Warum sollte man zum Käsefondue kein Wasser trinken?

Käsefondue & Raclette: Welches Getränk passt?

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Käsefondue und Raclette gehören für viele Menschen zu den absoluten Höhepunkten der kalten Jahreszeit. Besonders an Silvester stehen diese geselligen Gerichte in Deutschland hoch im Kurs. Laut einer Umfrage entscheiden sich rund 21 Prozent der Haushalte zum Jahreswechsel für Raclette. Das ist kaum verwunderlich, denn die Zubereitung ist einfach und geschmolzener Käse sorgt meist für gute Laune. Doch auch bei diesen scheinbar unkomplizierten Festessen gibt es einiges zu beachten – nicht nur bei den Zutaten, sondern insbesondere bei der Wahl der Getränke. Denn das falsche Getränk kann den Genuss schnell trüben und zu unangenehmen Beschwerden führen.

Warum sollte man zum Käsefondue kein Wasser trinken?
Ähnliches berichtet auch das Portal Fit for fun. Von Wasser zum Raclette sei gänzlich abzuraten, da es den fettreichen Käse im Magen verklumpt, heißt es. Die Verdauung, die bei Raclette und Fondue ohnehin hart arbeiten muss, wird somit noch erschwert. Ein unangenehmes Völlegefühl oder Sodbrennen sind die Folge.

Während man sich beim Käsefondue oder Raclette gerne auf die Auswahl der Käsesorten, des Fleisches oder des Gemüses konzentriert, wird die Bedeutung der begleitenden Getränke oft unterschätzt. Dabei können Getränke eine entscheidende Rolle für die Verdauung spielen. Besonders eine weit verbreitete Angewohnheit wird von einigen Experten kritisch gesehen: das Trinken von Wasser zum Fondue oder Raclette.

Warum Wasser zum Käsefondue oft keine gute Idee ist

Die Vorstellung, zu einem deftigen Käsegericht ein Glas kühles Wasser zu trinken, mag für viele erfrischend klingen. Doch gerade diese Kombination wird von einigen Quellen als problematisch betrachtet. Das Portal foodpowa bezeichnet Wasser oder Saft während des Essens sogar als eine der „toxischsten Kombinationen überhaupt“. Auch das Portal Fit for fun rät gänzlich von Wasser zum Raclette ab.

Die Begründung, die hierfür angeführt wird, klingt einleuchtend: Wasser soll angeblich die Magensäure verdünnen. Magensäure ist jedoch essenziell für die Aufspaltung von Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten, die in Käse und anderen Fondue-/Raclette-Zutaten reichlich vorhanden sind. Wird die Magensäure verdünnt, soll die Verdauung dieser Makronährstoffe erschwert werden. Ein weiterer Punkt, der oft genannt wird, ist, dass Wasser den fettreichen Käse im Magen zum Verklumpen bringen könnte. Dies würde die Arbeit des Magens zusätzlich erschweren.

Die Folge dieser erschwerten Verdauungsprozesse sind oft unangenehme Beschwerden wie ein starkes Völlegefühl, das lange anhält, oder sogar Sodbrennen. Gerade nach einem üppigen Käsefondue, das ohnehin schon schwer im Magen liegen kann, möchte man solche Probleme natürlich vermeiden.

Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass diese Erkenntnisse, insbesondere die wissenschaftliche Belegbarkeit der Wasser-Theorie, nicht abschließend geklärt sind. Während die traditionelle Ernährungslehre und einige Portale davor warnen, gibt es nicht immer eindeutige, große wissenschaftliche Studien, die diesen Effekt zweifelsfrei belegen. Nichtsdestotrotz sprechen die Erfahrungen vieler Menschen und traditionelle Empfehlungen eine deutliche Sprache.

Wo isst man Fondue?
Fondue wird in der ganzen Schweiz zu Hause und in Restaurants genossen, ist jedoch in traditionellen oder ländlichen Gegenden sowohl im französisch- als auch im deutschsprachigen Raum am weitesten verbreitet.

Welche Getränke sind stattdessen besser geeignet?

Wenn Wasser also kritisch gesehen wird, welche Getränke sind dann empfehlenswert, um die Verdauung von Käsefondue und Raclette zu unterstützen und den Abend unbeschwert genießen zu können? Hier lohnt sich ein Blick auf traditionelle Schweizer Empfehlungen und die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen.

Die überraschende Empfehlung: Schwarzer Tee

Ein Forscherteam des Universitätsspitals in Zürich hat untersucht, wie verschiedene Getränke die Verdauung von fettigem Essen wie Raclette oder Fondue beeinflussen. Ein Teil der Probanden trank zum Essen Wein und anschließend Kirschschnaps, während die andere Gruppe Tee wählte. Das Ergebnis war laut Berichten der NZZ eindeutig: Die Magenentleerung wurde durch Alkohol signifikant verlangsamt.

