München ist weit mehr als nur die Stadt des Oktoberfests und der Biergärten. Es ist auch ein wahres Paradies für Liebhaber herzhafter und traditioneller Küche. Die bayerische Landeshauptstadt bietet eine Fülle an Spezialitäten, die tief in der regionalen Geschichte verwurzelt sind und auf eine lange Tradition zurückblicken. Wer München besucht, sollte unbedingt die Gelegenheit nutzen, einige dieser berühmten Gerichte zu probieren, um das authentische Geschmackserlebnis Bayerns kennenzulernen. Dieser Artikel führt Sie durch die bekanntesten kulinarischen Wahrzeichen Münchens und gibt Ihnen einen Einblick in ihre Besonderheiten.

Kalte Schmankerl für den kleinen Hunger
Auch wenn Bayern für seine deftigen warmen Speisen bekannt ist, beginnt ein gemütlicher Biergartenbesuch oder eine Brotzeit oft mit kalten Spezialitäten. Diese Gerichte sind perfekt, um den ersten Hunger zu stillen oder einfach nur zu genießen.
Obatzda
Ein absoluter Klassiker in jedem bayerischen Biergarten ist der Obatzda. Diese cremige Käsezubereitung ist weit mehr als nur ein einfacher Brotaufstrich. Er besteht traditionell aus einer Mischung von reifem Camembert oder Gervais, weicher Butter und verschiedenen Gewürzen, wobei Paprikapulver eine dominante Rolle spielt. Durch Zerdrücken und sorgfältiges Verrühren entsteht eine herrlich streichfähige Paste. Oft werden noch Kümmel, Zwiebeln oder ein Schuss Bier hinzugefügt, um den Geschmack zu verfeinern. Serviert wird Obatzda meist mit frischen Brezn (Brezeln), Radieschen und rohen Zwiebelringen. Er ist der ideale Begleiter zu einem kühlen bayerischen Bier und verkörpert Gemütlichkeit und Genuss.
Preßsack
Preßsack ist eine traditionelle Wurstspezialität, die aus Schweinefleisch und Schweineschwarten hergestellt wird. Man unterscheidet hauptsächlich drei Sorten: den weißen, den roten (auch schwarzer genannt, aufgrund des hinzugefügten Bluts) und den grauen Preßsack. Früher wurde die Wurstmasse tatsächlich in einem Schweinemagen in Form gepresst, daher der Name. Heute verwendet man dafür meist Kunstdärme. Preßsack wird in dünnen Scheiben serviert und oft als "sauer" zubereitet, das heißt mariniert mit Essig, Öl und reichlich Zwiebelringen. Er ist ein deftiger Bestandteil einer bayerischen Brotzeit und hat einen kräftigen, würzigen Geschmack.
Warme Gerichte: Herzhaft und Traditionell
Hier schlägt das Herz der bayerischen Küche. Die warmen Gerichte sind oft üppig, sättigend und voller Geschmack. Sie spiegeln die ländliche Herkunft vieler Rezepte wider und sind perfekt für kalte Tage oder nach einem langen Spaziergang.
Saures Lüngerl
Saures Lüngerl ist ein Ragout aus Lunge vom Kalb. Es ist ein Gericht, das nicht jedermanns Geschmack trifft, aber für Kenner ein echtes Highlight der Innereienküche darstellt. Die Lunge wird gekocht, in feine Streifen geschnitten und dann in einer sämigen, sauren Rahmsauce fertig gegart. Typischerweise werden Semmelknödel dazu gereicht, die die Sauce wunderbar aufsaugen. Es ist ein Gericht, das Mut erfordert, aber mit einem einzigartigen, würzigen und leicht säuerlichen Geschmack belohnt.
Weißwürst
Die Weißwürste sind wohl das bekannteste Wahrzeichen der Münchner Küche und haben sogar eine eigene Esskultur entwickelt. Diese helle Brühwurst wird aus feingemahlenem Kalbsbrät, etwas Schweinerückenspeck und einer speziellen Gewürzmischung hergestellt, bei der Petersilie eine wichtige Rolle spielt. Sie werden in heißem Wasser (nicht kochend!) erwärmt und traditionell vor 12 Uhr mittags gegessen. Das hat historische Gründe, da die Würste früher ohne Konservierungsstoffe hergestellt wurden und schnell verzehrt werden mussten. Stilecht isst man sie nur mit süßem Senf, niemals mit mittelscharfem oder scharfem Senf! Dazu gehört immer eine frische Brezn. Die Weißwurst kann entweder "gezuzelt" (aus der Haut gesaugt) oder klassisch mit Messer und Gabel gegessen werden, wobei man die Haut entfernt.
