Was ist besonders am Schanzenviertel?

Hamburgs Schanze: Einzigartig?

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Das Schanzenviertel in Hamburg ist weit mehr als nur ein Stadtteil; es ist ein Lebensgefühl. Bekannt für seine lebendige Atmosphäre, die Mischung aus alternativer Kultur und pulsierendem Stadtleben, zieht es Besucher und Einheimische gleichermaßen an. Doch was macht die Schanze so besonders? Die Antwort liegt in ihrer bewegten Geschichte, ihrer ständigen Wandlung und dem einzigartigen Mix aus Menschen, Geschäften und Gastronomie, der das Bild heute prägt. Es ist ein Ort voller Kontraste, an dem Vergangenheit und Gegenwart aufeinanderprallen.

Wie heißt türkisches Essen?
Zu den beliebtesten Gerichten gehören Döner Kebab, Meze (kleine Vorspeisen), Lahmacun (türkische Pizza), Pide (gefülltes Fladenbrot), Köfte (Fleischbällchen), Manti (Teigtaschen) und süßes Baklava. Diese Speisen bieten eine breite Palette an Geschmacksrichtungen und sind typisch für die türkische Küche.

Was genau ist das Schanzenviertel?

Die genaue Abgrenzung des Schanzenviertels ist nicht immer eindeutig und hat sich im Laufe der Zeit verändert. Ursprünglich wurde unter "Schanzenviertel" eher ein enges Dreieck zwischen Bahndamm, Stresemannstraße und dem Schlachthof verstanden, das früher auch als „Schulterblatt-Viertel“ bekannt war. Später kamen im Rahmen der Stadtplanung auch größere Gebiete hinzu, insbesondere das „Eimsbütteler Schanzenviertel“ jenseits des Bahndamms in Richtung Schäferkamp und Eimsbütteler Chaussee. Wichtig ist, dass das benachbarte Karolinenviertel laut der vorliegenden Informationen ausdrücklich nicht zum Schanzenviertel gehört.

Historisch bildeten das „Schulterblatt-Viertel“ und das „Eimsbütteler Schanzenviertel“ bis 1993 den gemeinsamen Postzustellbezirk Hamburg 6.

Von der Festung zum Stadtteil: Die Geschichte

Der Name „Schanzenviertel“ leitet sich von der historischen Verteidigungsanlage Sternschanze ab, die vom späten 17. bis frühen 19. Jahrhundert auf dem Heydberg stand, dem Gelände des heutigen Sternschanzenparks. Diese Schanze war eine dem Hamburger Festungswall vorgelagerte Verteidigungsanlage. Im 17. Jahrhundert war diese Gegend eine sumpfige, dünn besiedelte Landschaft westlich der Stadt Hamburg. Es gab nur wenige Anwesen wie den Rosenhof und eine Schäferei am Schäferkamp.

Eine zentrale Rolle in der frühen Entwicklung spielte die Straße Schulterblatt. Sie entstand aus einer Landstraße vom alten Millerntor zum Dorf Eimsbüttel. Hier eröffnete 1686 ein Gasthaus namens „Bey dem Schulterblatt“, das der Straße spätestens 1745 ihren Namen gab. Das Schulterblatt markierte eine historische Grenze zwischen hamburgischem und holsteinischem Hoheitsgebiet, wobei letzteres von 1640 bis 1864 vom dänischen König regiert wurde. Hier traf die nordöstliche Grenze Altonas auf den nördlichen Hamburger Berg (später St. Pauli) und die Ländereien des St. Johannis-Klosters.

Nachdem die Sternschanze zu Beginn des 19. Jahrhunderts größtenteils abgetragen war, entstanden die ersten gemischten Wohn- und Gewerbegebiete an Schanzenstraße und Bartelsstraße. Ein wichtiger Meilenstein für die Anbindung war die Eröffnung des Bahnhofs Sternschanze im Jahr 1866 an der Verbindungsbahn zwischen Hamburg und Altona.

Wandel und Aufbruch: Vom Arbeiterviertel zum Hotspot

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert siedelten sich verschiedene Unternehmen und Institutionen im Schanzenviertel an. Carl Hagenbeck eröffnete hier 1874 am Neuen Pferdemarkt seinen berühmten Tierpark, in dem auch Völkerschauen stattfanden, bevor er 1907 nach Stellingen zog. 1892 folgte der Central-Schlachthof, in dessen Nähe nach und nach Geschäfte für Schlachtereibedarf eröffneten. So entwickelte sich in diesem Bereich einerseits ein kleinbürgerliches Gebiet.

