Wie alt ist das Schloss in Saarbrücken?

Barockes Herz Saarbrückens

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Saarbrücken, die Hauptstadt des Saarlandes, birgt im Herzen der Stadt ein beeindruckendes historisches Ensemble, das Besucher aus nah und fern anzieht: den Schlossplatz. Dieser Platz ist nicht nur das geografische Zentrum, sondern auch ein kultureller und historischer Ankerpunkt, der die wechselvolle Geschichte der Region widerspiegelt. Umgeben von prächtigen Barockbauten, zeugt er von der einstigen Herrlichkeit und der planerischen Vision bedeutender Architekten wie Friedrich Joachim Stengel.

Wie alt ist das Schloss in Saarbrücken?
Aus der mittelalterlichen Burg entwickelte sich im 17. Jahrhundert ein Barockschloss. Saarbrücken wurde erstmals im Jahre 999 als "Castellum Sarrabrucca" erwähnt.

Die Frage nach dem Alter des Saarbrücker Schlosses ist nicht mit einer einfachen Zahl zu beantworten, da der heutige Bau das Ergebnis einer langen und komplexen Geschichte ist. An dieser Stelle standen über die Jahrhunderte verschiedene Vorgängerbauten, von mittelalterlichen Befestigungen bis hin zu Renaissance-Schlössern. Die prägende Gestaltung, die wir heute am Schlossplatz erleben, geht maßgeblich auf das 18. Jahrhundert zurück, als Friedrich Joachim Stengel im Auftrag der Fürsten von Nassau-Saarbrücken ein barockes Residenzensemble schuf. Das heutige Schloss, das nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wiederaufgebaut wurde, orientiert sich stark an Stengels barockem Entwurf und repräsentiert somit das Erscheinungsbild des 18. Jahrhunderts.

Das Barocke Ensemble von Stengel

Friedrich Joachim Stengel prägte das Bild Saarbrückens im 18. Jahrhundert wie kaum ein anderer Architekt. Sein Ziel am Schlossplatz war es, ein harmonisches Gesamtbild zu schaffen. Er entwarf Gebäude, die sich stilistisch am Schloss orientierten, aber bewusst so gestaltet waren, dass sie dem Hauptbauwerk – dem Schloss selbst – nicht die Schau stahlen. Dieses Konzept der subtilen Eleganz und des harmonischen Miteinanders ist bis heute am Schlossplatz erlebbar. Ein markantes Beispiel dieser Planung ist das sogenannte Erbprinzenpalais, das Stengel für den Sohn des Fürsten erbaute. Es fügt sich nahtlos in das Ensemble ein und unterstreicht dessen repräsentativen Charakter.

Kultur und Geschichte erleben: Die Museen am Schlossplatz

Der Schlossplatz ist nicht nur ein Ort historischer Architektur, sondern auch ein lebendiges Zentrum der Kultur. Im Zuge der Neugestaltung der Museumslandschaft in Saarbrücken haben bedeutende Sammlungen hier ein neues Zuhause gefunden. Die Alte Sammlung, die zuvor an einem anderen Ort untergebracht war, ist in das Kreisständehaus umgezogen. Dieses Gebäude beherbergt auch das Museum für Vor- und Frühgeschichte und bildet somit ein wichtiges Zentrum für die Geschichte der Region von ihren Anfängen bis in die Neuzeit. Diese Museen bieten tiefe Einblicke in die Vergangenheit.

Besonders bemerkenswert ist die moderne architektonische Erschließung des Kreisständehauses. Diese zeitgenössische Gestaltung des Gebäudes macht den Besuch der Museen zu einem besonderen Erlebnis und schafft einen spannenden Kontrast zur historischen Bausubstanz. Ein architektonisches Highlight ist der neu erbaute, gläserne Anbau. Dieser verbindet das Kreisständehaus auf elegante Weise mit dem Museum in der Schlosskirche. Diese Verbindung ermöglicht es Besuchern, verschiedene Epochen und Themenbereiche nahtlos zu erkunden und die reiche Geschichte Saarbrückens und des Saarlandes zu entdecken.

Auch die Details der historischen Bauten am Platz verdienen Beachtung. Eine sehenswerte Attraktion ist die Treppenanlage, die mit einem reich geschmückten Geländer versehen ist. Solche Elemente zeigen die hohe Handwerkskunst und den Detailreichtum der barocken Epoche und laden dazu ein, genauer hinzusehen und die Verzierungen zu bewundern.

Das Alte Rathaus: Ein Zeugnis der Zeit

Ein weiteres historisch bedeutendes Gebäude am Schlossplatz ist das Alte Rathaus. Im Segmentgiebel dieses Gebäudes ist das Baujahr in römischen Ziffern abgebildet: MDCCL, was dem Jahr 1750 entspricht. Diese Jahreszahl verweist direkt auf die Zeit der barocken Umgestaltung des Platzes durch Stengel. Das Alte Rathaus zeigt auch das Saarbrücker Stadtwappen und wird von einem Uhrenturm mit einer charakteristischen barocken Zwiebelhaube gekrönt. Auch dieses Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, aber 1947 im Zuge des Wiederaufbaus wiedererrichtet. Heute beherbergt das Alte Rathaus die Volkshochschule des Regionalverbandes Saarbrücken und dient somit weiterhin als wichtiger Ort der Bildung und Begegnung.