Doch die vielleicht überraschendste Erkenntnis war die positive Wirkung eines unscheinbaren Getränks: Schwarzer Tee. Laut den Schweizer Forschern ist Schwarzer Tee die beste Wahl für den Magen-Darm-Trakt. Das Bundeszentrum für Ernährung bestätigt, dass Schwarzer Tee als altes Hausmittel bei Magen-Darm-Beschwerden gilt. Die im Tee enthaltenen Polyphenole wirken beruhigend auf Magen und Darm, sollen entkrampfend wirken und die Verdauung fördern. Wer also das Gefühl hat, dass der Käse schwer im Magen liegt, sollte laut den Wissenschaftlern eher zu Schwarzem Tee greifen als zu einem Schnaps.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt von Schwarzem Tee ist das enthaltene Koffein. Dieses kann wach halten, was besonders an einem langen Silvesterabend von Vorteil sein kann, um lange durchzuhalten und die Feierlichkeiten nicht müde zu verpassen.

Traditionelle Begleiter: Wein und Kirsch

Auch wenn die Zürcher Studie zeigte, dass Alkohol die Magenentleerung verlangsamt, gehören trockener Weißwein und Kirschschnaps traditionell zu den beliebtesten Begleitern von Käsefondue. Die Studie bestätigte zwar, dass die Verdauung bei den Wein- und Schnapstrinkern deutlich langsamer war als bei den Teetrinkern (nach neun Stunden hatte erst die Hälfte des Essens den Magen verlassen, bei den Teetrinkern bereits nach sechs Stunden), dennoch haben diese Getränke ihren festen Platz in der Fondue-Kultur.

Ein trockener, säurehaltiger Weißwein wie ein Chasselas (Fendant), ein Sauvignon Blanc oder ein Muscadet wird oft empfohlen. Die Säure im Wein soll angeblich ebenfalls die Verdauung unterstützen, auch wenn die Studie eine andere Wirkung zeigte. Kirschwasser, oft als „Coup du Milieu“ (Schuss zur Mitte des Essens) serviert, wird traditionell ebenfalls eine verdauungsfördernde Wirkung zugeschrieben.

Was ist in Käsefondue?
Heute ist das Käsefondue ein über die Landesgrenzen hinaus beliebtes Gericht. Traditionell wird die Schweizer Spezialität mit mindestens zwei verschiedenen Käsesorten wie Emmentaler und Gruyère, trockenem Weisswein, einem Schuss Kirsch und nach Belieben mit Knoblauch, Pfeffer und geriebener Muskatnuss zubereitet.

Die Schweizer Forscher zogen trotz der Ergebnisse zur Magenentleerung einen beruhigenden Schluss: Auch wenn Tee am besten für den Magen ist, können Menschen ohne gesundheitliche Einschränkungen oder einen empfindlichen Magen grundsätzlich weiterhin das Getränk ihrer Wahl zum Raclette oder Fondue genießen. Es ist schließlich nur einmal Silvester im Jahr.

Kräutertees als weitere Option

Neben Schwarzem Tee werden auch bestimmte Kräutertees traditionell zum Fondue empfohlen, da sie als verdauungsfördernd gelten. Mischungen mit Fenchel, Anis oder Kümmel sind hier besonders beliebt. Diese Kräuter sind seit langem für ihre positive Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt bekannt und können helfen, Blähungen und Völlegefühl vorzubeugen.

Zusammenfassung der Getränkeempfehlungen

Um Ihnen einen besseren Überblick zu geben, fassen wir die gängigen Empfehlungen und Erkenntnisse zu den Getränken bei Käsefondue und Raclette zusammen:

GetränkEmpfehlung / Wirkung (laut Quellen)Anmerkungen
Wasser (insb. kalt)Eher meidenSoll Magensäure verdünnen und Käse verklumpen; kann zu Völlegefühl/Sodbrennen führen. Wissenschaftlich nicht abschließend belegt.
Schwarzer Tee (warm)Sehr empfehlenswertPolyphenole wirken beruhigend und verdauungsfördernd. Koffein hält wach. Von Schweizer Studie positiv hervorgehoben.
Kräutertee (warm)EmpfehlenswertMischungen mit Fenchel, Anis, Kümmel gelten als traditionelle Verdauungshelfer.
Trockener WeißweinTraditionell & verbreitetKann laut Studie die Magenentleerung verlangsamen, wird aber traditionell getrunken. Säure soll helfen.
KirschschnapsTraditionell & verbreitetWird als „Coup du Milieu“ getrunken, soll Verdauung anregen. Studie zeigt Verlangsamung der Magenentleerung.
Bier / LimonadenEher meidenKohlensäure kann den Magen zusätzlich belasten. Alkohol verlangsamt die Verdauung.

Wie die Tabelle zeigt, gibt es unterschiedliche Ansichten und Traditionen. Während einige die wissenschaftlichen Erkenntnisse hervorheben, die Tee und warme Getränke favorisieren, halten andere an den traditionellen Begleitern wie Wein und Kirsch fest. Letztendlich hängt die Wahl auch vom persönlichen Geschmack und der eigenen Verträglichkeit ab.