Andererseits siedelten sich auch mittlere bis große Unternehmen an. Dazu gehörten beispielsweise ab 1880 die Hamburger Filiale der Pianofabrik Steinway & Sons, die Beleuchtungs-Großhandlung Ladiges (ab 1905 in der Susannenstraße), das Pianohaus Trübger (seit 1906 hier ansässig) und die Schreibgerätefirma Montblanc Simplo (ab 1908 hier, später nach Lurup verlagert). Während der Zeit des Nationalsozialismus war der Rote Hof in der Bartelsstraße ein Zentrum der Arbeiterbewegung und des Widerstandes in Hamburg.

Ab den 1970er Jahren begann ein signifikanter Wandel. Viele Familien zogen aufgrund des zunehmenden Verkehrs und der vergleichsweise geringen Begrünung fort. Gleichzeitig entdeckten viele Studenten die Sternschanze als Uni-nahes und preisgünstiges Wohngebiet. Auch die zentrale Lage und die gute Verkehrsanbindung spielten insbesondere für junge Leute als Zuziehende eine bedeutende Rolle. Der Stadtteil entwickelte sich weg von der reinen Familienwohngegend hin zum alternativen Viertel, geprägt durch alternative Kultur und Multikulturalismus.

In den 1990er Jahren sah sich das Viertel mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Als Ergebnis der damals favorisierten Verdrängung von Drogensüchtigen und -händlern weg vom Hauptbahnhof und St. Georg, suchten sich diese Personengruppen insbesondere den Sternschanzenpark als neuen Aufenthaltsort aus und machten ihn zu jener Zeit zu einem der Drogenzentren in Hamburg.

Die Ära der Gentrifizierung

Ein entscheidender Einschnitt war der Internet-Boom von 1998 bis 2001. Zahlreiche Firmen der „New Economy“ wie Kabel New Media, Fork, Pixelpark und ID-Media zogen in sanierte ehemalige Fabrikgebäude. Dies führte zu einer Aufwertung des Altbau-Wohnungsbestandes und zog zahlreiche Neubauten nach sich. Obwohl viele dieser Firmen in der folgenden Krise insolvent gingen, war der Prozess der Umstrukturierung und Aufwertung nicht mehr aufzuhalten. Das Schanzenviertel, einst ein verarmtes, heruntergekommenes Altbauviertel, das der autonomen antibürgerlichen Protestbewegung eine Basis bot und dessen Abriss teilweise geplant war, erlebte und erlebt eine fortwährende Gentrifizierung.

Diese Entwicklung ist bis heute Gegenstand öffentlicher Diskussionen. Der „Boom“ machte sich auch durch steigende Mieten bemerkbar, die sich sozial Schwächere oft nicht mehr leisten können. Dies führt teilweise auch zu sozialen Konflikten zwischen verarmten langjährigen Bewohnern und finanzkräftigeren Neuankömmlingen. Der Wandel zeigt sich auch in neuen Forderungen nach „Law and Order“ angesichts von Drogenhandel und Kriminalität.

Das heutige Schanzenviertel: Flair, Kultur und Kontraste

Heute präsentiert sich das Schanzenviertel als eines der lebendigsten und bekanntesten Viertel Hamburgs. Das Straßenbild, besonders entlang Schulterblatt, Schanzenstraße und Susannenstraße, ist geprägt von einer Vielzahl an Bars, Cafés, Restaurants, kleinen Geschäften und Modeboutiquen. Die dazugehörige, meist junge und trendbewusste Kundschaft prägt das Bild.

Ein zentraler Ort und Symbol für die alternative Kultur des Viertels ist die Rote Flora. Dieses autonome Zentrum für Kultur oder Subkultur hat als letztes verbliebenes Hausbesetzungsprojekt der Stadt überdauert. Früher als Rückzugsort für Straftäter kritisiert, ist es heute auch durch Konzerte bekannt und Schauplatz über Hamburg hinausreichender sozial, kulturell und politisch motivierter Aktivitäten der Radikalen Linken.

Gegenüber der Roten Flora befindet sich die sog. Piazza, eine beliebte Gastronomiemeile und ein Anziehungspunkt für Touristen, die 2002 eingeweiht wurde.

Das allgemeine Lebensgefühl im Schanzenviertel wird oft als links-liberal und von alternativer Mode und Popkultur gekennzeichnet beschrieben. Obwohl viele der einstigen legendären besetzten Häuser und improvisierten Orte der Kultur längst verschwunden oder kommerzialisiert sind, bleibt ein Geist der Solidarität unter den Bewohnern spürbar, der sich immer wieder in lokalen Konflikten, beispielsweise um den Bauwagenplatz Bambule oder um den Hotelbau im ehemaligen Wasserturm des Sternschanzenparks, zeigt.

