nächsten Jahr beginnen soll, sowie Verbesserungen an der Rennstrecke. Er sieht das Skigebiet derzeit unter Wert verkauft und möchte es zu einem touristischen Vorzeigeprojekt im Erzgebirge entwickeln.

Gibt es Kritik am geplanten Verkauf und der Privatisierung?

Ja, es gibt deutliche Kritik. Insbesondere Politiker wie Rico Gebhardt (Die Linke) äußern Bedenken. Sie kritisieren, dass öffentliche Mittel an einen privaten Investor fließen könnten, auf den die Kommune keinen Einfluss mehr hat. Zudem wird die Entscheidung des Stadtrats kritisiert, auf eine europaweite Ausschreibung zu verzichten, wodurch keine Bedingungen (z.B. zum Erhalt von Arbeitsplätzen oder zur Höhe der Investitionen) vertraglich festgelegt werden konnten. Es gibt auch die Sorge vor einer zu großen Abhängigkeit von einem einzigen privaten Eigentümer.

Was passiert mit dem Fichtelberghaus?

Das Fichtelberghaus gehört dem Erzgebirgskreis und soll ebenfalls verkauft werden. Die LGO von Rainer Gläß ist bereits Pächter des Hauses und gilt als Kaufinteressent. Die Stadt Oberwiesenthal sieht den Verkauf des Fichtelberghauses kritisch und hat den Landkreis aufgefordert, zumindest wichtige Flächen auf dem Plateau, wie Verkehrsflächen und das Areal an der Bergstation, in öffentlicher Hand zu behalten, um den Zugang und die öffentliche Infrastruktur zu sichern.

Wird der Freistaat Sachsen den Verkauf verhindern?

Der Freistaat Sachsen hat grundsätzlich ein Vorkaufsrecht für das Areal am Fichtelberg. Der sächsische Finanzminister Hartmut Vorjohann hat jedoch bereits erklärt, dass der Freistaat von diesem Vorkaufsrecht keinen Gebrauch machen wird, da der Unterhalt des Areals nicht zu den primären Aufgaben des Landes gehöre.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Fichtelberg vor einer spannenden, aber auch kontrovers diskutierten Phase steht. Die Notwendigkeit großer Investitionen ist unbestritten. Ob die Privatisierung der beste Weg ist und wie sich das Skigebiet unter privater Führung entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Die Debatte um öffentliches Eigentum, private Investitionen und die Zukunft einer wichtigen Tourismusregion wird in Sachsen sicherlich weitergehen.

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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