Ein Mahnmal gegen das Vergessen

Neben den historischen und kulturellen Aspekten birgt der Schlossplatz auch einen Ort des Gedenkens und der Mahnung. Als starkes Zeichen gegen Rassismus und für das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus schufen Kunststudenten unter der Leitung von Jochen Gerz im Jahr 1993 den eindringlichen „Platz des Unsichtbaren Mahnmals“. Dieses einzigartige Kunstwerk ist auf den ersten Blick nicht sofort erkennbar, was seine symbolische Kraft unterstreicht. 2.146 Pflastersteine auf dem Weg zum Schloss wurden angehoben und auf ihrer Unterseite mit den Namen jüdischer Friedhöfe eingemeißelt, bevor sie wieder versenkt wurden. Das Mahnmal ist somit unsichtbar in den Boden eingelassen, aber seine Bedeutung ist umso präsenter. Es fordert die Passanten auf, bewusst über die Geschichte nachzudenken und aktiv gegen Rassismus und Antisemitismus einzutreten. Dieses Mahnmal ist ein bewegendes und wichtiges Element des Schlossplatzes, das zum Nachdenken anregt.

Der Blick von der Schlossmauer

Ein besonderer Tipp für jeden Besucher des Schlossplatzes ist es, den Blick von der alten Schlossmauer zu genießen. Von hier aus bietet sich ein herrlicher und oft als „königlich“ beschriebener Blick über die Dächer der Altstadt Saarbrückens und das Saartal. Dieser Ausblick verbindet die historische Umgebung des Schlosses mit dem Panorama der modernen Stadt und ist ein perfekter Moment, um innezuhalten und die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen.

Zusammenfassung der Highlights am Schlossplatz

Der Saarbrücker Schlossplatz ist ein Ort vielfältiger Eindrücke. Von der prachtvollen Barockarchitektur Friedrich Joachim Stengels über bedeutende Museen und historische Gebäude bis hin zu einem tiefgründigen Mahnmal gegen das Vergessen bietet der Platz eine reiche Palette an Erlebnissen.

Ort / GebäudeBeschreibung / FunktionHistorischer Bezug
Schloss SaarbrückenHeutiges Schloss, orientiert sich an Stengels BarockentwurfBarocke Epoche (18. Jh.), Zerstörung & Wiederaufbau (nach 1947)
Schlossplatz EnsembleGebäude rund um das SchlossEntworfen von F. J. Stengel (18. Jh.)
ErbprinzenpalaisTeil des barocken EnsemblesErbaut für den Fürstensohn
KreisständehausBeherbergt Alte Sammlung und Museum für Vor- und FrühgeschichteModerne architektonische Erschließung, Verbindung zur Schlosskirche
Museum in der SchlosskircheTeil des MuseumsensemblesVerbunden mit dem Kreisständehaus
Altes RathausHeutige VolkshochschuleBaujahr 1750 (MDCCL), Wiederaufbau 1947
Platz des Unsichtbaren MahnmalsKunstwerk gegen RassismusGeschaffen 1993 von Jochen Gerz & Studenten
SchlossmauerHistorische BegrenzungBietet Aussicht über die Stadt

Häufig gestellte Fragen zum Saarbrücker Schlossplatz

Wie alt ist das Saarbrücker Schloss?
Das heutige Erscheinungsbild des Schlosses und des Schlossplatzes ist maßgeblich durch die barocke Umgestaltung im 18. Jahrhundert durch Friedrich Joachim Stengel geprägt. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss, das sich an Stengels Entwurf orientierte, wieder aufgebaut. Es hat also eine lange Geschichte mit verschiedenen Bauphasen, wobei die barocke Form aus dem 18. Jahrhundert stammt und der heutige Bau ein Wiederaufbau nach 1947 ist.

Was gibt es am Schlossplatz zu sehen?
Am Schlossplatz gibt es das Saarbrücker Schloss, das barocke Ensemble von Friedrich Joachim Stengel mit Gebäuden wie dem Erbprinzenpalais, das Alte Rathaus (mit dem Baujahr 1750 im Giebel), das Kreisständehaus mit Museen (Alte Sammlung, Museum für Vor- und Frühgeschichte), das Museum in der Schlosskirche, die Treppenanlage mit dem geschmückten Geländer, den Platz des Unsichtbaren Mahnmals und die Möglichkeit, den Ausblick von der Schlossmauer zu genießen.

Was ist der "Platz des Unsichtbaren Mahnmals"?
Der Platz des Unsichtbaren Mahnmals ist ein Kunstwerk von Jochen Gerz und Kunststudenten aus dem Jahr 1993. Es besteht aus 2.146 Pflastersteinen auf dem Weg zum Schloss, unter denen die Namen jüdischer Friedhöfe eingraviert sind. Es ist ein Mahnmal gegen Rassismus und Antisemitismus, das bewusst unsichtbar in den Boden eingelassen ist, um zum Nachdenken anzuregen.

Welche Museen finde ich am Schlossplatz?
Am Schlossplatz befindet sich das Kreisständehaus, das die Alte Sammlung und das Museum für Vor- und Frühgeschichte beherbergt. Durch einen modernen Anbau ist es auch mit dem Museum in der Schlosskirche verbunden.

Welche besondere historische Jahreszahl ist am Alten Rathaus zu finden?
Am Alten Rathaus ist im Segmentgiebel das Baujahr MDCCL eingemeißelt, was dem Jahr 1750 entspricht. Dies markiert die Zeit der barocken Umgestaltung des Platzes.

Kann man vom Schlossplatz über die Stadt schauen?
Ja, von der Schlossmauer aus kann man einen sehr schönen Blick über die Stadt Saarbrücken genießen.

Der Saarbrücker Schlossplatz ist somit weit mehr als nur ein historischer Ort. Er ist ein lebendiges Zentrum, das Geschichte, Kultur, Kunst und Gedenken vereint und Besucher dazu einlädt, die vielschichtige Identität Saarbrückens zu entdecken.

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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