Das Viertel ist auch als Anfangspunkt vieler Demonstrationen bekannt und Schauplatz der meist am 30. April stattfindenden „Tanz-in-den-Mai-Randale“. Eine Reportage des Spiegels im Jahr 2005 beschrieb die Bewohner des Viertels als Anhänger eines „alternativen Konformismus“, der sich etwa in der Mode zeige (dicke Sonnenbrille, Army-Hose, Nietengürtel).

In jüngerer Vergangenheit erlangte das Schanzenviertel während des G20-Gipfels in Hamburg 2017 traurige Berühmtheit als Zentrum schwerer Krawalle, insbesondere rund um die Straße Schulterblatt.

Verschiedene Gesichter der Schanze: Abgrenzungen im Vergleich

DefinitionUmschriebenes GebietHistorische Bezeichnung(en)
Engere AuslegungDreieck zwischen Bahndamm, Stresemannstraße, Schlachthof„Schulterblatt-Viertel“ (bis 1980er)
Erweiterte Auslegung (nach 2008)Stadtteil Sternschanze + großer Teil des „Eimsbütteler Schanzenviertels“ (zwischen Schäferkampsallee, Bellealliancestraße/Waterloostraße, Eimsbütteler Straße)Teils „Eimsbütteler Schanzenviertel“ (seit Ende 19. Jh.)
Historisches "Eimsbütteler Schanzenviertel"Jenseits Bahndamm, zwischen Schäferkamp, südl. Ende Eppendorfer Weg, Eimsbütteler Chaussee

Diese unterschiedlichen Definitionen zeigen, dass das „Schanzenviertel“ oft mehr ein gefühltes als ein streng abgegrenztes Gebiet ist, auch wenn offizielle Stadtplanung und historische Bezeichnungen existieren.

Fragen und Antworten zum Schanzenviertel

Woher kommt der Name Schanzenviertel?
Der Name leitet sich von der historischen Verteidigungsanlage Sternschanze ab, die einst auf dem Gelände des heutigen Sternschanzenparks stand.
Gehört das Karolinenviertel dazu?
Nein, laut der vorliegenden Informationen gehört das benachbarte Karolinenviertel ausdrücklich nicht zum Schanzenviertel.
Was bedeutet Gentrifizierung im Zusammenhang mit dem Schanzenviertel?
Gentrifizierung beschreibt den Prozess der sozioökonomischen Aufwertung des Viertels, der durch Sanierungen, Neubauten und den Zuzug finanzkräftigerer Bewohner gekennzeichnet ist. Dies führt oft zu steigenden Mieten und potenziellen sozialen Konflikten mit langjährigen Bewohnern.
Was ist die Rote Flora?
Die Rote Flora ist ein bekanntes autonomes Zentrum für Kultur und Subkultur und das letzte verbliebene Hausbesetzungsprojekt in Hamburg. Sie ist ein Symbol der alternativen Szene des Viertels.
Was prägt das Straßenbild heute?
Heute ist das Straßenbild von zahlreichen Bars, Cafés, Restaurants, kleinen Unternehmen und Modeboutiquen geprägt, besonders entlang Schulterblatt, Schanzenstraße und Susannenstraße.
Gab es wichtige historische Ereignisse im Viertel?
Ja, dazu gehören die Eröffnung des Bahnhofs Sternschanze, der Tierpark von Hagenbeck, der Central-Schlachthof, die Ansiedlung von Firmen wie Steinway und Montblanc, der Rote Hof als Widerstandszentrum, Demonstrationen, und zuletzt die Krawalle während des G20-Gipfels 2017.
Warum zogen in den 1970ern viele Studenten hierher?
Die Studenten zogen wegen der Nähe zur Universität, der zentralen Lage, der guten Verkehrsanbindung und der damals noch vergleichsweise günstigen Mieten in das Viertel.

Fazit: Ein Viertel im ständigen Wandel

Das Schanzenviertel ist ein faszinierendes Beispiel für städtischen Wandel. Von einer historischen Verteidigungsanlage über ein Arbeiterviertel mit Industrie und Widerstand bis hin zu einem Zentrum alternativer Kultur, Gastronomie und zunehmender Gentrifizierung hat es viele Metamorphosen durchlaufen. Es bleibt ein Ort voller Energie, Kreativität und sozialer Spannungen – ein Spiegelbild der Dynamik Hamburgs und ein Viertel, das niemanden kalt lässt.

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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