Weitere Tipps für einen unbeschwerten Fondue-Abend

Neben der Getränkewahl gibt es noch weitere Punkte, die zu einem angenehmen Raclette- oder Fondue-Abend beitragen können:

  • Vorsicht bei bestimmten Zutaten: Obwohl der Fokus dieses Artikels auf den Getränken liegt, ist es erwähnenswert, dass auch bei den Zutaten Vorsicht geboten sein kann. Das Robert Koch-Institut (RKI) warnte beispielsweise vor der Verwendung von Hühnerfleisch aufgrund des Risikos von Campylobacter-Bakterien, die Durchfallerkrankungen verursachen können. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wies auf Listerien in Räucherlachs hin, besonders wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum naht.
  • Nicht überessen: Auch das beste Getränk kann eine übermäßige Menge an fettreichem Essen nicht kompensieren. Genießen Sie in Maßen.
  • Bewegung: Ein kleiner Spaziergang nach dem Essen kann die Verdauung anregen und das Völlegefühl reduzieren.
  • Pausen einlegen: Nehmen Sie sich Zeit beim Essen, kauen Sie gut und machen Sie zwischendurch kleine Pausen.

Diese zusätzlichen Tipps helfen, die Belastung für den Magen zu minimieren und das gesellige Essen in vollen Zügen zu genießen.

Häufig gestellte Fragen zu Getränken bei Käsefondue & Raclette

Warum sollte ich kaltes Wasser meiden?

Einige Theorien besagen, dass kaltes Wasser die Magensäure verdünnt und die Verdauung von Fetten erschwert, was zu Völlegefühl und Sodbrennen führen kann. Zudem könnte es den Käse im Magen verklumpen lassen. Warme Getränke wie Tee werden oft als bekömmlicher angesehen.

Wie kann man Käsefondue essen?
Zu dem deftigen Käsefondue passt hervorragend ein grüner Salat. Außerdem empfiehlt es sich, ein paar Kleinigkeiten als Beilagen in Schälchen bereitzustellen, etwa saure Gurken, Oliven, Silberzwiebeln, Champignons oder auch Staudensellerie. Auch süßes Obst wie Birnen, Weintrauben oder auch Feigen eignen sich sehr gut.

Ist Schwarzer Tee wirklich das beste Getränk?

Laut einer Studie des Universitätsspitals Zürich schnitt Schwarzer Tee bezüglich der Magenentleerung am besten ab. Die enthaltenen Polyphenole sollen beruhigend und verdauungsfördernd wirken. Viele traditionelle Empfehlungen unterstützen die Wahl von warmen Tees.

Was ist mit Wein und Schnaps?

Wein und Kirsch sind traditionelle Begleiter. Die Zürcher Studie zeigte jedoch, dass Alkohol die Magenentleerung verlangsamt. Dennoch genießen viele Menschen diese Getränke ohne Probleme. Bei einem empfindlichen Magen könnten sie jedoch weniger geeignet sein als Tee.

Gibt es wissenschaftliche Beweise gegen Wasser?

Die Theorie, dass Wasser die Magensäure verdünnt und Käse verklumpt, ist weit verbreitet, aber nicht abschließend durch große, unabhängige wissenschaftliche Studien belegt. Die Schweizer Studie fokussierte sich eher auf die Magenentleerung im Vergleich von Alkohol und Tee.

Was soll ich trinken, wenn ich einen empfindlichen Magen habe?

Bei einem empfindlichen Magen sind warme, nicht kohlensäurehaltige Getränke wie Schwarzer Tee oder Kräutertees (Fenchel, Anis, Kümmel) wahrscheinlich die beste Wahl, da sie als besonders bekömmlich und verdauungsfördernd gelten.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Getränkewahl zum Käsefondue oder Raclette ist durchaus relevant für das Wohlbefinden nach dem Essen. Während Wasser von einigen Quellen kritisch gesehen wird, gelten warme Tees, insbesondere Schwarzer Tee oder Kräuterteees, als gute Unterstützer der Verdauung. Auch wenn Alkohol die Magenentleerung verlangsamen kann, bleiben Wein und Kirsch beliebte traditionelle Begleiter. Letztendlich ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und das zu trinken, was einem guttut, um das gesellige Essen in vollen Zügen genießen zu können.

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Bruno Auerei Leimen

Ich heiße Bruno Auerei Leimen und wurde 1979 in Heidelberg geboren. Seit über zwanzig Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Entdeckung der kulinarischen Vielfalt Deutschlands. Nach meinem Studium der Literatur und des Journalismus an der Universität München habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Liebe zum Schreiben mit meiner Neugier für authentische regionale Küche zu verbinden. Heute arbeite ich als Gastronomiekritiker, habe drei Bücher über kulinarische Reisen veröffentlicht und schreibe regelmäßig für renommierte Magazine. Besonders schlägt mein Herz für traditionelle Gerichte und handwerklich gebrautes Bier.

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