Leberkäs
Trotz seines Namens enthält der Leberkäs weder Leber noch Käse (Ausnahmen gibt es regional, aber nicht beim bayerischen Leberkäs). Es handelt sich um ein Brät aus fein zerkleinertem gepökeltem Rindfleisch, Schweinefleisch und Speck, das mit Gewürzen vermischt und in einer Kastenform gebacken wird, bis es eine schöne braune Kruste hat. Die Konsistenz ist schnittfest, ähnlich einer feinen Wurstpastete. Leberkäs wird oft warm in einer Semmel (Brötchen) als schnelle Mahlzeit gegessen (die berühmte Leberkässemmel) oder als Tellergericht mit Spiegelei und Kartoffelsalat.
Milzwurst
Die Milzwurst ist eine weniger verbreitete, aber sehr traditionelle Münchner Spezialität. Es ist eine großflächige Wurst von etwa 10 cm Durchmesser, in deren Wurstmasse kleine Stücke von Milz, meist vom Rind, eingearbeitet sind. Sie wird typischerweise in 1-2 cm dicke Scheiben geschnitten und dann in der Pfanne goldbraun angebraten. Milzwurst hat eine besondere Textur und einen kräftigen Geschmack. Sie wird oft mit Kartoffelsalat oder Püree serviert.
Schweinsbraten mit Knödel
Der Schweinsbraten ist ein Eckpfeiler der bayerischen Sonntagsküche. Verwendet werden meist Stücke aus der Schulter, dem Nacken oder dem Rücken des Schweins, die langsam gebraten werden, um zart und saftig zu sein. Das absolute Highlight ist oft die knusprige Kruste, die durch spezielle Zubereitung entsteht. Serviert wird der Schweinsbraten immer mit einer reichhaltigen Bratensauce und Knödeln. Dabei kann es sich um Kartoffelknödel oder Semmelknödel (aus altbackenen Brotstücken) handeln, die beide hervorragend geeignet sind, die köstliche Sauce aufzunehmen.
Schweinshax'n
Die Schweinshax'n, die gebratene Schweinehaxe, ist ein beeindruckendes und sehr beliebtes Gericht, besonders auf Volksfesten und im Biergarten. Wie beim Schweinsbraten ist das Ziel eine extrem knusprige Schwarte und zartes, saftiges Fleisch im Inneren. Die Haxe wird oft mariniert und dann lange gebraten oder gegrillt. Typische Beilagen sind ebenfalls Knödel oder ein deftiger Speckkrautsalat. Eine gut gemachte Schweinshax'n ist ein Fest für die Sinne und ein Muss für jeden Fleischliebhaber in München.
Ochsenfleisch mit Meerrettich
Ein etwas leichteres, aber nicht weniger traditionelles Gericht ist gekochte Ochsenbrust. Das Rindfleisch wird langsam gekocht, bis es wunderbar zart ist, und dann in Scheiben geschnitten serviert. In München wird dieses Gericht fast immer mit frisch geriebenem, scharfem Meerrettich serviert, der einen spannenden Kontrast zum milden Fleisch bildet. Oft gibt es Salzkartoffeln oder eine Meerrettichsauce dazu.
Gesottener Kalbsfuß
Der gesottene Kalbsfuß gehört zu den sehr alten und traditionellen Rezepten, die heute vielleicht seltener auf den Speisekarten zu finden sind als früher. Dabei wird der Kalbsfuß mitsamt Knochen lange gekocht (gesotten), bis das Fleisch und das Bindegewebe sehr weich sind. Es ist ein Gericht für Liebhaber der traditionellen, deftigen Hausmannskost.
Wammerl
Wammerl ist geräuchertes fettes Bauchfleisch vom Schwein. Es wird oft krustig gebraten oder gekocht und dann angebraten. Es ist ein sehr geschmacksintensives und saftiges Stück Fleisch, das oft als Beilage zu anderen Gerichten dient oder Teil einer deftigen Brotzeit ist. Die knusprig gebratene Schwarte ist hier besonders beliebt.
Steckerlfisch
Der Steckerlfisch ist ein typisches Gericht, das man vor allem auf bayerischen Volksfesten, im Biergarten oder am See findet. Dabei handelt es sich meist um eine Makrele (manchmal auch andere Fische), die auf einen Holzstock aufgespießt und über Holzkohle gegrillt wird. Durch die Zubereitung über offener Glut erhält der Fisch ein rauchiges Aroma und eine knusprige Haut. Er wird direkt vom Stock gegessen und ist eine köstliche, wenn auch manchmal etwas "fettige" Spezialität.
Weitere beliebte Spezialitäten – Münchnerisch, aber nicht immer einzigartig
Manch einer mag sich fragen, was mit Gerichten wie Ripperl mit Kraut, Reiberdatschi, Fleischpflanzerl, Schwammerl (Pilzgerichte), Spanferkel oder Tellerfleisch ist. Auch der Münchner Wurstsalat, der hier oft sehr sauer mit Essig und Öl zubereitet wird und Norddeutsche manchmal das Gesicht verziehen lässt, gilt als "münchnerisch". Diese Speisen sind zweifellos beliebt und weit verbreitet in München, gelten jedoch nicht alle als so traditionell und einzigartig münchnerisch wie die oben genannten Klassiker.
Spanferkel zum Beispiel wird schon seit dem Mittelalter in ganz Deutschland gegessen und ist keine reine Münchner Erfindung. Fleischpflanzerl (Frikadellen) und Reiberdatschi (Kartoffelpuffer) wurden aus anderen Regionen Deutschlands oder angrenzenden Ländern "importiert", auch wenn sie sich in München eingebürgert haben und oft nach lokalen Rezepten zubereitet werden. Dennoch sind sie fester Bestandteil der Münchner Gastronomieszene und definitiv einen Versuch wert.
Süße Versuchungen zum Abschluss
Nach all den deftigen Speisen darf natürlich eine süße Nachspeise nicht fehlen. Auch hier hat München einige typische Leckereien zu bieten.
Besonders zu empfehlen sind Apfelkücherl (in Teig ausgebackene Apfelringe), Zwetschgendatschi (ein Blechkuchen mit Zwetschgen) oder Ausgzogne (eine Art Schmalzgebäck, das in der Mitte sehr dünn und am Rand dicker ist). Diese Süßspeisen runden ein traditionelles bayerisches Mahl perfekt ab und sind eine köstliche Belohnung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wann sollte man Weißwürste essen?
Traditionell werden Weißwürste als Frühstück oder spätes Vormittagsessen gegessen und sollten vor dem 12-Uhr-Läuten verzehrt sein. Heutzutage halten sich nicht mehr alle streng daran, aber für das authentische Erlebnis gehört es dazu.
Ist Leberkäs wirklich aus Leber und Käse?
Nein, der bayerische Leberkäs enthält weder Leber noch Käse. Der Name kommt wahrscheinlich von "Laib" (Form) und "Käse" (Konsistenz, nicht das Milchprodukt).
Was ist der Unterschied zwischen Schweinsbraten und Schweinshax'n?
Beide sind gebratene Schweinefleischgerichte, aber der Schweinsbraten wird aus Stücken wie Schulter oder Nacken zubereitet, während die Schweinshax'n die Keule (Haxe) ist. Die Hax'n ist oft größer, hat mehr Schwarte und ist ein beeindruckenderes Einzelstück.
Kann man die traditionellen Gerichte auch in modernen Restaurants finden?
Ja, viele traditionelle Gerichte werden sowohl in klassischen Wirtshäusern und Biergärten als auch in moderneren Restaurants angeboten, oft in leicht abgewandelter oder verfeinerter Form.
Sind alle aufgelisteten Gerichte das ganze Jahr über verfügbar?
Die meisten Hauptgerichte wie Schweinsbraten oder Weißwürste sind ganzjährig verfügbar. Steckerlfisch ist eher saisonal oder bei Festen zu finden, während Zwetschgendatschi typisch für den Spätsommer/Herbst ist.
Vergleich einiger Hauptgerichte
Gericht | Hauptzutat | Zubereitung | Typische Beilage(n) |
---|---|---|---|
Weißwurst | Kalb, Schwein | Gebrüht (erwärmt) | Süßer Senf, Brezn |
Schweinsbraten | Schwein (Schulter, Nacken) | Gebraten (Ofen) | Knödel (Semmel/Kartoffel), Sauce |
Schweinshax'n | Schwein (Haxe) | Gebraten/Gegrillt | Knödel, Krautsalat |
Leberkäs | Rind, Schwein, Speck | Gebacken (Kastenform) | Semmel, Kartoffelsalat, Spiegelei |
Steckerlfisch | Makrele | Gegrillt (Holzkohle) | Oft pur, manchmal Brot |
Die kulinarische Vielfalt Münchens ist beeindruckend und bietet für jeden Geschmack etwas, von herzhaften Fleischgerichten bis hin zu cremigem Käse und süßen Leckereien. Das Probieren dieser traditionellen Speisen gehört genauso zu einem München-Besuch wie der Besuch des Marienplatzes oder des Englischen Gartens. Es ist eine Reise durch die bayerische Kultur und Geschichte, die auf der Zunge beginnt.
An Guadn! (Guten Appetit!)
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